Donald Trumps Präsidentschaft sei eine „sehr gute Nachricht für den Rest der Welt“, schreibt Michel Houellebecq / picture alliance

Michel Houellebecq - „Donald Trump ist ein guter Präsident“

Michel Houellebecq hat einen Geistesverwandenten gefunden: Den amerikanischen Präsidenten Donald Trump. In einem Essay für das „Harper’s“-Magazine schreibt der französische Schriftsteller, mit Trump sei der „messianische Militarismus“ an sein Ende gekommen

Alexander Kissler

Autoreninfo

Alexander Kissler ist Redakteur im Berliner Büro der NZZ. Zuvor war er Ressortleiter Salon beim Magazin Cicero. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, u.a. „Dummgeglotzt. Wie das Fernsehen uns verblödet“, „Keine Toleranz den Intoleranten. Warum der Westen seine Werte verteidigen muss“ und „Widerworte. Warum mit Phrasen Schluss sein muss“.

So erreichen Sie Alexander Kissler:

Für eine gepflegte Provokation ist Michel Houellebecq immer zu haben. Wenige Wochen, bevor sein neuer Roman erscheinen soll, hat der französische Bestsellerautor für das amerikanische Monatsmagazin Harper’s einen Essay geschrieben zum Lobpreis Donald Trumps, schlicht und klar überschrieben: „Donald Trump ist ein guter Präsident“. Meint Houellebecq das ernst?

Bruch mit dem „messianischen Militarismus“

Die Perspektive, um zu einem solchen Urteil zu gelangen, ist jene des „Rests der Welt“. Houellebecq sieht in Trumps Präsidentschaft eine „sehr gute Nachricht für den Rest der Welt“, weil Trump mit dem „messianischen Militarismus“ der Vereinigten Staaten breche. Unter Trump komme die Politik des Interventionalismus, die viel Leid über die Welt gebracht habe, an ihr Ende. Trump wolle keine Kriege führen, wolle nicht die Demokratie exportieren, sondern „gute Verträge“ zum Wohl seines Landes abschließen. Das bedeute: „Die Amerikaner verschwinden aus unserem Rücken. Die Amerikaner lassen uns leben.“

Dass Trump sich nicht für die Europäische Union interessiert, werde Europa – genauer: den Staaten in Europa – mittelfristig gut bekommen. Houellebecq sieht sich durch Trump bestätigt: „Es ist meine Überzeugung, dass wir in Europa weder eine gemeinsame Sprache noch gemeinsame Werte haben oder gemeinsame Interessen, dass, in einem Wort, Europa nicht existiert und dass es nie ein Volk bilden oder eine mögliche Demokratie unterstützen wird, einfach deshalb, weil es kein Volk bilden will. Europa ist nur eine dumme Idee, die sich in einen schlechten Traum verwandelt hat, aus dem wir vielleicht erwachen sollten.“ Kein Wunder, dass Houellebecq sich ebenso wie Trump über den Brexit gefreut hat.

Trump schütze die Interessen der Amerikaner

Trumps Bereitschaft, mit Wladimir Putin zu verhandeln, freut den Romancier ebenso wie Trumps „Zähmung des nordkoreanischen Verrückten“. Wenn Trump erklärt, er sei ein Nationalist, müsse Houellebecq sich eingestehen: „Ich bin auch einer. Nationalisten können miteinander reden. Mit Internationalisten funktionieren Gespräche seltsamerweise nicht so gut.“ Und sollte Trumps Politik zur Auflösung der Nato führen, wäre das nur ein weiterer Grund, „Hymnen auf Präsident Trump zu singen.“ Frankreich hätte das Verteidigungsbündnis schon lange verlassen sollen.

Auch innenpolitisch erkennt der Schriftsteller im fernen Präsidenten einen Geistesverwandten. Trump sehe wie Houellebecq im globalen Freihandel nicht den Endpunkt allen menschlichen Fortschritts. Er sei für Freihandel, wenn er amerikanischen Interessen diene, und gegen Freihandel, wenn er amerikanischen Interessen schade. Daran sei nichts Verwerfliches, denn Trump sei gewählt worden, um die Interessen amerikanischer Arbeiter zu schützen. Auf einen Präsidenten mit einer solchen Einstellung warte Frankreich seit 50 Jahren.

