Donald Trumps Wachsfigur im „Madame Tussauds“ in Berlin / picture alliance

Rassismus-Debatte - Trumps brutaler Schachzug

Donald Trump sieht sich nach seinen Äußerungen über vier junge Demokratische Abgeordnete mit Migrationshintergrund heftiger Kritik ausgesetzt. Er befeuere damit Rassismus. Aber auch diesmal wird der US-Präsident diesen Gegenwind geschickt für sich nutzen

Andreas Backhaus

Autoreninfo

Andreas Backhaus studierte Volkswirtschaftslehre in Deutschland, Polen und Frankreich. 2018 wurde er an der LMU München promoviert. Er arbeitet in der europäischen Politikberatung

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In einer Zeit, in der sowohl welt- als auch innenpolitisch wenig passiert, hat der US-amerikanische Präsident es mal wieder geschafft, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Scheinbar aus dem Nichts heraus richtete er auf Twitter die Frage an eine Gruppe junger demokratischer Kongressabgeordneter mit Migrationshintergrund, warum sie nicht in ihre Herkunftsländer zurückkehren würden, um zuerst diese in Ordnung zu bringen. Um dann nach ihrer Rückkehr zu zeigen, wie die Regierungsführung der USA zu verbessern sei. Abgesehen davon, dass mit Ilhan Omar nur eine der insgesamt vier Kongressabgeordneten nicht in den USA geboren worden ist, bedarf die öffentliche Reaktion kaum einer Erklärung. 

....and viciously telling the people of the United States, the greatest and most powerful Nation on earth, how our government is to be run. Why don’t they go back and help fix the totally broken and crime infested places from which they came. Then come back and show us how....

— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) July 14, 2019

Mediales Feuer

Trump hat zwar weder Hautfarbe noch Religion noch Abstammung noch spezifische Herkunftsländer der betreffenden Kongressabgeordneten genannt, jedoch sind sich seine Kritiker darin einig, dass Trump mit seinen Tweets auf rassistische und ausländerfeindliche Assoziationen abgezielt hat. Die Trump nicht freundlich gesonnenen US-Medien haben diese Tweets umgehend als rassistisch eingestuft und dementsprechend kommentiert, was von den deutschsprachigen Medien bereitwillig übernommen worden ist.

Inzwischen dämmert allerdings sogar Trump-kritischen Kommentatoren und Beobachtern, dass es alles andere als politisch klug gewesen sein könnte, den Präsidenten für seine Aussagen neuerlich mit einem Sperrfeuer der Kritik zu bedecken. Könnte der in den Augen seiner Gegner so unbeherrscht wütende Trump gar ein rationales Motiv für seine Attacke gehabt haben?

Rassismuskritik dreht die Richtung

Innerhalb der Demokraten herrscht während des Vorwahlkampfes für die Präsidentschaftswahl 2020 ein heftiger Streit: Die erfahrene Sprecherin des demokratisch dominierten Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, muss ihre Stellung und mit ihr das Profil der Demokraten in der Legislative gegen die Ambitionen und politischen Positionen derjenigen jungen Kongressabgeordneten verteidigen, auf die Trump nun tagtäglich abzielt. Ironischerweise wurde auch in diesem internen Streit der Demokraten bereits der Vorwurf des Rassismus laut. Erst vor einer Woche deutete das bekannteste progressive Gesicht der Demokraten, Alexandria Ocasio-Cortez, recht unverhohlen an, dass ihre Parteifreundin Pelosi sie und ihre Mitstreiterinnen auf Grund von deren Hautfarbe politisch abzusondern versuche. Dies war bereits ein willkommener Anlass für Trump, um Pelosi ein vergiftetes Geschenk in Form einer Verteidigung zu überreichen: Sie sei gewiss keine Rassistin und ihre Widersacherinnen sollten sich für ihre Behauptung schämen.

