Axel Börsch-Supan sitzt auf einem Tisch und blickt in die Kamera
Axel Börsch-Supan: „Wenn es weniger junge Leute gibt, müssen diese wenigstens hervorragend ausgebildet sein“ / Jan Roeder

Rentenexperte Axel Börsch-Supan - „Es besteht absolut kein Grund zur Panik“

Der führende deutsche Rentenexperte Axel Börsch-Supan stellt beim Thema Altersarmut einige Gewissheiten infrage – und sagt: Wer länger lebt, der sollte auch länger arbeiten

Alexander Marguier

Autoreninfo

Alexander Marguier ist Chefredakteur von Cicero.

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Eine der wohl am meisten verbreiteten Befürchtungen bei den Deutschen betrifft das Thema Alter und die Frage, was man sich nach seinem Arbeitsleben überhaupt noch wird leisten können. Immer wieder ist zu lesen, dass fast die Hälfte der Bevölkerung mit Altersarmut zu rechnen hätte; die damalige Arbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles sprach vor knapp zwei Jahren von einer „Rutschbahn“, auf der das Rentenniveau immer weiter abwärtszugleiten drohe. Kein Wunder also, dass viele Menschen sich Sorgen machen.

Tatsächlich ist unser auf dem Umlageverfahren basierendes Rentensystem vor allem aus einem Grund heikel: Wegen des demografischen Wandels und der gestiegenen Lebenserwartung müssen immer weniger junge Arbeitnehmer mit ihren Beiträgen eine wachsende Zahl von Rentnern finanzieren. Und wenn die Generation der Babyboomer – also die geburtenstarken Jahrgänge, die zwischen 1950 und 1965 zur Welt kamen – demnächst in den Ruhestand geht, droht eine weitere Unwucht. Dennoch behauptet einer der führenden deutschen Rentenexperten: „Das deutsche Rentensystem ist eines der stabilsten in ganz Europa, es besteht absolut kein Grund zur Panik.“ Das klingt schon beinahe zynisch. Wie kommt man zu einer derartigen Behauptung?

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Ernst-Günther Konrad | Di., 5. Februar 2019 - 14:52

Sicher, es gibt Menschen die können länger arbeiten, aber sie dürfen es nicht. Warum? Weil es keine Alternativen dazu gibt, ältere, körperlich nicht mehr ganz so fitte Menschen anders einzusetzen und von deren Erfahrungen zu profitieren. Sie könnten in der Berufsausbildung tätig sein, sie könnten in der praktischen Lehre weiter machen, es gäbe etliche Modell, wie gerade ältere Menschen, bei ggfls. reduzierter Arbeitszeit weiter im Berufsleben bleiben und den "Jungen" helfen. Nur muss das bei gleichem Lohn passieren.
Da es aber immer auch um das liebe Geld geht muss dringend überlegt werden, wie der technisierte Fortschritt durch den Arbeitgeber finanziell ausgelgichen wird. Wenn Roboter und Maschinen die Arbeit von Menschen ersetzt, dann müssen dennoch die für die nun fehlende Lohnsteuer ein entsprechender Arbeitgeberanteil gezahlt werden. Da fehlt mir hier gänzlich. Wie geht man mit kranken und ausgelaugten Menschen um. Sollen die gezwungen werden. Länger arbeiten geht nur freiwillig.

Heidemarie Heim | Di., 5. Februar 2019 - 17:11

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Was das Thema längeres Verbleiben im Beruf betrifft und die dafür erforderliche Gesundheit/Fitness fehlen mir persönlich die "praktische Erfahrung und damit die erforderliche Expertise" der allermeisten politischen Fachberater. Es sind ja nicht nur die Arthrose geplagten Dachdecker, die als Beispiel dienen müssen. Wie lange glauben diese Theoretiker, bzw. bis zu welchem Alter kann eine Pflegekraft weiblich wie männlich 70-100 Kg schwere,sich u.U. dagegen wehrende,völlig immobile Patienten oder schwerstpflegebedürftige Bewohner im Seniorenheim drehen/lagern, allein aus dem Bett zur Körperpflege in den Pflegestuhl hieven, Ankleiden samt Kompressionsstrümpfen und Inko,noch das Bett frisch beziehen bevor es zum Frühstück geht. Zeitvorgabe 10-15 Minuten im Schnitt pro zu Recht! schlecht gelaunten Bewohner morgens um 6.00 Uhr am Sonntag. Bei mir war Schluss als ich einen Bewohner wegen "Zeitmangel" auf der Toilette sitzend rasierte! Die "Bürokratie" erfolgte nebenher. WÜRDE fehlt! MfG

