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Cicero im Oktober

Cicero im Oktober - Gereizte Republik

Mit den Krisen und Umbrüchen dieser Tage macht sich bei vielen ein Gefühl der Überlastung und Angst breit. Sind wir am Limit? Oder schon darüber? In der Oktober-Ausgabe des „Cicero“ gehen wir diesem Symptom auf den Grund – und kommen zu einem bedrückenden Befund.

Autoreninfo

Christoph Schwennicke war bis 2020 Chefredakteur des Magazins Cicero.

So erreichen Sie Christoph Schwennicke:

Kennen Sie diese dunklen zwei Stunden morgens zwischen vier und sechs Uhr? Manchmal kommen sie da, die bösen Geister und die Bedrängungen, alles rast und stürmt, und der Geist und der Verstand sind noch nicht wach genug, um den diffusen Ängsten etwas entgegenzusetzen. Zu viel auf einmal, ein Gefühl der Ohnmacht und Überforderung breitet sich aus. Nach dem Aufstehen und der ersten Tasse Kaffee sieht die Welt dann wieder ganz anders aus.

In jüngster Zeit scheinen sich diese dunklen Stunden und das Gefühl der Überlastung bei vielen Menschen auf den gesamten Tag auszudehnen. Da ist die Beschleunigung durch die Digitalisierung, da ist ein globaler Konkurrenzkampf, gegen den die soziale Marktwirtschaft des rheinischen Kapitalismus wie eine karitative Veranstaltung wirkt. 

Woher kommt das Gefühl einer Überlastung?

Europa und der Westen verlieren im Weltvergleich ihre Spitzenposition, die Migration setzt den Kontinent unter zusätzlichen Druck. Und dann kommt da noch ein fieses Virus und legt die Welt in einer Weise lahm, wie wir es zu Lebzeiten nicht gesehen haben. Mit dem Brand im griechischen Lager Moria meldet sich auch die Migration als buchstäblich drängendes Thema zurück, Existenzsorgen und Zukunftsängste machen sich breit, bei vielen nicht ohne Grund. 

Sind wir am Limit? Oder schon darüber? Warum sind manche so wundgescheuert, dass sie sich mit politisch völlig anders Denkenden auf gemeinsamen Demonstrationen wiederfinden? Die Erfahrungen des Soziologen Heinz Bude als Mitglied im Beratergremium des Corona-Kabinetts waren für meinen Kollegen Alexander Marguier einer der Auslöser, um der Frage nachzugehen, woher dieses Gefühl der Überforderung kommt – und welche realen Grundlagen es hat. Und ein Schriftwechsel mit seiner einstigen Kommilitonin Marie, die trotz ihrer bürgerlichen Lebensverhältnisse bei der großen Corona-Demo in Berlin mit auf die Straße ging. 

Zwischen Abstiegsangst und Debattenarmut 

Mit Heinz Bude hat Marguier ausführlich gesprochen, ebenso mit dem Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz. Und Marie hat er auf die Demo begleitet. Er hat Politiker wie Sahra Wagenknecht von der Linken und Michael Kretschmer von der CDU gefragt, woher dieses Phänomen kommt. Marguiers Befund: Es mischen sich Abstiegsängste einer bisher gut situierten Mittelschicht mit einem Mangel an pluralistischer Debatte im Parlament. Die findet übrigens zunehmend in den sozialen Netzwerken statt. Was die Sache nicht besser macht.

coverDieser Text stammt aus der Oktober-Ausgabe des Cicero, die Sie am Kiosk oder direkt bei uns portofrei kaufen können.

