Veronika Wetzel / Sally-Jo Durney

Cicero Jugend-Serie „Contra Woke” - Wohlstandsverweichlichung: „Das Gejammere meiner Kommilitonen kann ich nicht mehr hören“

Eine Generation zwischen Netflix, Bali und Vier-Tage-Woche: Die 22-jährige Veronika Wetzel erfährt die kollektive Lustlosigkeit der Gen Z jeden Tag an ihrer Universität. Junge Menschen würden kaum noch nach den Sternen greifen, da sie in eine Gesellschaft des Überflusses hineingeboren seien.

Autoreninfo

Veronika Wetzel studiert Internationale Beziehungen in Regensburg und ist Stipendiatin der Hanns-Seidel-Stiftung. Zuvor machte sie ein Volontariat bei der katholischen Zeitung Die Tagespost

So erreichen Sie Veronika Wetzel:

Die Medien sind in den letzten Jahren daran gescheitert, ein Bild der jungen Generation zu zeichnen, das mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Wir möchten die Debatte über die Generation Z daher nicht länger identitätspolitisch motivierten Redaktionen überlassen. Denn junge Menschen bewegt mehr als Fridays for Future, Body Shaming und Black Lives Matter.

Die Cicero Jugend-Serie „Contra Woke“ möchte all jenen jungen Menschen eine Stimme geben, die dem vorherrschenden woken Zeitgeist nicht entsprechen, aber gehört werden müssen, um die echte Lebensrealität und die wahren Sorgen der jungen Generation zu verstehen. Sie möchten selbst einen Artikel einreichen? Gerne, schreiben Sie uns hierfür eine Mail an: redaktion@cicero.de.

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Tomas Poth | Do., 11. Januar 2024 - 16:55

Na, hoffentlich bekommt die Dame nicht energischen Besuch von der Antifa oder sonstiger Hanseln.

Holger Raczkowski | Do., 11. Januar 2024 - 17:40

Sehr geehrte Frau Wetzel,
ich bin über Ihren Artikel super erfreut. Danke dafür. Ihren Eindruck kann ich nur teilen. Meine Wenigkeit kommt aus der DDR und ja auch wir haben gelernt , lernen müssen uns in der Gruppe einen Stand zu "erarbeiten". Der Staat hat sich zwar gekümmert. Aber wie weit wir kommen wollten war unser Ding. Nach der Wende standen wiederum große Herausforderungen an. Später war ich auch oft in Westafrika und China. Ihren Eindruck kann ich in jeder Hinsicht unterschreiben. Die spannende Frage ist :Was haben wir als Eltern falsch gemacht um unsere Kinder zu höherem zu motivieren ? Oder ist es einfach unser "förderales " Bildungssystem das gar keine Leistung mehr fordert ? Weil der "Staat" heute viel mehr kleinen Luxus verschenkt ohne das ich mich dafür bewegen muss ? Ich denke unsere Politik ist irgendwann falsch abgebogen.
Ich wünsche bleiben Sie stark auch wenn Sie mal von der Himmelsleiter fallen.

Sonntag, Manfred | Do., 11. Januar 2024 - 17:43

Das ist ein exzellenter Beitrag. Dieser Zeitgeist ist eine Folge der Ideologisierung. Der Staat will sich überall in die privatesten Dinge reinhängen und ein sozialistisches Leben von der Wiege bis zur Bahre planen. Da ist kein Individuum mehr gefragt, sondern alle sollen im "Kollektiv" solidarisch die Ergebnisse des Desasters brüderlich teilen. Im Heft1/24 ist ebenfalls ein brillanter Beitrag zum Hochschulsystem enthalten: "Viele, die in dem System studiert haben, nehmen die Verengung der intellektuellen Freiräume nicht wahr.". Dies deckt sich mit den Erkenntnissen von Frau Wetzel. So wird an den Hochschulen die Forschung nur noch gefördert, wenn die Ergebnisse den Eliten politisch genehm sind. Ich fürchte einen Kollaps der Gesellschaften in Westeuropa, wenn dem ideologischen Treiben der Politik kein Ende bereitet wird, denn die Identitätspolitik hat sich mit ihrem "Glauben statt Wissen" wie ein zäher Schleim über unser Land gelegt. Frau Wetzel, wir hoffen auf Menschen wie Sie!

Ihrem Kommentar, Herr Sonntag, Manfred, kann ich nur zustimmen und der Autorin für ihre Ausführungen danken. Auch ich befürchte einen Kollaps, bei dem allerdings Deutschland -wie bei der Rettung des Weltklimas, der sogenannten Energiewende uvm- immer stramm voran schreitet.
Dieser Zustand ist, wie ich glaube, auch nicht mehr umkehrbar, weil es dazu mindestens einer ganzen Generation bedarf und zwar vom Zeitpunkt der Einsichtigkeit an gerechnet.

