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Nur, wo „queer“, „black“ oder „trans“ draufsteht, ist auch „queer“, „black“ oder „trans“ drin /dpa

Cancel Culture - So mobben Sie jede Meinung weg!

Seit eine Kabarettistin von einem Literaturfestival ausgeladen wurde, diskutiert die Medienwelt exzessiv über den Begriff „Cancel Culture“. Doch wie funktioniert diese Art der Zensur? Hier eine kleine Anleitung.

Autoreninfo

Judith Sevinç Basad ist Journalistin und lebt in Berlin. Sie studierte Philosophie und Germanistik und volontierte im Feuilleton der NZZ. Als freie Autorin schrieb sie u.a. für FAZ, NZZ und Welt. Sie bloggt mit dem Autoren-Kollektiv „Salonkolumnisten“. 

So erreichen Sie Judith Sevinç Basad:

1. Voraussetzung: Eignen Sie sich ein Lagerdenken an

Um die „Cancel Culture“ richtig zu betreiben, müssen Sie zuerst Ihren Blick auf die Welt verengen. Fanden Sie bisher Meinungen von Konservativen UND Grünen oder Linken gut, gilt es diesen differenzierten Blick auf die politische Parteienlandschaft jetzt abzulegen. Das ist ganz einfach: Teilen Sie die Welt in zwei Lager ein, in „gut“ und „böse“, und ersetzen Sie diese Begriffe durch „progressiv“ und „rechts“: Progressiv sind alle politischen Bewegungen, die sich links der Mitte befinden wie etwa Feminismus, Klimaschutz und Antirassismus. „Rechts“ sind alle Meinungen und Personen, die diese Bewegungen nicht bedingungslos abfeiern.

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Tobias S. | So., 16. August 2020 - 09:06

Warum schreiben sie gegen die AfD? Glauben sie, deswegen wird das von ihnen Geschriebene weniger radikal gesehen? Ist das der Teil, mit dem sie zeigen wollen, dass sie doch eigentlich ganz unvoreingenommen sind?

Sie beweisen mit dem, was sie schreiben, doch selbst, dass die AfD in vielen Punkten recht hat.

Das Thema Flüchtlinge zum Beispiel ist in unserer Gesellschaft ein Tabu Thema, aus genau den Gründen und durch genau die Menschen, die sie in ihrem Text ansprechen.
Toxischer Feminismus, Genderwahn, Sprachpolizei - alles Themen der AfD. Die AfD ist die Partei, die als Einzige ehrlich gegen die Cancel Kultur arbeitet. Deswegen wird sie auch so gehasst.

Wenn sie also die AfD als demokratische Partei angreifen oder sie als lächerlich bezeichnen (indem sie Nuhrs verhalten als wünschenswert hinstellen), dann machen sie genau das, worüber sie sich in ihrem Text beschweren. All die Hysterie, die sie in ihrem Text beschreiben, wird auch bei der AfD angewandt.

Joachim Kopic | So., 16. August 2020 - 14:39

Antwort auf von Tobias S.

Offensichtlich gehört es heute überall dazu, etwas gegen die AfD zu schreiben: Natürlich sind in deren Reihen Leute, die man kritisch zu sehen hat ... die hat aber auch die Linke (... und deren Altschulden nicht zu vergessen!). Beim politischen Fehlverhalten scheinen sie sich ja ebenfalls gegenseitig zu überbieten - aber auch da toppt deren Ministerpräsident und seine rechte Hand in Sachen "Verhalten" alles ;)

Gerhard Lenz | So., 16. August 2020 - 17:38

Antwort auf von Tobias S.

das glauben Sie doch wohl selbst nicht. Die AfD argumentiert nicht "ehrlich" gegen bestimmte gesellschaftliche Themen, nein, sie bezieht eindeutig Stellung gegen die gesellschaftlichen Entwicklungen, die dahinter stehen.

Dazu hat sie natürlich jedes Recht, sofern das aufrichtig geschieht, und nicht aus plumpem Aktionismus, um die Freunde am Stammtisch zu bedienen.

