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Gilt manchen als einer der begabtesten Nachwuchspolitiker: Konstantin Kuhle (FDP) / picture alliance

Konstantin Kuhle - Klarer Kompass für die FDP

Nach mehreren Fehltritten des Parteichefs geht die Ära Lindner in der FDP dem Ende zu, bevor sie richtig angefangen hat. Für die Nachfolge läuft sich Konstantin Kuhle warm und überzeugt mit Prinzipien und Pragmatismus.

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Dieter Rulff ist freier Autor in Berlin.

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Wer eine Einladung in die Sendung des Berliner TV-Anarchos Kurt Krömer erhält, der sollte gewahr sein, dass man zu einem Grillabend geht – und man selbst derjenige ist, der auf dem Rost liegen wird. Ist man zudem noch Parteifreund des thüringischen FDP-Vorsitzenden Thomas Kemmerich, kann daraus schnell ein wahres Grillfest werden. 

„Aus Ihrer Partei kommt der erste Ministerpräsident, der mit den Stimmen von Rechtsradikalen ins Amt gekommen ist. Sind Sie stolz darauf?“ Hätte der FDP-Bundestagsabgeordnete Konstantin Kuhle nur halb so gewunden wie sein Vorsitzender Christian Lindner in den Tagen zuvor reagiert, die Party bei Krömer wäre für ihn gelaufen gewesen. Stattdessen redet er Klartext: „Richtig üble Nummer, ich schäme mich dafür.“ Einspieler Wolfgang Kubicki, er sei „als Liberaler froh, dass wir nach 70 Jahren wieder einen freidemokratischen Ministerpräsidenten haben“. Kuhle schüttelt den Kopf: „Wolfgang wird langsam ein bisschen komisch.“ Einen leichten Hau habe der ja schon immer gehabt. Ungläubiges Grinsen des Moderators, Lacher im Publikum. Kuhle spricht hier immerhin über den Vizevorsitzenden seiner Partei.

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Ernst-Günther Konrad | Mi., 8. April 2020 - 18:40

Mag Herr Kuhle ein netter und smarter junger Mann sein und cool rüberkommen. Was mit Kemmerich gemacht wurde ist aus meiner Sicht einfach nur falsch. Entweder man stellt niemand auf, dann ist es so oder man nimmt die Wahl an und regiert und macht den Mann nicht anschließend nieder, weil er genau das getan hat, was von ihm verlangt wurde. Er hat sich wählen lassen. Dass die FDP schon immer Probleme hatte, mehrere Gesichter nach Genscher, Mischnick, Baum, Kinkel, Hamm-Brücher, Westerwelle zu etablieren und groß werden zu lassen, zeigt ihr ganzes Problem. Sie haben sich beliebig gemacht und waren eben nicht gradlinig im Handeln und im Agieren. Zick-Zack-Kurs braucht niemand.
Offen gegen Lindner und Kubicki in dieser Form zu rebellieren kommt nicht gut, auch wenn es Einschaltquoten gebracht haben könnte. Ihr müsst in der Partei streiten und eine Linie finden, sonst bleibt ihr da, wo ihr jetzt seid. Aus einigen Landtagen draußen oder knapp bei 5%. Ich würde die FDP nicht vermissen.

Eine richtige Partei ist mehr als eine one-man/woman-show. Das war meiner Meinung nach schon immer das Problem der FDP. Ein grüner FDPler? Warum nicht? Wenn dort auch Platz für anders eingefärbte Leute ist, hätte ich kein Problem damit so eine Partei zu wählen. Allerdings macht es das der Parteiführung schwer ein erkennbares Programm zu erarbeiten. Die eigenen Leute abzuwerten, wie es dieser Politiker gemacht hat und wie es hier im Artikel gefeiert wurde, ist da aber Gift. Die politische Kunst besteht darin Dinge geschickt zu formulieren, so dass gleichzeitig mehrere Dinge erreicht werden. Die Integration verschiedener Ziele, was angeblich die Aufgabe der Politik ist, muss man können. Der Herr Kuhle kann das offensichtlich nicht, oder er redet je nach Publikum passen. In Zeiten des Internets funktioniert das aber nicht, da man alle Äußerungen recherchieren kann.

