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Curevac-CEO Franz-Walter Haas: Was machen Sie mit so viel Geld? / dpa

Curevac-CEO Franz-Werner Haas - „Wir haben nie ein Angebot der US-Regierung bekommen“

Das Tübinger Unternehmen Curevac ist eines von vielen, das an einem Impfstoff gegen das Coronavirus arbeitet. Nach Übernahmegerüchten seitens der US-Regierung ist nun die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro eingestiegen. CEO Franz-Werner Haas spricht im Cicero-Interview über seine Pläne.

Porträt Susanne Donner

Autoreninfo

Susanne Donner ist freie Journalistin und schreibt zu Themen aus Medizin, Gesellschaft und Ökonomie.

So erreichen Sie Susanne Donner:

Herr Haas, Sie sind der amtierende Vorstandsvorsitzender von Curevac. 300 Millionen Euro von der Bundesregierung und wenige Wochen zuvor schon die Zusage der Europäischen Kommission für 80 Millionen Euro. Was machen Sie mit so viel Geld?
Das Geld der EU bekommen wir über die Europäische Investitionsbank als Darlehen. Es muss also zurückgezahlt werden. Es ist zweckgebunden für den Ausbau unserer neuen Tübinger Produktionsanlage für einen Covid-Impfstoff. Die Anlage wird eine Kapazität von über einer Milliarde Impfdosen haben. Aufgrund der Pandemie wünscht die EU, dass wir diese Anlage schneller zum Laufen bekommen, als wir das ohne diese Finanzierung getan hätten. Die Bundesregierung dagegen beteiligt sich an unserer Gesellschaft. Dieses Investment dient nicht gezielt der Entwicklung des Covid-19-Impfstoffes.

Was bedeutet das Investment der Bundesregierung? Wofür sollen Sie das Geld einsetzen?
Es ist eher eine Standort- und Wirtschaftsförderung, um Technologie aus Deutschland weltweit zum Erfolg zu bringen. Wir werden damit unsere gesamte Technologieplattform weiterentwickeln, nicht nur für Impfstoffe, sondern auch im Bereich der Krebsbehandlung. Dazu werden wir auch Personal einstellen.

Trotzdem ist die Finanzierung doch auch mit der Hoffnung auf die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das grassierende Coronavirus verbunden?
Wir entwickeln die Firma auf allen Ebenen weiter. Natürlich wollen wir unbedingt auch einen guten Impfstoff entwickeln.

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CEO Franz-Werner Haas / Curevac

Reichen die Finanzmittel denn damit für die Impfstoffentwicklung, sodass Curevac im Unterschied zu anderen Mitbewerbern gar keine weiteren Kapitalgeber braucht?
Sehen Sie, die Regierungsbehörde BARDA in den USA hat unserem Wettbewerber Moderna 483 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. Ziel ist, so schnell wie möglich, einen Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Die Impfstoffentwicklung kostet zwischen einer halben und einer Milliarde Dollar. Finanziell haben wir also weiteren Bedarf, alleine für die Entwicklung des Covid-19 Impfstoffs. Ohnedies brauchen wir Partner für die bald anstehende Studie mit 15.000 bis 20.000 Probanden. Das können wir nicht mit unseren eigenen Mitteln und 470 Mitarbeitern stemmen.

Das Paul-Ehrlich-Institut hat Ihnen diese Woche den Startschuss für Ihre erste Studie am Menschen mit dem Impfstoff gegeben. Was geschieht in dieser ersten klinischen Studie?
Es geht darum zu prüfen, inwieweit der Impfstoff sicher und verträglich ist. Zu unseren Probanden gehören an Covid Genesene als auch Personen, die noch nie infiziert waren. Wir testen unseren Impfstoffkandidaten in Dosen von zwei, vier und acht Mikrogramm an je 48 Probanden und vergleichen dies mit einer Placebogruppe. Dazu spritzen wir die Substanz zweimal in im Abstand von vier Wochen in den Muskel. Wir hoffen sehr, dass es funktioniert. SARS-CoV-2 ist ein unbekanntes Virus. Niemand weiß, wie hoch der Spiegel der spezifischen Antikörper im Blut sein muss. Bei bekannten Krankheiten weiß man das.

