Sigmar Gabriel
Besonders Sigmar Gabriel fiel in den vergangen Tagen mit einem Hin und Her der Meinungen zu Ursula von der Leyen auf / picture alliance

SPD - Ablenken vom eigenen Versagen

Die SPD scheint dieser Tage visions- und ziellos zu sein. Im Zick-Zack-Kurs ist sie mal gegen, mal für Ursula von der Leyen als EU-Kommissionspräsidentin. Wer sich so verhält, muss sich nicht wundern, wenn er dafür vom Wähler abgestraft wird

Autoreninfo

Hartmut Palmer ist politischer Autor und Journalist. Er lebt und arbeitet in Bonn und in Berlin.

So erreichen Sie Hartmut Palmer:

Was ist bloß mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands los? Die einst stolze Arbeiterpartei macht nur noch fassungslos. In jedem Hühnerhaufen herrscht mehr Ordnung als derzeit in der SPD. Der Umgang mit der Kandidatur Ursula von der Leyens zeigt überdeutlich: Die Genossen sind von der Rolle. Der Partei fehlt „ein Kopf“, um ein altes Urteil von Herbert Wehner zu zitieren. Sie hat zwar deren drei an der Spitze, aber keine Vision und kein Ziel. Außer vielleicht dem, trotz alledem irgendwie mitzumischen, um nicht gänzlich von der Bildfläche zu verschwinden.

So torkelt die älteste demokratische Partei von einer Peinlichkeit in die andere. Dazu passt der taumelnde Zick-Zack-Tanz, den der frühere Parteichef Sigmar Gabriel gerade wieder vollführt hat. Erst sah er in der Nominierung von der Leyens einen Grund, die Koalition zu verlassen. Wenige Tage später las man dann, er habe der Kandidatin bescheinigt, dass sie für den Brüsseler Job besonders geeignet sei. Ja, was denn nun? Erst hüh, dann hott. Man fasst sich an den Kopf und glaubt es nicht.

Ein fader Beigeschmack

Im Fernsehen wird dem Publikum gezeigt, wie die sozialdemokratischen Kabinettsmitglieder der gerade frisch nominierten Ursula von der Leyen in der Ministerrunde gratulieren, Familienministerin Franziska Giffey herzt und küsst die christdemokratische Kollegin. Gleichzeitig gibt das amtierende Trio an der Spitze die Losung aus: Wir wählen sie nicht. Ja, was denn nun? 

Katarina Barley, die als SPD-Spitzenkandidatin bei der Europawahl wenig bis nichts gegen den Abwärtstrend ihrer Partei ausrichten konnte, zeigte sich in Brüssel als schlechte Verliererin. Dass die deutschen Sozialdemokraten im EU-Parlament neun Mandate weniger haben als vorher, ist zwar nicht ihr allein anzulasten. Aber sie war nun mal die Spitzenkandidatin und hat damit an der Niederlage zumindest einen Anteil. Die Heftigkeit, mit der sie anschließend gegen die Nominierung der einstigen Berliner Kabinettskollegin zu Feld zog, hinterließ einen faden Beigeschmack: Sollte hier vom eigenen Versagen abgelenkt werden? 

Die Lage ist ernst

Zum Glück ist es Barley und ihren Mitstreitern nicht gelungen, die eigene Fraktion im EU-Parlament zu überzeugen, geschlossen gegen von der Leyen zu votieren. Dass aber ausgerechnet eine Frau aus Deutschland die erste Wahl einer Deutschen an die Spitze der EU-Kommission zu hintertreiben versuchte, hat in Brüssel und in Straßburg zu Recht Erstaunen, Unverständnis und Kopfschütteln ausgelöst. Noch peinlicher ist es, wenn Genossen – wie zum Beispiel der nordrhein-westfälische Bundestagsabgeordnete Achim Post – auch nach der knappen Wahl weiter gegen die neue Präsidentin der EU-Kommission stänkern und versuchen, Prinzipienreiterei als Standhaftigkeit auszugeben. Wer so redet, muss sich nicht wundern, wenn er dafür vom Wähler abgestraft wird. 

Was wäre denn passiert, wenn das EU-Parlament die Empfehlungen der deutschen Sozialdemokraten befolgt und Ursula von der Leyen nicht gewählt hätten? Die Koalition in Berlin wäre zwar nicht gleich zerbrochen, weil Union und SPD gleichermaßen den Zorn der Wähler fürchten. Aber der Flurschaden wäre noch viel größer gewesen. Die politische Klasse insgesamt hätte sich wieder einmal blamiert, und das wiederum wäre Wasser auf die Mühlen derer gewesen, die schon lange nur noch mit Verachtung auf die so genannten „Alt-Parteien“ blicken. 

Die Lage ist ernst. Selbst ihre demokratischen Gegner müssen sich allmählich ernsthaft Sorgen um die Zukunft der Sozialdemokratischen Partei Deutschland machen. 

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

helmut armbruster | Do., 18. Juli 2019 - 09:33

man kennt das von verpackten Lebensmitteln. Das Etikett ist noch gut leserlich, aber der Inhalt ist vergammelt und verschimmelt.
Bei der SPD ist es nicht anders. Das Etikett verspricht immer noch etwas, was nicht mehr drin ist. Und immer weniger Menschen lassen sich durch das Etikett täuschen.

Ja, die äußere Hülle hält oft noch erstaunlich lange, während im Inneren alles schon
vergammelt ist.
Das beste Beispiel dafür ist die ehemalige DDR.
Nach außen wurde bis zum bitteren Ende so getan, als sei alles in Ordnung.
Dabei war man längst überall am Ende.
Der Zusammenbruch eines maroden Systems (in diesem Falle einer ausgelaugten Partei) erfolgt deshalb oft ganz plötzlich, dann, wenn die letzte,
entscheidende Stütze, die das Ganze noch zusammengehalten hat, wegbricht.

Die SPD-Funktionäre habe längst den demokratischen Boden des Grundgesetzes und des Rechtsstaates verlassen und sich der marxistischen Einheitsfront untergeordnet. Ach hätten sie doch nur auf ihren großen Vordenker Willy Brandt gehört, der klar und deutlich warnte: „Wer sich auf die kommunistische Einheitsfront einlässt, geht daran zugrunde!“
Eine SPD, die ihr Amt missbraucht, um zur Gesinnungsschnüffelei anzustiften, bewegt sich nicht mehr auf demokratischen Boden! Frau Giffey muss zurücktreten und die SPD umgehend verlassen, will sie nicht das Amt beschädigen und ihrer Partei noch größeren Schaden zufügen. Sie findet sicherlich bei Genossin Victoria einen angemessen Job … ?!
Wer Menschen mit eigener Meinung als Nazis und Rechtspopulisten diffamiert, darf sich nicht wundern, wenn er als Linkfaschist identifizieret wird!

Warum hört man eigentlich nichts mehr von ihrer Doktorarbeit?
Falls Giffey ihren Titel unrechtmäßig erworben hat, gehört sie doch allein
schon deshalb aus der Regierung ausgeschlossen.

Oder gilt für die SPD nicht, was für die CDU galt (Guttenberg/Schavan)?

Ist eventuell sogar das "lockere" Umgehen mit geistigem Eigentum inzwischen
schon zum Kavaliersdelikt geworden bzw. ganz von der Liste der Vergehen
gestrichen?
Nach dem Motto: Was kümmern uns Betrüger? Der Kampf gegen
Rechts hat bei uns absoluten Vorrang!

hört man ja nichts mehr von ihrer dubiosen Doktorarbeit, weil sie sonst entlassen werden müsste. Da würde die Koalition mit der SPD-LINKE auffliegen und es wäre Schluss mit lustig … !