Was dann dabei rauskommt, muss man nicht gutheissen, man kann, nein oftmals sollte man es sogar, der Demokratie wegen, eindeutig ablehnen.

Daraus abzulesen, dass die AfD "Recht" hat, ist eine sehr eigentümliche Schlussfolgerung.

Respekt, Frau Basad. Im Gegensatz zu früheren Beiträgen haben Sie es diesmal geschafft, nicht wie der redaktionelle Arm der AfD-Forengemeinschaft zu klingen.

Das lässt hoffen!

von Meinungsfreiheit und Demokratie. Wer sich als Gesinnungspolizist in unser aller Leben einmischen will, Herr Lenz, sollte wissen: kein denkender Mensch braucht in einer echten und ehrlichen Demokratie linksdominante Hofnarren!
Noch einmal: Die AfD ist eine Demokratische Partei, bis das Gegenteil bewiesen ist! Punktum! Legen sie eine andere Platte auf. Die Jetzige hat einen Sprung … hat einen Sprung … hat einen Sprung … hat einen Sprung!
.

So isses, Herr Johannsen....

Seite A: Die AfD ist eine demokratische Partei. Da ist der Sprung so gross, dass man das nicht mehr "versteht...".

Seite B: Die SED steht kurz davor, in der BRD die Macht zu übernehmen...

Interpret: Der ewige Widerständler.....

hat einen Sprung...hat einen Sprung...

Günter Johannsen | Di., 18. August 2020 - 18:12

Antwort auf von Gerhard Lenz

Was Marxisten gestern wie heute gern mal verschweigen: der wissenschaftliche Kommunismus von Karl-Marx hat allein in der Sowjetunion, in China und in der DDR über Hundertmillionen Tote zu verantworten! Und auch der Antisemitismus ist den Marxisten nicht fremd!

... dachte wirklich mal, Sie haben (wie ich!) nur etwas gegen Spinner ... aber Sie stoßen leider ins Horn der ÖRlichen - nur gegen die AfD ... alles was die "Grotzies" machen, ist ok oder wird als "Scherz/Ironie" gesehen - so schwarz-weiß ist die Welt aber leider nicht und ich schätze Sie als so klug ein, dass Sie das auch wissen :(
PS dazu gehörte übrigens auch meine (nicht veröffentlichte) Antwort/Aussage zu Lübcke: Ich fand es geschmacklos, wie er sich gegenüber denen äußerte, die ihn gewählt hatten, auch wenn ich den Mord aufs Schärfste verurteile!

Zitat: „…sie bezieht eindeutig Stellung […] Dazu hat sie natürlich jedes Recht, sofern das aufrichtig geschieht, und nicht aus plumpem Aktionismus, um die Freunde am Stammtisch zu bedienen.“

Tatsächlich kann jede Partei aus welchen Gründen auch immer „Stellung Beziehen“, so auch aus Aktionismus, für Stammtischfreunde oder aus purem Spaß. Das haben zum Glück nicht Sie zu entscheiden.
Und, Herr Lenz, was haben Sie in letzter Zeit ständig mit Ihrem „Stammtisch“-Gedöns. Das wird auffällig. Man könnte meinen, da gibt es bei Ihnen Defizite der sozialen Art, was so einiges erklären würde.

Christoph Kuhlmann | So., 16. August 2020 - 09:14

gegen Diffamierung. Mein Kompliment bezüglich der analytischen Ironie an die Autorin.

