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Klaus Schwab würde Donald Trump nicht mehr einladen. Mit Xi Jinping hat er kein Problem / dpa

Donald Trump und Xi Jinping - Hui und Pfui

Klaus Schwab, Gastgeber des Weltwirtschaftsforums, würde Donald Trump nicht noch einmal einladen. Sein neuer gefeierter Stargast ist der chinesische Präsident Xi Jinping. Wie glaubwürdig ist dann Schwabs Einsatz für Demokratie?

Autoreninfo

Frank A. Meyer ist Journalist und Kolumnist des Magazins Cicero. Er arbeitet seit vielen Jahren für den Ringier-Verlag und lebt in Berlin.

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Bisweilen, wenn gottlob auch selten, ergibt sich die Notwendigkeit, zweimal hintereinander ein und dasselbe Thema zu behandeln. Diesmal das Weltwirtschaftsforum, also das WEF, also Klaus Schwab.

Der Gastgeber der größten Gesellschaftsshow des Globus äußerte sich in der NZZ am Sonntag zu Donald Trump, seinem Stargast von 2018 und 2020. Das Blatt fragte ihn, ob er den mittlerweile abgewählten US-Präsidenten heute, mit Blick auf die Erstürmung des Kapitols, wieder einladen würde. Schwabs Antwort: „Da müsste ich mit mir ins stille Kämmerlein gehen und überlegen. Wenn ich herauskäme, wäre die Antwort wahrscheinlich: Nein.“

Trump nicht mehr unter den Mächtigen

Man könnte dieses Statement abtun mit der Feststellung: Das WEF ist das WEF, ist Klaus Schwab – und nun mal allen Mächtigen zu Diensten, solange sie an der Macht sind. Letzteres trifft auf Donald Trump nicht mehr zu. Ein Leichtes, ihn „wahrscheinlich“ nicht mehr eingeladen zu haben.

Die Aussage des WEF-Chefs bezieht sich auf das politische Benehmen des Berserkers im Weißen Haus, auf dessen Verantwortung für die putschähnlichen Vorgänge in Washington. Was bedeuten würde: Klaus Schwab übt Kritik an Demokratiefeinden – selbst wenn sie in Präsidentenstiefeln über den Rasen des Weißen Hauses trampeln.

Bravo

Bravo müsste man dem mannhaften WEF-Gründer zurufen. Doch solchem Beifall steht im Wege, dass Klaus Schwab den notorischen Lügner Donald Trump als Gast in Davos nicht nur herzlich begrüßte, sondern ausdrücklich lobte – Präsident ist nun mal Präsident. Ein weiterer Umstand schließt einen löblichen Kommentar kategorisch aus: Chinas Präsident Xi Jinping ist der gefeierte Star des diesjährigen WEF – ihm gilt Klaus Schwabs Huldigung auf dem von Davos nach Singapur verlegten Treffen.

Wohl wahr, Donald Trump war vier Jahre lang ein Schandfleck der westlichen politischen Kultur – und der Sturm aufs Kapitol das Resultat seiner aufrührerischen Twitter-Kanonaden.

War das Donald Trump?

Hat er als Präsident der USA ein Millionenvolk wie die Uiguren unterdrückt und in Konzentrationslagern „umerzogen“? Hat er eine Demokratie wie die in Hongkong zerstört? Hat er einen freiheitlichen Rechtsstaat wie Taiwan militärisch bedroht? Hat er kritische Amerikaner ins Gefängnis gesteckt, wie es täglich kritischen Chinesen widerfährt? Hat er lückenlose Überwachungsmaßnahmen ins Werk gesetzt, um alles Tun und Lassen der US-Bürger digital unter Kontrolle zu bekommen?

Donald Trump wurde abgewählt. Können die Bürger Chinas Xi Jinping abwählen?

So steht es nun mal mit der Welt.

Ausblendung chinesischer Wirklichkeit

Xi Jinpings Besuch am Weltwirtschaftsforum und in den Medien dient dem Ausblenden der Wirklichkeit: Diese Inszenierung malt meisterlich das Bild von China als Ordnungsmacht, der es kraft diktatorischer Instrumente besser gelingt, die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen als der westlichen Welt – dass China sogar ganz grundsätzlich besser geeignet sei, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, von der digitalen Wirtschaft bis zur Klimapolitik.

Die Schalmeienklänge des chinesischen Kommunismus als Zukunftsmusik einer in seinem Sinne geordneten Menschheit: der Totalitarismus jedem Rechtsstaat überlegen, die offene Gesellschaft veraltet, die Demokratie dekadent, von gestern. Xi hui, Trump pfui!

China hui, USA pfui.

Wessen Geschäft betreibt das WEF? Sein eigenes.

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Karl-Heinz Weiß | Mo., 1. Februar 2021 - 16:04

Eine notwendige, glasklare Einordnung. Demokratie geht zugrunde, wenn sich die Eliten von ihr abwenden.

Juliana Keppelen | Mo., 1. Februar 2021 - 17:10

die Moralkeule mit der Aufschrift Demokratie. Entweder man will Geschäfte machen oder man läßt es bleiben aber um himmelswillen laßt uns aufhören mit diesem geheuchelten Missionierungseifer. Übrigens Hongkong war nie eine Demokratie es war eine britische Kronkolonie. Auch China war in seiner zig tausendjähiger Geschichte noch nie eine Demokratie und wird es angesichts seiner Fläche, Menschenmasse und Kultur in absehbarer Zeit nicht werden.

wurde während der "Besetzung" nicht ein einziges mal demokratisch gewählt. Die erste Wahl war nach der Übergabe. Und da wir mit der "Demokratiemonstranz" die wir so tapfer vor uns her tragen (jedenfalls wenn es um bestimmte Ländr geht) immer als erstes freie und geheime Wahlen als Demokratiezeichen fordern, war Hongkong eben noch nie eine Demokratie.