 

 

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Holger Jürges | Mi., 23. September 2020 - 16:06

...ein Art wahrhaftiges "Behütet-Sein" von Seiten der Politik ausgestrahlt werden würde in diesen bewegten Zeiten: Mehr und mehr Bürgern glauben, dass das Handeln der Verantwortlichen apokalyptische Zustände bewirken wird, werter Herr Schwennicke. - Solch angstvolles Empfinden verstärkt das bleierne Unbehagen in der Republik auf eine Weise, die wir Deutschen einfach nicht verdient haben: Und so wandelt sich die Angst irgendwann in Wut um; Wut auf die Entscheidungsträger, die ohne jede Rücksicht "auf das Volk" in etabliertem Konsens weiter an unserer Befindlichkeit und unserem Wohlstand sägen.
Die agitatorischen Ticks und infamen Versuche der Manipulation werden mehr und mehr durchschaut: Der Michel blinzelt immerhin, verschlafen auf der Couch.
Aufrechte Menschen wie Sie, Herr Schwennicke, mit dem sachten Finger in der deutschen Wunde, heilen ein wenig die Seele, hauchen Hoffnung ins Bewusstsein, auf dass Heilung doch noch möglich werde... - Danke dafür !

"Mehr und mehr Bürgern glauben, dass das Handeln der Verantwortlichen apokalyptische Zustände bewirken wird." Ja gut, früher 15000, jetzt 18000.
"das bleierne Unbehagen in der Republik" ja gut, haben die allermeisten nicht.
"die wir Deutschen einfach nicht verdient haben" Sie meinen mit "wir Deutschen" die mit welchem Stammbaum. Und nehmen Sie bitte die mindestens 92% aus, die sicher nicht ein "wir" mit Ihnen bilden möchten.

Muss man sich für eine von diesen beiden extremen Seiten entscheiden, die meiner Meinung nach das Gesicht des "Feindes" zerstören wollen?

Ernst-Günther Konrad | Mi., 23. September 2020 - 16:16

Nein, ich bin kein Pessimist, aber ein Realist. Ich lebe mit den Menschen, in dieser Gesellschaft und ja lieber Herr Schwennicke, Ihr Stimmungsgefühl täuscht sie nicht. Warum ist das so? Nun, die ständige Bewässerung durch die Medien, ob ÖRR oder von den mit Corona Hilfe bezahlten oder von Gates mitfinanzierten Medien verbreiten tagtäglich nur Panik, Angst und Stress. Corona hinten, Corona vorne, oben und unten. Ständig Zahlen, irgendwelche Experten, die warnen. Ständig neuen Ärger mit der Migration. Dem ganz normalen Menschen drücken Existenzängste oder er erlebt selbst hautnah den sozialen Niedergang. Eine Politik, die sich vom Bürger, dem Wähler, dem Souverän komplett entfernt hat und nur noch Minderheiten hinterher rennt und sich von den Medien, die Begleitmusik spielen lässt. Es geht immer mehr Menschen an die Substanz, auch wenn geschönte Umfragen anderes vermitteln sollen. Leider wachen noch nicht alle auf, weil noch nicht bei jedem der Wecker geklingelt hat. Aber es grummelt.

Ihren Worten kann ich mich nur anschließen. Meine Stimmung schwangt immer wieder zwischen Wut und Ohnmacht. Es kommt darauf an, welche Nachrichten man mitbekommt. Die werden jetzt wieder von Angst und Panik bestimmt. Herr Drosten läuft wieder zu Höchstform auf und mein absoluter Lieblingspolitiker Herr Lauterbach macht den genialen Vorschlag, auf allen öffentlichen Plätzen eine Maskenpflicht einzuführen. Wenig später lese ich auf der Internetseite der ARD, dass jemand vom GEW eine Maskenplicht für alle auch im Unterricht vorschlägt. Die zweite Welle wird kommen und Oberguru Drosten sieht Deutschland nicht als besonders gut vorbereitet an, danke an alle Virologen!
Nein, ich glaube an keine Verschwörung aber ich vermisse den Mut, etwas zu wagen. Mut, den Menschen wieder Verantwortung in die Hand zu geben. Ich wünsche mir, dass diese unerträgliche Distanz (AHA) zwischen den Menschen aufhört. Ich brauche meinen Mitmenschen und mir fehlt die Offenheit und das empathische.