Ernst-Günther Konrad | Mi., 6. Februar 2019 - 16:15

Antwort auf von Heidemarie Heim

gerade in der Altenpflege ging etwas. Natürlich nicht mehr körperlich, aber in der praktischen Anlernphase als Zusatzkraft, welche die administrativen Tätigkeiten erledigt und das Personal damit entlastet. Sie könnten das tun, was die unter Druck stehenden Altenpfleger kaum können, menschliche Wärme geben, mit den Patienten spielen, sie ausfahren und sich einfach nur um deren Wohlergehen kümmern, ohne die schwere körperlichen Arbeiten zu verrichten. Dann dürfen sie aber eben nicht stellenplanmäßig zum Grundpersonal gehören, sondern müssten außerhalb des regulären Stellenplanes geführt werden. So oder so ähnlich, ginge das in vielen Berufszweigen, immer angepasst an das, was körperlich möglich ist. Was die Jungen, wir früher auch nicht, eben nicht studieren können ist Erfahrung. Die kann jeder nur selber machen. Aber die Erfahrung von Alten sind goldwert und wird einfach nach Hause geschickt und vergessen. Das wäre eine Aufgabe für eine SPD, da mal Hand anzulegen und innovativ zu sein.

Karin Zeitz | Mi., 6. Februar 2019 - 14:29

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

gibt es Regelungen, z. B. im öffentlichen Dienst, die es Willingen verwehren, über das gesetzliche Renteneintrittsalter bzw. dem Beginn des Pensionsanspruchs hinaus an ihrem Arbeitsplatz zu bleiben. Polen wird kritisiert, wenn die über 65 Jahre alten Richter nach der Justizreform aus dem Dienst entlassen werden. Wie viele Richter über dem 65.Lebensjahr üben ihre Ämter in Deutschland aus?

gabriele bondzio | Di., 5. Februar 2019 - 16:26

weniger junge Leute gibt, dann müssen diese wenigstens hervorragend ausgebildet sein.“... da sehe ich aber schwarz, Herr Marguier.
Unser Bildungssystem geht eher qualitätsmäßig nach unten als nach oben. Deutschen Schulen gehen baumäßig in Richtung Ruinen. Der baden-württembergische Städtetag z.B.rechnet mit mindestens drei Milliarden, um die Schulen im Land zu sanieren. INSM sieht im Vergleich zum Vorjahr(2017) beinahe in allen Bundesländern rückläufige Ergebnisse in den Bereichen Unterricht, Integration und Kampf gegen Bildungsarmut. Sachsen und Bayern werten den Durchschnitt auf. Berlin liegt am Ende der Kette. Lehrermangel wird immer dramatischer.

Elisabeth Ellermann | Di., 5. Februar 2019 - 16:47

So so, es braucht eine ganze Generation (oder mehrere) hervorragend ausgebildeter, "hochproduktiver Arbeitnehmer"? Das geht ja wohl völlig an der Lebenswirklichkeit vorbei! Soll es in diesen Generationen keine Busfahrer, Altenpfleger, Friseure usw. geben? Was für ein Unsinn. - Entweder man erhöht massiv das Rentenniveau, oder man zahlt wesentlich höhere Löhne, sonst kann in diesen Berufsgruppen das Geld im Alter nicht reichen. - Demgegenüber Milliarden vorzuhalten für beliebig viele Einwandernde, ist unglaublich. Im Übrigen werden nach den geburtenstarken Jahrgängen, die zur Zeit die guten Renten der Vorgängergeneration erwirtschaften, wieder weniger Rentner zu versorgen sein.

dieter schimanek | Di., 5. Februar 2019 - 19:58

Mir kommt es so vor, als könnten oder wollten Politiker und ihre Rentenberater nicht aus ihrem engen, geistigen Korsett. A - CH - NL - DK und andere machen es doch vor, wie es geht. Die Beitragsbemessungsgrenze muß natürlich weg.