Skulptur mit schlafendem Priester
Die Großplastik „Der Hängemattenbischof" am Rande des Katholikentags

Katholikentag - „Ich will den Papst nicht abschaffen“

Heute beginnt der Katholikentag in Stuttgart. Es kommen so wenig Gläubige wie noch nie. Die Katholische Kirche ist in einer schweren Vertrauenskrise, sagt der Jesuit Klaus Mertes. Aber für einen Abgesang sei es noch zu früh. „Die Kirche hat Kraft und wird weiterexistieren, sie wird aber eine andere Gestalt bekommen.“

Autoreninfo

Volker Resing leitet das Ressort Berliner Republik bei Cicero. Er ist Spezialist für Kirchenfragen und für die Unionsparteien. Von ihm erschien im Herder-Verlag „Die Kanzlermaschine – Wie die CDU funktioniert“.

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Klaus Mertes hat mit einem offenen Brief 2010 die Missbrauchskrise in der katholischen Kirche öffentlich gemacht. Er ist Mitglied des Jesuitenordens und hat 20 Jahre als Schulleiter in Berlin und St. Blasien gearbeitet. Heute lebt er in Berlin und ist Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Stimmen der Zeit“.

Vor vier Jahren kamen noch 90.000 Besucher zum Katholikentag nach Münster, nun werden in Stuttgart etwa 20.000 erwartet. Was ist los in der katholischen Kirche?

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Christa Wallau | Do., 26. Mai 2022 - 12:50

gibt Herr Merts hier in diesem Interview.

In meinen Augen besteht die Krise des Katholizismus in D (nicht viel anders als beim Protestantismus) im Wesentlichen aus einer allgemeinen Schwäche der Religiosität überhaupt, d. h. einer Bindung des Menschen an eine Transzendenz.
Die meisten Leute heute sehen sich als Herren ihres eigenen Schicksals (= kleine Götter) an, als "Selbstperformer". Werden sie enttäuscht in ihrer Selbstherrlichkeit bzw. mißlingt ihnen die "Performance", dann dürfen sie andere dafür verantwortlich machen, und der Staat (d.h. die Gesellschaft) nimmt ihnen die Verantwortung für ihr Scheitern in Form einer Rundum-Versorgung weitgehend ab. Die Fokussierung auf reinen Konsum (materiell u. geistig) kann damit weitergehen.
Wie sollen derart innerweltlich abgesicherte/ abgefütterte Menschen auf die Idee kommen, über ein Woher? und Wohin? ihrer Existenz nachzudenken u. sich auf einen Glauben einzulassen?
Die Grundlagen dafür müssen früh gelegt werden - in der Kindheit.

@Frau Wallau, Religion gründet seit jeher auf Vorbildern. Erfüllt das religiöse Bodenpersonal diese Vorbildfunktion? Der Papst schwurbelt zwischen Putin-Vermittlung und Maria 2.0-Unverständnis. Wäre da Jesus im Tempel nicht erneut ausgeflippt ? "Wandelt Euch durch ein neues Denken"- Römer 12,2. Und das war das Thema des Katholikentags 1964!

Christa Wallau | Sa., 28. Mai 2022 - 13:15

Antwort auf von Karl-Heinz Weiß

ist und war zu allen Zeiten in großen Teilen alles andere als ein gutes Vorbild für gläubige Menschen. Da haben Sie völlig recht.
Aber es gibt und gab auf der anderen Seite auch i m m e r Christen, die ihren Glauben ernst nahmen u. sogar mit ihrem Leben dafür einstanden.
Wer den Worten der Bibel vertraut, der weiß, daß Jesus vorausgesagt hat:
Es wird falsche Propheten geben, und es werden nur w e n i g e sein, die den
schweren, steinigen Weg seiner Nachfolge tatsächlich gehen.
Mißstände in der Institution Kirche widerlegen nicht die christliche Lehre als solche, mit der man sich - unabhängig von konkreten Vertretern der Kirche - beschäftigen muß, wenn man zum Glauben finden u. ihn schätzen will.

Ich bin froh und dankbar, daß ich in der Familie u. meinem näheren Umfeld in der Kindheit Menschen hatte, die in mir die Grundlage für Gläubigkeit gelegt haben. Lebenslang konnte ich mich so kritisch mit dem christl. Glauben auseinandersetzen u. ihn letztlich in mir bewahren.

Die großen philosophischen Fragen des Lebens, wer wir sind, wie unsere Vorfahren gedacht & geschaffen haben, wie ein jeder die Welt bisher wahrgenommenen hat,
Philosophische Fragen - für die meisten unwichtig & reinste Zeitverschwendung!
Vor allem im Linksdenkenden Milieus.

