
- Ein trauernder Prophet
Hat Michel Houellebecq nach Terroranschlägen und Islamismus auch die Revolte der Gelbwesten vorausgesagt? In seinem neuen Roman „Serotonin“ wagt sich der französische Starautor an ein hochpolitisches Thema
Schreiben kann er teuflisch gut. Doch hat Michel Houellebecq, der preisgekrönte Skandalautor der französischen Literatur, auch seherische Qualitäten? 2001 schrieb er in „Plattform“ über einen Terroranschlag auf ein fernöstliches Ferienparadies; ein Jahr später forderte ein Attentat in Bali mehr als 200 Menschenleben. 2015 erschien „Unterwerfung“ über den Vormarsch der Islamisten in Frankreich – just am Tag vor dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo.
In seinem neuen Roman „Serotonin“ beschreibt Houellebecq eine Verkehrsblockade, wie sie die Gelbwesten seit November inszenieren. Den Text des Buches hatte er schon im September abgeliefert und seither nicht mehr modifiziert. Damals sprach noch niemand von den „gilets jaunes“ (oder wenn, dann höchstens als Warnwesten, die in französischen Autos obligatorisch sind und der Sozialbewegung später ihren Namen geben sollten).