"Höchstwahrscheinlich war es Ihnen bisher egal, welche Sexualität, welche Hautfarbe oder welches Geschlecht die Menschen in Ihrem Umfeld haben. Auch von dieser Unvoreingenommenheit sollten Sie sich befreien... unterwerfen Sie sich ..." Der ganze Absatz ist eine hervorragende Zusammenfassung des Kernproblems. Wer die "Rasse" als ausschlaggebendes Kriterium für die Behandlung eines Individuums zugrunde legt ist Rassist! Auch wenn er/sie sich für die eigene Hautfarbe schämt und und sich entsprechend dieses Kriteriums unterwirft. Das gleiche gilt für Geschlecht und Sexualität. Ich hatte bisher die Einteilung bekennende Rassisten, Mensch die damit klar kommen und projezierende Rassisten. Also Menschen die den eigenen Rassismus anderen unterstellen.Es freut mich sehr, dass diese Erkenntnis weiter verbreitet ist als ich dachte und hoffe, dass sie bald Allgemeingut wird.

Herr Kuhlmann, Sie haben vollkommen recht. Die Identitätspolitik zerstört unser Zusammenleben. Positiver Rassismus ist Rassismus, egal wie rum man das Ganze dreht. Mit der Förderung von einzelnen Identitätsgruppen benachteilige ich andere. . Diese "revolutionären" Büttel wollen als Sorge- und Erziehungsberichtigte der Minderheiten wahrgenommen werden. Aber wehe dem, ein Bürger aus diesem Kreis der Geförderten äußert sich selbstständig und macht sich Gedanken über die Verhältnisse. Die Kündigung des Arbeitsvertrages oder andere Bosheiten folgen sofort. Duckmäusertum ist gewünscht und entspricht in vielem unserer Geschichte. Mancher Eleve der Linken und Linksliberalen tönt schon wieder wie Lothar von Trotha vor über 100 Jahren in Deutsch Südwest.

Romuald Veselic | So., 16. August 2020 - 09:18

Deshalb, obwohl weiß, mit slawischen Wurzeln, bekenne mich nicht schuldig, auch wenn meine Heterodisposition durch Geburt bestimmt wurde. Ich unterwerfe mich nicht. Unterwerfung ob physisch o. mental, ist nur anderes Wort der Versklavung. Ich empfinde mein Hetero-Sein, nicht als Charakterdefizit.
Ich weiß, für den LGBT+ Lager, ist dies sehr verstörend/unerträglich, dass in der Natur, der Arten-Bestand, nicht durch obstruktive Wunschtheorien zustande kam u. bleibt.
Vielleicht ist dies bei mir genetisch bedingt (in DNA verschlüsselt), dass ich schwere Aversion gegen die Wahrheitsbesitzer halte. Leute mit/ohne Mandat, die ihre Ansichten u. Lebensart, mir aufzwingen wollen, sind mir vom Steg her, mega-unsympathisch. Sie kommen mir so unästhetisch vor. Langsam verstehe ich, warum in vielen Ländern, die NGOs nicht zugelassen oder ausgewiesen wurden. Denn NGOs sind nur Interessenvereine, die sich anmaßen, alles besser zu wissen, mit ihrer Interpretation der Tatsachen/Wahrheit.

Holger Jürges | So., 16. August 2020 - 09:37

von Ihnen, Frau Basad gegen intolerante Zeitgeistjünger! - Zunächst ein Ausschnitt aus Poppers Toleranzparadoxon:

„Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die unbeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“

Wären doch Ihre klugen Worte als Impfdosis gegen jenes verbohrte Dummdenken zu nutzen, dann würde das Licht in Deutschlands düsteren Meinungskorridoren wieder hell und bunt. - Wenn´s nicht so traurig wäre, müsst´man lachen, über die Dreistigkeit der Meinungsdiktatoren. - In der Retrospektive von Ontologien in der Zukunft wird zu lesen sein, über die Borniertheit sogenannter Gutmenschen in den seltsamen Jahren des 21ten Jahrhundert. - Der Vernunft wäre zu wünschen, dass solche Zustände endlich ein Ende hätten. -

eine geniale Satire.
Ich verstehe hier aber in erster Sichtung Kommentare nicht, die die AfD
aufgrund dieses herrlichen Beitrags ins Spiel bringen müssen.
Als Täter oder als Opfer.