Corona-Leugner und Verharmloser nicht nur einholen; sie wird auch deren leichtsinniges, manchmal fahrlässiges Gerede enttarnen.
Die zweite Welle, oder wie immer man sie nennen will, hat bereits Fahrt aufgenommen. Überall steigen die Zahlen. Selbst auf dem Land sterben die Menschen.
Die Verharmloser strengen sich an, steigende Todeszahlen auf andere Ursachen zu schieben. Was völliger Unsinn ist. Was sehr bald zu erkennen sein wird.

Die Politik weiss nicht, was sie tun soll. Sie fürchtet die Reaktion des Wählers. Also schaut sie überwiegend tatenlos zu, wie das Virus weiter Opfer fordert. Damit kommt sie den Populisten entgegen. Und handelt in der Tat gegen das Volk. Das in allen Umfragen Restriktionen richtig findet, manchmal sogar als zu lasch.

Wir können froh sein, wenn wir keine italienischen, französischen oder US-amerikanischen Zustände bekommen. Und wenn sie doch kommen sollten, und man sie nicht mehr "weggrölen"kann, wird man - verlogen wie immer - auf Merkel zeigen.

Friedrich Kirchner | Do., 24. September 2020 - 10:01

Antwort auf von Gerhard Lenz

Momentan um die 200 klinische Fälle Corona- Kranker. Insgesamt um die 9.500 Tote. Mit ein bisschen Rechnen lichtet sich der Nebel. 200 geteilt durch 16 Bundesländer sind 12,5 Kranke in jedem Bundesland. Pandemie ? Viele Kranke bzw. Tote ? Das sind in Bayern in jeder Großstadt noch nicht mal 2. Teilen wir mal die Zahl der Kranken durch die Bevölkerungszahl, 80 Millionen (80.000.000) , dann verschwindet die Zahl der Kranken im statistischen Rauschen, "nicht signifikant" nennt das der Statistiker. 9.500 Tote bei 1.000.000 natürliche Mortalität per anno (26 Tote bei 2.700 Toten am Tag) machen rund 1 %. 99 % der Todesfälle haben andere Gründe. Die Hypothese der Pandemie wird durch diese Zahlen falsifiziert. Mit derselben Logik muss man morgen das Rauchen verbieten.

schrieb Gedichte, sammelte und prägte Aphorismen, übersetzte Literatur aus vielen Sprachen. Von ihm ist der Spruch überliefert:

Am Ende sieht's ein Tor, ein Klüg'rer in der Mitte,
und nur der Weise sieht das Ziel beim ersten Schritte.

Rückert lebte von 1788 bis 1866.
Er würde h e u t e gebraucht - wie so viele unserer bedeutenden Gelehrten, Dichter und Wissenschaftler früherer Jahrhunderte.
Stattdessen haben wir Gender-Forscher*innen...

Sie bemängeln die "Corona-Panikmache" der Öffentlich-Rechtlichen und den von Gates mitfinanzierten Medien (welche sollen das eigentlich sein?), obwohl diese Pandemie in Ländern wie Großbritannien, Frankreich. den USA, Schweden und Italien (um nur einige zu nennen) nicht nur ein VIer- bis Fünffaches an Menschenleben gekostet (im Vergleich zu Deutschland), sondern z. T. auch wirtschaftlich für große Schäden gesorgt hat. Das Minuswachstum in GB beträgt mehr als 20%!

Grundsätzlich würde ich dringend davon abraten, von einem meist eher homogenen persönlichen Umfeld Rückschlüsse auf die Stimmungslage in einer sehr heterogenen Gesellschaft zu ziehen. So "grummelt" es zwar in diesem Forum, in dem man routiniert Rechtsextremismus verharmlost und täglich den Untergang Deutschlands herbeischreibt, obwohl wir auch durch diese Krise ungleich besser zu kommen scheinen als die meisten anderen Länder. Aber dieses Forum ist nun mal nicht repräsentativ - Gott sei Dank!