Hätte sich die Bundesregierung auch ohne die Übernahmegerüchte der US-Regierung finanziell an Ihrem Unternehmen beteiligt?
Ich weiß es nicht. Übrigens haben wir nie ein Angebot der US-Regierung bekommen. Gleichwohl hat man uns auch vorher schon in Deutschland gekannt, untere anderem durch die Beteiligung und Förderung der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

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dieter schimanek | Fr., 19. Juni 2020 - 12:52

Es wurde von Anfang an von Curevac dementiert, das Trump ein Angebot gemacht hätte. Trotzdem wurde diese Falschmeldung von nahezu allen Medien verbreitet und wird es noch. In meinem Freundeskreis blieb diese Berichterstattung haften, dagegen zu argumentieren ist zwecklos.

Bernhard K. Kopp | Sa., 20. Juni 2020 - 07:39

Antwort auf von dieter schimanek

Ich kann das nicht verbürgen, aber das Angebot im White House soll an einen Geschäftsführer gemacht worden sein, der kurz nach seinem Termin im WH nicht mehr Geschäftsführer der Firma ist. Insofern ist nie ein Angebot " bei der Firma " angekommen. Die Beteiligungen der Gates-Stiftung und einer Hopp-Stiftung sind nicht " geheim", sie sind nur, wie alles in Deutschland, nie so leicht zugänglich transparent, weil wir seit 70 Jahren keine moderne Transparenzkultur für Besitz- und Beteiligungsverhältnisse haben. In beiden Fällen sollen aber gemeinnützige Stiftungen die Gesellschaftsanteile halten, sodass im Erfolgsfall ein Gewinn diesen gemeinnützigen Widmungen zufließen würde.

Wolfgang Tröbner | Sa., 20. Juni 2020 - 09:49

Antwort auf von dieter schimanek

Seit Jahr und Tag werden Fake News beklagt, die von bösen (natürlich rechten) Populisten in die Welt gesetzt werden. Nun, hier haben wir Fake News in Reinstkultur. Wer ist eigentlich der Urheber und wem nützen sie? Wenn man sich die Verlautbarungen in Politik und Medien dazu anschaut, wird schnell klar, wer dafür verantwortlich zeichnet. Und wenn solche Fake News nur einem Zweck dienen, nämlich vom eigenen Versagen abzulenken, so ist doch das Ziel erreicht, oder?

Gerhard Lenz | Sa., 20. Juni 2020 - 12:11

Antwort auf von dieter schimanek

Auch Fachzeitschriften berichteten von den Versuchen Trumps, die Forschungen des deutschen Instituts zu kaufen.
https://www.fiercebiotech.com/biotech/president-trump-tries-to-lure-cur…
Unbestritten ist, dass der ehemalige CEO der Firma, Daniel Menichella, zu Gesprächen im Weissen Haus weilte, nach Rückkehr und dem öffentlichen Aufschrei über Trumps Aktivitäten seinen Posten räumen musste.

Mittlerweile ist das aber ein alter Hut, den eigentlich niemand mehr interessiert. Die Firmenleitung könnte sicher grundsätzlicher aufklären.

Kai Hügle | Sa., 20. Juni 2020 - 13:54

Antwort auf von dieter schimanek

Ihre Bekannten haben Recht! Im vorliegenden Artikel ist die Rede von einem angeblichen ÜBERNAHME-Angebot, welches Haas dementiert. Im Folgenden geht's um Exklusivrechte an einem Curevac-IMPFSTOFF:

SPORT1: US-Präsident Donald Trump wollte angeblich rund eine Milliarde US-Dollar für das Exklusiv-Recht auf den neuen Impfstoff gegen das Coronavirus zahlen. Wieso sind Sie nicht darauf eingegangen?
Dietmar Hopp: Für mich ist das selbstverständlich, es kann gar nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickelt und dieser in den USA exklusiv genutzt wird. Das war für mich keine Option.
SPORT1: Wie sind die Kontakte mit dem US-Präsidenten gelaufen?
Hopp: Ich persönlich habe nicht mit Herrn Trump gesprochen. Er hat mit der Firma gesprochen und man hat mir das dann sofort gesagt und gefragt, was ich davon halte und ich wusste sofort, dass das nicht infrage kommt.

