Überreste eines zerstörten russischen Militärfahrzeugs im südukrainischen Gebiet Cherson im November 2022 / dpa

Ukraine-Krieg - … Russiam delendam esse?

Westliche Publizisten spekulieren offen über einen Zerfall Russlands in Folge des Ukraine-Kriegs. Aber was würde das eigentlich bedeuten? Und haben Europäer und Amerikaner die gleichen Interessen?

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

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In den USA wird nicht um den heißen Brei herumgeredet: „Vorbereitung auf die endgültige Zerstörung der Sowjetunion und die Auflösung der Russischen Föderation.“ So ist ein Thesenpapier von Luke Coffey überschrieben, Analyst für internationale Beziehungen in der konservativen Washingtoner Denkfabrik Hudson Institute. Der Titel passt zur Denkweise in konservativen Kreisen diesseits und jenseits des Atlantiks: Der Zerfall der russischen Föderation ist als Folge des Ukraine-Kriegs wahrscheinlich, wünschenswert und Schlusspunkt einer historischen Entwicklung, die 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion nur ihren Anfang genommen hat.

Aber auch in Europa wird darüber inzwischen offen diskutiert: „Russlands unausweichlichen Kollaps“ beschreiben vor einigen Wochen die ehemalige polnische Außenministerin Anna Fotyga von der Kaczynski-Partei PiS und Batu Kutelia, ehemals stellvertretender Sekretär des georgischen Nationalen Sicherheitsrats, in einem gemeinsamen Beitrag auf Euractiv. Auch in Frankreich befasste sich vor einigen Tagen die Denkfabrik „Institut Montaigne“ mit „The Fall of Russia“. Gemeinsam haben die meisten Texte, dass sie davon ausgehen, dass die Belastungen durch den Ukraine-Krieg früher oder später den Zusammenbruch des Putin-Regimes und die Auflösung des russischen Staates zur Folge haben werden.

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Alexander Brand | Mi., 21. Dezember 2022 - 08:47

Nein, das ist er ganz sicher nicht, weder objektiv noch aus Sicht Europas.

Ein Aspekt der im Artikel nicht erwähnt wird und der gerade in Zeiten der westlichen (Pro-)Kriegsberichterstattung generell unterschlagen wird, ist die Unterstützung die Putin in der Bevölkerung hat. Und das nicht nur in der heimischen, sondern auch bei den Bevölkerungen der Föderation.

Putin wird wahrgenommen als derjenige der Rußland nach dem aus russischer Sicht blamablen Zerfall der Sowjetunion, wieder stark gemacht hat. Er hat den Zerfall gestoppt bzw. zurückgedreht und er hat den Russen relativen Wohlstand gebracht. Auch sehe ich, daß die westliche anti-Putin Berichterstattung nur auf den eigentlich Ukrainekrieg abzielt, die Ungerechtigkeiten seitens des Westens gegenüber Rußland werden dabei unterschlagen. Die Russen aber haben Kenntnis davon und es fließt in ihre Bewertung des Geschehens ein.

Das die Muslime im Nordkaukasus Probleme machen ist wenig verwunderlich aber auch irrelevant.

Urban Will | Mi., 21. Dezember 2022 - 09:23

Sam in diesem Krieg eigene Interessen verfolgt. Aber gut.
Selenskji fliegt nun also hin, vielleicht um mal Urlaub zu machen oder so.
Er wird sich nebenbei wohl aber auch Instruktionen holen, wie das weitergehen soll und die Zusage bekommen, dass man ihn weiter mit Waffen voll pumpen wird.
Das Gemetzel darf weitergehen, denn wie schon Selenskji – Berater Podoljak gesagt hat, man will „die Geschichte Russlands beenden“.
Gemeint ist das Russland, dessen „Meinung man achten“ und das man „fürchten“ muss.
Da passt so langsam einiges zusammen und vor wem man langsam mehr Angst haben muss, kann sich jeder selbst fragen, denn dass sich Russland konventionell „beenden“ lassen wird, ist mehr als fraglich. Ebenso die Tatsache, wann der Ukraine die kampffähigen Männer ausgehen, denn Waffen alleine kämpfen nicht.
Sollten sie nicht siegen, dann wird es wahrscheinlicher, dass eines anderen Landes „Geschichte beendet“ wird.
Russisch Roulette und vor dem Lauf sitzt: Europa.
Sam kanns egal sein.

