
- Glanz und Elend des Privaten
Im Homeoffice gibt es flexible Arbeitszeiten, keine Staus und Endlos-Meetings mehr. Dennoch leiden viele darunter, auch jüngere Arbeitnehmer. Wie sinnvoll ist die neue Arbeitswelt nach Corona wirklich?
Bis Anfang März, als die Welt, wie wir sie kannten, noch nicht aus den Fugen war, arbeitete Luisa Wandig* überall – mal in ihrem Büro in Berlin-Mitte, in Konferenzräumen von Firmen in Genf, London oder Abu Dhabi, mal in Hotelzimmern, in Flughäfen und Flugzeugen. An einem Ort arbeitete die 31-jährige Unternehmensberaterin aber nur dann, wenn es gar nicht anders ging: zu Hause. Da ploppte, als sie gerade bei einem ihrer wichtigsten Kunden in Genf im Konferenzraum saß, im E-Mail-Postfach eines Mitarbeiters die Nachricht auf: Es gebe in der Firma einen Covid-19-Fall, alle internen und externen Mitarbeiter sollten so schnell wie möglich das Gebäude verlassen.
Luisa Wandig, groß und schlank, blonde lange Haare, ein paar Sommersprossen, ging ins Hotel und rief ihren Chef an. „Mir war sofort klar, dass ich ab jetzt im Homeoffice sein würde“, erinnert sie sich. Sie flog zurück nach Berlin. Seitdem arbeitet sie am Esstisch in der Küche ihrer Wohnung in Kreuzberg. Zwei Tage später ordnete ihr Unternehmen für alle 500 Mitarbeiter weltweit Homeoffice an – auf unbestimmte Zeit. Der Nachrichtendienst Twitter verkündete Mitte Mai einen Umbruch seiner Arbeitskultur. Wer von zu Hause aus arbeiten könne und wolle, dürfe das auch künftig tun – für immer.