Ein konservativer Christ als nächster Präsident?

Zugleich schreitet mit diesem Essay die Katholisierung des Citoyen Houellebecq voran. Er erinnert an eine Grundwahrheit des Christentums, nicht nur zur Weihnachtszeit. Das Christentum sei vor allem eine „Religion der Inkarnation“, weniger eine „Religion des Buches“. Darum solle der ökumenische Dialog beschränkt werden auf einen Dialog zwischen dem römischen Katholizismus und der Orthodoxie. Das Große Schisma von 1054 habe das Ende Europas eingeläutet. Den Protestantismus erwähnt er nicht einmal.

Für die Zeit nach Trump hofft Houellebecq auf einen „herausragenden christlichen Konservativen“, solider und weniger clownesk im Gebaren. Ted Cruz beispielsweise wäre in sechs Jahren noch immer vergleichsweise jung. Ergo geht der Dichter davon aus, dass Trump die nächsten Wahlen für sich entscheiden werde.

Meint Monsieur Houellebecq all das erst? So bitterernst wie seine gesamte Poesie.

Anmerkung der Redaktion: In einem Punkt allerdings irrt Michel Houellebecq in seinem Essay. Anders als er beschreibt, kommen Musikverstärker der Marke Marshall nicht aus den USA. Die Marshall Amplification plc ist ein englisches Unternehmen.

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Petra Führmann | Fr., 14. Dezember 2018 - 12:53

der ich zu entnehmen glaube, dass Sie, Herr Kissler, das alles nicht so recht glauben wollen oder ernst nehmen mögen: Dann bin ich genau so gepolt wie Houellebecq. Mag naiv sein oder wie immer man das nennen mag, aber genau so sehe ich die Dinge. Bis auf das Thema Kirche und Religion, da kann ich nicht mitreden.

Es soll nicht jeder bei allem allein für sich handeln, vornehmlich aber schon, denn Regierungen sind primär für ihr Land zuständig, erst dann vielleicht für die Welt. Ist es nicht aber ein Widerspruch in sich, wenn doch jeder seinen eigenen Vorteil sucht, aber gleichzeitig alles global halten will? Ich denke, jeder sucht sich die Rosinen, bis auf Deutschland, aber uns wird der Handelsüberschuss vorgeworfen - und anderes. Jeder hat seine Interessen, und das sollte man auch endlich zugeben. Und es mag auch nicht jeder "von Oben" (Brüssel) gesagt bekommen, was zu tun sei.

martin falter | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:06

Die Welt hat sich weiter entwickelt und wird sich auch weiter entwickeln. Nationalismus und Egoismus sind noch wichtig, aber werden in Zukunft verschwinden müssen, wenn die Menschheit überleben will. Mehr muss man dazu nicht sagen.

Globalisierung führt nur zur Abschaffung der Demokratie. Die Schere zwischen Armut und Reichtum wird größer, so wie es die globalen Geldeliten und sie wollen.

Hallo Martin Falter:
Vielleicht mal das Schirrmacher Buch Minimum lesen und dann noch mal nachdenken.

Sowenig, wie alle Ameisen einen einzigen Haufen bilden müssen, müssen alle Menschen einen einzigen Haufen bilden. Glaub auch nicht, dass man dazu mehr sagen muss.

Ich sehe es nun wieder anders. Jedem Staat der Welt die Demokratie - zur Not - gewaltsam überzustülpen, fand und finde ich schlicht unverfroren. Aus meiner Sicht haben die Menschen durchaus den Wunsch, dass ihre Landesgrenzen und ihre Nationalität erhalten bleiben. Das Eine-Welt-Konzept klingt schön, es verkennt aber die unterschiedlichen Entwicklungsstufen in den jeweiligen Ländern. Das Mittelalter lässt sich nicht in die Neuzeit katapultieren. Eher passiert es andersherum. Daran möchte ich - ehrlich gesagt - nicht teilhaben.