Hauptmangel, sich mal selbst im Spiegel zu betrachten & dies nicht nur, um stromlinienfõrmig auszusehen bzw. sich zu präsentieren.
Unsere tagtägliche Schauspiel-Darstellung bringt den Menschen nicht in die Tiefe des menschlichen Leben & Denkens.

Und hier vermisse ich etwas in unserer westlichen Kultur.

ES GIBT KEINE FRAGEN MEHR & VOR ALLEM KEINE ZEIT & UM FRAGEN ALS LEBENSLUST ZU ENTWICKELN, ZU FORSCHEN

wir sind eine reine Konsum-Gesellschaft geworden, wo man was benutzt, abarbeitet, was hörendes oder sehendes konsumiert, jedoch alles ohne Austausch von Wissen, Gefühlen, Meinungen innerhalb einer Gruppe.
Obwohl riesige Menschenansammlungen - alle sind alleine & die dies meisten bis zum Bett gehen.
SUCHET???

Christoph Kuhlmann | Do., 26. Mai 2022 - 12:51

Schlagzeilen. Sind es nun Pädophile Priester, die nicht beim Staatsanwalt angezeigt werden sondern auch noch befördert werden. Eine herablassende Haltung gegenüber scher geschädigten Opfern, die mit geringen Summen abgespeist werden oder übergriffige Seelsorger, die Frauen belästigen. Dazu ein Interview das an Inhaltslosigkeit und Subjektivität kaum zu überbieten ist. Da kann sich Scholz noch eine Scheibe abschneiden. Für mich als Außenstehenden befindet sich die Katholische Kirche in den entwickelten, modernen Gesellschaften im Sturzflug. Sie hat die Notwendigkeit der umgehenden Ahndung von Menschenrechtsverletzungen erst unter dem Druck der Öffentlichkeit erkannt und hält die Position eines Menschen in der Hierarchie nach wie vor für relevant. Damit verstößt sie gegen die Rechtsstaatlichkeit. Es ist nicht einzusehen, warum stillschweigend eine Paralleljustiz, die auf Vergebung beruht, bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit geduldet wird oder wurde.

... und darauf hoffen, dass der Staat endlich Regelungen schafft, dass man nicht trotzdem noch indirekt die Gehälter von "Bischof & Co" finanzieren muss. Ansonsten sind mir sämtliche Kirchen & Sekten egal!

Norbert Heyer | Do., 26. Mai 2022 - 14:38

Die katholische Kirche hat sich über 2000 Jahre an der Macht gehalten, weil sie nach oben gebuckelt und nach unten getreten hat. Meine Eltern waren sehr fromm, Sonntagsmesse war Pflicht, regelmäßiges Beichten, tägliche Maiandacht, nach der Messe noch Christenlehre. Trotzdem fand unser Pfarrer nicht einmal den Weg in mein Elternhaus, meine Eltern waren eben kleine, unbedeutende Leute. Der Kaplan unserer Pfarrei lebte mit einer Frau zusammen, er musste sich offiziell von ihr trennen und wurde anschließend Caritas- Direktor. Ein zweimal vorbestrafter Pfarrer wurde in unsere Gemeinde versetzt und verging sich wieder an einige Jungen. Der Weihbischof verhinderte eine Anzeige durch Gemeindemitglieder, zwei Jahre später wurde die Gemeinde aufgelöst. Mein letzter Kirchgang liegt mittlerweile 40 Jahre zurück, ich bin nur noch zahlendes Mitglied - aus Erinnerung an meine frommen Eltern. Habe jetzt die Gebühr für unsere Gruft gezahlt, Preisanpassung nach 5 Jahren: 80% teurer, da ist Kirche top.

Walter Bühler | Fr., 27. Mai 2022 - 08:58

... sind wichtig und wertvoll für unser Land und besonders in Berlin. Ohne Katholik zu sein achte und schätze ich Herrn Mertes, besonders seine pädagogische Arbeit.

Ich teile die Meinung von Herrn Lehmann: "Wir sind eine reine Konsum-Gesellschaft geworden, wo man was benutzt, abarbeitet, was hörendes oder sehendes konsumiert, jedoch alles ohne Austausch von Wissen, Gefühlen, Meinungen INNERHALB EINER GRUPPE."

Auf soziale Verantwortlichkeit ausgerichtete Großgruppen (Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, Feuerwehren, Chöre, Familien, ...) sind essentiell für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft.

Die soziale Vereinzelung, die Herr Lehmann beschreibt, führt dazu, dass das Volk in lauter Kleinstgruppen zerfällt, sich aus den sozialen Gruppen zurückzieht und diese den Funktionären überlässt.

Aus sozialen Gruppen werden dadurch professionelle Sozialleistungsfirmen, und der gewöhnliche Bürger fühlt sich auch in diesem Bereich nur noch als Konsument und Kunde.