Daher ergibt es Sinn, Trumps anschließende Tweets in diesem Kontext zu betrachten. Man könnte seinen Frontalangriff auf Pelosis Widersacher dennoch für einen sehr offensichtlichen Fehler halten, weil als Reaktion darauf die zerstrittenen Demokraten unweigerlich ihre Reihen schließen und sich auf ihren gemeinsamen Gegner besinnen mussten. Doch gerade auf diesen innerparteilichen Zwang zur Solidarität könnte Trump gesetzt haben: Momentan täten die moderaten Demokraten nichts lieber, als ihre „Jungen Wilden“ klein- und vom medialen Rampenlicht fernzuhalten. Denn eine aktuelle Umfrage zeigt, dass sowohl deren Namen, als auch deren Ansichten außerhalb ihrer großstädtischen Wahlkreise sehr unpopulär sind.

Erzwungene Solidarität

Trump hat Pelosi, Joe Biden und andere moderate Demokraten nun gezwungen, sich mit diesem linksradikalen Flügel ihrer Partei zu solidarisieren. Gleichzeitig stehen die angegriffenen Demokratinnen seitdem im Wechselspiel mit dem Präsidenten im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit, was sie natürlich dankbar dafür genutzt haben, ihre politischen Positionen einem viel breiterem Publikum als bisher bekanntzumachen. Das heißt, zumindest im Augenblick sind sie zum Gesicht der gesamten Demokratischen Partei geworden und genau mit diesem Gesicht drohen die Demokraten die gemäßigten Wähler der Mitte zu verlieren.

Als wäre das noch nicht genug, konnten einige Demokraten der Versuchung nicht widerstehen, zumindest in der Legislative ein Zeichen gegen Trump zu setzen. So brachte ein demokratisches Mitglied des Repräsentantenhauses – nicht zum ersten Mal – eine Resolution zur Amtsenthebung des Präsidenten ein. Obwohl die Demokraten über die Mehrheit der Sitze in dieser Kammer des Kongresses verfügen, stimmten am Mittwoch nur 95 der demokratischen Abgeordneten für die Fortführung der Resolution, während 137 von ihnen zusammen mit den Republikanern die Resolution mit deutlicher Mehrheit beerdigten. Auch dieses auf politischer Vernunft basierende Abstimmungsverhalten setzt die moderaten Demokraten weiter unter Druck – warum habe man 2018 das Repräsentantenhaus erobert, wenn man die Macht nicht gegen Trump gebrauche, heißt es von ihren Kritikerinnen.

Nur ein Schulterzucken 

Dieser Schachzug Trumps war nicht schwer zu erkennen. Es ergingen sogar Warnungen an die Demokraten, den jüngsten Twitter-Köder nicht zu schlucken. Doch Trump weiß, dass er für seine Gegner eine derartige Reizfigur darstellt, dass sie ihn nicht ignorieren können, selbst wenn es ihrer eigenen Sache dienlich wäre. Er weiß auch, dass die Berufspolitiker seiner republikanischen Partei zwar auf Grund seiner Wortwahl wie üblich einige verdruckste Stellungnahmen abgeben werden, aber angesichts seines Rückhalts an der Basis nie eine Revolte gegen ihn wagen werden. Schließlich weiß Trump selbst am besten, dass er die Wellen an Ablehnung und auch blankem Hass gegen seine Person mit einem Schulterzucken abzutun in der Lage ist.

Sollte Trumps politische Rechnung aufgehen, so hätte dies nichtsdestrotrotz für die amerikanische Gesellschaft einen Preis. Von seiner Geht-doch-nach-Hause-Rhetorik werden unweigerlich auch Einwanderer getroffen, die sich bisher positiv mit den USA identifizieren. Rufe wie „Send her home“, die kürzlich auf einer Trump-Wahlkampfveranstaltung zu hören waren, sind das Ergebnis der fortgesetzten Aufladung des gesellschaftlichen Klimas durch die Identitätspolitik. Andererseits haben die betreffenden Kongressabgeordneten durch ihre Rassismusvorwürfe gegen jederman, der nicht auf ihrer Seite ist, in dieser Hinsicht selbst Vorarbeit geleistet. Ilhan Omar insbesondere hat Israel einmal beschuldigt, „die Welt hypnotisiert zu haben“. Zudem bedient sie sich einer Rhetorik, die von ihren Kritikern als antisemitisch gedeutet wird und plant eine Resolution zur Unterstützung der „Boycott, Divestment and Sanctions“-Kampagne. Nancy Pelosis Aufgabe, die Fraktion der Demokraten bis zur Wahl 2020 zusammenzuhalten, wird dadurch gewiss nicht einfacher.