Die Global Goals mit dem daraus resultierenden Migrationspakt sind für mich ein Stück weit der Anfang einer UN-Weltherrschaft, auf die wir keinerlei Einfluss mehr haben. Das lässt mich schaudern.

durch Homogenität
Nur weil die in ihrer Gesichte, zeitweise entarteten Nationalstaaten, Deutschland, GB, Frankreich viel Leid in der Welt gebracht haben, heisst es noch lange nicht, das Nationalstaaten schlecht sind. Wer gleich denkt, fühlt, spricht kann etwas bewegen. In einem wie zu einrm Turm zu Babel gehörenden EUkonstrukt, ist man machtlos. Wie es ein Vorkommentator beschrieb. Das Ideale Paradies für Globalisten.
Auch in 1000 Jahren werden Griechen, Griechen sein und jedes andere Volk ähnlich. Wer ein abstrakter Europäer sein möchte, wird untergehen und ist ein leichtes Opfer. Europa ist nur ein Kontinent, sonst nichts.

Wer hat Ihnen denn diese Weisheit eingegeben? Haben Sie sich schon mal überlegt, wer die Menschheit in dieser "weiter entwickelten Welt" wie regieren soll? Mich überkommt bei solchen Überlegungen das Grausen.

Wo hat Nationalismus und Egoismus uns im letzten Jahrhundert hingeführt ? Ich sage ja, noch ist es nicht so weit.
Aber wenn jedes Land als das Auserwählte sich fühlt, kann es nur Krieg geben. Nur die Alten und Dummen glauben, dass sie immer im Recht sind.

bedeutet nicht automatisch Egoismus. Aber zuerst muss jeder seine eigenen Interessen kennen und akzeptieren, dass es auch andere Interessen gibt und welche.
Vorher kann keine Verständigung geschehen. Das Geheimnis des Friedens ist es dann,
einen Kompromiss zu finden. Eine interessenlose Selbstauflösung im Universum
endet tödlich. Auf das Konto universalistischer Ideologien gehen Millionen Tode und
unendliche Zerstörungen.

Tut mir leid: Der Mensch hat von Natur (oder Gott) aus die Mentalität eines geilen Hundes, um sich die Welt untertan zu machen. Alles anderen, wie religiöse und gutmenschliche Moral ist appliziert oder anerzogen. Wenn es eng wird, fällt er regelmäßig in den Grundzustand zurück. Die jüdische Thora in ihrer Sehnsucht nach dem Messias beschreibt das vortrefflich; da löst zwar immer Gott das Problem. Aber auf Erden hat das den Juden bisher nur Ärger gebracht und wird den Gutmenschen von heute auch noch Ärger bringen.

Nationalismus ist gewiß keine notwendige Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit eines demokratischen Rechtsstaates. Allerdings darf man annehmen, daß die von den Menschenrechten und der Aufklärung getragenen offenen Zivilgesellschaften des Westens mit der größten Wahrscheinlichkeit Demokratie und Recht garantieren.

Gegenwärtig sind das noch Nationalstaaten. Nun kann es durchaus Gründe für einige Nationalstaaten geben, in einer größeren Einheit ohne Gefahr für die uns bekannte Freiheit aufzugehen. Daß ein solches Zusammengehen selbst wiederum Bedingungen unterliegt, kann natürlich kein denkender Mensch bestreiten.

Eine Vielzahl von Fehlern im „europäischen Einigungsprozeß“ – hervorgerufen durch selbstverliebte Pfründenjäger – ist leider zum Menetekel für Europa geworden, dem vermutlich ein langes Siechtum bevorsteht. Gerade deshalb ist es aber vor dem Hintergrund eines globalen Wettbewerbes notwendig, in Europa auch über die Zukunft des Nationalstaates nachzudenken.

Joachim Wittenbecher | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:13

Michel Houellebecq ist ein unkonventioneller Denker. Mit seiner positiven Charakterisierung Trumps könnte er teilweise recht haben. Demokratieexport mit Waffengewalt funktioniert nicht, Demokratie muss von innen kommen. Wenn Trump dies verwirklicht, wäre er zwar das blinde Huhn, das auch ein Korn findet - schlecht wäre es trotzdem nicht. Unverständlich sind aber die Europa-Thesen von Herrn Houellebecq: Bei aller Kritikwürdigkeit der Zustände - Europa existiert und dem Romanautor wäre eine Reise zu seinen elsässischen Landsleuten zu empfehlen; diese haben seinerzeit mit Ihrem Stimmverhalten bei der Euro-Volksabstimmung in Frankreich mit für ein "Ja" des Gesamtstaates gesorgt. Im jetzt durch Terror leidgeprüften Straßburg kann man Europa besichtigen, man sieht, wie sich zwei Nachbarn annähern, ähnlich werden, sich überlappen und trotzdem verschieden bleiben.