Die Regierungsbeteiligung der SPD und die damit verbundene "Ewige Kanzlerin",sind auch €uropaweit in sofern ein widernatürlicher Skandal,da es hier nur noch um Machterhalt geht.Schäbig und für ein Land wie Deutschland eine dumme Schande.Egal,was irgendwann einmal auf dieses Metternich-System 2.0 folgt;Es muß sich ALLES ändern.Ein Umsteuern erfordert lediglich ein paar handwerkliche Geschicklichkeiten.Nichts ist "alternativlos".Endlosschleife des Polit-Kitsches muß enden.Der viel zu lange Urlaub von der Politik ist vorbei.Der Laden ist falsch aufgezogen.

Horst Weber | Do., 18. Juli 2019 - 09:39

Vor geraumer Zeit hieß es doch, Gabriel habe sich aus der Politik zurückgezogen. Scheinbar empfindet er jetzt mehr denn je Freiheit, seine typische Wendehals-Mentalität öffentlich auszuposaunen.- Nichts Neues also.
Herr Palmer meint, wenn in der SPD nicht alle pro
vdL votiert haben sei das ein internationales Kopfschütteln wert. Dabei ist der Hase, den die CDU ganz unvermittelt aus dem Hut zauberte - mehr als kritisches Hinterfragen wert.
Die typischen SPD-Koalitionäre, denen es nur um
den Erhalt restlicher Machtpositionen geht - auch mit schlechtesten Wahlergebnissen - müssen sich sehr wohl mit denen streiten, die ganz profane aber treffende Analysen einer UvdL kennen. Man kann sie überall nachlesen. Innerparteilicher Zwist
in der SPD in dieser Frage ist kein Zeichen für Chaos, sondern eines für demokratisches Restempfinden. Das sollte auch journalistisch gestützt werden !

Yvonne Walden | Do., 18. Juli 2019 - 13:59

Antwort auf von Horst Weber

Diejenigen in der SPD, die kurz vor Toresschluß, also vor der EU-Präsidentinnenwahl, wieder umgekippt sind und sich am Ende doch wieder hinter den CDU-Vorschlag "Ursula von der Leyen" geschart haben, sind die wirklichen Totengräber der SPD.
Der SPD ist es eigentlich noch nie gelungen, Konsequenz zu zeigen und dadurch an Ansehen und Statur zu gewinnen.
Immer ging es nur um Positionen und persönliche Vorteile für SPD-Mitglieder, die auf die Schnelle in Amt und Würden gelangen konnten.
Glaubwürdigkeit war und ist dabei Nebensache.
Deshalb können sich frühere SPD-Wählerinnen und SPD-Wähler nur enttäuscht und angewidert abwenden und sich überwiegend in Wahlenthaltung üben.
Gäbe es doch eine ehrenwerte Alternative zur SPD-Politik. Bei der relativ neuen Partei DIE LINKE kann man da nicht sicher sein.
Auch deren Spitzen schielen nach Ämtern und gut dotierten Positionen und schließen dabei vielfach faule Kompromisse.
Wann also wird die SPD wieder für eine glaubwürdige Politik stehen?

Günter Johannsen | Fr., 19. Juli 2019 - 16:10

Antwort auf von Yvonne Walden

diese gesamte Führungsspitze abgetreten wird und ehrlich-authentische Menschen mit Kompetenz und Charisma diese Posten einnehmen, die nicht nach Macht und Geld schielen!"

gabriele bondzio | Do., 18. Juli 2019 - 10:22

Ist wohl sehr passend für die SPD. Nun, Herr Palmer welchen Blick empfehlen sie für die sogenannten Altpartein?
Wo Visionen und Ziele ( z.B. Klima-Hype/Migration), die von den Alt-Partein ausgegeben, derart unausgegoren und zum politischen Dogma erhoben werden Das man sich tagtäglich die Haare raufen könnte.
Nicht nur die SPD hat den Kompromiss, der das Wesen von Politik sein sollte im falschen Hals deponiert. Sie ist nur der Spitzenreiter im nachhecheln, verzweifelt bemüht im Gespräch zu bleiben. Natürlich auch Spitzenreiter in Selbstbeschäftigung. Sie diskutiert unheimlich gern, mit sich selbst über sich selbst.
Und wird darüber immer kleiner.

Petra Führmann | Do., 18. Juli 2019 - 11:25

"...muss sich nicht wundern, wenn er dafür vom Wähler abgestraft wird."

Ich im Gegenteil bin in diesem Fall hocherfreut über die SPD; peinlich ist es eher, diese Frau "aus dem Hut gezaubert zu haben. Es kann doch nicht darum gehen, in erste Linie eine Frau und dann noch "aus Deutschland" ins Amt zu heben; die Herkunft wäre mir unwichtig, das Geschlecht auch; mich interessiert nur die Denkungsart und dann natürlich auch das Handeln einer Person. Und ein bisschen auch der Werdegang.

leider wurden meine Kommentare zu diesem Thema nicht veröffentlicht. Aber die SPD hat allen Respekt verdient dieses HInterzimmergemauschel abzulehnen.

Frau Keppelen, die Daumenschrauben werden im Moment angezogen, mehr und mehr.

Es gehört wirklich Mut dazu, eigene Meinung zu vertreten. Und eigene Meinung haben bedeutet nicht das SPD Außenseiter unserer Gesellschaft ist.
„Auch die öffentliche Meinung überschätzt sich“ -so Michel de Montaigne
„Wenn einer entschlossen losgeht, folgt die Gruppe sofort, hat der Natursoziologe Rainer Brämer beobachtet. Dabei müsse der Vorangehende den Weg gar nicht kennen; es reiche vollkommen aus, dass er den Anschein erwecke. Das bedeutet auch: Auch ein Dasein als Mitläufer ist nicht unproblematisch. Unter Umständen kann es in die Irre führen, bisweilen gar ins Verderben... Der Verstand sollte also besser nicht abgeschaltet werden“ https://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-Im-Zweifel-folgen-Mensc…
Die SPD hat allen Respekt verdient!.

Klaus Funke | Do., 18. Juli 2019 - 12:16

Nein, ich kann beim besten Willen mit diesem wendigen Typen nichts anfangen. Alles kommt mir irgendwie auf Wirkung bedacht vor. Außerdem hat er seine Landsleute im Osten zu arg und böse beschimpft. Wer dies tut, kann nicht auf Verständnis, nicht einmal auf Zuhören hoffen. Bis heute ist mir nicht klar geworden, was Herr/Genosse Gabriel eigentlich will. Anders gesagt: Was will die SPD? Außer krampfhaftem Festkrallen an Machtpositionen kann ich nichts erkennen. Auch die Ablehnung von UvdL geschah nur aus parteitaktischen Erwägungen heraus. Wer soll dieser Partei und diesem Genossen noch vertrauen? Die SPD sollte, wenn sie wieder ernst genommen werden will, ihr gesamtes politische Führungspersonal austauschen. Da ist nicht einer, der Respekt verdient. Die Anbiederei an AM wird sich bitter rächen. Beim Tode des Pharao gingen alle Hofschranzen mit in das Grab. Tritt Merkel ab, ist die SPD ratlos und am Ende. Mit oder ohne Gabriel. Der Mann ist von gestern. Er weiß es nur nicht.

