
- Seenotrettung statt Seelsorge
Die evangelische Kirche hat angekündigt, ein Schiff zu kaufen, es umzubauen und auszurüsten und sich an der Seenotrettung von Flüchtlingen im Mittelmeer zu beteiligen. Dabei sollten sich Politik und Religion nie vermischen
Eine der zentralen Einsichten Luthers ist die Zwei-Reiche-Lehre. Sie unterscheidet scharf zwischen der Welt des Evangeliums und der Politik. In der Politik, so Luther, gelten andere Gesetze als im Verhältnis des Einzelnen zu Gott. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist” (Mt 22,21). Deshalb auch gelten in politischen Organisationen, zwischen Völkern und Staaten andere Regeln als in christlichen Gemeinschaften. Damit markiert Luther nicht nur wirkungsmächtig den Unterschied zwischen privat und öffentlich, sondern zugleich zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Erstere hat in der Politik nichts zu suchen.
Und weil das Reich Gottes nicht in dieser Welt ist, sondern „inwendig in Euch“ (Luk 17, 21), also in jedem Einzelnen und seiner Beziehung zu Gott, ist der Mensch gerechtfertigt allein durch seinen Glauben, nicht aber durch gute Taten. Hierin liegt die Gerechtigkeit Gottes: dass der Sünder ebenso gerechtfertigt ist wie der Heilige. Wer meint, durch gute Taten die Gnade Gottes zu erlangen, verfällt der Werkgerechtigkeit – also einer anthropozentrischen Anmaßung.