Michael Sander | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:21

Sieht man von dem Clownesken bei Trump einmal ab (was im Übrigen einen hohen Unterhaltungswert hat), so ist seine Politik im großen ganzen pragmatisch und vernünftig. Bisher konnte er militärische Abenteuer vermeiden, seine Wirtschaftspolitik ist nachvollziehbar und erfolgreich und seine Nahostpolitik realistisch und Israel-freundlich. Den Nordkoreakonflikt hat er zumindest entschärft und die wirtschaftspolitische Auseinandersetzung mit China war seit langem überfällig. Die Europäer sollten ihm in vielerlei Hinsicht dankbar sein, dass er die heißen Eisen anfasst, statt die Gefahren schönzureden und zu verdrängen.
All diese Erfolge stehen in einem merkwürdigen Gegensatz zu der in Europa und insbesondere der deutschsprachigen Presse vertretenen Auffassung, er sei ein gefährlicher, ahnungsloser und konzeptloser Präsident. Offenbar ist er ein paar einflussreichen Leuten auf die Füße getreten, sonst ist das nicht zu erklären. Aber auch das würde ich dann eher auf der Habenseite verbuchen.

Trump ist dem amerikanischen Establishment auf die Füße getreten und das ist auch gut so. Hillary Clinton, Merkels Busenfreundin als Präsidentin bedeuten noch mehr westlicher Demokratieexport mit Waffengewalt. Libyen sollte als Warnendes Beispiel gesehen werden. Ganz besonders den irren Soros hat er seine Entfaltungsmöglichkeit genommen.

Gerd Steiner | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:33

Beim Lesen kann man das allerdings zu weiten Teilen sehr gut nachvolziehen

Susanne antalic | Fr., 14. Dezember 2018 - 13:53

Ich sehe es genau so. Europa kann nie ein Volk werden, den es bestehen grosse Unterschiede zwischen den Ländern und wenn man sie zwingen will und das versucht die EU ,werden eher Feindschaften entstehen, es ist eine Utopie, die sich ein Paar Herrenmenschen, die Herrenmenschen über ganz Europa herrschen wollen, ohne eine Ahnung, vorgenommen hatten. Wie man jetzt schon sieht, es funktionieret nicht und ja ich mag den Trump auch, noch hatte er keinen Freidensnobelpreis, obwohl er keinen Krieg führt,kümmert sich um sein Land, keine Toten, das gefällt scheinbar nicht jedem. Ob es sympatisch ist oder nicht ist mir wurscht.

Guido Schilling | Sa., 15. Dezember 2018 - 19:28

Antwort auf von Susanne antalic

Dass es nicht funktioniert zwangsweise zusammen zu leben haben die als Jugoslawien zusammengefassten Länder sowie die Tschechen und Slowaken gezeigt. Die einen führten einen Krieg um sich dann im "europ. Haus" zufrieden aushalten zu lassen, die anderen trennten sich friedlich. Und in Belgien wird die Trennung zwischen Wallonen, Flamen und Deutschen noch bis 2030 vollzogen werden. Einiges Europa? Gibt es nur in den Köpfen linker Spinner.

Mathias Trostdorf | So., 16. Dezember 2018 - 23:38

Antwort auf von Susanne antalic

Das verordnete Zusammenleben hat ja schon im Vielvölkerstaat Jugoslawien nicht geklappt. Entweder halten Diktatoren wie Tito (oder in Syrien Assad) den Deckel auf dem Kessel, oder die Konflikte von Menschen, die aus kulturellen, religiösen oder politischen Gründen nicht auf dem selben Gebiet miteinander leben wollen, be-kriegen sich wieder. Deshalb ist das Zusammenleben in möglichst homogenen Gesellschaften mit ähnlichen Idealen die konfliktfreiere und effektivere Variante.

Cornelius Angermann | Fr., 14. Dezember 2018 - 14:18

Ich finde Houellebecqs Äußerungen überwiegend durchaus nicht abwegig.

Was ist falsch daran, wenn ein Präsident mit seinem Wirken das Beste für seine Wähler will? Deshalb führt er ja nicht gleich Krieg gegen alle anderen Völker, oder?