Klaus Peitzmeier | Mi., 8. April 2020 - 19:05

Kann es sein, daß Sie da einfach mal etwas zusammengeschrieben haben, um sich interessant zu machen? H.Kuhle ist bisher weniger bekannt als das neugeborene Flußpferd im Kölner Zoo. Und wenn das FDP Urgestein Gerhart Baum ihn lobte, ist das noch lange kein Anlaß zum Ritterschlag, wohl eher zum Augenrollen. Als JuLi darf man ruhig linkere Positionen haben.
Als FDP Vorsitzender im Augenblick auf keinen Fall. Die FDP kann ganz sicher auf der rechten Seite an die AfD verlorene Mitglieder u Stimmen zurückholen. Auch von Unzufriedenen in CDU u SPD kann sie profitieren. Ein Schwenk auf Grüne Ansichten wäre ihr verdienter Untergang. Wenn ich das richtig interpretiere hat Kubicki einen "Hau", weil er sich eine eigene Meinung erlaubt u Dinge sagt, die nicht immer politisch korrekt aber trotzdem oft richtig sind. Hätte er diesen "Hau" nicht, wäre er ungefähr so bekannt wie H. Kuhle. Die FDP sollte ruhig mal ein paar deutliche Pflöcke einschlagen aber bestimmt nicht das Habeck Gesabbel kopieren.

Der linke Jung-Liberale verschreckt mich geradezu.
In Wikipedia werden die Positionen von Herrn Kuhle wie folgt charakterisiert: Ja zu einem 'europäischen Bundes-Staat', für den 'Aufbau eines neuen Verhältnisses zu den Grünen', 'sozial-liberal', 'Öffnung für 'Ampel-Koalitionen', Ja zur Legalisierung von Cannabis (in welchem Umfang ?).
Böse formuliert: Das sind 'grüne Ziele' - mit evtl. ein bisschen mehr Markt.
Mit Blick auf einige kluge Beiträge von Frau Teuteberg und angesichts der - bei starker Konkurrenz der FW - nur knapp gescheiterten tapferen Sachsen (Holger Zastrow) hatte ich schon überlegt, bei nächster Gelegenheit vielleicht der FDP meine Stimme zu geben.
Nun werde ich es definitiv NICHT tun.
Ich bedanke mich bei Herrn Rulff für seinen aufschlußreichen Ausführungen.

Gerhard Lenz | Do., 9. April 2020 - 15:49

Antwort auf von Wilfried Düring

personelle Erneuerung, die es aber in der FDP kaum geben wird. Zu konservativ ist die Partei in Strukturen und Zielsetzung, konsequent "marktbesessen". Was für die AfD die Migrationspolitik darstellt, ist für die FDP die Steuersenkung - die heilige und im Grund einzige Kuh. Viel Markt, wenig Staat, wo soll denn da Raum für sozialliberale Politik sein?
Deren Vertreter sind längst bei Grünen, vereinzelt auch Sozialdemokraten oder auch Linken daheim.
Die FDP war immer Partei der Selbstständigen, die mit der gesellschaftspolitisch konservativeren CDU nichts anfangen konnten. Man sah sich "in der Mitte", dabei war man in der Wirtschaftspolitik konsequent und radikal markthörig. Und am rechten Rand liefen immer ein paar Nationalliberale mit, die wohl glaubten, die FDP könnte sich zur deutschen FPÖ deformieren.
Nein, für die FDP ist schlicht kein Platz mehr im politischen Politsystem. Erlebt sie temporär mal wieder eine Woge der Zustimmung, schmiert sie bei der nächsten Wahl garantiert ab.

Jürgen Keil | Mi., 8. April 2020 - 19:22

"Richtig üble Nummer, ich schäme mich dafür.“ Wofür? Für die Kurzannahme der Wahl durch Kemmerich oder für die Verletzung der Wahldemokratie durch die "Hochmoral". Letzteres wohl nicht, wenn ich diesen Satz lese: "
"In Sachen Werteorientierung könne man von den Grünen lernen." Werte? Aber, in diesen einen Punkt hat Rulff recht: der Mann wird Karriere machen. Die richtige Pflanze auf dem richtigen Humus.

... der unseren Staat seit Jahren zugrunde richtet:
ein ehrgeiziger, angepaßter, von Anfang an der Partei (in diesem Falle der FDP) und ihren internen Gesetzen unterworfener Emporkömmling!
Von solchen Leuten erwarte ich gar nichts Vernünftiges mehr.
Sie vertreten nicht das Volk, sondern in erster Linie sich selbst und die Interessen ihrer Partei.
Es gibt Sätze, die ich blind unterschreibe, dazu gehört dieser:
"Die Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht." (Richard v. Weizsäcker)

'Kuhle ist genau der Typ von Politiker, der unseren Staat seit Jahren zugrunde richtet'

Liebe Frau Wallau, da haben Sie auch meinen Eindruck exakt wiedergegeben. In einer Demokratie sollte (gerne qualifizierter und niveauvoller) Streit und DISSENS die 'Normalität' sein. Schon weil widerstreitende Interessen vertreten sein wollen. Verschiedene Denkansätze sollten mit- und auch gegeneinander um gute Lösungen (und auch Kompromisse) ringen. Herr Kuhle aber übernimmt inhaltlich die Agenda der politischen Konkurrenz. Das linksliberale Milieu haben die Grünen vorerst ('besetzt') - auch wenn es mit einer liberalen Geisteshaltung da oft nicht mehr weit her ist. Sollten Leute wie Herr Kuhle tatsächlich die Zukunft der FDP sein - dann hat diese FDP keine Zukunft bzw. nur eine prekäre Zukunft als Wurmfortsatz und 'Block-Partei' des linken Blockes.
Leider.
Aber die Prognose von Herrn Rulff muß ja nicht zutreffen. Rechts der Mitte gibt es viele politisch heimatlose Wähler, die auf Angebote warten.