Rainer Mrochen | So., 16. August 2020 - 09:49

... liest sich wie eine Anleitung für ein hervorragendes Kabarettprogramm. Zum Bühnenoutfit gehört dann unbedingt ein rostiger Nagel im Kopf, der sich selbst darstellenden Mobber. Wie sagt eine alte Lebensweisheit:" Wenn es den Leuten zuerst wo hinkommt, dann ist es der Kopf." Ja , wir leben in aufgeregten Zeiten. Die ersten fatalen Wirkungen des Virus offenbaren sich. Bleiben sie gesund.

Urban Will | So., 16. August 2020 - 10:19

Bleibt die Frage, wie sehr sich diese „Kultur“ weiter ausprägt.
Ihr politischer Träger sind Grüne, Linke und Teile der SPD.
Das wäre zu ertragen, wenn nicht die ehemaligen Bürgerlichen sich offensichtlich nicht darum scheren, dass hier ein linksextremer Chauvinismus heranwächst, dessen Einfluss zunimmt.
Das merkt jeder, wenn er einen realistischen Blick auf seine Umwelt wirft, die 40 überschritten hat und mal nachdenkt, wie das früher war.

Die Nutznießer nehmen zu, denn der Laden wird laufen, solange die erwerbstätige Mehrheit dies zulässt. Und weiter diese verwirrten Zeitgenossen finanziert.

Und die wählt halt brav weiter diese ehemalige bürgerliche Partei und die Mehrheit haut weiter auf die einzig verbliebene Partei, die diesem Irrsinn entgegen tritt.
Es muss alles noch schlimmer kommen.
Die Kombination übertriebenen Irrsinns in Sachen Klima, Migration, Gender, BLM, Rassismus und was weiß ich noch, wird den Laden früher oder später auseinanderfliegen lassen.

gabriele bondzio | So., 16. August 2020 - 10:27

Musste ich jetzt auch erst mal nachschlagen. Also sozusagen mehrerer Unterdrückungssymtome unter einem Hut und wieder Identität als vielschichtiges Konstrukt.
Mir wird Angst und Bange, wie viele Identitäten sich wohl in mir verstecken könnten und eines Tages ausbrechen wie die Masern. Es hängt am Denken und das mal wider Jemand zetern und wüten kann. Wenn er entdeckt, wie benachteiligt er doch im Leben steht. Manche sehen darin eine Lebensaufgabe das Zeter und Mordio- Geschrei am kochen zu halten.
Außerdem ist derjenige durch eine Identitätserkenntnis Gereifte nicht mehr in der Lage sich anderen Problemen zu widmen. Was ja auch Vorteile für bestimmte Gruppen bringt, die nichts mehr fürchten als das freie Denken.
„Du bist nicht dein Gedanke. Du hast einen Gedanken.“ (Paul J. Kohtes ) fasst das Ganze, schnell und übersichtlich zusammen.
Danke Frau Basad, die Lebens- Philosophie wird sie noch weit bringen.

Holger Jürges | So., 16. August 2020 - 10:53

In diesen Tagen tat Lisa Eckhart kund, dass sie sich zu den sogenannten "Gutmenschen" zählen würde: Das seien alles Philanthropen; lediglich die "Gutunmenschen" würde sie kritisieren. - Ob das nun Kabarett oder eine Umdeutung des Begriffes "Gutmensch" mit eigener Definition ist, bleibt ihr Geheimnis. - Hier geht´s zum besagten Artikel:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/-lisa-eckhart-im-interview-vom-funda…

Ich glaube, das besondere in Deutschland ist, dass nahezu alle veröffentlichte Meinung dem von Frau Basad geschilderten Zerrbild angehören. - In Deutschland schweigen die großen Philosophen; die nackte Angst vor dem Verriss geht um (ausgenommen ist z.B. der stromlinienförmige Richard David Precht: Aushängeschild der Öffentlich-Rechtlichen). - In Frankreich hingegen trauen sich die Philosophen noch...

