Klingbeil und Kühnert
Niederlage, welche Niederlage? Lars Klingbeil und Kevin Kühnert / dpa

NRW-Wahl - Sozialdemokratischer Realitätsverlust

Als Sozialdemokrat war nach der Landtagswahl in NRW Fremdschämen angesagt. Und das lag gar nicht am historisch schlechten Abschneiden der SPD, sondern an einer gehörigen Portion Anmaßung ihres Spitzenpersonals. SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil und sein Generalsekretär Kevin Kühnert lieferten nachträglich die letzten moralischen Argumente für einen Wahlsieg der CDU.

Porträt Mathias Brodkorb

Autoreninfo

Mathias Brodkorb ist Cicero-Autor und war Kultus- und Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Er gehört der SPD an.

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Kaum waren um 18.00 Uhr die ersten Prognosen zum Ausgang der Wahl über die Bildschirme geflimmert, verkündete der SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert, dass die Sozialdemokratie ihr wichtigstes Wahlziel erreicht habe: die Ablösung von schwarz-gelb. Und außerdem, zeigte er sich kämpferisch, sei auch eine rot-grüne Regierung noch denkbar.

Zu diesem Zeitpunkt fehlte dafür lediglich ein Mandat. Angesichts der Tatsache, dass CDU und SPD nicht – wie noch in den letzten Meinungsumfragen – zwei bis drei Prozent voneinander trennten, sondern ganze 7,5 Prozent, mutete das trotzdem reichlich hasardeurhaft an.

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Walter Bühler | Mo., 16. Mai 2022 - 15:01

reicht es Ihnen als Mitglied der SPD nicht, dass Ihre Partei diese Wahl nicht gewonnen hat?

"Die Versöhnung von links und rechts, von Stadt und Land, von Akademiker und Handwerker, von Liberalismus und Kommunitarismus dürfte vor allem in einer schwarz-grünen Koalition gelingen können."

Wenn Sie das wirklich ernst meinen, dann raffen Sie sich doch auf, und treten Sie endlich den Grünen bei! Das haben schon so viele gemacht. Es tut nicht weh und schafft klare Verhältnisse. Sie können anderen Nicht-SPD-Mitgliedern beim Bauen der besagten Brücken helfen.

Meine Güte, aber so ein Eiertanz - wozu soll er gut sein?

Günter Johannsen | Mo., 16. Mai 2022 - 15:42

Auch in dieser Hinsicht hat die SPD von der SED-Linken viel "gelernt": z.B. das Schönreden einer Wahlschlappe und das Herabsetzen des politischen Gegners! Das kommt aber bei denkenden Menschen nicht gut an und verhindert eine Vorwärts-Entwicklung des gesamten Vereins. Es offenbart, an welchem untauglichen Personal die Deutsche Sozialdemokratie krankt.

Norbert Heyer | Mo., 16. Mai 2022 - 16:05

Eigentlich ist jetzt eine Koalition zwischen schwarz-grün zu erwarten, ganz sicher ist das aber noch nicht. Die Grünen würden lieber mit den Roten … warten wir es ab. Eines ist aber ganz klar: Wir werden keine wertbeständige, soziale oder reale Politik erleben, sondern grün pur mit allen ihren Verwerfungen. Hunderttausende Wohnungen müssen gebaut werden, sämtliche Altbauten müssen saniert, gedämmt und mit Wärmepumpen ausgerüstet werden. Die Taktfolge der Bahn und des ÖPNV soll ebenso wie die Haltepunkte verdoppelt werden, die Schulen müssen Hunderttausende neue Schüler aufnehmen, WKA bis auf Sicht- und Hörnähe an Wohnbebauung, mehr E-Autos, mehr Ladestationen. Die Grünen haben ein Programm, an dem sie sich mit Sicherheit verheben werden. Jetzt trifft grossmäulige Schwätzerei auf Umsetzung in die harte Wirklichkeit. Dann wird sich zeigen, das außer heißer Luft nichts, garnichts von den hochgesteckten Zielen verwirklicht wird, was die Grünen dann dazu macht, was sie sind: Reine Blender.