Ernst-Günther Konrad | Do., 18. Juli 2019 - 12:19

Man kann sie einerseits loben, für ihr im EP vorhandene Standhaftigkeit UvdL nicht zu wählen, die Gründe sind durchaus nachvollziehbar.
Andererseits kann man auch Kritik üben, weil sie national eine Kleiko bilden, im EP aber gegeneinander arbeiten.
Die einen sagen so, die anderen so.
Was insgesamt aber beruhigend ist bleibt die Tatsache, dass die Artikel im Cicero und der Großteil der Kommentatoren die Nachhaltigkeit der SPD so beurteilen, dass ihren Abstieg Konsequent und zielgerichtet weiter voran zu treiben.
Wären sie in den Politikfeldern so ausdauernd ihrem Klientel und den Wählern nachgelaufen, wie sie ihren politischen Suizid betreiben, die hätten was Großes werden können.
So besteht ihre Größe im Chaos und dem tagtäglichen Beweis ihrer Unfähigkeit.
Mal hüh mal hott, die SPD reitet im Galopp dem Abgrund entgegen. Womit? Mit nachhaltigem Eifer.

Günter Johannsen | Do., 18. Juli 2019 - 12:47

So hatte es Willy Brandt wohl nicht gemeint … ? Leider wuchs auch zusammen, was NICHT zusammengehört: wenn eine frühere SED-Juristin, die vor der Wende 1989 gegen die „aggressivsten und reaktionärsten Kräfte des Monopolkapitals“ anschrieb, Vorsitzende der ARD werden konnte und dann dafür arbeitet, dass „den Positionen der AfD der Boden entzogen wird“; wenn Ministerpräsidentin Dreyer (SPD) Vorsitzende der Rundfunkkommission ist und im Verwaltungsrat des ZDF sitzt, darf man sich über zunehmende Zensur und „Gesinnungspädagogik“ in den ÖR nicht wundern. Im noch geltenden Grundgesetzt steht:
GG, Artikel 5: „Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Wenn im ZDF eine Ex-SED-Genossin Maybrit Illner diese Vorsitzende der Rundfunkkommission interviewt, dann ist wohl deutlich: es wuchs zusammen, was nicht zusammengehört!

Hallo Herr Johannsen,
ich schätze Ihre Beiträge hier im Forum. Diesmal möchte ich IHNEN wider-sprechen. Ich möchte Ihnen sagen, mein Widerspruch ist NICHT persönlich und NICHT BÖSE gemeint. Ich bin an einer ernsthaften Debatte interessiert.
Aber es ist für ein gutes Ost-West-Verständnis NOTWENDIG, daß wir die Debatte führen. Das wir einander zuhören und miteinander nachdenken.
Es geht Ihnen um Menschen, die im Osten (meist im 'Roten Kloster' Leipzig) zu Journalisten ausgebildet wurden und jetzt im öffentlich-rechtlichen Rundfunk 'Karriere' machen. Und sie spielen auf die 'Vergangenheit' dieser Menschen an.
Nennen wir die Namen: Karola Wille (MDR), Sabine Adler (DLF), Maybrit Illner (ZDF). Ich möchte versuchen, besagte Journalistinnen zu 'verteidigen'. Ich möchte Sie einladen, meine Überlegungen nachzuvollziehen - bevor Sie urteilen. Ich muß nicht Recht haben. Aber die Argumente und die andere Sichtweise (eines Ostdeutschen) sollten dargestellt werden dürfen.
Danke an den Cicero.

Sie haben GRUNDSÄTZLICH recht.
Damit Sie mich lernen besser einzuschätzen, sage ich gerne, dass ich unbedingt dafür bin, dass der Osten stark wird und zwar nicht nur für sich selbst, sondern für die Bundesrepublik, Europa und die Welt, aber nicht stark "über".
Genau da scheiden sich aber evtl. unsere Geister?
Ich habe die DDR viel von "Aussen" verfolgt und konnte mich nicht überwinden, die DDR etwa als Krone möglicher deutscher Selbstfindung zu sehen, nicht einmal aus der Perspektive einer Sozialistin.
Wer so höchsten philosophischen Geistes war wie m.E. Christa Wolf und so verdeckt schreiben mußte wie evtl. Christa Wolf, "so" dass sie keinen Literaturnobelpreis bekam - bei ihr steht kein einziges Mal das Wort "Mutti", dies zum Niveau - der lebt nicht in der besten möglichen "Staats"form.
Ich frage mich bei jedem/r Einzelnen, ob die nötige Selbst-Reflexion über das eigene Herkommen geglückt ist.
Frau Adler fiel mir positiv auf, "natürlich" muss sie nicht so berichten, ÜBERLEGT!

Herr Johannsen: Ihr Argumentationsmuster ist klar.
Besagte Journalistinnen wurden an 'Sektion Journalistik' der Karl-Marx-Universität Leipzig (einer SED-Kaderschmiede, genannt 'Rotes Kloster') ausgebildet und waren in ihrer Jugend Mitglied der SED.
Heute machen sie im 'neuen' System (große) Karriere.
Ich möchte Sie bitte, folgendes zu bedenken:
Besagte Journalistinnen sind Jahrgang 1959 - 1965. Zur 'Wende-Zeit' 1989/90 waren sie 25-30 Jahre alt, SED und mit dem Studium gerade fertig.
Sie gehörten sicherlich zur einer Art erweiterten Nachwuchs-Elite der SED / DDR .
Aber kann man diesen Frauen (die stellvertretend für einen größeren Personen-kreis stehen: Künstler, Sportler, Wissenchaftler etc.) das mit gutem Gewissen pauschal - und manchmal auch etwas gedankenlos - vorwerfen ?
Ich beantworte diese Frage mit: 'NEIN'!
Wegen der 'Gnade der späten Geburt' trugen diese Menschen kaum Verantwortung in der DDR und sind insofern (fast) ohne Schuld.

Ich bin evangelischer Christ und weiß um diesen Satz, den Jesus gegenüber den Pharisäern aussprach, die für eine des Ehebruchs beschuldigte Frau nur die Steinigung übrig hatten. Nach dem Jesus-Satz schlichen sich diese Pharisäer davon, Jesus vergab ihr, aber er sagte auch ganz deutlich: "geh hin und tue es nicht wieder!" Er benennt die Schuld der Frau, eröffnet ihr aber ein Weiterleben …. !
Ich verurteile nicht Vergangenes, aber ich denke, wer schon einmal so schwerwiegend geirrt und den großen Fehler begangen hat, ein solches verbrecherisches System als Erfüllungsgehilfe (aus Gedankenlosigkeit?) zum Überlebern verholfen hat, sollte sich nach meiner Überzeugung künftig politisch abstinent halten und nicht so weitermachen, wie vor 1989: Menschen mit eigener Meinung zu diskreditieren und zu verdammen!

Man kann diesen Damen nicht ernsthaft ohne Weiteres vorwerfen, daß es die DDR geschafft hat, sie als junge Mädels entsprechend zu konditieren. Falls es konkrete Vorwürfe gibt, müßten konkrete Vorwürfe gegen einzelne Personen konkret belegt werden.
Die Konditionierung war (und ist ?) Teil des Systems; man konnte sich nur bedingt entziehen - abhängig von Elternhaus, Familie, Lehrern, Freundeskreis, ggf. Pfarrern und persönlichen Umständen etc. . Totalitäre Systeme leben davon, dass sie die Menschen 'klein machen' und zum 'Mitmachen' zwingen. Und Anpassung und Verweigerung ist oft eine Grat-Wanderung; es gibt schicksalhafte Situationen. Es gibt auch Glück und Pech.
Zensuren von Nachgeborenen und 'Demokraten' aus freien Ländern sind da fragwürdig und 'wenig hilfreich' - die haben leicht Reden. Und gerade jungen Menschen gestehen 'wir' in der BRD doch sonst die Chance auf 'Entwicklung' und 'Veränderung' zu (insbesondere heute, wenn sie straffällig geworden sind).