Was ist schlecht daran, wenn dieser Präsident Freihandel als good deals between equals versteht?

Die Befürwortung von Nationalstaaten hat nichts mit Nationalismus zu tun, sondern damit, sozialen Zusammenhalt und Sozialsysteme zu ermöglichen und sicherzustellen.

Ein Schuss Egoismus ist zum Überleben notwendig. Wäre das nicht so, würde die Menschheit schon längst aus lauter Altruisten bestehen. Dies ist aber nicht so, oder?

Diese linken Ideologen, die eine Politik nationaler Selbstbestimmung und Organisation ablehnen, die alles für alle propagieren und dabei vergessen, dass dies irgendjemand auch erarbeiten muss, werden eher aussterben als diejenigen, die sich selber erhalten können. DIE werden überleben, die anderen nicht!

Dimitri Gales | Fr., 14. Dezember 2018 - 14:30

Trump glänze durch sein burleskes Auftreten. Aber darüber hinaus repräsentiert er einen neuen Typus des Realpolitikers. Man kann ihn kritisieren und verbal niedermachen so viel man will, das wird die Realität nicht verändern. Europa muss sich schnell damit abfinden, dass die Nachkriegs-Zeit schon seit langem vorbei ist, die Nationalstaaten Europas müssen sich auf ihre eigenen Stärken besinnen und diese wieder aufbauen, sonst kann Unheil drohen.

Heinrich Niklaus | Fr., 14. Dezember 2018 - 14:48

Houellebecq : „Es ist meine Überzeugung, dass wir in Europa weder eine gemeinsame Sprache noch gemeinsame Werte haben oder gemeinsame Interessen, dass, in einem Wort, Europa nicht existiert und dass es nie ein Volk bilden oder eine mögliche Demokratie unterstützen wird, einfach deshalb, weil es kein Volk bilden will. Europa ist nur eine dumme Idee, die sich in einen schlechten Traum verwandelt hat, aus dem wir vielleicht erwachen sollten.“

Wann wird man beginnen, seine Bücher zu verbrennen?

Romuald Veselic | Fr., 14. Dezember 2018 - 15:04

eigene Meinung, ob es jemandem gefällt oder nicht. Dieses normative Denken und Kommunizieren ist keine Problemlösung, sondern die Mutter aller nachfolgenden Probleme. Wenn Houellebecq meint, dass Trump ein prima Präsident ist, ist sein Deal. Falls das nicht gefällt, dann sollte man weitergehen. Ich kann unabhängig davon, ruhig weiter schlafen. Ich bin schon dessen längst überdrüssig, wenn mir jemand vorschreiben will, wenn ich zu mögen habe oder nicht. Übrigens: Auch unter Trump sind keine Journalisten ermordet oder eingesperrt worden.
Wenn Trump die Medienleute nicht mag, dann basiert dies auf Gegenseitigkeit. Wo liegt dann das Problem?
Heute in der Stadt, war ich Zeuge eines Meinungsaustauschs, wo der eine dem anderen mitteilte, dass ihm es nichts ausmacht, wie sich eine Nutte aufdonnert. Der andere war eher skeptisch und hakte nach. Dann sagte der erste: "Hauptsache, sie trägt kein Kopftuch oder Tschador." Da lachte ich mit.

Theresia Scheffel | Fr., 14. Dezember 2018 - 15:42

Ja, er mag provozieren, aber man sollte sich das Ganze gut überlegen: Trump ist nicht so dumm, wie es auf den ersten Blick scheint. Er ist außerdem der einzige Politiker, der macht (oder versucht), was im Wahlkampf versprochen wurde. Und eine europäische Nation wird es noch lange nicht geben, weil es versäumt wurde, die Kinder und Jugentliche einheitlich zu erziehen, gemeinsame Sprache zu lehren, europäische Geschichte statt nationale zu lehren und und und... Wir ältere werden es wohl nicht mehr schaffen, echte Europäer zu sein, aber die Kinder hätten eine Chance, wenn das Thema richtig angepackt wäre. Leider aber wurde nichts in diese Richtung gemacht.