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Willy Ehrlich | Do., 18. Juli 2019 - 14:56

Hier geht es mal wieder um Information v/s Meinung. In diesem Beitrag werden Informationen und Meinungen aus den USA als Information weitergegeben. Gut so! In den deutschen Medien kann man wieder nur lesen, dass Trump ein durchgeknallter Rassinst ist und sofort mit deutscher Unterstützung verklagt werden muss. Armes Deutschland? Nein! Arme deutsche Medienlandschaft!

Und spricht dabei die nirderen Instinkt derjenigen an, die selbst für Rassismus anfällig sind und ihm folglich zustimmen oder mindestens verteidigen.

Ich möchte gern selbst darüber entscheiden, ob ich jemanden für einen Rassisten halte oder nicht. Dazu brauche ich Informationen und weder Vorschläge noch Meinungen.

Markus Michaelis | Do., 18. Juli 2019 - 15:08

Es stimmt, dass die Demokraten jetzt 4 Abgeordnete unterstützen müssen, deren Positonen für die Bevölkerung zu radikal "sozialistisch" sind. Andererseits ist Trumps Stil abstoßend und evtl. diskriminierend.

Warum kann sich ein "Trampel" wie Trump halten? Ich denke es fehlt der Mut darüber nachzudenken, dass Obiges nur einen Teil beschreibt. Die Idee ist, dass die Progressiven/Demokraten für eine neue Gesellschaft eintreten, zu der ALLE Menschen gehören, diskriminierungsfrei und mit universellen Werten.

Schwierig ist, dass weltweit die meisten nicht dazugehören wollen, die Menschen in der Welt sehr unterschiedliche Vorstellungen von "universell" haben, "diskriminierungsfrei" ein schwieriges Terrain ist, dass in der einfachen Version eine klar dominierende Mehrheitsgesellschaft braucht (also das, was man abschaffen will). "Rassismus" ist überall, auch bei den Demokraten.

Mit oder ohne Trump ist es ein vermintes Gelände - und das nutzt Trump.

Christa Wallau | Do., 18. Juli 2019 - 17:22

Antwort auf von Markus Michaelis

Absolut richtig, Herr Miachaelis.
Das, was als hehres Ziel immer wieder gepriesen wird, nämlich die "neue",
diskriminierungsfreie Gesellschaft, zu der ALLE Menschen gehören, hört sich
wunderbar an, aber ist es wirklich das, was die M e h r h e i t der Menschen auf diesem Planeten tatsächlich anstrebt?
Ich bin davon nicht überzeugt.
Vielmehr ist das ganze Gerede von einer universellen Gesellschaft nicht nur ein vermintes, sondern ein zutiefst verlogenes Gelände; weil hier ganz anders geredet wird als man wirklich fühlt und denkt.
In welchem Land der Welt klappt es denn mit einer ethnisch durchmischten Bevölkerung richtig prima? Wo ziehen nicht die Angestammten weg, wenn
Schwarze, Araber oder Sinti und Roma hier vermehrt siedeln?
Trump hat das erkannt: Er lügt nicht nur selber, sondern er reißt den anderen, die ja
angeblich immer nur die Wahrheit sagen, die Maske vom Gesicht und entlarvt sie
selber als Heuchler. Wahrlich nicht fein, aber geschickter kann man es nicht anstellen.