Ganz sicher mache ich das nicht und es hat sehr lange gedauert, bis ich mein Unbehagen zu Frau Dr. Merkel überhaupt einigermassen zuordnen konnte, zugegeben teils durch die Bücher von Frau Prof.Dr. Gertrud Höhler, eine bekannte intellektuelle Größe der politischen Szene der alten Bundesrepublik und Reuth/Lachmann, scheint gewissenhaft recherchiert.
Dazu kommt meine kleine politische Erfahrung.
Ich halte die Diskussion über Frau Merkel für berechtigt, sicher aber nicht jede Ausführung.
Ich betrachte skeptisch vor allem Erzählungen über Frau Merkel und da kann man bei Journalist*innen sehr gut fündig werden.
Ich sehe diese nicht isoliert, sondern auf dem Hintergrund der Erzählungen über das Weibliche.
Siehe dazu Christa Wolf "Es soll noch einen anderen Gott geben" aus "Störfall".
Der Text von Frau Viola Roggenkamp hier bei Cicero über `die verachtende Göttin´, die evtl. `ihre Vulva als Raute vor sich herträgt´, war für mich der bislang Gipfel des Geschmacklosen.
NIVEAU und RESPEKT

Ich möchte an dieser Stelle anmerken, daß ich für die '68-er' nie viel Verständnis hatte - wegen der pauschalen und gehässigen und ungerechten Aburteilung einer ganzen Generation - ihrer Elterngeneration.
Das eben von mir formulierte gilt - natürlich - in vergleichbarer und ähnlicher Weise für die Menschen, die in den 30-er und 40-er Jahren jung waren und sich verführen ließen (HJ, BDM, Wehrmacht) - soweit sie nicht direkt an Verbrechen beteiligt waren.
Die spätere Karriere-Journalistin Carola Stern (Erika Assmus) gehörte zu
DIESEN Menschen. Sie hat in ihrer Autobiografie von den eigenen Verstrickungen in ihrer eigenen Jugend berichtet - auf für mich sehr bewegende Weise.
(im Gegensatz zu Herrn Grass - der hat immer nur von der Schuld ANDERER Leute berichtet; Bitburg-Affaire).
Wir müssen weg von einer pauschalen und gedanklosen 'Jacobiner-Moral', die Jugend und 'kleine Leute' pauschal in Mithaftung nimmt, für die Verbrechen der beiden deutschen Diktaturen.

Wer 1990 30 Jahre alt war - der hatte vorher in der DDR - von seltenen Ausnahmen abgesehen - nichts zu sagen und nur wenig zu entscheiden.
Und dann kann es nicht angehen, daß in unserem Land nur 3 Bevölkerungsgruppen überhaupt eine 'Vergangenheit' haben:
alte 'Nazis', alte 'Stasis' und Ostler allgemein.
Was ist mit den Stars und Sternchen der Medien und der Kulturszene, die in der Bundesrepublik ausgebildet und von der BRD geprägt wurden. Diese Leute hatten doch so tolle Ausbildungsstätten, echte Demokraten als Chefs, zum Teil sogar Auslandserfahrung (USA, England, Frankreich).
In der BRD war doch (vor allem ab 1968) immer alles super ...
Ich kann nicht erkennen, daß Karola Wille als MDR-Intendantin ihren Job anders oder besser oder schlechter macht, als ihre West-Kollegen der anderen ARD-Anstalten. Ich kann nicht erkennen, daß Maybrit Illner ihren Job anders oder besser oder schlechter macht als ihre Kolleginnen Will bzw. Maischberger.

Ich kann nicht erkennen, daß Sabine Adler beim DLF einen schlechten Job macht. Unbestritten hat sie Ahnung - ERFAHRUNG - vom Osten und von Ost-Europa. Natürlich berichtet sie im wesentlichen entlang der 'Linie':
gegen Putin, gegen Orban, gegen Kaczynski, für Tusk.
Aber damit ist sie keine Ausnahme.

Ich war 1990 26 Jahre alt. Ich konnte in der DDR studieren und mein Studium als Diplom-Mathematiker abschließen. Ich war in der FDJ. Und auf meinem Abschlußzeugnis steht im Fach 'Marxismus-Leninismus' (Pflichtfach für alle DDR-Studenten aller DDR-Studiengänge) ein 'sehr gut'.
Gegenüber Menschen mit einer Jacobiner-Moral kann ich mit dieser Biografie nicht bestehen:
* ganz gleich was ich zwischen 1980 und 1990 sonst getan bzw. gelassen habe
* ganz gleich was ich in dieser Zeit evtl. Gutes geleistet und bewirkt habe
* ganz gleich wobei und an wem ich ggf. SCHULDIG geworden bin

Für ihren Vortrag habe ich keinerlei Verständnis. Das ist ja nett, dass sie für Verbrecher und deren Erfüllungsgehilfen so viel Verständnis aufbringen. Ich will und kann das nicht, weil ich die Stasi am eigenen Leib 1968 erlebt habe. Ich ungehorsamer Mensch habe gegen die Sprengung der ältesten Kirche Leipzigs protestiert und wurde "zugeführt", verhaftet, 12 Stunden verhört und weggesperrt für einige Monate - mit 18 Jahren! Die nette Stasi - man muss ja alles relativ betrachten, es ist ja schon so lange her …. - hat einen meiner Bekannten - ein bekannter Oppositioneller - beim Verhör stunden lang mit Röntgenstrahlen "behandelt, sodass der Jahre später an Leukämie elendig verreckte! Ihr Vortrag ist ein Hohn für die Opfer des mörderischen Regimes. Ich kann nicht nachvollziehen, warum man so denken kann!
Vergebung so großer Schuld kann nur gewährt werden, wo Schuld eingestanden wird, nicht heruntergespielt und verharmlost. Sonst ist es eine Verhöhnung der Opfer!

Klaus Funke | Fr., 19. Juli 2019 - 11:38

Antwort auf von Günter Johannsen

Lieber Herr @ Johannsen, Sie haben vollkommen Recht. Viele der Stasi-Kollaborateure tun heute wieder ihren Dienst im ÖR, sogar in Ministerien und Parteien. Manche hat man formal zurückgestuft oder für eine kurze Zeit aus dem Schussfeld gezogen. Das gelang, weil eine Etage über ihnen dieselben Lumpen saßen und sitzen. Ein Vergleich zu dem laxen Umgang mit Nazi-Verbrechern bietet sich an. Scheinbar werden sie gebraucht. Doch, das ist ein Irrtum. Es hat mit Seilschaften und Günstlingswirtschaft zu tun. Das Schlimme ist, diese Leute kommandieren wie früher ihre Landsleute, belehren sie, geben Richtungen vor. Gut, Sie kennen sich ja aus in einem parteigelenkten Rundfunk. Sie sind wertvoll für´s System. Das Paradoxcon: Sie gehen wie früher gegen die gleiche Opposition vor. Vollenden damit ihr Zerstörungswerk. Und, die ganze Sch... beginnt ganz oben, am höchsten Punkt des Staatswesens und an den höchsten Stellen im ÖR. Die Dummen sind immer die kleinen ehrlichen Leute. Einst wie jetzt!

