
- Wird der Osten unregierbar?
Die Ereignisse von Chemnitz haben gezeigt, wie tief Deutschland gespalten ist. Im Osten profitiert davon nur die AfD. Die anderen Parteien hat ein Hauch von Panik erfasst
Deutschland steht vor dem Untergang. Noch hört man ihn nur aus der Ferne grollen, doch hier, im Haus des Gastes im Chemnitzer Ortsteil Reichenbrand, malt ihn eine AfD-Politikerin schon mal in grellen Farben aus. Die Frau heißt Leyla Bilge, sie ist kurdischstämmige Deutsche und arbeitet für die AfD-Bundestagsfraktion. An diesem Tag hält sie auf Einladung des AfD-Kreisverbands einen Vortrag zu dem Thema: „Ist Deutschland noch zu retten?“
Der Saal ist voll. 250 Menschen hängen an den Lippen der Rednerin. Es sind zu 75 Prozent Männer, die meisten schon in Rente oder kurz davor. Die Stimmung ist angespannt. Eine Frau ruft aufgeregt, man könne nicht mehr warten, bis die AfD an die Macht komme. Nein, man hat sich nicht verhört. Es klingt wie ein Aufruf zum Sturz der Regierung. So wie Parteichef Alexander Gauland zuvor in einem Zeitungsinterview erklärt hatte, das ganze politische System müsse weg. So wie AfD-Mitglieder aus Hessen bereits damit gedroht hatten, nach einer Revolution Funkhäuser und Presseverlage zu stürmen und Mitarbeiter auf die Straße zu zerren. Die Stimmung in Deutschland ist explosiv. Nicht nur in Chemnitz.