Christoph Kuhlmann | Mo., 16. Mai 2022 - 16:11

die SPD ist mit 25% gut bedient in NRW. Die letzte rot-grüne Koalition ist den Leuten noch in Erinnerung. Da ausgerechnet den ehemaligen Verkehrsminister Kutschaty aufzustellen, der für die Dauerstaus im Ruhrgebiet maßgeblich verantwortlich ist war wohl nicht so geschickt. Die CDU muss jetzt klären ob Merz oder Merkels Mitläufer den Kurs vorgeben und falls sie es schafft vor den Wahlen ein par klare Positionen zu beziehen hat sie bei der nächsten Bundestagswahl wohl eine Chance. Ob die Staulage in NRW durch schwarz-grün besser wird wage ich zu bezweifeln. Man wird sehen.

Helmut W. Hoffmann | Mo., 16. Mai 2022 - 16:28

Die Aussagen der beiden Herren sind typisch für das Gros der deutschen Politikerkaste - alles beschönigen, die Wahrheit verdrehen in der Voraussetzung, daß der dämliche Michel es schon schlucken wird. Von Klingbeil hätte ich besseres erwartet, Klein-Kevin ist hingegen ein nach oben gespülter Wicht, der bisher noch nichts geleistet hat und von dem Geld lebt, was andere erarbeitet haben. Wie nennt man einen solchen Zeitgenossen? - Genau!

armin latell | Mo., 16. Mai 2022 - 16:30

44% der Wahlberechtigten haben nicht gewählt. Wie kann man da von einem grünen oder schwarzen Wahlsieg fabulieren? Oder Wahlverlierer fdp oder spd? Das ist hier auch kein Thema? 44% haben entschieden, dass es nicht lohnt, zur Wahl zu gehen. Weil, egal wer was wählt, linksgrün regiert? Für mich gilt das auch für eine cdu/grüne Koalition. Es gibt noch immer sehr sehr viele alte Wähler, die nicht erkennen, dass die Merkel cdu nicht mehr die ist, die sie einmal war.

Christa Wallau | Mo., 16. Mai 2022 - 17:14

Die Deutschen leisten sich die Ausgrenzung eines nicht unbedeutenden Teils der aktiven Wähler (im Osten ca. 20%/im Westen ca. 7-8%), indem die herrschenden Kräfte (in Politik u. Medien) diese Mitbürger in toto als schmutzige Parias betrachten u. jegliche Zusammenarbeit mit Ihnen strikt ablehnen.
Diese - weltweit wohl einmalige - Missachtung des Gleichheitsprinzips in einer ansonsten mehr oder minder funktionierenden Demokratie ist per se ein ungeheurer Akt der Spaltung.
Die wachsende Zahl der Nichtwähler geht m. E. auf diesen Affront zurück u. auf das starke Gefühl, dass die Politiker nie halten, was sie versprechen, weil sie sich nach der Wahl stets mit
Koalitionszwängen herausreden können.
Wie, bitte, sollten ausgerechnet die CDU und die Grünen diese vielen Desillusionierten bzw. Verbitterten „versöhnen“ können?
Das klingt doch sehr nach Pfeifen im Walde!

Ernst-Günther Konrad | Di., 17. Mai 2022 - 10:02

Antwort auf von Christa Wallau

Sie haben natürlich recht Frau Wallau. Wenn man in die letzten Jahren betrachtet, wie bei jedem Thema nur noch die Regierungsmeinung geduldet wird, zeigt uns dies die Verlogenheit dieser Politiker auf. Ob EU, Migration, NATO, Corona, Klima usw., überall apokalyptische Hysterie inzwischen und eine Verdammung der Kritiker. Wir alle kennen inzwischen die abgenutzten Begriffe für Kritiker und erleben selbst die offene Aushöhlung des Rechtsstaates, die sich selbst des BVerfG bedient, ihre bürgerfeindliche Politik durchzusetzen. Das Schwert der Angst vor Tod und Krankheit schwebt weiterhin über den Köpfen eines Teils der Bevölkerung. Die politisch agierenden Msm machen längst Politik und entscheiden in ihren Redaktionsstuben, wer politisch leben, überleben oder sterben soll. Die CDU hat unter Merkel das Volk gespalten, warum sollte ein Wüst in NRW mit den apokalyptischen Reitern der GRÜNEN plötzlich eine Brücke zwischen dem gespaltenen Volk bauen können? Das Volk hat inzwischen Höhenangst.