... spielt hier geschickt, wie es Friedman schon in einem früheren Beitrag erwähnte.
Russland ist ein Riesenreich mit nur 145 Mio. Einwohnern. Davon leben 34 Mio. in Sibirien auf 13,1 Mio. km2 (75% der Fläche Russlands).
Eine, wie ich es sehe, schwierige strategische Lage, denn Russland muß ja auch ein waches Auge auf China haben, mit einer 10-fachen Bevölkerung.

Selenskyi heute in Washington und Putin mit wichtiger Ankündigung nach Sitzung des Verteidigungsministeriums in dieser Woche!
Wird Selenskyi aus Washington nicht zurückkehren? ;-))

Spekulieren kann man viel über diesen Krieg. Für mich wäre eine Machtbalance zwischen Russland, China und den USA wichtig! Die Welt braucht keinen alleinigen Hegemon, das sehe ich als etwas schlechtes.

Jedes Wort lieber Herr Will unterstreiche ich aus voller Über-
zeugung.
Sind womöglich Selenskyj die Soldaten bereits ausgegangen?
Alles spricht dafür. Er verbietet die Bekanntgabe der bereits
Gefallenen.
Das weiß nicht einmal die ukrainische Bevölkerung. Diese
Unkenntnis und der eminente Druck auf die Soldaten lassen
Revolten entstehen. Der Rückhalt für S bröckelt. Umso größer
das Katzbuckeln Deutschlands sowie der gesamten EU.

Der Politologe Serhi Kudelia schrieb in der NZZ: "Je länger der
Krieg in der Ukraine dauert, desto stärker wird Selenskyj´Ruhm" und
Reputation. Das ist ihm bestens bekannt. Unbestritten.

Und nun Bidens Heimsuchung und "der Kongress tanzt".

Karl Kuhn | Mi., 21. Dezember 2022 - 09:31

Das Schwadronieren von einem (quasi zwngsläufigen) Zerfall Russlands als Folge einer Niederlage in der Ukraine ist realitätsfern und auch kontraproduktiv. Realitätsfern, weil nur Länder zerfallen, die eine schwache oder gar keine nationale Identität haben. Russland mag sich als Imperium fühlen, hat aber de facto eine äußerst starke nationale Identität, sonst wäre es unter anderem ja gar nicht möglich, diesen schwachsinnigen Krieg zu führen.
Kontraproduktiv sind diese Phantasien außerdem, denn sie bestätigen die russische Paranoia vom bösen Westen, der Russland zerstören will. Ein klares Machtwort des US-Präsidenten wäre hier mittlerweile dringend angebracht, etwa so: Es ist unsere Absicht, Russland daran zu hindern, sich gewaltsam Teile der Ukraine zu unterwerfen und die Friedensordnung Europas zu untergraben. Es ist nicht unsere Absicht, Russland als souveräne, föderale Nation zu schwächen!

Sehen Sie das nicht etwas leichtfertig? Denken Sie nur an all die vielen weltweiten Konflikte, Kriege und Interventionen vom "Westens" geschürt oder geführt, Hauptsächlich die USA! Was ist denn daran nicht "böse"?

Das von Ihnen gewünschte Machtwort des US-Präsidenten? Hmm, was blenden Sie da alles aus! Dieser Krieg in der Ukraine liegt ganz auf Linie der US-Politik der Regime-Changes.
Die Nichtausweitung der Nato nach Osten außerhalb Deutscher Grenzen wurde von US-Außenminister Baker gegenüber Gorbatschow, anläßlich der Verhandlungen zur deutschen Wiedervereinigung, mündlich zugesagt!
(K. v. Dohnanyi, Nationale Interessen, dortige Literaturquellen 44 bis 49)
Und wo steht die Nato heute!!