W.D. Hohe | So., 16. August 2020 - 10:54

könnte, sollte, müsste, dürfte das funtionieren Frau Assad.
Bin gerade dabei mich gemäß Ihrer Empfehlung "richtig" zu stellen.
Die dazu notwendigen Verdrehungen in meinem Sprach-= Denkzentrum kriege ich auch noch hin.
Habe mir das leichter vorgestellt.
Glücklich jene, die das via Muttermilch drauf haben.
Schönen Dank auch für den Link zu dem Männer er-/begründer.
Was muss der doch für einen permanenten Unterdrückungskrieg gegen sich selbst führen.
Wo er doch jeden Morgen seinem Männergesicht begegnet.
Wahrscheinlich jedoch hat er alle Spiegel demoliert und seine dsbzgl. Erinnerungen gelöscht oder "gecancelled"
Lese Ihre Beiträge ungecancelled
MfG

Ellen Wolff | So., 16. August 2020 - 11:17

Das ist das beste, amüsanteste und klügste, was ich bisher zum Thema gelesen habe. Frau Sevinc, Sie sind echt gut.

Helmut Bachmann | So., 16. August 2020 - 11:48

Man müsste vielleicht lieber "herrinnenlich" sagen, um ja niemals in die Mühlen der neuen Inquisition zu geraten. Wenn der Artikel entwitzt werden würde, könnte man ihn als Grundlage für einen neuen Hexenhammer "gegen Rechts und Ko"umbauen. Aber vermutlich gibt es den schon. Man kann ja das ewig Gleiche hier immer wieder im Forum lesen. Egal welcher Blockwart gerade Dienst tut, die Argumentationslinie bleibt auf dem selben Niveau. Eigentlich ja nicht weiter wichtig, auch Cancelleute hielte eine Demokratie aus. Nur dass sie soviel Macht haben, macht sie gefährlich.

Jens Böhme | So., 16. August 2020 - 12:10

Die Demokratie lebt mit links und rechts. Aber nicht nur. Die ausgleichende Mitte, die die Demokratie und dazugehörende Freiheit steuert, muss mehrheitlich vorhanden sein. Die Mitte bricht Jahr für Jahr mehr weg. Vornweg eine Bundeskanzlerin einer Mitte-Partei, die mit "Das geht gar nicht." und "Das muss rückgängig gemacht werden!" immensen gesellschaftlichen Schaden und die Erosion der Mitte vorantreibt.

Günter Johannsen | So., 16. August 2020 - 14:58

Antwort auf von Jens Böhme

Super auf den Punkt gebracht!

Hans Meiser | So., 16. August 2020 - 12:23

Dem ist nichts hinzu zu fügen.
Traurig aber wahr.

Günter Johannsen | So., 16. August 2020 - 12:56

Tabuzonen, die man weder betreten, noch darüber reden darf? Warum wundern wir uns darüber? Die Links-Populisten haben vor der Redegewandtheit und Überzeugungskraft Andersdenkender Angst. Intelligente Klarsicht muss man deshalb zur Tabuzonen machen - als faschistisch stigmatisieren. Wollen die Linkspopulisten der alten Garde ihre revanchistischen Absichten verschleiern, indem sie mit Fleiß alles, was nicht so kleingeistig eng denkt wie sie, zu Nazis abstempeln? Diese Masche wird auf Dauer keinerlei Erfolg haben. Es ist eher abstoßend für denkende Menschen!

Markus Michaelis | So., 16. August 2020 - 13:00

Eine Ergänzung, die vielleicht einen Aspekt zu Punkt 2 und 4 expliziter macht:

(a) Einen Begriff klar negativ besetzen: es dürfte z.B. etwa 99% aller Menschen vereinen und anwidern, dass man Menschen einer Gruppe in Schiffrümpfen verfaulen lässt. (b) diesen Begriff dann weit anwenden und in X Artikeln erklären, dass es am allerrassistischsten ist nach der Herkunft zu fragen, dumm zu schauen oder auch gar nichts zu sagen (silence is violence).

Das gilt im Prinzip für alle Menschen und Richtungen. Empörung ist immer maximal. Am maximalsten in D aber im Moment von links.