Henner Majer | Mi., 8. April 2020 - 20:36

Solche Artikel erinnern mich an ein bestimmtes Springerblatt, das in der Baisse den Herrn Lindner aus dem Fast-Nichts emporjubelte. Das ging mit Videos seiner NRW-Landtagsreden ("So genial antwortet Lindner") und ähnlichen Inserten. Dem genau Hinsehenden erschloss sich, dass rein zufällig Lindners Ehefrau leitend in der Redaktion des Blattes wirkte.

Ähnlich gekünstelt wirkt der obige Artikel über einen Politiker im gleichen Fast-Nichts bei den (Hamburger) Wählern.

Ich empfinde derartige PR als "Welt"-geeignet, nicht aber für die Publikation auf halbwegs ernst zu nehmenden Plattformen.

christoph ernst | Mi., 8. April 2020 - 21:18

ist aber nicht keine zwangläufige Empfehlung. Die "Werteorientierung" nebst Geschlechtshaar im Gesicht sprechen da gewisse Bände, aber der vermeintliche Klartext („Richtig üble Nummer, ich schäme mich dafür“) besticht mich eher als rektale Einführung im KanzlerInnenlager. Das wiederum lässt darauf schließen, dass es dem Jungspund an genau dem fehlt, was der Autor ihm da frohgemut attestiert, nämlich innerem Kompass. Wer die Verfassung genauso wenig ernst nimmt wie das Bleigesäß im Amt und Kollegen Kubicki mal eben so aus Gefallsucht in die Pfanne haut, outet sich selbst als jemand, den der Rest der Welt und die FDP so dringend brauchen wie eine Kombination aus Gürtelrose und offenem Magengeschwür.
Aber gut möglich, dass er Karriere macht.

Urban Will | Mi., 8. April 2020 - 21:56

sicher eine steile Karriere bevor.

Schon sehr beeindruckend wie er agiert: sich brav und wie auf Kommando schämen für eine demokratische Wahl, die halt dem Mainstream nicht passte.
Tolle Leistung.

Wenn sich jemand für Thüringen zu schämen hätte, dann die Lakaien – Truppe von Merkels Gnaden, die ihrem Befehl „Rückgängig machen“ unterwürfigst gefolgt ist. Das war eine demokratische Todsünde.
Jedem Politiker, der den Mut hätte, dies so auch klar zu benennen, gebührte höchster Respekt, aber einen solchen gibt es nicht mehr.

Zurück zum Hoffnungsträger Kuhle:
Einem Senior, der einfach nur seine Meinung sagt mal schnell einen „Hau“ bescheinigen, mag mutig erscheinen, aber im oben schon angesprochenen Kontext war es Anbiederei an den – politisch ja klar ausgerichteten – Fragesteller. Mehr nicht.

Und weil es halt gerade hipp ist: ein bisschen rumbändeln mit Grün.

Wirklich beste Voraussetzungen, um diese Partei in eine blühende Zukunft zu führen.

Beate.weikmann | Mi., 8. April 2020 - 22:12

Dieser Artikel! Christian Lindner links grün überholen zu wollen? Dann gibt es praktisch keine Opposition mehr. Es wird von Rezession und massiven wirtschaftlichen Einbruch gesprochen und hier wird auf solch üble Weise spekuliert nur um einen Kurt Krömer zu gefallen??? Es hängt jetzt dann wesentlich mehr davon ab, die Zukunft gut zu gestalten und Herr Lindner hat durchaus das notwendige Wissen und Können dafür.

Jochen Röschmann | Mi., 8. April 2020 - 23:44

Seit Erfurt haben in der F.D.P. wohl nur noch Linksliberale das Sagen. Aber die brauchen wir hierzulande nicht, bzw. davon gibt es bei den Grünen mehr als genug.
Erfurt war anscheinend ein von der Partei so nicht gewollter Scheideweg, der durch die eingeschlagene Richtung entstandene Schaden wird kaum zu beheben sein, optimistisch betrachtet wird es eher Jahrzehnte als Jahre dauern.