Klaus Funke | Fr., 19. Juli 2019 - 11:40

Antwort auf von Günter Johannsen

Lieber Herr @ Johannsen, Sie haben vollkommen Recht. Viele der Stasi-Kollaborateure tun heute wieder ihren Dienst im ÖR, sogar in Ministerien und Parteien. Manche hat man formal zurückgestuft oder für eine kurze Zeit aus dem Schussfeld gezogen. Das gelang, weil eine Etage über ihnen dieselben Lumpen saßen und sitzen. Ein Vergleich zu dem laxen Umgang mit Nazi-Verbrechern bietet sich an. Scheinbar werden sie gebraucht. Doch, das ist ein Irrtum. Es hat mit Seilschaften und Günstlingswirtschaft zu tun. Das Schlimme ist, diese Leute kommandieren wie früher ihre Landsleute, belehren sie, geben Richtungen vor. Gut, Sie kennen sich ja aus in einem parteigelenkten Rundfunk. Sie sind wertvoll für´s System. Das Paradoxcon: Sie gehen wie früher gegen die gleiche Opposition vor. Vollenden damit ihr Zerstörungswerk. Und, die ganze Sch... beginnt ganz oben, am höchsten Punkt des Staatswesens und an den höchsten Stellen im ÖR. Die Dummen sind immer die kleinen ehrlichen Leute. Einst wie jetzt!

Wilfried Düring | Fr., 19. Juli 2019 - 20:27

Antwort auf von Günter Johannsen

Hallo Herr Johannsen, hallo Herr Funke,

ich muß mich jetzt beeilen, daß CICERO die Kommentar-Funktion demnächst schließen wird. Deshalb wird meine Antwort leider unvollständig bleiben - ich kann nur auf einige Punkte eingehen, die mir wichtig sind. Es ist schade, daß wir den Austausch über das Thema DDR-Vergangenheit nicht in der Ausführlichkeit fortsetzen können, die das Thema verdienen würde.
Ich möchte Sie um Verzeihung bitten, dass ich Sie offenbar mit meinem Beitrag und evtl. mit meiner Sprache ('Jacobiner-Moral') verletzt habe. Mit diesem terminus technicus wollte und will ich niemals Opfer der totalitären Dikataturen angreifen. Ich verwende den Begriff - mit einem verständnislosen Seitenblick Richtung 68-er West - gegenüber sogenannten 'Nachgeborenen', deren Urteil ich persönlich oft als vorschnell, unüberlegt, undifferenziert und überzogen erlebe.

Wilfried Düring | Fr., 19. Juli 2019 - 20:27

Antwort auf von Günter Johannsen

Sie haben meinen Beitrag so wahrgenommen, daß ich 'für Verbrecher Verständnis aufbringe' und 'Opfer verhöhne'. Ich fühle mich da mißverstanden, und werde versuchen, mein Anliegen zu präzisieren. Ich habe in meinem Beitrag mit keinem Satz die Verbrechen des kommunistischen Systems (und seines DDR-Ablegers) abgestritten oder klein geredet. Ich habe nicht gesagt, daß die 'Stasi nicht schlimm' war und habe auch keine Verbrechen relativiert, weil sie 'lange her sind'. Ich habe das nicht getan.
Ich bin ein Gegner von Kollektivschuldthesen. Und ich denke, auch Sie werden nicht Millionen Ihrer Mitmenschen in der DDR für die politischen Verbrechen der kommunistischen Diktatur verantwortlich machen wollen. Für die Verbrechen (Todesurteile, Zwangsumsiedlungen, Enteignungen, zerstörte Familien, politische Haft, Berufsverbote, Relegierungen, Denunziation) sind konkrete Menschen verantwortlich. Und es vglw. WENIGE Menschen, die diese Verbrechen konkret zu verantworten haben. VIELE sind MITGELAUFEN.

Wilfried Düring | Fr., 19. Juli 2019 - 20:46

Antwort auf von Günter Johannsen

Ich habe die Frage gestellt nach der konkreten Schuld und (Mit-)Verantwortung von damals vglw. jungen Menschen, die HEUTE im Rampenlicht stehen. Von Menschen, die verführt worden sind und die mglw. - zeitweise - BEGEISTERT waren (wie viele ihrer Altersgenossen in den 30-ern und 40-ern).
Ich möchte mein Anliegen mit Vergleichen verdeutlichen, der etwas hinken:
Der Banker Herrhausen, der Zeit-Herausgeber Dr. Theo Sommer, der Schauspieler Hardy Krüger, der Literaturkritiker Karasek und das spätere SED-Politbüro-Mitglied Werner Lamberz (Tod in Libyen 1978) besuchten in 40-er Jahren besondere Schulen. Sie waren NAPOLA-Schüler. Und ok, ein paar Jahre jünger, als die Studenten an der KMU.
Ein anderes Beispiel sind Hundertausende halber Kinder, die als 17-, 18- , 19-, 20- jährige Wehrmachts-Soldaten im Weltkrieg gefallen sind.
Waren Sie 'Täter'? Waren Sie 'Erfüllungsgehilfen' eines verbrecherischen Regimes?
Ein pauschales 'JA' auf diese Fragen finde ich abstoßend und lehne ich ab!

Wilfried Düring | Fr., 19. Juli 2019 - 23:13

Antwort auf von Günter Johannsen

Ich könnte noch ewig weiterschreiben. Ich will und darf aber die Geduld der Cicero-Redaktion nicht überstrapazieren.
Ich schließe deshalb mit ein paar Zitaten:

'Niemand war nur Rebell oder nur Angepasster. Oft war man beides in einem.'
(Roland Jahn, Bundes-Beauftragter für Stasiunterlagen; Tagesspiegel 2014)

'Man kann, aus welchen Gründen auch immer, einen Fehler gemacht haben;
aber ein anständiger Mensch geblieben sein - so wie Sie.'
(B.rechtlerin Vera Lengsfeld; offener Brief nach IM-Vorwürfen an den Schauspieler Andreas Schmidt-Schaller ; online verfügbar auf freiewelt.net)

'Ich suchte Mörder - und fand Menschen'
(Arno Surminski: Vaterland ohne Väter;
Roman über eine Frau, deren Vater 1943 in Rußland fiel
und die sich auf Spurensuche' begibt.)

'Die Mutter von A. Merkel war Englischlehrerin in der DDR, durfte ihren Beruf aber nicht ausüben. Wenn die Ehefrau Berufsverbot hat, hält sich die Regimetreue in Grenzen.'
(Richard Schröder über die Eltern von A. Merkel)

Für diesen langen und wertvollen Kommentar verneige ich mich vor Ihnen Herr Düring. Das allermeiste kann man eben auch auf die Kriegsgeneration ab 1930 und danach anwenden.
Ich bedanke mich ausdrücklich beim Cicero, dass er einen so langen sachlichen und inhaltlich so wahren Kommentar hier veröffentlichte.
Es ist leicht im Nachhinein vieles aus der Vergangenheit schlecht zu werten. Nur, diejenigen die ihre Kindheit in dieser Zeit begannen und eben vom System geprägt werden, egal wie dieses System politisch einzuordnen ist, die kennen eben auch nichts anderes. Also leben sie das, was ihre Eltern ihnen mitgeben und das System ihnen ermöglicht.
Wir müssen eben alle aufpassen , uns nicht selbst moralisch über andere zu erheben.
Bei allem verständlichen Ärger und Zorn der manchmal bei uns allen irgendwann hochkommt, ich nehme mich da nicht aus, müssen wir nicht nur respektvollen und demokratischen Umgang einfordern, sondern selbst leben.
Sie geben hier ein sehr gutes Beispiel ab. Danke.