Ich habe den Eindruck, Teile der politischen Linken wollen erneut Anlauf nehmen, um 'neue Menschen' zu schaffen. Das scheint für Amerika genauso zu gelten, wie für Deutschland. Der 'neue' Mensch soll nicht mehr Auto fahren, kein Fleisch mehr essen, nicht rauchen, in der Kommunikation mit anderen Leuten ständig gendern und auch sonst die Vorgaben der 'Sprachpolizei' beachten. (vgl. ARD-Kabarett 'Alfons und Gäste' mit dem Kabarettisten Andreas Rebers vom 07.03.2019; online verfügbar; YouTube). Natürlich sollte der 'neue Mensch' auch bei Medien-Konsum 'Haltung' zeigen: keine 'Junge Freiheit', keine 'Achse des Guten' (Broder), kein 'Russen-Fernsehen' (RT Deutsch). Keine AfD-Videos gucken, Künstler wie Uwe Steimle und Uwe Tellkamp 'kritisch sehen'. Solche Menschen gibt es kaum. Deshalb werden wir rund um die Uhr belehrt, erzogen und konditioniert ('Betreutes Denken'). Ob die 'neue Welt' eine 'schöne neue Welt' (Huxley) wird?

Seine Worte: Sie beklagen sich ständig! Wenn sie in den USA nicht zufriefen sind, können sie ja das Land verlassen! An wen erinnert uns das? Gilt, das, was Trump gesagt hat, im Umkehrschluss auch für deutsche Wutbürger, unter denen sich ja bekanntlich viele Trump-Fans befinden? Oder darf mal wieder mit zweierlei Maß gemessen werden?

Wilfried Düring | Fr., 19. Juli 2019 - 13:50

Antwort auf von Gerhard Lenz

Ich weiß nicht, ob es auch FÜR 'deutsche Wutbürger' gilt.
Aber VON 'deutsche Wutbürgern' ist der Spruch bekannt:
'Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen'.
Ich denke, dass ist ungefähr das, was Herr Trump - auf die Vereinigten Staaten von Amerika bezogen - gemeint hat.

Hat nicht diese Aussage Herrn Walter Lübcke verlauten lassen? "Wer nicht zufrieden ist, kann das Land ja verlassen." War er Rassist gegen Biodeutsche? Ich denke nein.

hinzu kommt der doppelte Boden, den die Anleitungen zum erwünschten bzw. nicht erwünschten Denken, Sprechen und Verhalten fast durchwegs haben. Warum der politisch-mediale Komplex den sogenannten Migrationspakt der UNO in den meisten europäischen Staaten deutlich positiver bewertet als die breite Bevölkerung, versteht zum Beispiel nur, wer ihn auch vor dem Hintergrund des sogenannten Demographieproblems sieht, mit dem besagte Staaten und ihre Wirtschaft, zumindest vorübergehend, konfrontiert sind. Zu viele Alte, zu wenig Junge, was bietet sich da als scheinbar einfachste Lösung an? Man importiert, was fehlt. Nur kann man das so direkt selbstredend nicht sagen, also muss ein 'neues' Denken her, das den Fokus auf die Verantwortung der sogenannt ersten gegenüber dem Rest der Welt richtet, den Vorteilen der kulturellen Vielfalt das Wort redet, die Vision einer enger verbundenen Weltgemeinschaft mit mehr Chancengleichheit beschwört etc. Nur ein Beispiel, nicht mehr, als Denkanstoss gedacht.

Bernhard K. Kopp | Do., 18. Juli 2019 - 18:06

Antwort auf von Markus Michaelis

Die Squad-Kritik kommt von Pelosi, und, die Progressiven verdächtigen/beschuldigen jeden, der nicht für sie ist ein Rassist zu sein. Ähnlich wie " jeder der nicht Grün wählt ist ein Nazi ". Diese ziemlich verfahrene Situation nutzt Trump in seiner rüdesten Manier aus. Die eine kann er als Kommunistin beschimpfen, die anderen als U-Boote von islamistischen Terroristen. Sehr oberflächlich passt es sogar ins Ressentiment einer breiten Mittelschicht. Es wäre an den Wahlbezirken in denen die vier Abgeordneten nominiert und gewählt wurden gewesen, diese davon zu überzeugen dass sie der Partei schaden, wenn sie sich selbst zum " negativen Poster-Girl" der Trump'schen Propaganda machen. Ein paar Wochen Sendepause hätten gereicht. Irgend jemand muss die jungen Frauen auch davon überzeugen, dass ihre Empörung zwar begründet ist, dass man damit aber keine Wahlen gewinnt.

