
- Der Anti-Seehofer
Lange galt Manfred Weber als Meister des Ungefähren. Inzwischen jedoch zeigt der CSU-Europapolitiker politische Qualitäten, die in Berlin und München aufhorchen lassen. Jetzt soll er sogar als EU-Kommissionspräsident kandidieren wollen. Lesen Sie hier nochmal das Porträt von 2017
Kann es sein, dass ein deutscher Politiker in diesen Zeiten gleichzeitig vertrauensvoll mit Angela Merkel, Horst Seehofer und Martin Schulz zusammenarbeitet? In Berlin undenkbar. In Brüssel jedoch gibt es einen, der diesen Spagat hält und daraus auch noch eine
Tugend macht: Manfred Weber.
So wie an diesem Wintertag in Brüssel, als der CSU-Politiker und Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) seinen Bruch mit den Sozialdemokraten bekannt gibt. Jahrelang hat Weber mit den Genossen im EU-Parlament paktiert, bis zuletzt glaubte er an die Absprachen. Doch dann kündigten die Roten den Pakt, den Weber mit Schulz ausgehandelt hatte. Plötzlich sollte nicht mehr gelten, dass auf den SPD-Mann Schulz ein konservativer EVP-Politiker folgen und das Parlament leiten würde. Ein schwerer
Schlag für Weber, er fühle sich verraten, schimpfte er, die Sozis hätten sein Vertrauen gebrochen. „Nur einen möchte ich ausdrücklich ausnehmen: Martin Schulz.“ Typisch Weber. Ein Ehrenwort ist ihm wichtiger als ein Machtwort.