Oliver Strebel | Do., 11. Januar 2024 - 18:01

1987 ging ich an einem sonnigen Ostersonntag am Berliner Schlachtensee spazieren. Es war extrem dichter Spaziergängerverkehr und man konnte die Gesprächsfetzen der Entgegegenkommenden mithören. Die jammerten alle über tragische Beschwerden. Manche habe ich auch zügig überholt, weil ich einfach ohne das abstossende Gejammere einen schönen Spaziergang machen wollte.

Gerade lese ich die Kindheits- und Jugenderinnerungen von Hans Carossa (1878 - 1956). Gekauft habe ich die, weil in einer Besprechung stand, dass die Menschen damals so viel über die schlechten Zeiten jammerten. Grund für den Kauf war eine erwartete Bestätigung eines meiner Lebensmottos, das von Karl Valentin stammt:

Heute ist die gute alte Zeit von morgen.

Das sollte man im Kopf behalten, sich daran erfreuen und dann nach der Devise handeln: Carpe diem!

Ingofrank | Do., 11. Januar 2024 - 18:01

was er sich ausgesucht hat …“
Tja, staatlich „gelenktes“ Studieren das gab es in der DDR. Allein durch die Zugangsvoraussetzung zum Abitur die einen Leistungsschnitt unter 2.0 forderte, trennte sich die Spreu vom Weizen. Ein Medizinstudium bis ca. 1,3 angesagte Berufe wie Jurnalist, Architekt, Jurist u.a. brauchten neben dem passendenen Notenschnitt noch die passende staatliche Gesinnung.
Ich kann mich erinnern, als unser Professor uns fragte, was wir (Bauingenieure) eigentlich studieren wollten. Ein Mädel Architektur die dann einen Zettel in die Hand bekam und sollte irgend etwas in den 1 1/2 Stunden zu Papier bringen. Die Zeit war um, der Prof. Ging zu ihr, sah sich das Mchwerk an und kommentierte: es ist besser Sie werden Bauingenieur…..
Im übrigen schmiss ein Kommilitone das Handtuch alle andere wurden Dipl. Ingenieure.
Nach Abschluss i.d.R. für 2 Jahre republikweit „Zwangseingesetzt“ wo gebraucht ! Und, das wußte man alles vorher …..
Mit freundlichen Gruß a d Erfurter Republik

Heidemarie Heim | Do., 11. Januar 2024 - 18:28

Überdruss im Sinne von Unlust, welche oft mit einer bestimmten Art Übersättigung einhergeht. Auf der Zeitblüten-Seite von Herrn B. Heidenberger, welcher anscheinend ein Faible für Weisheiten aller Art hat neben u.a. Arbeitsmethodik-Management, findet sich folgende aus China stammend:
"Eine Hütte, in der man lacht, ist besser als ein Palast, in dem man weint." Verantwortung für sich selbst und andere, Ehrgeiz und das streben nach höher, weiter usw. wurden bei mir persönlich so weit ich mich an Kindheit und Jugend erinnern kann primär durch das Vorbild meiner Eltern und anderer Persönlichkeiten geweckt, durch die Fürsorge und natürliche Konkurrenz unter mehreren Geschwistern und die Erfolge aber auch Niederlagen im Sport. Gute Noten, Respekt und damals für mich ebenfalls wichtig die persönliche Zuneigung zu "unserem/r" Klassenlehrer/in u. anderen von mir ausgewählten Bezugspersonen/Vorbildern waren sozusagen die Programmierung für den späteren Lebensweg. Nicht zu vergessen, die LIEBE😻!

Naumanna | Do., 11. Januar 2024 - 18:51

Ich weiß nicht, ob es an dem Überfluss liegt, in den die neuen Generationen hineingeboren wurden - Überfluss gab es auch in früheren Zeiten für einige und trotzdem haben sie sich angestrengt und das Letzte aus sich herausgeholt, um einem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen und sei es das ehemals Preußische. Aber heute gibt es kein Ideal mehr für die Masse. Ich denke, das ist das Problem. Kein Ziel, kein Ideal. Wer Ideale und Ziele formuliert, wird als ewig Gestriger denunziert. Dabei sind die Ziele doch mit Händen zu greifen: neue Technologien entwickeln, um die Umweltprobleme in den Griff zu bekommen, die Herausforderungen der Medizin annehmen, um Krankheiten zu besiegen. Den Menschen selbst an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeiten bringen durch FORDERUNGEN. Normalerweise brauchen junge Menschen Forderungen. Diesem Unsinn, dass jeder unbedingt studieren möchte was er will - was will er denn ???? - sollte auch der Riegel vorgeschoben werden. "Die Forderung des Tages erfüllen"