Ich lade Sie dazu ein, mal ein paar Tage oder Wochen regelmäßig in den Twitter-Account der Berlin SPD-Politikerin Sawsan Chebli zu schauen.
Personen wie Frau Chebli kann man nicht 'überzeugen'.
Das wird bei Frau Occasio-Cortez etc. nicht anders sein.

Susanne Dorn | Do., 18. Juli 2019 - 15:11

...kann man nur erfolgreich angreifen und besiegen, wenn man dessen Stärken und Schwächen kennt.

Diese Art "politischer Kriegsführung" ist unserer Politikerkaste völlig fremd. Hass, Hetze, Verbote, Verleumdungen und Lügen reichen eben nicht aus, um Wahlen zu gewinnen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 19. Juli 2019 - 13:30

Antwort auf von Susanne Dorn

Richtig. Es braucht vor allem auch der Intrige. Die einen behrrschen sie, die anderen nicht und werden mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Was Trump wirklich sagte und tatsächlich meinte, mag jeder für sich entscheiden. Wenn er Widersacher aus dem Land haben will, weil sie ihn kritisieren, verurteile ich das aufs schärfste. Wenn es so nicht gemeint hat, muss er sich solche Auslegungenen zumindest gefallen lassen, dann hat er provoziert. Nur Frau Cortez hat ja sogar ihrer Parteikollegin Pelosi ebenso Rassismus vorgeworfen, weil diese ihre ultralinke Haltung nicht mit trägt.
Die bewegen sich alle auf dünnem Eis. Trump steht da am Rand und könnte Zuschauer werden, wir die amerikanischen Weltverbesserer einbrechen. Inzwischen wird ja alles und jeder zum Rassisten, sobald er aus dem Fenster schaut und einen Ausländer sieht. Die spinnen die Römer oder waren es doch die Deutschen oder Amerikaner? Muss nachlesen gehen bei Asterix.

Bettina Jung | Do., 18. Juli 2019 - 16:09

genau - bei den politisch-korrekten Bessermenschen. Jede Bemerkung, die einen Menschen mit Migrationshintergrund betreffen bezeichnen sie als Rassismus. Würden sie alle Menschen gleichberechtigt betrachten, gäbe es keinen Rassismus. Wenn ich einem Farbigen, der mir die Vorfahrt im Straßenverkehr anhupe, bin ich nicht rassistisch? Ich meine nein, denn ich begegne ihm, wie jedem anderen Verkehrsteilnehmer. Eine Freundin aus Tansania beklagte sich kürzlich, dass, wenn sie in einem Geschäft oder Bistro sei, würde sie gefragt, ob man ihr mit Geld aushelfen dürfe. Obwohl top gekleidet, im Beruf stehend,mit einem Arzt verheiratet, meinen die "Gutmenschen", sie als hilflos behandeln zu müssen. Die arme "Geflüchtete"- was sie natürlich nicht ist. DAS ist rassistisch!!
Und der Satz "Dann-geh-doch" haben wir Deutsche, die schon länger hier leben, vor nicht aller Zeit auch zu lesen und hören bekommen. War das rassistisch? Hat sich jemand der links-grünen Menschenversteher darüber aufgeregt???