Albert Schultheis | Fr., 25. September 2020 - 01:36

Antwort auf von Michaela 29 Di…

sind die Leser mehrheitlich ziemlich outspoken, was ihre Meinung zu Regierungsstil und -erfole der Kanzlerin anbelangt. In der Zeit werden allerdings viele kritischen Beiträge einfach zensiert. Kommentare sind dabei häufig interessanter und lehrreiche als die monokausalen Artikel der "Profis" darüber!

Martina Moritz | Do., 24. September 2020 - 08:42

Antwort auf von Kai Hügle

Guten Morgen Herr Hügel,
Ich Stufe mich in keinster Weise politisch rechts orientiert ein. Meine favorisierten Kandidaten für ein Kanzleramt in unserer Republik heißen Wagenknecht und Kretschmer. - auch wenn diese leider nicht zur Wahl stehen bzw. kandidieren. Aber das, was Sie hier schreiben, gefällt mir in sofern nicht, als das es die auf Lebenserfahrung (Umfelderfahrungen als auch theoretisch erworbene) basierende Kritik der Maßnahmenskeptiker vollkommen an die Wand drängt. Dies ist in betracht der Zahlen (Staand bisher: überwiegend als infiziert geteste und nicht diagnostiziert kranke Personen. - welche es auch gibt, allerdings in vergleichsweise geringer Zahl), eher hinderlich für die Eroierung eines Zurück in ein wechselseitig schützendes, durch Selbstständigkeit des Einzelnen geprägtes Leben. Ein Leben, wie wir es alle noch aus Zeiten vor dem Jahr 2020 kennen.

In Zeiten von Internet und Globalisierung ist es sehr leicht, Prozessen der Meinungsbildung Dynamik zu verleihen.

Gregor Kühn | Do., 24. September 2020 - 23:01

Antwort auf von Kai Hügle

Da ich täglich Cicero + Leserkommentare lese, weiß ich nicht, wo sie in diesem Forum "Verharmlosung von Rechtsextremismus" finden. Ich glaube auch nicht, dass solche Kommentare von der Redaktion freigeschaltet würden. Glauben sie das etwa? Aber wahrscheinlich ist für sie jede nicht-linke Meinung mit Rechtsextremismus gleichzusetzen. Ich nehme mal an, dass sie am "routinierten Linksextremismus" in den Foren von z.B. TAZ, Tagesspiegel oder "Spiegel online" leiden und diesen Linksextremismus regelmäßig kritisieren. Ach, tun sie nicht? Sollten sie als Freund von Meinungsvielfalt nicht gelassener mit der bürgerlichen Ausrichtung dieses Forums umgehen können? Oder geht es um Diskursherrschaft - wie immer bei Linken?! Seien sie noch etwas geduldig, wird wohl nicht mehr lange dauern.

Tomas Poth | Mi., 23. September 2020 - 16:25

Ja, so fühlt es sich für mich auch an. Ich frage mich wohin kippt das Ganze, wenn wir uns laufend Überforderungen zumuten und diese Zumutungen nicht aufrichtig erörtern wollen?
Ich denke da auch an die deutsche Geschichte zurück, mit den Brüchen WKI, Weimar, NS-Zeit, WKII und DDR/BRD.
Wir wurden so oft falsch geführt/verführt, nicht schon wieder!
Bin gespannt auf das Cicero Monatsheft.

Norbert Heyer | Mi., 23. September 2020 - 16:37

Europa steht an einem Scheideweg: Corona hat alle vermeintlichen Sicherheiten zumindest infrage gestellt. Es wurde das gesellschaftliche Leben auf Null gefahren. Die Wirtschaft und die Kultur wurden komplett ausgebremst. Gottesdienste, Jahrmärkte, Oktoberfest, Theater, Musikveranstaltungen, Sportereignissen - alles abgewürgt. Zusätzlich wurden finanzielle Kraftakte beschlossen, die Stabilität des Euro ist labil, die Migration läuft weiter, in jeder größeren Stadt wird das Ergebnis dieser Einwanderung immer mehr negativ sichtbar. Für alles und jeden ist Geld da, außer jetzt für Lohnerhöhungen von Menschen, die immer als „unersetzlich“ bezeichnet wurden. Hunderttausende von Arbeitsplätzen stehen auf dem Prüfstand, Millionen sind in Kurzarbeit, mit der Gefahr der drohenden Kurzarbeit. Es herrscht eine ungute Stimmung, die Menschen fühlen sich von den Politikern gegängelt und glauben vielfach nicht daran, dass die Politik ihre Sorgen und Nöte entsprechend ernst nimmt, das ist sehr fatal ..