Gisela Fimiani | So., 16. August 2020 - 13:05

Und am Ende steht das wunderbare Aufgehobensein in der denk- und verantwortungsbefreiten romantischen Horde der „Selbst“ gecancelten menschlichen Gattungswesen. Danke, für einen Beitrag mit „belangvollem“ Augenzwinkern.

Inge Meier | So., 16. August 2020 - 13:14

..und auch undankbar weil oft kein eindeutiges Ergebnis dabei herauskommt. Wohingegen absolute Glaubenswahrheiten eine angenehme Immunität vor Fakten und vor allem auch eine Überlegenheit über „Ungläubige“verleihen.

Der Artikel bringt es auf den Punkt.Leider scheint heutzutage die Sehnsucht nach einfachen unwiderlegbaren Antworten zuzunehmen.Manchen mögen sie das Gefühl geben die Realität endlich überwunden zu haben.

Ekkehard Windrich | So., 16. August 2020 - 14:36

Sehr geehrte Frau Basad,

Ihre Kolumne heißt Triggerwarnung und eine gewisse Lust an der Polemik sei Ihnen natürlich zugestanden. Ich finde allerdings, dass Sie schon mal präziser zugeschlagen haben: mit weniger Lagerdenken, dafür scharfzüngiger, doppelbödiger und mehr Erkenntnisgewinn.

Die von Ihnen beschriebenen Exzesse gibt es natürlich, wie auch die intellektuellen Ärgernisse. Meine Lektüre von Judith Butler beispielsweise habe ich recht bald abgebrochen, enttäuscht von den vielen argumentativen Fouls. Stattdessen bin ich zu Foucault übergegangen: Da geht es um komplexe Erkenntnis und nicht um die blanke Durchsetzung einer bestimmten gesellschaftspolitischen Agenda. Dennoch hat das Anliegen Butlers und der Intersektionalisten einen legitimen Kern, allen aufgepeitschten Parolen zum Trotz.

Nur ist der Diskurs unserer überkomplizierten Gesellschaft völlig zusammengebrochen - siehe Alexander Graus gestrigen Beitrag.

Polemisches Dreinschlagen allein wird ihn kaum wieder herstellen.

Günter Johannsen | So., 16. August 2020 - 15:06

„Allein tote Fische und Müll schwimmen nur immer mit dem Strom.“ (Chesterton)
Zu meiner Jugendzeit in der - Gott sei Dank - untergegangenen DDR - zeichnete sich die Jugend dadurch aus, dass sie GEGEN den Strom der kommunistischen SED-Propaganda schwamm! Heute lässt sich die Jugend leider instrumentalisieren und schwimmt mit dem grün-linken Strom, weil sie kaum Wurzeln und auch keinen Halt in kulturbedingten Werten hat. Wie ein Fähnlein im Wind scheinen sie jedem Zeitgeist-Unsinn hinterher zu laufen, der irgendwie einen Sinn oder nur annähernd wert-volles verspricht.
Aber nun ist selbst die "Prophetin Greta" auch nur ein instrumentalisiertes Wesen - um den Begriff Opfer zu vermeiden … Was passiert, wenn die Verführten das plötzlich begreifen? Die selbsternannte links-grüne Einheitssuppe weiß gar nicht, was sie da anrichtet ... und sie kann eigentlich nur hoffen, dass die Getäuschten sich dann nicht wütend gegen sie selbst richten!