Maria Arenz | Mi., 21. Dezember 2022 - 09:40

mit der brutalen Geschichte des russischen Imperiums und der des Zerfalls des ungleich "zivileren" Jugoslawiens beschäftigt haben, als es ein paar Think Tank -Größen aus den USA in ihrer Ignoranz offenbar für angezeigt halten, kommen um ihren Schlaf bei dem Gedanken, was ein Zerfall der Russischen Föderation für Europa bedeuten würde. Mir hat es gereicht, einmal nur die Karte der ehemaligen Sowjetrepubliken um den Kaukasus herum anzuschauen- all diese Miniländchen mit bettelarmen Bevölkerungen, die außer ihrem sehr rohen Nationalstolz nichts haben, von dem sie zehren können. Dazu all die Waffen, in die Rußland seit Jahrzehnten seine Rohstofferlöse weit über jedes vernünftige Maß hinaus "investiert" hat, keine funktionierenden autochtonen Institutionen, keine Zivilgesellschaften, die die seit Jahrhunderten immer nur mit Gewalt unterdrückten völkischen Leidenschaften zähmen können, wenn die Moskauer Zentralgewalt schwächelt. Ich fürchte, es wird böse enden, ganz böse...

... dass die realen Erfahrungen auf dem Balkan eigentlich dazu hätten führen müssen, in der Politik, vor allem aber auch in der Politikwissenschaft vorsichtiger und behutsamer mit der Einschätzung des Zerfalls bestehender staatlicher Strukturen umzugehen, als es in den heutigen medial-simplifizierenden Mythen (wie z. B. im Mythos vom arabischen Frühling oder vom "Maidan") geschieht.

Die "Miniländchen", von denen Sie so außerordentlich klar und eindrucksvoll sprechen, werden - wenn sie sich auf ihren individuellen, kleinkarierten Nationalismus beschränken lassen - sehr schnell zu Marionetten externer Akteure, und liefern sich damit -wenn auch ganz ungewollt - nur dem blinden Zufall aus. Sie werden ein Opfer der Anarchie.

waren um 1918 Irland, Finnland, Norwegen, 1944 kam Island hinzu - reicht Ihnen die Aufzaehlung? All diese Laender hatten einen "rohen" Nationalismus und waren bitterarm.
Wie waere es, wenn Sie endlich die Perspektive wechseln wuerden und nicht mehr die Kolonialmacht, sondern die ehemaligen Kolonien beruecksichtigen wuerden? Falls Ihnen das nicht bewusst waere, ist Russland das letzte Kolonialreich. Die Sowjetunion hatte das russische Kolonialreich nicht nur unverschaemt fortgesetzt, sondern auch vergroessert.

Konstantin | Mi., 21. Dezember 2022 - 09:49

An dem Zerfall Russlands haben sich schon Napoleon und Hitler abgearbeitet, das Resultat ist bekannt. Damals hatte das Land nicht einmal Atomwaffen.
Eine Föderalisierung wäre wünschenswert, allerdings muss dafür erstmal Putin weichen.

Norbert Heyer | Mi., 21. Dezember 2022 - 10:03

Wer glaubt, man könnte ein Land wie Russland besiegen, sollte mal einen Blick auf den Globus werfen. Auch die Auflösung des Warschauer Paktes hat Russland lediglich für Jahrzehnte geschwächt, aber nicht vernichtet. Wer einer Vernichtung verantwortungslos das Wort redet, will im Endeffekt die totale Vernichtung unseres Kontinent. Europa würde von Migranten so überrannt, das alle Dämme brechen. In Russland würden verschiedene Volksgruppen bürgerkriegsähnliche Zustände auslösen. Oder - was noch katastrophaler wäre - würde Russland als letzte Option nicht den Einsatz von Atomwaffen in Erwägung ziehen? Wer von amerikanischer Seite solche Planspiele befürwortet, ist ein Mensch ohne jedes Gewissen, aber im Endeffekt würden auch die Amerikaner nicht mehr sicher sein, ob Russland nicht auch den amerikanischen Kontinent mit in die Hölle reißt. Der Krieg, der sich langsam ausweitete, scheint für viele als Abrechnung mit Russland geeignet, aber auch der eigene Schaden wird elementar schlimm sein.