Bernhard Jasper | Mi., 23. September 2020 - 18:28

Antwort auf von Norbert Heyer

Es ist sehr zu begrüßen, wenn Wissenschaftler aus den Feldern der Soziologie und Psychologie (Analyse) zu Wort kommen, denn Kunst und Wissenschaft lebt ausschließlich von der Autorität der Autoren. „Kulturen“ hingegen legitimieren sich durch Wahl, Delegation oder Repräsentation dieser Kollektive.
Hinzu kommt, dass heute jeder zum Sender (Sender-Empfängermodell) werden kann und sich berufen fühlt unsere hochkomplexe Gesellschaft zu durchdringen. Eine derartige Kommunikation schafft jedoch lediglich neue Probleme und hat Folgen. Populismus, Demokratiefeindlichkeit und Elitenbashing sind an der Tagesordnung, so aufgeklärt sich das auch gibt. In diesen Selbstbestätigungsblasen wird lediglich eine Aggressionsverstärkung produziert, die konstruktiv nichts zur Sache beiträgt.

P.S.: Wenn wir uns jedoch auf unsere europäische Substanz besinnen, die ja vorhanden ist, werden wir die Krise überstehen.

Sie nennen diese panikmachende Politiker Eliten? Gehört H.Seehofer zur Elite, der den Kindern Angst macht, sie seien Schuld, wenn Oma stirbt? Sind das Eliten, wenn die Politiker und deren Zuflüsterer Drosten, Wieler, Lauterbach, die komplette Bevölkerung entmündigt mit Sätzen: schön die Hände waschen, desinfizieren, zuhause bleiben und auf eine Impfung warten. Warum hat es denn immer vorher geklappt mit selbstbestimmtem Abstand, wenn Oma oder Enkel krank wurden? Das war und ist immer noch selbstverständlich. Es waren schon halbe Klassen zuhause, wenn Grippesaison war. Inzwischen haben Wissenschaftler, teils mit Nobelpreis, in der ganzen Welt schon bestätigt, dass das Virus nicht so schlimm ist, dass man gleich die ganze Welt anhalten muß. Warum ist Schweden nicht bereits ausgestorben? Dieses Land hat Eliten in der Politik. Und jetzt wird wieder Panik geschürt. Man kann nur noch die Koffer packen.

Jacqueline Gafner | Fr., 25. September 2020 - 01:01

Antwort auf von Bernhard Jasper

Herr Jasper, auf die sich wer nur besinnen muss, um die Krise zu überstehen? Würde mich echt interessieren, nachdem Ihr Beitrag für mein Empfinden ziemlich autoritätsgläubig und zugleich auch abgehoben von den Sorgen und Ärgernissen von Menschen daherkommt, die sich doch tatsächlich erlauben, nicht nur als Empfänger von Botschaften der Eliten zu fungieren, sondern auch eigene an "unsere hochkomplexe Gesellschaft" zu senden. Gerade in Krisen ist meiner Ansicht nach Führung gefragt, die auch kritische Geister überzeugt und mitnimmt, was nur gelingt, wenn man ihnen nicht mit Überheblickeit begegnet (Stichwort "Selbstbestätigungsblasen"), sondern sich auf ihre Kritik effektiv, heisst nicht bloss pro forma, einlässt. Könnte immerhin sein, dass auch die sogenannten Eliten nicht unfehlbar und allwissend sind, meinen Sie nicht?

