
- Rettet die Aufklärung!
Um das Klima zu retten, verabschieden sich viele Aktivisten von den Standards der Aufklärung. Sie lassen keinen Widerspruch zu, verunglimpfen Kritiker und drohen mit der Apokalypse. So gerät die Demokratie in Gefahr
Aufklärung tut not. Konkret im Fall des Bundespräsidenten, der sich gegen Vorwürfe verteidigen muss, er habe in seiner Zeit als Außenminister von einem libanesischen Waffenhändler Geschenke im Wert von über 1.000 Euro angenommen. Aufklärung ist ein Lieblingswort von Frank-Walter Steinmeier. In seinen Reden verteidigt er „die Ideale der Aufklärung und des humanistischen Denkens“. Europa möge „die Kraft von Humanismus und Aufklärung“ verteidigen, Deutschland seinen „Maßstab aus den Jahrhunderten der Aufklärung“ bewahren, seine „ethischen Prinzipien, die uns seit der europäischen Aufklärung begleiten.“ Alles richtig, alles wohlfeil. Derzeit erleben wir im Namen der „Klimarettung“ einen breit orchestrierten Angriff der Gegenaufklärung. Wer stemmt sich dagegen?
Wo hört die Aufklärung auf?
Dass Aufklärung nie vollendet und immer neu zu erringen ist, gehört zu ihrem Wesenskern. Der systematische Zweifel, den sie sät und befördert und fruchtbar macht, kann sich gegen sie selbst kehren. Darum irrt, wer selbstgewiss von den Errungenschaften der Aufklärung spricht. Der Bundespräsident nennt die Aufklärung zurecht einen „nie endenden Prozess“ Es wäre Zeit, auch praktisch vom Schlafe aufzustehen und die Gegenaufklärung selbst dort zu kritisieren und zurückzudrängen, wo sie im Gewand hehrer Ziele daher kommt. Wer nicht diskutieren will, wer die Wahrheit meint gepachtet zu haben, wer andere Ansichten diffamiert und Gegner attackiert, der steht nicht auf der Seite der Aufklärung. Und auch nicht auf der Seite der Demokratie, denn Demokratie, so der Historiker Andreas Rödder, meint „Verständigung auf dem Wege des Gesprächs, der strittigen Auseinandersetzung über unterschiedliche Meinungen“.