Günter Johannsen | Fr., 19. Juli 2019 - 17:09

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

"Nur, diejenigen die ihre Kindheit in dieser Zeit begannen und eben vom System geprägt werden … die kennen eben auch nichts anderes. Also leben sie das, was ihre Eltern ihnen mitgeben und das System ihnen ermöglicht." Ja, das stimmt für die große Mehrheit der Bevölkerung (heute wie gestern), die im System aufwuchs und leider aus Angst schwieg, obwohl sie es besser wussten. Die sind nicht zu verurteilen. Völlig klar … und darum geht´s auch nicht. Aber es gab eben auch jene, die sich für eine guten Job oder auch Geld zu sehr aus dem SED-Fenster lehnten. Die sogenannten Erfüllungsgehilfen - damals wie heute ! Ein solches System kann nur so lange existieren, weil es Leute gibt, die sich instrumentalisieren lassen. Noch ein Beispiel: einer meiner besten Freunde vom Kindesalter an wurde mit 23 Jahren vom MfS angeworben - er hat sich anwerben lassen und bis 1989 über mich und unseren Freundeskreis seitenweise Berichte abgegeben. Das hätte uns Kopf und Kragen kosten können ... Relativieren?

ich denke die Sache ist eher umgedreht: weil diese Damen "entlang der Linie" berichten - zB. Deutschlandfunk war früher einer meiner drei Stammsender, heute unhörbar, fern sehe ich seit 15 Jahren nicht mehr - schaut man sie an und kommt auf diese Vergangenheit und findet oder konstruiert die Kausalität. Es mag Leute mit der gleichen Vergangenheit geben, die heute nicht "entlang der Linie" laufen, nur hört man von denen nichts. Und die, die im Licht sind, müssen mit solcherart Vorwürfen leben, zumal sie ja selbst nicht zimperlich umgehen.

Herr Düring, ich widerspreche Ihnen. Ich habe solche "Wendehälse" im Journalismus kennen gelernt. Einer von ihnen - den Namen nenne ich hier nicht, kann indes alles belegen - war sogar überführter Stasi-IM. Frau Wille sorgte dafür, dass er, nach einer 2-monatigen Karenzzeit, bleiben konnte. Er war eifrig bis übereifrig und tat so, als ob er alle Segnungen des Westens schon längst verinnerlicht hätte. Er erinnerte mich an einen Musterschüler oder an einen "unter Bewährung" stehenden Straftäter. Während ich - wir sind etwa gleich alt - mir zu meinem Studium durch Wochenenden im Riesaer Stahlwerk Geld verdiente, verriet besagter Student - er studierte am "Roten Kloster" in Leipzig - seine Kommilitonen und bezog dafür Honorar von der
Stasi. Und so einer wird - und bleibt - Redakteur im MDR und lehrt seinen Landsleuten die neue Moral. Abgesegnet von "Mittätern" wie Carola Wille. Ich kenne noch unzählige weitere Beispiele. Und Sie, verehrter Herr Düring, verteidigen diese Leute!!? Schade!

geben Sie ausreichend Spielraum für glaubwürdige! (denn der Sozialismus konnte in Deutschland nur ZWANGS-eingeführt werden) Veränderungen, Herr Funke.
Ich habe viel nachgedacht über die Entwicklungen in der sogenannten BRD und der DDR und spätestens als ich in die ehemalige DDR kam, habe ich mich auf die Seite der Entwicklung in der Bundesrepublik und die friedliche Revolution/Kirchen-, Bürger- und Sozialdemokratischen Widerstand gestellt.
Sozialisten, bestimmt aber Kommunisten hatten wegen der UDSSR keine ganz schlechten Karten.
Hineinwachsen in eine überlegte, mitgestaltete und gemeinsam bejahte Bundesrepublik Deutschland, das gilt für West wie Ost und deshalb braucht der Osten ausreichend politische Präsenz und evtl. noch Zeit, um von ZWANG/GLEICHSCHALTUNG wegzukommen
Es lebten dort nicht viel mehr Menschen als in NRW?
Jedenfalls sind wir jetzt wieder-vereinigt.
GOTT SEI DANK
Ich war auch skeptisch, zu Unrecht.
Meine Güte, wieviele Fehler ich so eingestehen muss.
Immerhin!

aber SICHER NICHT gegen Sie gerichtet:
"Marxismus/Leninismus" in der DDR, da habe ich evtl. im Westen jedenfalls über den Marxismus mehr lernen können an der Universität oder im "Selbst"studium.
Der Leninismus kann besser im sowjetischen/russischen Zusammenhang begriffen werden als aus einer bei Marx gegebenen Kontinuität europäischer Geistesgeschichte?
Aber auch damit konnte man Bekanntschaft machen, wenn man russisch/europäische Literatur beachtete.
Ich erinnere die wundervolle Verfilmung der Stein-Aufführung von "Sommergäste", besser Weltliteratur und -Geistesgeschichte gleich welchen Landes, "jedoch" in Bezug auf Lenin teils speziell herzuleiten.
Ich glaube Rudi Dutschke machte darauf aufmerksam in bezug auf die Stellung des Bürgertums.
Nach der Katastrophe des Faschismus war es glaube ich richtig und notwendig, auch die linken Erzählungen ABER kritisch zu betrachten.
Kritik und DDR fand evtl. erst spät zusammen und führte zur WIEDER-Vereinigung ich denke auch von Linken.

in der DDR, da habe ich evtl. im Westen jedenfalls über den Marxismus mehr lernen können."
Das kann ich für mich auch sagen: Was die Marxisten gestern wie heute gern mal verschweigen: der wissenschaftliche Kommunismus von Karl-Marx hat allein in der Sowjetunion, in China und in der DDR an die Hundertmillionen Tote zu verantworten! Und auch der Antisemitismus ist den Marxisten nicht fremd, denn schon ihr großer Vordenker Karl Marx schrieb in einem seiner Briefe an Friedrich Engels über den Juden Ferdinand Lasalle: „Es ist mir völlig klar, dass er, wie auch seine Kopfbildung und sein Haarwuchs beweist, von den Negern abstammt, die sich dem Zug des Moses aus Ägypten anschlossen …. Diese Verbindung von Judentum und Germanentum mit der negerhaften Grundsubstanz müssen ein sonderbares Produkt hervorbringen … niggerhaft.“
Auch DAS ist der Begründer der kommunistischen Pseudo-Religion Karl Marx in Wirklichkeit! Politisch korrekt war seine Sprache jedenfalls nicht, oder?!

In der Beurteilung des Chraktere von Karl Marx und Friedrich Engels sind wir beide uns einig. Es gibt noch schlimmere Zitate. Ich verweise auf den Wikipedia-Eintrag des Romans 'Lassalle' des DDR-Dichters Stefan Heym. Heym zitiert drastische Obzönitäten, für die heute Jedermann völlig zu Recht vor Gericht gestellt werden würde. Wer sich so äußert, ist nicht nur Antisemit, sondern auf eine verstörende Weise frauenfeindlich - und charakterlich völlig neben der Spur!