Yvonne Stange | Mi., 23. September 2020 - 16:41

ich kenne sie, die dunklen 2 Stunden und es sind nicht nur 2 Stunden, ich schlafe kaum noch. Nur zu gut kenne ich sie. Keine Nacht Kann ich mehr erholsam schlafen. Mir geht es wie Heine: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht..."
Ja, ich bekenne, ich habe Angst, nackte Angst vor der Zukunft. Mir bleibt nichts anderes als Altersarmut, ich kann es nicht mehr ändern, da gesundheitlich nicht nicht mehr in der Lage, eine Arbeit anzunehmen,welche auch? Gibt doch keine. Aus diesem Grund erledigt sich auch der Gedanke ans Auswandern. Alt, krank, arm gemacht vom System. Solche Leute nimmt nur Deutschland auf, in dem ich mich mehr und mehr fremd und vor allem ungewollt empfinde. Die Politik läßt einen mehr und mehr spüren, daß man endlich den Löffel abgeben soll, damit andere kommen können..., es wird schon auf die winzige Hütte geschielt, die man noch hat. Und man wird darauf angesprochen, ob man nicht endlich gehen will.... Kein gutes Land in dieser Zeit...

dieter schimanek | Do., 24. September 2020 - 06:10

Antwort auf von Yvonne Stange

Das ist nicht mehr mein Land! Politik gegen die eigene Bevölkerung, zu Gunsten für jeden der über die Grenze trampelt. Für Ideologien und für eine EU über die der Pleitegeier schwebt. Alles muß gerettet werden, angefangen beim Wald und dem Klima, bis zum Rest der Welt. Retten was das Zeug hält ohne Rücksicht auf Verluste. Wir sind ein reiches Land, bzw. wir waren es!

Urban Will | Mi., 23. September 2020 - 18:05

als eines der Ohnmacht.
Des Ausgeliefertseins.
Bei mir ganz stark seit 2015 und ich denke mal, das geht vielen anderen auch so.
Ab da – so mein Gefühl – hat D aufgehört, offen und unvoreingenommen zu diskutieren. In der Öffentlichkeit und auch im Parlament.
Die '17er Wahl brachte dann noch einmal einen Einschnitt, als das Volk eine Opposition dorthin schickte, die den werten Herrschaften dieses Hauses nicht passte und die sie vom ersten Tag an mit Verachtung und Ausgrenzung bedachte. Das hat sich bis heute nicht verändert und natürlich auch bei den Blauen zu Aktionen, bzw. Reaktionen geführt, die den Teufelskreis noch weiter antreiben.

Corona und der nun wieder aufkommende Migrations – Irrsinn zeitgleich sind eine verheerende Kombination. Dann noch die EU, die vielen Lügen...Da bräuchte es Vermittler, Erklärer.
Vom BP, dem schlechtesten seit Jahrzehnten, seinem Amt in keinster Weise gewachsen, ist da nichts zu erwarten, eher zusätzliches Öl fürs Feuer.
Schlechte Aussichten.

die viele Deutsche inzwischen beherrschen, lieber Herr Will.

Die ersten, bei denen schon v o r 2015 Gefühle des Überlastet- und Ausgeliefert-Seins und der Ohnmacht stark ausgeprägt waren, gründeten 2013 eine Partei, die ihnen eine Stimme geben sollte. Aber - wie Sie richtig schreiben - man nahm seitens der Etablierten diese "Neuen" nicht nur nicht ernst ("Die verschwinden wieder wie alle rechten Randgruppen" Jakob Augstein u. viele andere), sondern diffamierte sie von Anfang an als gefährliche Radikale. Dieser Zustand dauert an und führt dazu, daß sich der Graben zwischen den Verteidigern und Schönrednern der deutschen
Politik und ihren Kritikern täglich vertieft.

Dabei nehmen die realen Probleme immer mehr zu - wahrlich keine guten
Aussichten auf eine Entspannung der Lage oder die Hoffnung auf einen Neustart
mit Vernunft und Augenmaß. Die dringend notwendige Selbstkritik bei denen, die
in den letzten 15 Jahren das Heft des Handelns in der Hand hatten, bleibt
weiter aus...