Kurt Walther | So., 16. August 2020 - 16:08

Ein trefflicher Artikel von Judith Sevinç Basad in diesen Hundstagen. Man fühlt sich gleich viel wohler trotz 30 °C outdoor. Da wird ja erstaunlich vieles mit Hohn und köstlichem Spott zusammengetragen, was den derzeitigen Zeitgeist - oder besser: Ungeist - des deutschen politischen Mainstreams ausmacht. Eine erstaunlich begabte junge Frau mit ausländischem Namen. Ich hätte gerne mehr davon. Nun gut, Frau Basad schrieb auch schon für die NZZ, FAZ und die Welt, aber auch für den Cicero (soweit ich mich als alter weißer Mann daran erinnere).
Bitte künftig im Cicero noch mehr davon. Dem deutschen linksgrünen Mainstream sollte mehr denn je der Spiegel vor das Gesicht gehalten werden. Manche der sogenannten Gutmenschen kommen mir etwa in Verbindung mit Maßnahmen zum Klimawandel und der Handhabung des Asylrechts vor wie "Gutunmenschen", weil sie unserem Land Schaden zufügen, es schwächen, ja gar zerstören werden. Auf alternativ Denkende wird mit der Nazikeule eingedroschen.

Ernst-Günther Konrad | So., 16. August 2020 - 17:25

Uih, da haben Sie das "böse" aber hervorragend herausgearbeitet. Das ist besser, als jede Ikea-Aufbauanleitung. Wenn ich mir das reale Leben derzeit anschaue, den Inhalt mancher Kommentare hier im Forum erinnere, das respektlose Verhalten einiger hier, komme ich zu dem untrüglichen Schluss: Ja, das Mobbing-Virus existiert, es ist unter uns, es lebt. Und wer bislang noch nicht verstanden hat, wie man eine "guter" Mensch wird, der mag Ihren herrlichen Verhaltensanweisungen verinnerlichen und regelmäßig dem Mainstream frönen. Was braucht es Kunst und Kultur? Ich habe doch mich, sagt der Gutmensch. Dereinst aber, wird er sich selbst nicht mehr genügen und er wird feststellen, dass er langsam an seiner Ideologie und Dummheit erstickt. Es gibt keinen Impfstoff gegen die Mikrobe kollektiver Verdummung durch die eigene ideologisierte Selbstgefälligkeit.
Die Mikrobe der Dummheit hat längst seine Wirtszelle gefunden. Es sind die Realitätsleugner und Weltenretter. Tiefe Verbeugung Frau Basad.

Bernd Muhlack | So., 16. August 2020 - 17:48

Vorab: doch Frau Basad, natürlich gibt es "Grauzonen" und zwar regelmäßig im Cicero - das ist auch gut so, so soll es bleiben.

Ansonsten haben sie vollkommen Recht!

"To be with us or against us, there is no in-between!"
Das ist der Standardspruch aller US-Präsidenten bei existentiellen Bedrohungen der USA; Kuba-Krise, nine-eleven etc.

Das ist auch das Motto der Hypermoralisten, Welt- und Klimaretter, Berufsbetroffenen.

Sie haben das sehr schön aufgedröselt, quasi nach dem Buch "Wie werde ich Heribert Faßbender?" - "n ´ Abend allerseits!"
Passend dazu diese Truppe auf dem Foto; alle noch einen Ledermantel und dann ab zu Sisters of Mercy oder Marylin Manson!
Nein, das sind sicherlich eher Rapper!

Ich überlege oft, ob diese "Empörung" ebenso wäre, wenn statt des "Schwarzen" GF ein Chinese oder Kreole zu Tode gekommen wäre.
"Yellow lives matter?"
Wen interessiert das denn?

Ihre Anleitung zum "besseren, finalen Menschen" ist doppelplusgut!
Frau Basad: weiter so!

Kampf dem Neusprech!

Gunther Freiherr von Künsberg | So., 16. August 2020 - 19:57

In dieser Anleitung zum gezielten Missverstehen vermisse ich den Hinweis auf das Wesentlichste, was unsere Meinungsmanipulatoren zu bieten haben, nämlich die soziale Gerechtigkeit und deren Vertreter in Politik Wirtschaft und Kultur.
Millionäre zu ermorden ist sozial gerechtfertigt, weil damit Erbschaftssteuer anfällt die zur Finanzierung der weiteren von den Linken geforderten sozialen Errungenschaften erforderlich ist, und weil es Kapitalisten trifft
Die Vorgänge um Wirecard sind auch ein gutes Beispiel für soziale Gerechtigkeit, denn der Zusammenbruch und damit die rapide Entwertung der Aktien trifft Kapitalisten.
Bei der Kultur wird‘s schwieriger. Dieter Nuhr, das soziale Ungeheuer hat sich erdreistet die Motive der Initiatorin der freitäglichen Umweltfreizeit zu hinterfragen. Das ist unsozial, weil er sich damit gegen die Diktatur des Meinungsproletariats stellt, das zumindest vorgibt die Mehrheit im Lande zu besitzen. Und Mehrheit ist ausnahmslos sozial und demokratisch.

