
- Stur geradeaus
Ex-VW-Chef Winterkorn wird angeklagt. Daimler soll eine weitere Betrugssoftware verheimlicht haben. Der Dieselskandal lässt die deutsche Autoindustrie nicht los. Der Druck wird immer größer. Den Anschluss an die Zukunft hat sie verloren. Ihr strategische Versagen hat Folgen für das ganze Land
Wacht die Autoindustrie jetzt auf? Reagieren die deutschen Autohersteller, nachdem es lange hieß, sie hätten ihre eigene Zukunft verschlafen und sich nicht um elektrische Autos und die digitale Mobilität von morgen gekümmert? Es scheint etwas in Bewegung zu kommen: Volkswagen hat gerade mit Getöse angekündigt, bis 2023 rund 30 Milliarden Euro in die Elektrifizierung des Autos zu stecken. Der Wolfsburger Konzern will in den USA ein Werk für Elektroautos bauen. „Wir wollen die globale Nummer eins im Bereich Elektromobilität werden“, kündigte der seit April amtierende VW-Chef Herbert Diess an. Konkurrent BMW plant für 2021 ein vollautonomes Fahrzeug, das neue Maßstäbe setzen soll. Daimler-Chef Dieter Zetsche stellte im September 2018 das erste Elektroauto mit dem Stern vor und behauptete, das Fahrzeug leite für das Unternehmen „eine neue Ära ein“.
Aber kann das Aufholrennen in die Moderne für die drei deutschen Konzerne Volkswagen, Daimler und BMW erfolgreich sein? Die Autobranche steht vor einem massiven Technologiebruch, der gravierende Folgen haben kann. In der Vergangenheit hat sich in vielen Branchen regelmäßig gezeigt, dass fundamentale Neuerungen für die etablierten Vertreter einer Industrie das Ende bedeuteten und ganz neue Anbieter die Geschäfte übernahmen. Auch jetzt besteht diese Gefahr. Selbst VW-Chef Diess ist der Meinung, dass die deutschen Hersteller höchstens eine Chance von 50 Prozent haben, in der künftigen digitalen Mobilität eine führende Rolle zu spielen: „Mit dem Einzug von Software, Apps und speziellen Diensten im Auto ist es jetzt möglich geworden, dass auch Anbieter aus anderen Branchen in die Automobilfertigung hineindrängen.“