Wir sind einer Politik ausgeliefert, die uns und unser Land an den Abgrund führt. Ohne Sinn und Verstand, aber mit ganz viel "Haltung" und "Moral" werden wir ausgeplündert zugunsten von Glücksrittern aus der ganzen Welt. Abgesehen von Corona sind fast alle Probleme, mit denen sich unser Land konfrontiert sieht, auf die herrschende Politik zurückzuführen, die sich nicht einen Deut um Recht und Gesetz (oder unsereins) schert, sondern nur an unseren Geldbeutel will.

Dorothee Sehrt-Irrek | Mi., 23. September 2020 - 18:30

4 Uhr und 6 Uhr, ja die kenne ich und ich liebe sie.
Wenn ich abends schlecht abschalten kann, dann geniesse ich, ins Bett zu gehen mit den Gedanken, am nächsten Morgen wieder auftauchen zu können, wie sagt man, so Gott will.
Wenn ich mich nach bestem Wissen und Gewissen während des Tages eingebracht habe, dann gelingt mir das Loslassen meist wunderbar.
in dieser relativen Gelassenheit empfinde ich mich als ziemlich kreativ.
Zu der Gelassenheit trägt ebenfalls bei, dass ich dieses Gefühl nicht loswerde, dass es sie gibt, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Vielleicht nur ab und zu für mich, aber die Momente wiegen alles Missempfinden auf.
Entsprechend wenig möchte ich mich von diesem wundervollen Gefühl entfernen.

helmut armbruster | Mi., 23. September 2020 - 18:32

wir beherrschen nicht die Kunst sich zu arrangieren und zu improvisieren.
Wir brauchen immer einen Plan, den wir Punkt für Punkt abhaken können. Haben wir einen solchen nicht, werden wir nervös.
Der Mittelmeermensch braucht keinen Plan. Er hasst es Pläne zu machen und sein Leben in die Form von Plänen zu pressen. Wozu gibt es schließlich Spontanität und Flexibilität?
Da uns dieser Zug die Dinge leicht zu nehmen fehlt, und da wir auch keine geborenen Individualisten sind, brauchen wir Führer, die uns anleiten und denen wir vertrauen können. Und wir werden unruhig, wenn wir keine solchen Führer haben.
Und tatsächlich sind wir schlecht geführt worden in den letzten Jahren, denken wir nur an AM und ihre 15-jährige Kanzlerschaft.

Wohin Plan- und Strukturlosigkeit führt durfte man in den Mittelmeerstaaten im Frühling 2020 bewundern, als man die wöchentlich Verstorbenen aus Angst vor Ansteckungstod nicht abholte, dass diese sich stapelten und nächtens Militärkonvois sich schliesslich erbarmten. Die herzzerreissenden, privaten Videos von diversem Klinikpersonal taten ihr Übriges. Diese hoch- und runtergenudelten Bilder sind im kollektiven Gedächtnis verankert und lähmen viele europäische Völker. Mittlerweile testet man landauf und landab, als ob es nichts anderes mehr gäbe. In Vorbereitung ist der Einsatz von Fiebermesspistolen. Erhöhte Temperatur als Indikator für eventuelle Ansteckung. Wie tief sinkt die Menschheit noch in das medizinische Mittelalter, wenn bakterien- und virenverseuchte Lappen im Gesicht das neue Hygienemantra werden? Angela Merkel wird nie Helmut Schmidt. Da stimme ich zu.

sollte man benennen und nicht zur Grundlage weiterführender Folgerungen nutzen. Ihr Comment strotzt vor Klischees und infolgedessen ist die Folgerung, wir brauchten Führung, mehr als absurd.