Albert Schultheis | Mi., 21. Dezember 2022 - 10:13

Immerhin nach den europäischen und nicht die EU-Interessen gegenüber den US-Interessen! Immerhin. Bevor noch einer auf die Idee kommt, nach unseren deutschen Interessen zu fragen! Das wäre ja jetzt komplett Nazi! Hier in Spanien fragte mich ein guter Freund, "... und was ist jetzt mit dem Motor der EU, was ist mit Deutschland?" Ich sagte ihm, der Motor ist kaputt, Totalschaden, und er wird auch nicht mehr repariert. - Ja, wir Deutschen haben auch Interessen. Zuallererst an Frieden in Europa, nicht in dieser EU, denn dazu gehört Russland! Das geht nicht mit dieser EU, mit diesem Frankreich, Uk, Polen und dieser Ukraine, das geht insbesondere nicht als Vasall der USA. Denn die wollen den Frieden nicht, besonders nicht den Frieden mit Russland! Denn Russland ist Verfügungsmasse der USA, dort wird über das Schicksal der Russen und ihrer Bodenschätze entschieden. It's Eur-Asia, Dummy! Ceterum censeo, ... dass die Amis Nordstream gesprengt haben! Unser 9/11 und die Terroridten sitzen in USA.

Albert Schultheis | Do., 22. Dezember 2022 - 17:50

Antwort auf von Jürgen Rachow

Um zu schauen, wie die Fakten liegen! Ja Russland hat die Grenzen der Ukraine überschritten in der Absicht, das Regime in Kiew umzustürzen. Aber haben nicht die USA genau das zusammen mit rechtsgerichteten Söldnertruppen getan 2014, indem sie durch einen Putsch in Kiew dafür sorgten, dass der damalige demokratisch gewählte Präsident Janukowytsch in Todesangst aus Kiew floh? Wie viele Ukrainer wurden damals auf dem Maidan getötet und von wem? Erinnern sich an die Machenschaften Victoria Nulands ("Fuck the EU!")? Was meinen Sie, hat sie damit gemeint? Seit wann genau bildeten die USA/Nato Truppen in der Ukraine aus und rüsten sie aus? Warum haben Sie das getan? Was änderte sich für ethnische Russen, die in der Ukraine wohnten, nach dem Putsch? Was geschah nach dem Putsch in den Ostprovinzen von Luhansk und Donjetzk? Gibt es Gründe, warum sich Russland nach dem Putsch bedroht fühlte, warum und durch wen? Ich denke, diese Fragen dürften reichen, um ihre einseitige Sicht zu hinterfragen.

"Ja Russland hat die Grenzen der Ukraine überschritten in der Absicht, das Regime in Kiew umzustürzen." Eben. Damit liegt hier ein klarer Völkerrechtsbruch vor, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Was immer Sie sich da an tatsächlichen oder vermeintlichen Fakten als Rechtfertigung zurechtgelegt haben.

Albert Josef Schultheis | Mo., 26. Dezember 2022 - 00:56

Antwort auf von Jürgen Rachow

Was hat ein Vökerrechtsbruch die USA, die EU, die NATO interessiert, als George W. Bush aufgrund von Lügen den Irak überfallen hat? Für die USA galt immer, Kuba Mexiko, Canada, die mögen souveräne Staaten sein, aber die können noch lange nicht machen, was sie wollen - sie sind nämlich unser Hinterhof (our back yard) und wenn sich dort die Russen einnisten, dann bedeutet das Krieg. Das gleiche gilt für die Ukraine und insbesondere die Krim. Viele in den USA haben das verstanden und haben Joe Biden gewarnt, er würde mit seiner NATO-Erweiterung einen Krieg provozieren. Und so ist es gekommen. Ich habe 2014 vorausgesagt, es gibt Krieg in der Ukraine. Das einzige, was mich überrascht hat, ist, dass es 8 Jahre gedauert hat.

Bernd Windisch | Mi., 21. Dezember 2022 - 10:24

Was Destabilisierung mit Weltregionen macht, kann trefflich in Libyen, Irak oder (aktuell Deutschland ?) begutachtet werden.