Frau Scheffel, das meinen Sie nicht ernst? Einheitlich erziehen: gerade die Progressiven predigen doch immer die Vielfalt. Eine Europäische Republik wäre ein zentralisierter Koloss. In Europa wäre dann vielleicht weiterhin Frieden. Aber es gibt noch andere Kolosse. Kriege sind damit nicht aus der Welt.

Jedes Land hat seine eigene Vergangenheit, Gebräuche und Bevölkerungsgruppen. Einen Zentralstaat Europa, wenn es ihn überhaupt einmal geben wird, ist in keinster Weise erstrebenswert und wird das Ende der Demokratie einläuten.

Ebenfalls ein schon etwas älteres Modell der menschlichen Spezies darf ich Ihnen versichern, Frau Scheffel, dass meine "uneinheitliche" Erziehung im Elternhaus mir keineswegs geschadet, sondern vielmehr das Gehör wie den Blick dafür geschärft hat, dass Monotonie nicht der Königsweg ist, sondern weit eher ein Hemmschuh sein kann, die Welt in ihrer ganzen Vielfalt kennenzulernen und zu geniessen, ohne sich dabei selber zu verlieren. Ihr "gleichgeschaltetes" Europa in Ehren, doch dürfte die grosse Mehrheit der Bewohnerschaft der alten Welt darauf null Bock haben, um es salopp auszudrücken. Und das ist auch gut so, finde ich.

Frau Scheffel,
gerade die Unterschiede sind es, die uns Europäer so vielseitig und interessant macht.

Ich bin Deutscher und EUROPÄER. Es ist Unsinn das Thema EUROPA tot zu reden.

Bei der teils positiven Sicht auf Trump scheint man vergessen zu haben, dass die USA nach wie vor auf breiter Basis Krieg führen, zwar nicht mehr so offen wie bisher, aber in der Wirkung nicht geringer.
Ich empfehle das Buch von M. Lüders: „Armageddon im Orient“, dann kann man anschließend über Trump und Genossen urteilen.

Andrea Franke | Fr., 14. Dezember 2018 - 15:59

Ich kann Monsieur Hollebecq vollumfänglich zustimmen. Donald Trump ist ein guter, ein sehr guter Präsident. Ich wünschte, wir in Deutschland hätten so einen Volksvertreter. / " Wenn du die Wahrheit aussprichst, brauchst du ein schnelles Pferd" Trump legt in vielen Dingen den Finger in die Wunden, das wird nie gern gehört oder gesehen. Deshalb findet ein unerträgliches Trump-Mobbing statt. Wie zu Zeiten der UdSSR oder der DDR. Da wurde auch gehetzt und gelogen gegen den "Westen". Soweit sind wir leider schon wieder. Es wird links-rot-grüne Propaganda betrieben, dass sich die Balken biegen.

Fritz Salzmann | Fr., 14. Dezember 2018 - 17:11

Den politischen Äußerungen Houellebecqs stimme ich völlig zu. Die Nation ist bislang die größte Einheit, in der Mitsprache der Bürger und gegenseitige Solidarität funktionieren. Zollunionen und Militärbündnisse genügen, um den Frieden zu erhalten. Die Bestrebung, immer alles größer zu machen und "wichtig" zu sein führt zu Korruption und Zerfall.

Was die Religion betrifft, denke ich anders: Das Gegenmodell zum islamischen Irrationalismus ist nicht der christliche Irrationalismus, sondern der laizistische Rechtsstaat. Dabei stellt sich die Frage, ob ohne Religion einen Verfall der Sitten verhindern kann. In China ist das über viele Jahrhunderte ohne die Vorstellung, man werde von einem strengen Gott beobachtet, gelungen und auch im Kommunismus war die Gesellschaft geordnet und solidarisch (wenn auch bei wirtschaftlichem Mangel).

Nichts gefährlicher neben archaischen Gesellschaften mit brandbeschleunigenden religiösen Verfassungen als moderne Gesellschaften, die sich Ersatzreligionen wie den Kommunismus leisten. Diese süße Vision goes nun global.

Herr Kissler, Houellebecq erinnert bloß daran, daß es noch andere meinungsbildende Koryphäen als Journalisten gibt. Auch wenn Sie relativ kritisch dem herrschenden Medienbetrieb gegenüberstehen, erkennt man doch an Ihrer wenig wohlwollenden Besprechung die Grenzen dieser kritischen Distanz.