Hallo Helmut,
das mit dem Führer habe ich mal überlesen. Mein Bruder heißt auch Helmut und benötigt auch keinen Führer, um die Dinge seines Lebens zu managen. Sie bestimmt auch nicht. Sobald wir, die wir hier schon lange Leben, über etwas genau informiert sind, können wir im Grunde alles leicht beurteilen und entscheiden.

gabriele bondzio | Mi., 23. September 2020 - 20:51

Eher selten. Nur bei politischen Fehlentscheidungen...aber dann auch eher in Richtung, an die Decke gehen. Kann mir aber gut vorstellen, dass viele Menschen durch diese Fehlentscheidungen (siehe Corona) in Existenznöte geraten sind und das ist schon eine Belastung. Der durch politischen Druck (Demos einschränken, verächtlich auf Andersdenkende blicken usw.) verstärkt wird.
Mache mir jedoch große Sorgen (Sorgen ungleich Angst) um die Zukunft meiner Nachkommen. Aus der Migration und das die Nerven bei vielen Menschen blank liegen, vieles nur noch gewaltorientiert gelöst wird.
Andererseits, nehmen sie es mir nicht übel Herr Schwennicke, ist unsere Gesellschaft in vielen Dingen verweichlicht und daraus auch anfälliger für Ängste.
„Wer sich am meisten verweichlicht, leidet am meisten.“ (Friedrich der II)
Wenn ich manchen Artikel lese, um was sich Leute Gedanken machen, komme ich nicht umhin mir an die Stirn zu greifen.

Dr. Oliver Strebel | Do., 24. September 2020 - 09:15

Nachden die 2908-Demo 4 Tage lang in der Tagesschau Top-Thema war, wurden in der ARD erstmals Bilder vom "Sturm auf den Reichtag" gezeigt. Zuerst dachte ich, dass auf der Querdenker-Bühne auf einer Leinwand der Reichtag eingeblendet sei. Googeln ergab, dass die Reichsbürger vor dem Reichtag demonstrierten und die Querdenker vor dem großen Stern.

Das waren also 2 verschiedene Veranstaltungen, die tagelang kunterbunt in den Medien durcheinander geschnitten wurden.

Die Querdenker will ich mal freundlich mit deren eigenen Worten als "spirituelle Leute" charakterisieren. Ebenso freundlich gesagt, halte ich sie für hypersensibel bezüglich Freiheit. Völlig verpeilt und, freundlich gesagt, sich viel zu groß dünkend finde ich Ballweg, wenn er eine verfassungsgebende Versammlung ausruft.

Die größere Sorge machen mir jedoch die Medien, denen zu ein paar Verpeilten nur Umsturz und die Nazischublade einfällt. Das kann man weniger eskalierend behandeln.

Karl Napp | Do., 24. September 2020 - 10:20

„Wie beschließen etwas, stellen es dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter - Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt."
So hat das vor Jahren J.C. Junker dargestellt und so ist das, finde ich, seither auch hier in Deutschland erfolgreich praktiziert worden.
Wenn es wer ansprach hieß es von der Kanzel herab, das was beschlossen wurde sei "alternativlos".
Weite Teile der Medien haben diesen Stil das Volk gouvernantenhaft zu leiten und zu belehren rückhaltlos unterstützt.
Die Damen, Herren und Diverse sind damit alles andere als ihrem journalistischen Auftrag nachgekommen.

Irgendwann dürfte in so dekadenten Gesellschaften wie der unseren das Fass eben voll sein.
Machen Sie weiter, bleiben Sie am Thema, Herr Schwennicke.
Möglicherweise gelingt es auf die Art das Entwicklungstempo des Unmuts etwas zu verzögern

Robert Friedrich | Do., 24. September 2020 - 14:42

In den Medien sind die ersten zarten Widersprüche zu hören. Am 21.09. Hart aber fair, man widersprach Herrn Lauterbach, bei Maischberger wagte Herr Pilawa den Widerpart, Welt am 23.09. Prof.Higerenzer. Liebe Meinungsmacher passt auf sonst kommt ihr zu spät ( Gorbatschow), auch die Medien, die Unis und andere müssen Personal abbauen.