@ Düring/Sehrt-Irrek/ Konrad
Aussage: "Immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen".
Egal wie hoch die "Gesäßpasteten" sind. Wir klatschen Beifall bis zur letzten Minute. Das Vater unser sagt aber auch: "Und führe mich nicht in Versuchung, sondern Erlöse uns vom Übel".
Ja, mit der Demut & Versuchung nimmt man es nicht so genau.
Danke, lieber Cicero, für dieses Fundament der Anschauungen. Aber an diesen sehr unterschiedlichen Auffassungen kann man mit sehr unterschiedlicher Betrachtungsweise des Lebens sehen(vor allem Ost-West). Und dies kommt vor allem zu stande, wenn man die Vergangenheit verdrengt, statt Sie zu bearbeiten & zu verstehen lernt.
Aber es ist wie mit dem Tod. Alles was der Mensch verdrängt, fällt einen später auf die Füße.
Wer erst einmal die Bürde der Ungerechtigkeit auf den Schultern hatte, kann dies nicht so leicht vergessen. Und "Vergessen" kann leichter frühere Fehler wiederholen. Aber " vergib unseren "Schuldigern", wie auch wir vergeben-nicht vergessen! MFG

Ja, Herr Johannsen, wieder genau den Kopf des Nagels getroffen.
Und jedes Mal wird diese Denkrichtung vom Cicero nicht veröffentlicht!
1,6 Mio SED-Mitglieder (davon haben 80% studiert) Gerichtsbarkeit, Lehrer, Professoren an Unis - Alle die mussten 100% Überzeugte sein, sonst Null Chance.
Ah ha, die alle wurden auf die gehobenen Posten für die Markteirtschaft ideologisch überzeugt.
Was ist aus den vielen "Gioms" geworden?
Warum gab es bisher noch keine richte Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit?
Warum durften hohe SED-Mitglieder, die vor 1989 die DDR verlassen haben, bis zum Schluß ihre Arbeit in der DDR behalten?
Warum kommen nicht die zu Wort, die lange politisch in der DDR inhaftiert waren?
Warum gibt es keine Medienaufteilung nach Parteienlandschaften?
Sehr unbequeme Fragen, lieber Cicero & Leser.
Aber jetzt einmal Mut zur Wahrheit, wenn Sie auch meistens bitter schmeckt! Ihr Leser Nimmerklug (Ronald Lehmann)

Ich habe das Gefühl in ein Wespennest gesprochen zu haben.
Aus meiner Sicht zeigen die Reaktionen, daß diese Debatte notwendig ist.
Wir sollten versuchen, die Diskussion in einer behutsamen Sprache zu führen;
in einer Sprache, die dem Ernst des Themas angemessen ist.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei der Redaktion des Cicero bedanken.
Sie haben Zeit, Platz und Raum gegeben für eine kontroverse Aufarbeitungsdiskussion (Ost-West, Vergangenheit der BEIDEN deutschen Diktaturen) - obwohl es ursprünglich um die SPD ging.
Wir können Vergangenheit nur 'bewältigen', wenn es Räume gibt, in welchen wir einerseits Fakten und anderseits unsere eigenen Erfahrungen und Gefühle einander - angstfrei - mitteilen können.
Dadurch wächst - in kleinen Schritten - Verstehen und Deutsche Einheit.
Also: Ein GROSSES DANKE für Alles.

Kunst zum Thema:
Lied 'Bruder Judas' des Liedermachers Gerhard Schöne.
Interessenten finden den vollständigen Text auf der Seite des Buschfunk-Verlages.

Ich möchte mich auch bei Allen bedanken, die mir geantwortet haben - ausdrücklich auch bei meinen 'Kritikern'.
Viele Argumente meiner 'Kritiker' kenne ich; ich höre sie doch z.T. auch in meinem privaten Freundeskreis. Und natürlich verstehe ich ihre Position, auch wenn ich sie nicht (nicht mehr) teilen kann - 1990 habe ich auch anders gedacht.
Leider ist es nicht möglich, diese Debatte bei einer Flasche Wein oder einem Bier fortzuführen ....
Wenn ich darf, würde ich gerne am WE noch einmal - in Ruhe - antworten.
Falls der Cicero die Debatte an dieser Stelle beenden möchte, bitte ich um eine kurze Nachricht der Redaktion (weil ein solches Plädoyer natürlich auch richtig Arbeit macht).

Ich wünsche der Cicero-Redaktion und allen Lesern und Foristen hier
ein schönes Wochenende.

wir freuen uns natürlich, dass unsere Foristen hier so ausführlich diskutiert haben. Trotzdem werden wir die Kommentarfunktion wie gewohnt nach zwei Tagen schließen. Wir sind eine kleine Redaktion und die Bearbeitung der Kommentare nimmt viel Zeit in Anspruch.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Online-Redaktion

Vielen, vielen Dank an die Mitarbeiter des Cicero, die diese Diskussion entfachten. Ich hoffe, das diese brache Themen mal wirklich aufgearbeitet werden, denn es gibt viel zu viel verletzte Seelen, die übergangen worden.
Also Cicero, nicht nur über Politiker & AFD philosophieren.
Nochmals vielen Dank an alle MFG

Ich danke dem Cicero, dass dies möglich war. Ich danke Herrn Konrad, ich danke Herrn Düring für seine ausführliche Vorträge, ich danke Herrn Lehmann und Frau Sehrt-Irrek: ich habe die Erfahrung gemacht, dass es das eigene Profil stärkt, wenn man mit klugen Menschen diskutieret, die auch andere Ansichten haben und zum Vortrag bringen. Man ist 1. immer wieder herausgefordert, seine eigenen Ansichten und Überzeugungen zu überdenken und neu zu formulieren und 2. ständig neue Argumente zu finden, um sich verständlich zu machen!
Ich wünsche allen hier im Forum ein schönes Wochenende. Bleiben Sie gesund und bleiben Sie neugierig und gespannt!

Sorry, bei dieser Wortwahl bekommen wir Sachsen Gänsehaut ;-), weil dann immer die Leier kommt:
1. es war doch alles nicht so schlimm
2. uns ging es doch gut & wir haben alle viel gelacht.
3. Fragen sie mal Unter 30, was die von der DDR zu erzählen können.(Außer Stasi)
Bei diesen Thema könnten Zeitungsauflagen wie zur DDR-Zeit entstehen, weil sehr, sehr viele in einem Konkon gelbt haben und es sehr unterschiedliche Lebenswege gegeben hat. MFG zum nachdenken

Michael Busold | Do., 18. Juli 2019 - 12:57

Nennen Sie einen vernünftigen Grund, warum die SPD die Nicht-Spitzenkandidatin und schlechteste Ministerin der Bundesregierung hätte wählen sollen?

Und umgekehrt? Wenn die SPD sie gewählt hätte, hätten Sie das dann positiv kommentiert? - Wohl eher nicht!

Juliana Keppelen | Do., 18. Juli 2019 - 16:47

Antwort auf von Michael Busold

hätten sie dann positiv kommentiert? - wohl eher nicht! Genau so ist es. Das mediale und politische Fegefeuer wäre genau so auf die SPD hergeprasselt das gehört nähmlich inzwischen zum Standardrepertoire auch um Merkel aus der Schußlinie zu nehmen.