Kai-Oliver Hügle | Mo., 17. August 2020 - 06:35

Nichts Neues aus der "Triggerzone". So lange sind Sie doch noch gar nicht dabei, und schon gehen Ihnen die Themen aus? Seit Wochen stecken Sie und Grau in der Nuhr-Eckhart-Endlosschleife und kultivieren den Mythos, demzufolge die Meinungsfreiheit abgeschafft wird.
Dabei ist Ihnen offenbar entgangen, dass Eckhart in mehreren überregionalen Medien ausgiebig Gelegenheit erhalten hat, ihren Bekanntheitsgrad (Marktwert) zu erhöhen und ihr Verständnis von Kunst und Kabarett zu erläutern, was mir z. B. geholfen hat, gewisse Aussagen von ihr einzuordnen.
Nebenbei bemerkt: Wenn Kabarettisten sich pointiert zu politischen Themen äußern, müssen Sie damit rechnen, dass sie kritisiert werden. Das gilt für Böhmermann wie für Eckhart und Nuhr, und das gehört ebenso zur Meinungsfreiheit wie die Frage, wen Veranstalter ein- und ausladen. Ich verstehe diese Weinerlichkeit nicht.
Aber gut, auch Journalismus "geht nach Brot". Man will seine Leser schließlich bei Laune halten. Das zumindest gelingt Ihnen.

Gunther Freiherr von Künsberg | Mo., 17. August 2020 - 13:03

Antwort auf von Kai-Oliver Hügle

Kritik an Kritikern stärkt die Stellung des ursprünglich kritisierten Herrschaftssystems. Nach dem Motto“ steter Tropfen höhlt den Stein“ kann man als Satiriker nicht oft genug bestimmte Herrschaftsstrukturen unter die Lupe nehmen. Das fällt besonders schwer, wenn diese Strukturen kaum definierbar sind, weil sie sich nicht in einem verwaltungsrechtlich geordneten System bewegen sondern ungeordnet schwarmorientiert in Erscheinung treten, was im Falle der Political Correcness immer stärker zum Ausdruck kommt. Es ist bedauerlich, dass man Frau Basad leider zustimmen muss, aber die marxsche Lehre von der Diktatur des Proletariats feiert fröhliche Urständ in der Diktatur des Mainstreams, die Abweichungen nicht zulässt und mit Diskreditierung bestraft.

Wolfgang Jäger | Mo., 17. August 2020 - 17:53

Frau Bassad analysiert haargenau das System und dessen Erfolgsrezept. Ich kann nicht erkennen, dass die AfD da besonders schlecht wegkommt. In dieser Partei gibt es eine Mehrheit von Politikern, die eben genau dieses von der Autorin beschriebene System durchschaut haben und immer wieder kritisieren. Aber auch sie werden nach den beschriebenen Prinzipien "gemobbt".

Konstruktiver Journalismus zu Politik und aktuellem Geschehen speist sich aus Realitätsnähe, Weitsicht und angemessener Toleranz gegenüber Religionen oder Gesinnung. Destruktive Hofberichterstattung ist Realitätsverleugnung um des eigenen Vorteils willen: Menschen- und Volksverachtung, Ignoranz und Volkspädagogik! Letztlich sägt man damit aber an dem Ast, auf dem man sitzt.
Es scheint, als haben es manch "etablierte" Hofberichterstatter nicht so mit Wahrhaftigkeit, selbstkritischer Betrachtung und Verantwortung?!