Ein Zerfall Russlands und die damit einhergehende völlige Destabilisierung Europas kann nur im Sinne von Fanatikern diesseits und jenseits des Atlantiks jedenfalls aber nicht im deutschen Interesse sein.

Lieber Herr Gathmann, geht es in der Ukraine nicht wie gewünscht voran? Ich frage für einen Freund.

Hans Süßenguth-Großmann | Mi., 21. Dezember 2022 - 10:38

Vielleicht werden die Thinktanks überrascht, wenn das Potential in ABC -Waffen schon alsbald zum Einsatz kommt, denn das Russland einen Verlust der Krim akzeptiert, ohne
diese diese Waffen eingesetzt zu haben, kann ich mir nicht vorstellen.
Wenn man den Bären zerlegen will, muss er tot sein und das ist er noch nicht.
Mit einem Staatszerfall würden viele Probleme auftauchen, da die meisten pot. Gebilde Binnenstaaten sind, die auf den Goodwill der ethnischen Russen angewiesen sind. Auch die Georgier z.B. würden sich in einem muslimischen Nussknacker (Türkei, Tschetschenien) unwohl fühlen.
Wieso machen sich die Thinktanks keine Gedanken, darüber wie auf der nördlichen Halbkugel, die +/- ab dem 40 Breitengrad von der europäischen Kultur geprägt ist, nicht Frieden hergestellt werden kann. Vielleicht liegt es am Geldgeber, wer weiß?

Inana | Mi., 21. Dezember 2022 - 10:45

Es fällt dem Autor reichlich spät auf, dass die USA und Europa möglicherweise unterschiedliche Interessen haben, dass die "Dekolonisierung" Russlands unberechenbar ist.
Allerdings dürften die Entwicklungen jetzt kaum noch aufzuhalten sein, irgendeine "Re-Föderalisierung" des Landes von außen nicht gelingen - und außerdem hat "Europa" keine einheitlichen Interessen.
Sonderlich gut dürfte das nicht ausgehen.

Klaus Damert | Mi., 21. Dezember 2022 - 11:10

Am Zerfall Russlands können nur Leute Interesse haben, die D als lästigen Konkurrenten empfinden. Diese Destabilisierung würde vor allem D treffen, die Zerstörung der Pipelines war der Beginn. Das Ergebnis wäre: auf teures Flüssiggas angewiesen sein und ein unbeherrschbarer Flüchtlingsstrom in das deutsche Sozialsystem. Aber vielleicht schafft die aktuelle Regierung das schon vorher: Grenzen auf und Deindustrialisierung durch unbezahlbare Energie, mit der Folge, dass ganze Industriezweige auswandern. Wer soll dann eigentlich die Millionen Sozialempfänger finanzieren?

Klaus Funke | Mi., 21. Dezember 2022 - 11:17

Schon die Generalität Hitlers, vorher die Generäle ds Kaisers, alle redeten sie vom Ende Russlands, und sie haben sich ja auch redlich bemüht, dass es dazu kommt. Doch bis jetzt ist nichts daraus geworden. Im Kern geht und ging es immer um die riesigen Rohstoffressourcen des größten Landes der Erde, um nichts anderes. Das, verehrter Herr Gathmann, wäre Klartext. Denn, was wollen die USA und der Westen mit diesem Riesenland anderes, als es auszuplündern wie es unter Jelzin für sie schon so verheißungsvoll begonnen hatte? Deshalb, Herr Gathmann, der Sie sich leider mutig unter die Bellizisten eingereiht haben, muss richtigerr Klartext gesprochen werden. Ja, Russland muss zerschlagen werden, damit wir endlich an alle Reichtümer herankönnen. Wieso, fragte einst die am. Außenministerin (eine gebürtige Tschechin!), gehören die sibirischen Rohstoffe ausschließlich Russland? Das war Klartext. Aber leider Herr Gathmann wird es erst nach einem Atomkrieg dazu kommen, und auch das ist nicht gewiss

Kann Ihnen weitgehend zustimmen, Hr. Funke. Allerdings glaube ich nicht, daß es zu einem Atomkrieg kommen wird.
Oder wird Selenkyi bei seiner Rückreise aus den USA ein paar Nukleare Sprengsätze in seinem diplomatischen Gepäck durch den Zoll schmuggeln? Dann allerdings ... ;-))