Naumanna | Do., 11. Januar 2024 - 18:58

"Die Forderung des Tages erfüllen" (preußische Maxime) kann eben auch heißen, etwas zu studieren, was ich im ersten Moment nicht möchte, sich aber im zweiten Moment als wichtig für das Gemeinwohl erweist. Ich kenne einen Fall aus meinem Bekanntenkreis, da wollte ein junger Mann Geschichte studieren, bekam aber keinen Studienplatz. Nun hat er nicht Jahre damit vergeudet, auf einen freien Studienplatz zu warten, sondern hat ein Ingenieurstudium aufgenommen - Ingenieure werden gebraucht, da gibt es freie Studienplätze - und heute ist er heilfroh, dass er sich so entschieden hat. Eine gut bezahlte Arbeit, die auch noch sinnerfüllt ist. Ich denke, da liegt der "Hase im Pfeffer" - aus Angst vor Nähe zu sozialistischen Idealen begibt man sich in die Sinnentleerung. Und so werden wir von den Asiaten, von China usw. überholt werden in jedem Bereich, weil es dort noch um Sinnstiftung geht. Jammerschade für unsere Demokratie - wirklich jammerschade.

Henri Lassalle | Do., 11. Januar 2024 - 19:52

hat sich Wohlstandsverblödung verbreitet.
Aber es könnte damit irgendwann ein Ende haben, denn die ausländische Konkurrenz in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft ist sehr dynamisch.
Deutschland ist, man muss es leider feststellen, auf dem Abstieg. Dabei hat es gute Potenziale. Man müsste schon in der Schule die Kleinen für Wissenschaft und Technik interessieren. Statt dessen können bereits Vierjährige die modernen Kommunikationsapparate bedienen - wer lernt da noch denken, wenn alles scheinbar (!) bereitsteht, "vorgedacht" ist ? Die jungen Leute konsumieren Information, aber haben nicht gelernt, sie sinnvoll zu bearbeiten - es ist eben alles Konsum, im Interesse der Anbieter.
Es braucht wirtschaftliche und damit gesellschaftliche Schocks, harte Schocks - und die werden kommen.
Ich sehe aber auch Studenten unter starkem Druck stehen und an Vereinsamung leiden, Flucht in den Alkohol, fehlender Zukunftsoptimismus...Eine Studentin sagte mir neulich:" Wir leben in einer schrecklichen Zeit".

Ronald Lehmann | Do., 11. Januar 2024 - 22:29

„Wer nicht zufrieden ist mit dem, was er hat, der wäre auch nicht zufrieden mit dem, was er haben möchte.“ – Elbert Hubbard

Was ich heutzutage selbst bei meinen Kindern/Enkelkindern vermisse, ist die Wertschätzung von tagtäglichen Dingen

& wer etwas wertschätzt, der sorgt auch dafür, das es so erhalten bleibt, egal ob ein Ding oder was menschliches

zumal durch Gebete früher viel gedankt wurde, selbst dann, wenn sie Gebets-Mühlenartig von sich gegeben wurde, Aber es kam/kommt bei jeden (Sünder, weil wir alle im Glashaus sitzen) ein Moment - oh Sorry

ABER
die schlimmsten Förderer von Werte-Verlust sind doch im KOPF ALLER Zweige zu finden

wo kein Klima-Neutrales Handeln fundamentiert wird

denn was lange hält, bringt kein Geld

& dabei haben ALLE gelernt
BILLIG gekauft ist ZWEIMAL gekauft

nur leider ist der Preis oder die Marke keine Garantie mehr für Qualität wie Lebensdauer eines Produktes
ansonsten könnten sich die Hersteller

die ÜBERTEUERTEN GARANTIE-VERLÄNGERUNGEN schenken
PLAN-MÜLL😭

Detlev Bargatzky | Fr., 12. Januar 2024 - 17:43

Ja es stimmt. Früher waren mehr Träume und mehr Ziele.
Aber was erwartet man von Menschen, wenn man der Gesellschaft seit Jahrzehnten predigt, dass diese Menschen eigentlich nur Ansprüche hat.
Irgendwann kommt wird es schlicht geglaubt.
Wenn man so etwas ähnliches wie ein bedingungsloses öffentlich finanziertes Einkommen schafft, dann hat natürlich jeder, der eine Lust hat, seinen Lebensunterhalt durch Arbeit zu verdienen, einen Anspruch darauf. Und den wird er wie eine Monstranz vor sich her tragen.
Warum also sich bilden oder weiterbilden? Das besagte Netflix-Abo kriegt man sicher vom Bürgergeld finanziert. Vielleicht gibt es irgendwann sogar auch darauf einen Anspruch.
Wir haben angeblich ca. 0,7 Mio. offene Stellen und 2,7 Mio. Arbeitslose.
Es ist doch klar, dass man für die offenen Stellen ausländische Fachkräfte "anwerben" muss. Die inländischen Fachkräfte, soweit sie nicht berufstätig oder arbeitssuchend sind, haben genug damit zu tun, sich um ihre Ansprüche zu kümmern.