https://www.sport1.de/fussball/bundesliga/2020/03/corona-dietmar-hopp-u…

Ernst-Günther Konrad | Fr., 19. Juni 2020 - 14:52

Wäre schön gewesen, wenn Sie noch gefragt hätten, in welcher Höhe und mit welchen Beteiligungsrechten die Gates Stiftung bei CureVac eingestiegen ist und wieviel sie bislang insgesamt dort investiert haben.
Dennoch sehr interessanter Artikel. Das sie nochmals klar gestellt haben, dass Trump oder die amerikanische Regierung niemals bei CureVac ein Angbot gemacht haben, widerlegt die aus der Luft gegriffenen Behauptungen zweier Herren vor einigen Wochen.
Nun, jetzt ist die Bundesregierung Anteilseigner. Vielleicht erfährt man mal, wie die Anteile derzeit tatsächlich verteilt sind und wer da das Sagen hat. Lt. Netz war ganz am Anfang von Curevac HOPP von SAP der größte Investor. Das dürfte sich ja inzwischen deutlich verschoben haben.
Es mag sich jeder selbst ein Urteil bilden, wenn Gates auch beim RKI investiert und bei verschiedenen anderen Firmen aus dem biotechnischen Bereich. Offenbar meint er es wirklich nur gut mit den Menschen. Immerhin fördert er auch Projekte mit Kindern.

Sitzen, wie man sieht, auch im Umfeld der deutschen AfD.
Nicht nur bei extremen Bibelchristen, Waffenfetischisten, sonstigen Rechtsextremisten und Flüchtlingshassern oder Republikanern, die Angst um ihren Posten haben und jedem Unsinn Trumps zustimmen.

Erstaunlich. Der Durchgeknallte im Weissen Haus kann sich eigentlich alles erlauben. Interessanten neuen Stoffe dürfte sicherlich das Buch des Herrn Bolton liefern, wenngleich auch dies sicher keine Konsequenzen hat.
Bücher, die sich mit Trump befassen, gibt es ja mittlerweile einige. Immer gibt es einen Aufschrei, und anschliessend nicken die Folgsamen wieder jeden Blödsinn ab, den der Unberechenbare verzapft.

Wieviele Leute, die irgendwann im Kreis seiner Regierung aktiv waren, hat er mittlerweile gefeuert? Wann hat er mal nicht Verbündete beleidigt, internationale Organisationen diffamiert, aber im gleichen Zug Rassisten als "fine people" gelobt?

Unglaublich. Eine solche Figur wäre selbst im alten Rom skandalös gewesen.

Ich habe Herrn Schimanek geantwortet, bevor ich Ihren Beitrag gelesen habe. Ich hoffe, Sie verstehen, dass es einen Unterschied gibt zwischen der Übernahme einer Firma und dem Erwerb von Exklusivrechten an einem Impfstoff, den diese Firma entwickelt hat - und um Letzteres ging es seinerzeit.
Sie müssen sich nicht bedanken, einfach nur "e bissie uffbasse beim Lese" (mal von Hesse zu Hesse) ;-)

Heidemarie Heim | Fr., 19. Juni 2020 - 15:32

380 Millionen € , einen wirksamen und gut verkäuflichen Impfstoff in Milliardendosen weiter, dürfte angesichts der sonst in der Welt kursierenden Summen sowie der aktuellen Wumms-Bazooka unserer Regierung diese Investitionssumme fast als Schnäppchen gelten;).
Ich weiß natürlich nicht inwieweit die Eingriffsrechte seitens der EU und uns geht, kann mir aber vorstellen, das sich das bei den Preisverhandlungen positiv auswirken könnte. Ein erster und m.E. richtiger Schritt Forschung, Entwicklung sowie eine Umwelt gerechte und sichere eigene Produktion im Inland zu halten und aufzubauen. Leider sind uns in der Vergangenheit die mitunter hellsten Köpfe ausgewandert bzw. abgeworben worden und suchen noch heute mit der hier erworbenen guten Ausbildung all zu oft ihr Heil in der Ferne. Herr Haas macht mir jedoch den Eindruck, dass er dieses Problem in Zukunft für sein Unternehmen in den Griff bekommen könnte. Danke Frau Donner für das kurze aber präzise und informative Interview! MfG

Carola Schommer | Sa., 20. Juni 2020 - 08:42

wolle sich das alleinige Recht an dem möglichen Corona-Imstoff sichern, in die Welt ?
In der Tagesschau wurde darüber am 15.3. berichtet. Und die Tagesschau bezog sich auf die `Welt am Sonntag`. Unter dem schmissigen Titel "Donald Trump greift nach deutscher Impfstoff-Firma" berichtete die Zeitung am gleichen Tag "Trump versuche offenbar...." und "US-Präsident bietet der dt. Firma angeblich..."
Dies alles habe die `Welt am Sonntag` aus deutschen Regierungskreisen erfahren.
Ja, so gehen Fake-News richtig !