Ungeachtet der rassistischen Äußerungen, die sich durch Trumps Vita ziehen, und ungeachtet der unsäglichen Einlassungen einer Ilhan Omar sowie der z. T. fragwürdigen Positionen der anderen drei Abgeordneten ist es unamerikanisch, diesen nahezulegen, dorthin zurückzukehren, wo sie oder deren Eltern/Großeltern "ursprünglich" herkommen (und natürlich meint Trump damit jene Länder, die er bei anderer Gelegenheit als "shithole countries" bezeichnete). McCain, Clinton oder Jeb Bush - nicht-farbigen politischen Gegnern - hat er das jedenfalls nie empfohlen, und von denen verlangte Trump auch nie die Vorlage ihrer Geburtsurkunde!
Trump versucht seit gestern, das eindeutig rassistische "go back (where you came from)" in ein neutraleres "love it or leave it" umzudeuten.
Frau Jung, bitte überdenken Sie nochmal den Vergleich mit Lübcke. Der wurde mutmaßlich von einem Rechtsextremisten erschossen, während Trump von denselben Kreisen gefeiert wird. Googeln Sie Andrew Anglin/Daily Stormer...

kann immer helfen. Doch empfehle ich es eher Ihnen. Mir ist nämlich beim Überdenken Ihrer Zeilen aufgefallen, dass Sie anscheinend nicht verstanden haben, was Frau Jung mit Ihrem Bezug zum Fall Lübcke eigentlich sagen wollte. Für die Adressaten des "love it or leave it" des damaligen Amtsträgers gibt es nämlich noch nicht einmal ein Land in das sie entsprechend dem angeblich rassistischeren "go back (where you came from)" gehen könnten!!!

Kai Hügle | Fr., 19. Juli 2019 - 12:56

Antwort auf von Wolfgang Brauns

Diese Interpretation kann ich den Worten Frau Jungs nicht entnehmen, aber selbst wenn sie das so gemeint haben sollte:
Drei der vier Abgeordneten, die Trump zur "Rückkehr" aufgefordert hat, sind in den USA geboren und aufgewachsen, die andere (Omar) ist länger amerikanische Staatsbürgerin als Melania Trump.
Hätte er denen gesagt, "love it or leave it", wäre das zwar unschön aber relativ harmlos gewesen. Trump selbst hat die USA übrigens vor und während des Wahlkampfes als alles mögliche bezeichnet. Wäre er seinem eigenen Ratschlag gefolgt, hätte er nach Deutschland auswandern können - oder wo immer er den Geburtsort seines Vaters vermutet.

Ihre Erwiderung zeigt, dass Sie immer noch verstanden haben, oder zu verstehen gewillt sind.
Wenn der Amtsträger Herr Lübcke zu autochthonen Deutschen sagt, Sie sollten doch das Land verlassen, wenn Sie mit der von ihm vertretenden Politik nicht einverstanden sind, ist das vielleicht kein Rassismus ad definitum, dagegen eine noch größere Ungeheuerlichkeit, weil diese Menschen dadurch aus ihrer angestammten Heimat vertrieben würden. Und das nur, weil ein sogenannter Diener der Menschen, denen er im Grunde sein Amt überhaupt erst verdankt, sich nicht kritiklos mit seinen Entscheidungen zufriedengeben wollen. Aber Krokodilstränen über die Spaltung der Gesellschaft vergießen.

Liebe Frau Jung. Alles was Sie geschrieben haben kann ich unterstützen. Gerade ihr letzter Satz ..."dann geht doch" blieb mir seit dem in den Ohren. Das rechtfertigt keine Form von Gewalt. Nur, leider wird auch eine solche Aussage nicht helfen, Rassismus in welcher Form auch immer zu verhindern. Ihn inhaltlich nicht kritisieren zu dürfen, weil der Nutzer dieses Satzes auf verbrecherische Weise aus dem Leben genommen wurde, das betrübt mich eben auch. Ist es Rassismus, wenn Deutsche angebopten bekommen, ihr Land jederzeit verlassen zu können, wenn sie mit der Migrationspolitik nicht einverstanden sind? im gleichen Atemzug sich anders denkende Menschen rechtfertigen müssen, wenn man einem integrationsunwillen Ausländer das gleiche sagt, er könne das Land jederzeit verlassen.
Beim letzten wird daraus Rassismus und Ausländerfeindlichkeit generiert. Im ersten Fall ist das Kampf gegen rechts. Das spaltet inzwischen unser Land tief. Die Politik gräbt derzeit immer weiter am Graben.