Thomas Nichterlein | Fr., 14. Dezember 2018 - 19:53

Herr Kissler: H. ist halt klüger als Sie.

Barbara Ryba | Fr., 14. Dezember 2018 - 20:08

Ich möchte allen Kommentatoren,die die neuesten Ansichten vom französischen Freidenker Michel Houllebec gut fanden zustimmen.Auch gefällt mir ,dass er wieder zurück zum Christentum tendiert.Europa braucht eine geistige Erneuerung und Rückbesinnung,welchem kulturellen Erbe es seinen noch vorhanden Wohlstand und Freiheit verdankt.

Klaus Gerster | Fr., 14. Dezember 2018 - 20:17

Endlich zeigt unser System unverhohlen sein wahres Gesicht und schockiert damit natürlich diejenigen, die zwar nur zu gerne dessen Privilegien genießen, seinen alles verschlingenden, mörderischen Charakter aber nicht verkraften können und diesen gar negieren. Trump ist nicht subtil egoistisch, wie seine Vorgänger, sondern offensichtlich und schonungslos. Heilung erfordert Bewusstsein, die Chance zur Selbsterkenntnis ist dank Trump deshalb einzigartig. Sie ist so groß, dass wir sie gewiss wieder verstreichen lassen.

Dieter Würfel | Fr., 14. Dezember 2018 - 22:50

Eine Wirtschaftsgemeinschaft kann etwas sinnvolles sein, kann den Handel untereinander erleichtern und verbessern. Aber sich der Illusion hinzugeben, dass die Bewohner aller europ. Länder eines Tages EIN Volk sein könnten, mit EINER Regierung, EINER Grenze usw., das grenzt schon an gehöriger Einfältigkeit. Dass es unterschiedlichste Völker gibt, ist ganz normal und das sollte auch so bleiben. Zusammenarbeiten können sie, ja, aber trotzdem die nationale Eigenständigkeit bewahren und sich nicht von ein paar Trotteln ganz oben vorschreiben lassen müssen, dass sie keine Plastikstrohhalme mehr verwenden dürfen. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser Bastard "Europa" soweit zurück entwickelt, dass wieder Eigenständigkeit herrscht, dass die Menschen auf die EIGENE Nationalität wieder stolz sein können, ohne gleich in die antieuropäische und rechte Ecke geschoben zu werden.

Dorothe Gaede | Sa., 15. Dezember 2018 - 08:11

ist ein guter Präsident! Zu diesem Schluss zu kommen ist in Deutschland nicht ganz einfach, da nahezu 90% der ihn betreffenden Presseerzeugnisse in Deutschland negativ sind. Dies ist in keinem anderen europäischen Land so. Umfassendere Recherchen in der internationalen Presse zeigen mir ein deutlich differenzierteres/positiveres Bild. Boomende Wirtschaft , sinkende Arbeitslosenzahlen, Sanktionen gegen den Iran ("lupenreine Demokratie"),Ausstieg aus dem UN-Migrationspakt (der unseren Sozialstaat zerstören wird, Deutschland auf lange Sicht das Niveau der Fluchtländer erreichen lässt, und bürgerkriegsähnliche Zustände hervor bringen wird)die Anerkennung Jerusalem als Hauptstadt Israels........
Ich prophezeie D. Trump eine zweite Amtszeit, auch wenn er nicht nicht charmant wie B. Obama ist, während dessen Amtszeit so viele amerikanische Bomben fielen, wie noch nie zuvor.......

Budde Peter | Sa., 15. Dezember 2018 - 10:02

Trump brechen. Einfach mal an die Zeit zwischen 1980 und 1990 denken. So wie Trump derzeit in den Linksmedien permanent verächtlich gemacht wird, wurde auch Ronald Regan tagtäglich negativ durch den Mainstream gezogen. Am Ende seiner Regierungszeit hatte er keinen Krieg geführt, na ja Grenada war eher eine Polizeiaktion, als seine Soldaten im Nahen Osten reihenweise Attentaten zum Opfer fielen zog er sie ab, den Nachrüstungsbeschluß hat er richtigerweise gegen die Sowjets durchgedrückt, trotz 500.000 "Friendensbewegten" im Bonner Hofgarten. Als die Russen totgerüstet waren und ihr Land reformieren mußten, hat er ihnen sofort die Hand zum Frieden entgegengestreckt und ist in Abrüstungsverhandlungen eingetreten. Der "böse Cowboy" war der beste und friedlichste Präsident, den die USA im 20.Jhd hatte. Also erst mal abwarten, was der unkonventionelle Trump am Ende seiner Regierungszeit vorzuweisen hat. Bedenke das Ende :-) Germany first statt Islamic first, wäre auch bei uns angebracht.

