
- „ Hasi “ war gestern
Reiner Haseloff hat Sachsen-Anhalt zum politischen Versuchslabor gemacht. Nun tritt er noch einmal an. Über einen, der mit seinen Aufgaben wuchs.
Was jetzt kommt, ist ganz nach seinem Geschmack. Listig zieht Reiner Haseloff die Augen zu Schlitzen zusammen, der Regierungschef fordert seine Minister zur spontanen Abstimmung auf: „Gibt es hier im Kabinett jemanden, der sich nicht wohlgefühlt hat?“ Mit offenen Armen schaut er herausfordernd nach rechts, dann nach links. „Ich sehe keinen die Hand heben“, sagt er triumphierend in die Kameras. „Alle haben sich wohlgefühlt!“
Tage wie dieser im Mai, an denen die Regierungsbilanz präsentiert wird, sind ihm die liebsten. Im Kreise seines schwarz-rot-grünen „Kenia“-Kabinetts kann er sich derzeit feiern lassen: als Teamchef, oberster Vermittler und Problemlöser in einem.
Als erster Ministerpräsident Deutschlands schmiedete der Christdemokrat 2016 diese experimentelle Koalition mit SPD und Grünen, um der mächtigsten AfD-Fraktion der Republik – die Partei stellt fast ein Viertel der Sitze – etwas entgegenzusetzen. Fünf Jahre hielt das Dreierbündnis durch – trotz Krisen, Widrigkeiten, persönlicher Verletzungen. „Eine Spitzenleistung“, sagt der Wittenberger heute. Und er hat noch nicht genug: Nach langem Zögern tritt er im Juni noch einmal an, er will weitere fünf Jahre Regierungschef bleiben.