Genau meine Überlegungen, geehrte Frau Jung. Hinzufügen würde ich noch, dass dieses Messen mit zweierlei Mass sehr nervig ist! Kommen erwähnte Äußerungen aus dem rechten Spektrum, ist es Rassismus. Kommen sie von der "Gutmenschen" Seite, ist es ein "Standpunkt". Ihre beiden Beispiele veranschaulichen das sehr gut! Besten Dank.

Gisela Fimiani | Do., 18. Juli 2019 - 18:05

Der Vollständigkeit halber hätten Zitate der betreffenden Abgeordneten ebenfalls hier erscheinen müssen. Das würde Trumps Diktion nicht rechtfertigen. Es würde aber dafür sorgen, die Diskussion besser zu verstehen.

Tomas Poth | Do., 18. Juli 2019 - 20:35

Der einleitende Satz ist mir unverständlich. Es passiert im Moment soviel in der Welt. Wir stehen vor Entscheidungen mit großer Rückwirkung auf das Zukünftige!
Das hier angesprochene Thema Migration ist ein Teil davon.
Das Abrackern um Trumpsche Tweets ob nun zustimmend oder ablehnend verstellt den Blick auf die Lösung der Probleme.
Die Ursachen für Massenflucht/Migration können nur in den Herkunftsländern abgestellt werden!

Romuald Veselic | Fr., 19. Juli 2019 - 07:46

man geht nicht in ein Land, wo schlecht/mies ist, was natürlich eine subjektive Substanz hat. Deshalb in die DDR sind nur Terroristen (RAF) und Spione "ausgewandert", umgekehrt wollten es 2/3-DDR Bevölkerung gen Westen.
Nach Kuba sind nur Kriminellen per Flugzeugentführung ausgewandert, und danach waren sie froh, wieder zurück in den Staaten zu sein, denn auch in den US Gefängnissen lebt man besser, als in einem kubanischen Knast.
Woran liegt das? Die chilenischen Exilanten, die einige Jahre in die DDR, im Rahmen der Bruderhilfe unter den revolutionären Werktätigen ihre Zuflucht fanden, sind schon zu Ende Pinochet Ära zurückgekehrt, denn sie erkannten, was Real-Sozismus bedeutet.
Wozu führt das hin?
Zur Unerträglichkeit des Seins der Besserwisser. Ich bin froh, das es Trump gibt. Endlich haben die "Deutschen" ihren Feind, und vor eigenen Problemen abzulenken. Denn deutsche Probleme sind besser, als die amerikanischen.

Christoph Kuhlmann | Fr., 19. Juli 2019 - 08:04

Bildungsbürgertum besteht aus einer Minderheit von Personen, die allerdings die Meinungsfreiheit an den Universitäten einschränken und einen großen Teil der Medien dominieren. Trumps Tweet erinnert mich an die Aufforderung der Konservativen in den 70ern and die Linken, die da lautete "geht doch rüber, wenn es euch hier nicht gefällt." Gemeint war der real existierende Sozialismus. Trump setzt mit solchen Tweets die Political Correctness außer Kraft, die alle möglichen pseudowissenschaftlichen linken Polemiken und Verleumdungen ermöglicht aber die bürgerliche Mitte zensiert. Indem sie allgemein verbreitete Ansichten mit bösartigen Unterstellungen diskreditiert. Die Diskrepanz zwischen Öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung ist das Produkt intensiver Zensur und Selektionsprozesse im Bildungssystem. Sie ist keinesfalls gottgegeben und wird durch die neuen sozialen Medien teilweise korrigiert. Insofern sehe ich Trump als Vorreiter einer Demokratisierung politischer Diskurse.

Angela Hoppe | Fr., 19. Juli 2019 - 13:29

es dem hehren Zwecke dient. Links und Liberal schließt sich aus - es kann nur eine Sicht der Dinge geben und die ist heutzutage grünrot