Klaus Funke | Mi., 21. Dezember 2022 - 11:27

Tja, Herr Gathmann, da kehren Sie den Lateiner raus und benutzen den alten Cato, der da sagte: "Ceterum censo, Kartaginem esse delendam!" Pardon, aber ich finde es reichlich pervers von Ihnen, dieses Zitat im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg zu verwenden. Was die ThinkThanks so daher plappern, ist im Grunde völliger Quatsch. Sie nehmen sich selber nicht ernst. Die wichtigere Frage wäre nämlich: Quid? Was dann? Oder: Was kommt danach? Der übliche amerikanische Frieden? Ein zerstörtes Land, kaputte Infrastruktur, Chaos? Sie reden von Klartext, Herr Gathmann, dann reden Sie bitte über die Folgen der Zerschlagung Russlands. Käme es dazu, wäre Europa und besonders Deutschland gleich miterledigt. Ist Ihnen das klar????

Heidemarie Heim | Mi., 21. Dezember 2022 - 11:55

Wir Europäer und Alliierten mithilfe der USA als Schutzmacht, die selbstverständlich neben ihren geopolitischen Interessen letztendlich bei ihrem bei uns so verpönten America first vertreten. Ich erinnere mich noch an den Sturm der Empörung, allen voran der Deutschen, als Trump diplomatisch wie immer;), die versammelte europäische Mannschaft zusammenfaltete weil diese ihren Verpflichtungen (Verteidigungsetats) entgegen aller Absprachen und Regeln seit Jahren nicht nachkamen. Und als er noch einen oben drauf setzte mit der Aussage, dass er nicht mehr bereit sei weiter an vorderster Front seine Soldaten in jedes "shithole" dieser Welt zu schicken und wie ich es verstand, die Kohlen für alle anderen aus dem Feuer zu holen. Alles andere ist wie ich denke global gesehen für die USA mit ihren reichlich eigenen Problemen reines Geschäft. Und wie ich weiterhin annehme bezüglich auch der Reaktionen Chinas, ist Putins Krieg zumindest mal schlecht fürs den bisher geltenden Geschäftsfrieden? MfG

Karl-Heinz Weiß | Mi., 21. Dezember 2022 - 11:55

Die Denkfabriken in den USA (sofern sie denken) haben einen Nachteil: die Nordamerika-zentrierte Sichtweise. Henry Kissinger hat dies längere Zeit kompensieren können. China hat längst die Integration der Gebiete östlich des Urals in seinen Einflussbereich vorbereitet. Seit der Maximal-COVID-Strategie hat dieses Modell nur vorübergehend an Attraktivität verloren.

Klaus Funke | Mi., 21. Dezember 2022 - 12:07

Ich sage, Herrn Gathmanns und die Überlegungen amerikanischer ThinkTanks haben kein NIveau. Erstens, Russlands Atomstreitmacht müsste überwunden werden, wenn man Russland besiegen will. Dass dies geschieht, ist nicht wahrscheinlich. Zweitens, unter Klartext verstehe ich die Aussage über das Warum. Warum soll Russland besiegt und zerstückelt werden? Es geht um die sibirischen Bodenschätze. Drittens, welche Folgen hätte Russlands "Abwicklung" für Europa und Deutschland. Es wären verheerende Folgen. Viertens, wer bleibt übrig nach dem Sieg über Russland und wenn ja, in welchem Zustand. Das sind Sandkastenspiele, Herr Gathmann. Ein seriöser Journalist sollte da anders herangehen . Sie haben es in den Foren von CICERO mit mündigen und hellwachen Bürgern zu tun, nicht mit BILD-Lesern oder Kindsköpfen. Ich bitte Sie herzlich: Sie können es besser, viel besser!