Isabel Kocsis | Sa., 15. Dezember 2018 - 14:36

Ich teile die Einschätzung Houellebecqs in Bezug auf Trump, den ich ebenfalls für einen sehr guten Präsidenten halte und mit dessen Wiederwahl ich hoffentlich rechne. Trump sucht seine sehr vernünftigen Wahlversprechen so weit wie möglich zu halten und hat vieles zugunsten der USA erreicht. Die Medien-Berichterstattung über ihn sehe ich als einen absoluten Tiefpunkt. Weltbürgerschaft halte ich wie einen Einheitsstaat EU für eine Illusion. Welche politische Gemeinschaft wollen wir mit islamischen Staaten wie Saudi-Arabien oder Iran oder mit kriminalisierten Linksdikaturen wie Venezuela eingehen. Sollen deren Vertreter über Demokratien bestimmen? Im übrigen denken Völker wie China, Japan oder Indien nicht im Traum daran ihre Souveränität aufzugeben. Auch die Traditionen der europäischen Staaten sind stark. Die Nationen können sich in Frieden verbinden und im Inneren den Menschen ihre demokratische Verfassung garantieren.

Chris Groll | So., 16. Dezember 2018 - 11:08

„Donald Trump ist ein guter Präsident“ Ja, auch ich finde Präsident Trumps Politik richtig und vor
allem für die USA sehr gut. Ich stehe auch dazu, dass ich ein Anhänger von Präsident Trump bin. Damit ecke allerdings überall an, aber egal. Was die Religion angeht, bin ich nicht Michel Houellebecqs Meinung, aber in allen anderen Punkten stimme ich ihm voll und ganz zu.

Bernhard K. Kopp | So., 16. Dezember 2018 - 12:32

Nur weil Trump einige richtige gedankliche Ansätze hat - und einige auch schon vor Jahrzehnten mit Ghostwriter/Ko-Autoren-Büchern verbreitet hat - ist er noch lange kein guter Präsident. In der Realität, und für die wird ein Präsident ins Amt gebracht, ist eine Idee bald nur mehr so gut wie ihre Realisierung.

Ruth Teibold-Wagner | So., 16. Dezember 2018 - 19:35

 
In Europa gibt es nicht EIN Volk (Singular) sondern VölkER (Plural).

Der Begriff "Demokratie" ist griechisch und heißt Herrschaft ("kratie") DES Volkes("demos")- Singular. Da, wie erwähnt, kein europäisches Volk (Singular) existiert, KANN es keine europäische Demokratie, die die Herrschaft DES Volkes, also eines Singulars, wäre, geben.

Man kann es auch so ausdrücken:

Es existiert kein europäischer DEMOS. Es existieren eine Vielzahl europäischer VölkER ("demen"). Weil dies so ist, KANN es keine europäische Demokratie geben. Denn es fehlt das Subjekt, der "demos" (das Volk), der die "kratie" (die Herrschaft) ausüben könnte.

Und weil dies so ist, ist die EU so, wie sie ist - nämlich undemokratisch. Es herrscht in der EU kein Volk, es gibt ja auch keines - Statt dessen herrschen Bürokraten und Regierungen, die nicht von uns gewählt sind.

Darauf hat H. hingewiesen. Recht hat er.

Maria Bohm | So., 16. Dezember 2018 - 21:48

Ich sehe Trump auch nicht als den Volltrottel, als den ihn unsere Politiker und Medien immer noch darstellen. Und natürlich handelt er rational. Seine Taktik ist mit einem Minimum an psychologischer Kenntnis sogar vorhersagbar, da sie sich wiederholt. Aber vor lauter Hass ist bei uns die klare Sicht vernebelt. Und jeden Tag wird uns eine neue Geschichte aufgetischt. Wer hier dumm ist, ist völlig klar.