Christoph Kuhlmann | Mo., 1. Februar 2021 - 17:17

zum Thema Wirtschaft und Demokratie erwarten dürfen. Was Chin angeht, wir hatten erst die Japaner, dann die Koreaner und nun die Chinesen. Die haben das mit der Demokratie noch nicht realisiert, mit der Gewaltenteilung und mit den freien Gewerkschaften. Insofern müsste es da noch exorbitante Kosten unter dem Teppich geben. Jetzt verschulden sie sich erstmal, dann überaltern sie und irgendwann können sie dann die Kredite für die vielen Fehlinvestitionen nicht mehr aufbringen. Bis dahin brauchen wir neue Märkte.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 1. Februar 2021 - 17:18

Ich hätte hinter Ihrem letzten Satz lieber Herr Meyer ein Fragezeichen gesetzt. " Sein eigenes?"
Schwab betreibt das Geschäft des jeweiligen Mächtigen und das ist unbestritten derzeit Xi.
Und die Teilnehmer huldigen ihn, ob ihrer Anwesenheit. Ja, die menschenrechts geschwängerte Moral gilt nur solange, wie sie den eigenen Interessen dient. Ansonsten heißt es nur: " Business as usal. What ever it takes. So what."
Bin gespannt, wann wir alle die Hautfarbe wechseln und eine der acht chinesischen Sprachen/Dialekte in den Schulen lernen müssen?

Christa Wallau | Mo., 1. Februar 2021 - 17:44

Ja, lieber Herr Meyer, so geht's nun mal zu auf der Welt! Es ist das Natürlichst auf diesem Planeten, seit es Menschen gibt.
Nur eine Pastorentochter, deren Vater nach dem Kriegsende FREIWILLIG aus dem Westen in den kommunistischen Osten zog, glaubt an das Gegenteil, nämlich daran, daß man erst eine Art von "Weltsolidarität" unter den Menschen herstellen müsse, bis einem geholfen werde. Diese Person - zur Wahrung unserer deutschen Interessen bestellt ! - betreibt keineswegs unser Geschäft, sondern fühlt sich berufen, dasjenige fremder Leute zu betreiben - mit u n s e r e m Geld!
Gerade eben haben wir das wieder bei der Impfstoffbeschaffung erlebt! Als 2015 wildfremde Menschen täglich zu Zehntausenden in unser Land strömten, war es dasselbe!
Wir Deutschen brauchen weder einen Herrn Schwab noch sonst einen selbsternannten "Philanthropen", sondern einen Kanzler, der unsere Interessen vertritt. Leider haben wir ihn nicht, und es sieht so aus, als ob wir ihn demnächst auch nicht bekämen.

Klaus Schwab macht die Konferenzveranstaltung, aus der er dann einen Thinktank entwickelt hat, seit mehr als 50 Jahren. Es war immer eine Konferenz der Wirtschafts- und Staatseliten. Warum ist er heute, Ü-80, plötzlich ein Buhmann ?

Gisela Fimiani | Mo., 1. Februar 2021 - 18:48

Schwabs Buch spricht für sich. Sein „Geschäft“ schmiegt sich eng an dasjenige, welches Xi betreibt. Schwabs Überzeugungen sind von totalitärer Art.

Urban Will | Di., 2. Februar 2021 - 09:20

man es ihn treiben lässt.
In Sachen Wirtschaft verkommt die Demokratie zur Show, das ist nicht erst seit Existenz des WEF klar.
Demokratie interessierte noch nie, wenn es um Geschäfte ging, ich kenne zumindest keinen Fall, der erwähnenswert wäre.
Das Geschwätz über Trump seitens diesen Herrn Schwab ist lächerlich, er schwimmt halt auch gerne im seichten, warmen Becken des Mainstreams.
Sollte Trump in vier Jahren als wiedergewählter Präsident dort aufkreuzen (wohl eher unwahrscheinlich), wird er ihm wieder die Füße lecken.
So wie jetzt er und all die anderen Heuchler dem Diktator Xi Jinping die Füße lecken. Dessen Nachfolgern wird es genauso „ergehen“, egal was China macht.

Das alles ist eigentlich ebenso widerlich wie lächerlich, aber in Zeiten allgemeiner Kritiklosigkeit, bzw. deren Stigmatisierung ein Kinderspiel.

Die Energie, sich darüber aufzuregen, sollte man sich sparen, nicht aber den süffisanten Spott, Herr Meyer, den Sie hier wieder so trefflich ansetzen.
Bravo.

Petra Führmann | Di., 2. Februar 2021 - 14:56

ich bin etwas befremdet darüber, dass Sie Ihrem Abscheu gegenüber Trumps ungewohntem, ungewöhnlichen und sicher nicht stilvollen Auftreten so viel Platz einräumen. Ist diese Verhalten denn so viel schwerwiegender als das, was er politisch getan hat? Lieber einen ungehobelten, aber ehrlichen Mann als diese Lügerei und über andere Länder herfallen. Tut mir leid, aber Ihre Ablehnung haben andere verdient, nicht zuletzt Xi Jinping. Und die Sache mit der Erstürmung.. ähnlich wie in Berlin... nur aufgeblasen, und ich glaube nicht, dass Trump einen Befehl zum Angriff gegeben hat, auch nicht mittelbar über Twitter. Aber nun wird ja alles besser. Dabei war das Thema eigentlich Schwab. Über den sagen Sie eher wenig, außer, dass er sich gern mit Mächtigen schmückt. Weshalb kommen die alle? Wer ist Schwab? Es wird vermutet, dass er alle Mächtigen "einnordet". Womit? Warum?