- Auf Konfrontationskurs
Die polnische Führung fordert von Deutschland 1,3 Billionen Euro an Reparationen für die Verluste im Zweiten Weltkrieg – und stößt damit erwartungsgemäß auf Ablehnung in Berlin. Wer den jüngsten Vorstoß der PiS-Partei verstehen will, muss nicht nur historische Hintergründe kennen, sondern auch die aktuelle politische Situation in Polen. Datum und Ort der Auftritte von PiS-Chef Jarosław Kaczyński und Premierminister Mateusz Morawiecki waren jedenfalls nicht zufällig gewählt.
Die Antwort aus Berlin auf die Forderungen der polnischen Führung nach Reparationen für die Verluste im Zweiten Weltkrieg kam nicht überraschend: Die Bundesregierung beharrt auf ihren Standpunkt, dass das Thema rechtlich abgeschlossen sei. Jarosław Kaczyński, Chef der Regierungspartei PiS, und Premierminister Mateusz Morawiecki hatten am Donnerstag den Bericht einer Parlamentskommission vorgestellt, in dem die Zahl der polnischen Kriegstoten mit 5,2 Millionen angegeben und das Gesamtvolumen der materiellen Schäden, darunter der unwiederbringliche Verlust von Kulturgütern, auf 1,3 Billionen Euro veranschlagt wird.
Datum und Ort ihrer Auftritte waren nicht zufällig gewählt: Am 1. September jährte sich zum 83. Mal der Angriff der Wehrmacht auf Polen, das Warschauer Königsschloss wurde 1944 nach der Niederschlagung des Aufstandes der Untergrundarmee AK von Pionieren der Wehrmacht gesprengt. Diese hatten damals die gesamte Warschauer Innenstadt mit ihren Kirchen, Palästen, Theatern, Museen, Bibliotheken und Hochschulen systematisch zerstört.