
- Völker, hört die Wirtschaft!
Beim Corona-Talk von „Anne Will“ legte ausgerechnet die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht einen FDP-haften Auftritt hin. Fehlereingeständnisse kamen eher von Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus als von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Dieser ließ sich nur auf ein „Einzelgespräch“ ein.
Nicht wenige Zuschauer dürften sich bei Anne Wills Corona-Sendung verwundert die Augen beziehungsweise die Ohren gerieben haben. Saß dort doch die wohl noch immer prominenteste Linkspolitikerin Sahra Wagenknecht, wenngleich ohne Amt, aber gewillt, wieder in den Bundestag gewählt zu werden. Aber so wie sie mitunter sprach, konnte man sich nicht mehr ganz sicher sein, für welche Partei sie wieder einziehen möchte. Angesichts nunmehr eines ganzen Jahres voller Lockdowns warnte Wagenknecht vehement besonders zum Beginn der Talkrunde vor einem Niedergang der Wirtschaft. Sie sprach davon, dass ganze Branchen und Berufsgruppen kaputt gemacht würden. Millionen von Menschen würden in den Ruin getrieben.
Sie sagte später noch viel mehr. Etwa, wie gut Frankreich und Schweden durch die Krise kämen. Oder, dass es keine bewiesenen Infektionen bei der Gastronomie oder Kulturbetrieben gäbe. Keine Datengrundlage, aber ganz viel Lockdown, so ihr Vorwurf. Rundum klang ihr Auftritt durchaus nach einem Schuss Wirtschaftsrat der CDU, einer ordentlichen Portion FDP und vielleicht einer Prise AfD. Die Reaktionen der eigenen Parteikollegen nach diesem Auftritt dürften jedenfalls erwartbar missgünstig ausfallen. Zugutehalten könnte man ihr aber aus linker Sicht zumindest, dass sie mit kräftiger Kritik am Amazon-Konzern nicht sparte. Dass ausgerechnet dieser Krisengewinner nicht von Lockdowns betroffen sei, obwohl Amazons Logistik-Zentren Corona-Hotspots seien, brachte sie als Argument gegen Ladenschließungen beim Einzelhandel in Stellung.