Heidemarie Heim | Do., 18. Juli 2019 - 12:58

"Die politische Klasse insgesamt hätte sich wieder einmal blamiert..."??
Verstehe die Aussage von Herrn Palmer leider nicht! Denn wie ich schon an anderer Stelle schrieb, waren die vergangenen Tage und Ereignisse für mich als politisch interessierte, den Ablauf des Geschehens beobachtende Wählerin fast unerträglich! Was den so benannten Flurschaden betrifft werden sich m.E. alle daran beteiligten Parteien mit den "Folgekosten" auseinandersetzen müssen. Zumal man sich wie hier auch wieder nur intern auf die SPD als Verlierer konzentriert, und den viel immenseren Flurschaden, nämlich den man bei dem "gemeinen Wähler" anrichtete völlig außer acht lässt! Bei dem im Schlusssatz verwendeten Begriff "demokratische Gegner" gelang mir eine Ein-/Zuordnung ebenfalls nicht auf Anhieb. Vielleicht fällt der Groschen bei mir und den Politikern aller Parteien, mit und ohne Mühlen;-),
hoffentlich nicht zu spät! MfG

Wolf-Dieter Hohe | Do., 18. Juli 2019 - 14:11

Das sehe ich differenzierter und stimme darin einigen Foristen im Grundsatz zu.
Wahlaufruf: Spitzenkandidaten
Angekreuzt: Spitzenkandidaten
Gewählt : Jemand anderer =
= im Nachhinein die Wahl ignoriert =
= realisiert vom "anonymen" Wahlausschuss =
= Keine Wahl =
= lohnt sich darüber "europäisch" nachzudenken

Susanne Dorn | Do., 18. Juli 2019 - 14:35

…dieser Generation kennen nur mühelos von der Substanz zu leben. Problemerkennung- und Problemlösungskompetenz, Gestaltungsfähigkeit, strategisches Denken haben sie nie gelernt. Warum auch. An den Futternäpfen ließ es sich bisher doch sehr bequem leben. Ungestört - der Souverän toleriert ja vieles - unangefochten - Wahlniederlagen werden zu Siegen umgedeutet -
und Rücktritte wegen Totalversagens gibt es schon lange nicht mehr. Rückgrat - Fehlanzeige.

Deutlich erkennbar, dreht sich der Wind langsam aber sicher, und die Etablierten spüren die selbe Angst, die dem Souverän tagtäglich durch Mainstream-Medien und ÖRR als Panik- und Spaltungsinstrument vorgesetzt werden.

Was wird dann aus all den Studienabbrechern, Berufslosen, Lebensunerfahrenen sogenannten Politikern, die sich in Kommunen, Landtagen, Regierung und Bundestag tümmeln? Die erkennbare Unsicherheit und totale Unfähigkeit kommt jeden Tag erneut zum Vorschein.

Geht hier eine „ELITEN-AERA“ unwiderruflich zu Ende?

Heidrun Schuppan | Do., 18. Juli 2019 - 18:18

Antwort auf von Susanne Dorn

Genial, wie Sie die Politik(er) von heute beschreiben. Übrigens: Das Aufmacherbild zum Artikel "Landesväter" sagt deutlich, dass es ruhig ein paar weniger sein dürfen. Ziemlich aufgeblasen, diese Landesparlamente.

Michael Kirchhofer | Do., 18. Juli 2019 - 23:27

Was für ein schwacher und boshafter Artikel.
Anstatt kühler Analyse des Verhaltens der SPD bei der Wahl zur EU-Kommission (und gerne auch der anderen Parteien, die ebenfalls keine Heldentaten vollbracht haben), nur SPD-Bashing vom Feinsten.
Absatz1 (Was ist los mit der SPD): 98% wütender Bauch, 2% Substanz.
Absatz2: Warum wird Gabriel zitiert, der keine Funktion mehr in der SPD hat? Rätselhaft.
Absatz3: Sind Glückwünsche im Kabinett verboten? Die SPD-Spitze sagte, sie vergebe keine Haltungsnoten an die SPD-Gruppe in Straßburg.
Absatz4 bisschen Jauche auf Barley spritzen. Welche Quelle hat das publiziert, was Palmer aus Barleys Mund gehört haben will?
Absatz5 Gesamtfraktion: jo, Rolle von Post: kann sein. Was soll der letzte dräuende Satz (Der Wähler wird abstrafen)?
Absatz6 (evtl. Scheitern von vdL): Ja, ein Textfragment mit Substanz! Aber letztlich nicht nur die SPD betreffend.
Absatz7 (Sorgen um SPD): Überflüssiger Gag am Ende.
Vermisst sonst niemand Substanz?

.....Vermisst sonst niemand Substanz?...
Wo keine Substanz, kann man sie auch nicht vermissen. Ich vermisse die SPD nicht. Die SPD hat sich in die Opferrolle begeben und wird jetzt von allen kritisiert. Schon die zweite Partei, die Bashing über sich ergehen lassen muss. Das sollte nachdenklich werden lassen. Nachdem Bashing allgemein gegen eine andere Partei freigegeben wurde , trifft es die nächste nun. Wer mit unlauteren Mitteln kämpft, kann durch unlautere Mittel verlieren.Sage ich, kein berühmter Philisoph.
Die SPD hat in ihrer Geschichte mit vielen unsauberen Mitteln gerade innerhalb ihrer eigenen Partei gekämpft.

Michael Kirchhofer | Fr., 19. Juli 2019 - 14:13

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Ich meinte in meinem Text natürlich die Substanz in Herrn Palmers Artikel. Die fehlt mir auch noch mit einem Tag Abstand schmerzlich.
Zur Substanz der SPD-Politik, hier ein Link zur SZ u.a. zu den sehr oft SPD-getriebenen Ergebnissen der Sozialpolitik im Rahmen der GroKo (etwas nach unten scrollen): https://www.sueddeutsche.de/politik/bundesregierung-aufgaben-grosse-koa…. Alles schon vergessen oder gar nicht bemerkt? Viele der Vorhaben adressieren wichtige, für manche Menschen sogar existentielle Themen. Das führt trotz schwieriger Koalition zu einer schrittweisen Abkehr von den Auswüchsen der neoliberalen Denke, die ALLE Parteien Anfang des Jahrtausends ergriffen hatte.
Natürlich, ohne die in Summe glanzlose GroKo schön reden zu wollen. Aber soo einfach bezgl. der SPD ist es denn doch nicht, wie in anderen Beiträgen dargestellt.
Höre ich Widerspruch?
Freundliche Grüße an alle, die dem Blog noch folgen und Lust auf Diskussion haben.

Norbert Heyer | Fr., 19. Juli 2019 - 07:30

Egal wie sich die SPD auch entscheiden würde: Es wäre falsch. Die Gründe für die Nichtwahl von Frau von der Leyen sind nachvollziehbar. Wurde hier doch den Menschen eine Lösung präsentiert, die vorher nicht bekannt war. Das ist eine klare Missachtung des Wählers. Das im Endeffekt Frau Merkel und Herr Macron den neuen Chef der EU bestimmen, war vorab nicht erkennbar, zeigt aber den katastrophalen Zustand der Europapolitik auf. Die SPD ist eine Partei der Beliebigkeit geworden, viele Meinungen, ultralinke Aussagen, viel zu lange ohne Vorsitzenden, Festklammern an einer Macht, die sie schon lange verloren hat. Jetzt melden sich auch noch die abgewählten Ehemaligen mit Aussagen zu Wort, die völlig konträr zu ihren Handlungen während ihrer aktiven Zeit sind. Die SPD als kraftvoller Gestalter der Politik ist tot und man braucht dieser Partei keine Träne nachzuweinen, sie hat längst Nachfolger in grün, links und rot gefunden. Sie lässt nur sehr wenige ratlose ehemaliger Anhänger zurück