Heidemarie Heim | Mi., 21. Dezember 2022 - 12:37

Also bleibt in Fortsetzung des ersten Kommentars für mich die Frage wer wo Naivität an den Tag legt? In unserer Familie kursierte immer der Spruch:" Mit den großen Hunden pinkeln gehen wollen, aber dann das Bein nicht hoch genug bekommen." Und obwohl Russland als ein ziemlich dicker, bestimmt riesiger Vertreter dieser Spezies gilt, kann es sein, dass er sich beim erweitern seiner Markierung was die Reaktion und die Interessen der anderen großen Exemplare betrifft verrechnet hat. Die, die als letztes dabei gebissen werden, ist nach und nach wie immer die jeweilige Bevölkerung.
Und wie Sie sagen werter Herr Gathmann, allein die Russen entscheiden wie lange sie dem Imperator folgen wollen oder sich wie andere Weltreiche, meist erbaut auf dem Leid anderer und eigener viel zu vieler Opfer auflösen. Bis dahin bin ich aufseiten der Angegriffenen, denn diese verteidigen ihr Recht auf ihr eigenes Land und ihre Existenz. So denn das Völkerrecht noch gilt für unser aller Zusammenleben. MfG

Richtig, unser Zusammenleben wird durch Verträge und Absprachen, die auf der Basis des Völkerrechtes geschlossen werden, geregelt. Sie gelten bis zum Widerruf oder wenn sie durch andere ersetzt werden.
Auch Regierungen, die an die Macht kommen und an dem Zustandekommen nicht beteiligt waren, haben sich daran zu halten.
Ohne Russland, dem größtes Land in Europa kann es kein einheitl Europa geben. Hieran haben bestimmte Länder aus wirtschaftl. Gesichtspunkten kein Interesse. Das sagt man aber nicht laut. Man sucht einen Vorwand, um Absprachen und Verträge einseitig aushebeln zu können.
Der Vorwand lautet: Russland ist ein Aggressor, den man nicht trauen kann.
Wie im Wahren Leben, in dem man Nachbarn hat, mit denen man sich versteht, bzw. nicht versteht, schlägt man sich auf die eine oder andere Seite.
Fakt ist jedoch -wie mein Opa mit 95 Jahren noch sagte: Einer allein ist nicht schuld.
Die Menschen müssen gefragt werden, was sie wollen, sie aufzuhetzen verschlimmert die Lage

Thomas Steffen | Mi., 21. Dezember 2022 - 15:37

Im Baltikum und in Polen werden Plattformen für die Unabhängigkeitsbestrebungen russischer Gebiete geschaffen. Die Türkei hat ein Auge auf jene Gebiete geworfen, denen sie eine turkstämmigen Bevölkerung zuordnet. Nationalisten wie Nawalny würden am liebsten ein rein weißes Russland schaffen, um die defizitären Südgebiete loszuwerden. Im Grunde genommen sind das schon ausreichende Zutaten.

Ähnliche Gedanken hatte vermutlich auch der deutsche Generalstab, als er Lenin 1917 deutsches Reichsgebiet passieren ließ. Und das Ausscheiden Russlands aus dem WK1 nach der Oktoberrevolution gab ihm auch Recht. Ob jemand ahnte, dass 28 Jahre später die Fahne von Lenins Erben auf dem Reichstag wehen würde?

Ernst-Günther Konrad | Mi., 21. Dezember 2022 - 16:43

Die meisten Foristen hier sehen diesen Krieg weitaus differenzierter als die deutschen Medien und unsere Politiker. Ein Blick auf die Landkarte und die Bevölkerungsstruktur, sowie ausreichend geschichtliches Wissen reichen eigentlich aus, die Idee einer kompletten Vernichtung oder Auflösung Russlands als das zu erkennen, was es eigentlich ist. Eine zwar verständliche, aber völlig ideologisch überladene, reine emotionale Phantasie/Wunschdenken. Aus meiner ganz persönlichen Überzeugung kann weder China noch die USA ein wirkliches Interesse haben, dass Russland als Ganzes verschwindet, was bereits an der praktischen Umsetzung scheitern würde. Wer sollte dann die Lücke schließen? Oder wollen die GRÜNEN auch die russ. Teilrepubliken hier aufnehmen?
@ Alexander Brand - diese Frage, was eigentlich die Ukrainer selbst über diesen Krieg, Selenskij und die Russen denken würde mich sehr interessieren. Leider liest man bei Herrn Gathmann nur die Sicht derer, die er selbst befragt hat oder kennt.

