
- Braune Geister im höchsten Amt
Das Bundespräsidialamt untersucht seine Vergangenheit. Das wurde auch höchste Zeit: Waren nur einzelne Beamte in das NS-Regime verstrickt gewesen oder handelte es sich gar um ein Sammelbecken von Altnazi-Seilschaften?
Er sei „nicht gerade glücklich über die Zusammensetzung des Auswärtigen Amtes, keineswegs. Aber man schüttet kein dreckiges Wasser aus, wenn man kein reines hat!“ Mit dieser rheinisch-fröhlichen Erklärung versuchte Bundeskanzler Konrad Adenauer 1952 gegenüber Journalisten zu rechtfertigen, dass zahlreiche der neuen Diplomaten als „belastet“ galten. 2005 berief Joschka Fischer als eine seiner letzten Amtshandlungen eine Historikerkommission, welche die Geschichte des Auswärtigen Amtes während der Herrschaft der Nationalsozialisten untersuchen sollte. Fortgeführt wurde das Projekt unter Frank-Walter Steinmeier. 2010 wurden die Ergebnisse präsentiert, die eine tiefe Verstrickung in die Verbrechen des „Dritten Reiches“ dokumentierten.
Seit Gründung der Bundesrepublik gab es einen häufigen Wechsel von Beamten zwischen dem Auswärtigen Amt und dem 1949 neu geschaffenen Bundespräsidialamt. Den naheliegenden Schritt, auch das Wirken möglicherweise belasteter Beamter im Bundespräsidialamt zu untersuchen, setzt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach entsprechenden Vorbereitungen jetzt um. Das Bundespräsidialamt wurde erst 1949, mehrere Jahre nach dem Untergang des „Dritten Reiches“, gegründet und galt deshalb lange als unbelastet. Nun soll ein unabhängiger Historiker zwei Jahre lang untersuchen, wie tief die Mitarbeiter des Bundespräsidenten in der Bonner Villa Hammerschmidt – bis 1994 erster Amtssitz des Bundespräsidenten – in die NS-Zeit verstrickt waren. Fest steht schon heute, dass es allen Grund für diese Untersuchung gibt.