Christoph Kuhlmann | Mi., 21. Dezember 2022 - 16:47

bevor er erlegt ist. Putin hat keine Wahl, er muss diesen Krieg mit konventionellen Waffen gewinnen. Setzt er Atomwaffen ein, kostet ihn das den Kopf und Russland wird zwischen dem Westen und China aufgeteilt. Nicht unbedingt territorial, aber in Form von Abhängigkeiten. Denn ein global isoliertes Russland fällt technologisch weit zurück. Auch jetzt liefert China nicht das, was Russland braucht. Man verdirbt es sich nicht, mit den großen Märkten, um einen kleinen zu retten. Verliert er die neuen Gebiete in der Ukraine, so kostet das ihm ebenfalls den Kopf. Es bleibt also nur die wahrscheinlichste Möglichkeit, der Verhandlungsweg und Putins Hoffnung zu Hause mit einer kaschierten Niederlage davonzukommen. Die Bauernopfer werden schon gesucht.

Albert Schultheis | Mi., 21. Dezember 2022 - 23:33

Dass wir einen gewaltsamen/kriegerischen Sieg über Russland überhaupt ernsthaft in Erwägung ziehen und uns in Sandkastenspielen darüber ergehen, was wir mit dem Land, seinem Reichtum "danach" anstellen? Bis vor kurzem noch hätte man wohl auch in Washington jeden für unzurechnungsfähig erklärt, der darüber ernsthaft nachgedacht hätte. Nichtsdestotrotz hat man in USA - und wohl auch in Russland - immer schon darüber räsoniert, ob und wie auch ein Atomkrieg zu gewinnen wäre. Dabei haben die Mahner immer gewarnt, ein Atomkrieg sei niemals zu gewinnen bzw. die Gefahren und Unwägbarkeiten unkalkulierbar - die Atomuhr stünde mittlerweile 5 vor 12. Nimmt man die heutige Kakophonie des Russlandfeldzugs des Westens ernst, so stehen wir bereits 1 min vor 12. Die Amis spekulierten darauf, dass sich der wesentliche atomare Schlagabtausch in Europa, sprich Deutschland, abspielen würde. Wenn sie sich darin mal nicht täuschen. Deutschen Grünen gehts nur ums Klima, denen sind wir sowieso scheißegal!

Frank Klaus | So., 25. Dezember 2022 - 04:25

Ich erkenne den Ukrainekämpfer Gathmann nicht wieder. Das ist der erste vernünftige Artikel, den ich seit Beginn des Ukrainekrieges von ihm lese. Es muss sehr schlecht um die Ukraine stehen, wenn nun Herr Gathmann vor einem totalen Sieg über Russland warnt.
Leider wird er die dümmsten Vertreter der Bundesregierung, also Frau Baerbock und Herrn Habeck, und die dümmste Abgeordnete des Deutschen Bundestages, Frau Strack-Zimmermann, mit diesem Artikel nicht überzeugen.
Aber vielleicht kann er die Position von Scholz etwas stärken. Der greift ja gern auf seine Richtlinienkompetenz zurück, wenn die Dummheit seiner Koalitionspartner zu einer direkten Gefährdung des deutschen Staatswohls führt.

Jochen Rollwagen | So., 25. Dezember 2022 - 11:00

Ob der Zerfall der Russischen Föderation "wünschenswert" ist oder nicht ist die falsche Frage.

Wenn man sich die Demographie der Russischen Föderation (Spoiler alert: Katastrophe) und die Wirtschaft (Spoiler alert: außer Öl und Gas nüschte, und auch das nur mit westlicher Technologie) anschaut, dann war der Kollaps schon seit Jahren vorprogrammiert. Historisch hat Rußland sich nie von der "weißen Emigration" nach dem Bürgerkrieg (lies nach bei Scholokow, Pasternak etc.) erholt, in der alle, die lesen und schreiben konnten abgehauen sind, da die Bolschewiki nix konnten außer die umbringen, die lesen und schreiben konnten.

Man fragt auch nicht, ob das nächste Gewitter "wünschenswert" ist - man kauft sich Regenkleidung und einen Blitzableiter.