Der kleine Staat Luxemburg mit dem großen Finanzplatz testet pro Kopf mehr als irgendein anderes Land auf der Welt / dpa

Lockdown-Lockerung in Luxemburg - „Den Bürgern wieder Hoffnung geben“

Halb Europa macht dicht, Luxemburg lockert: Seit dieser Woche haben im Großherzogtum Schulen, Geschäfte sowie Kultur- und Sportstätten wieder geöffnet. Die Infektionszahlen und die Situation in den Krankenhäusern lassen Lockerungen kurzfristig durchaus zu. Doch es gibt auch Kritik.

Autoreninfo

Christoph Bumb ist Journalist und Gründer des in Luxemburg erscheinenden digitalen Magazins Reporter.lu

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„Ich halte das ehrlich gesagt für verantwortungslos, bei solch hohen Virus-Inzidenzzahlen zu lockern“: Die Kritik von Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans kam prompt und fiel ungewöhnlich deutlich aus. Einen Tag zuvor hatte die Regierung des Nachbarlandes Luxemburg einen neuen Maßnahmenkatalog zur Beendigung des erst seit den Feiertagen anhaltenden Lockdowns vorgestellt. Seit dem 11. Januar dürfen Schulen, Einzelhandel, Theater, Kinos und Sporteinrichtungen in Luxemburg unter Auflagen wieder öffnen. Gaststätten bleiben weiter geschlossen und es gilt eine landesweite Ausgangssperre von 23 bis 6 Uhr.

Nicht nur dem saarländischen Regierungschef sind die jüngsten Lockerungen der Corona-Einschränkungen ein Dorn im Auge. Auch im eigenen Land nimmt die Kritik am Luxemburger Krisenmanagement zu. Opposition und Teile der Medien bemängeln vor allem die fehlende Antizipation der Regierungspolitik und die dünne Faktenlage, die den einzelnen Entscheidungen zugrunde liegt. „Sie wissen, dass es noch nicht an der Zeit für Lockerungen ist, Sie sagen es auch und machen es trotzdem“, konfrontierte der Abgeordnete und frühere Spitzenkandidat der konservativen Oppositionspartei CSV, Claude Wiseler, die Regierung im Parlament mit dem Kern der Kritik.

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Claudia Bender-Jakobi | Do., 14. Januar 2021 - 08:59

Ganz ehrlich, der Kurs der Luxemburger Regierung ist wesentlich glaubwürdiger als der unserer Bundesregierung und Landesregierung im Saarland. Hier wird ohne Rücksicht auf Schäden in anderen Bereichen, darunter auch physischen und psychischen, rücksichtslos alles dicht gemacht. Eine Abwägung im Sinne einer Verhältnismäßigkeitsprüfung findet nicht mehr statt. Die Inzidenzzahlen weichen dennoch kaum von denen Luxemburgs ab.

...persönlich irgendwelche Maßnahmen besser gefallen. Das erinnert mich an eine in Schweden wohnhafte Foristin, die meinte, sie habe noch nie eine Maske tragen müssen - was sie wohl tatsächlich als Beweis für die erfolgreiche Strategie der Schweden wertete.

Gerade hat sich Schweden ein Pandemiegesetz gegeben, in öffentlichen Verkehrsmitteln wird plötzlich das Tragen einer Maske empfohlen - kein Wunder, die schwedische Strategie ist krachend gescheitert, die Todeszahlen sind im Vergleich zehnmal so hoch (!) wie in Finnland!

Nur nebenbei: Haben wir nicht vor kurzem ähnliche Erfolgsmeldungen aus Irland hier im Cicero vernommen? Interessierte dürfen sich gerne die aktuellen Zahlen dort ansehen..

Luxemburg war lange an der Spitze der meisten betroffenen Länder. Jetzt sind die Zahlen besser, aber nicht gut. Offenkundig gibt es bei der Bevölkerung selbst grosse Zweifel angesichts der Maßnahmen. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob das Land nicht ganz schnell wieder zurückrudern muss.

Man sollte nur den Artikel aus dem Rubikon, den ich gestern verlinkt habe, lesen. Es gibt einen Unterschied zu "wird empfohlen" und "Bußgeld ohne Maske". Jedenfalls ich sehe einen, ob manch anderer auch einen sieht, wage ich beim Tragen von Scheuklappen sehr zu bezweifeln...
Ein Lockdown hilft gar nichts, wie man an den Zahlen deutlich sehen kann und ich weise auch auf den Impfbeginn in Darmstadt hin (27.12.) und jetzt (10.01.) schnellen auf einmal die Corona-Toten durch die Decke? Na sowas aber auch....

Es geht nicht darum, was mir persönlich besser gefällt, sondern darum, welche Maßnahmen die Fallzahlen senken und insbesondere die Alten schützen. Der Nutzen dieser Maßnahmen ist dann abzuwägen gegen den durch dei Maßnahmen angerichteten Schaden. Das nennt sich Verhältnismäßigkeit. Gerne mehr dazu, ich denke aber, Sie wissen wovon ich rede und haben nur mehr Spaß an persönlichen Angriffen.

Die in Schweden lebende Foristin hat noch immer keine Maske tragen müssen.
(und war gestern beim Friseur)
Allerdings hält sie nicht deshalb die schwedische Strategie für richtig! So ein Unsinn!
Das die schwedische Strategie krachend gescheitert i sein soll ,ist ein FAKE erster Guete.
Ich weiss nicht wie Sie immer wiede zu solchen Behauptungen kommen.
Weil Sie es sich so sehr wünschen?

Die AKTUELLE 14-Tage-Inzidenz der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zählt 10 Coronatote pro 100.000 EinwohnerInnen für Deutschland und 3,3 für Schweden.

Zu DIESEM Zeitpunkt ist Schweden auf dem 26. Platz der entsprechenden Coronasterblichkeitsliste, bestehend aus 30 europäischen Ländern,

Zur Erinnerung:
ohne Maske, ohne Restaurantschließungen, ohne Einschränkung der Grundrechte, ohne Bußgelder, ohne Reisequarantänepflicht usw, usw. Zum jetzigen Pandemiegesetz schreibt z.B. die TAZ:
„Von einem Lockdown ist Schweden also noch weit entfernt. Eine Ausgangssperre wäre nach wie vor verfassungswidrig“

"Das erinnert mich an eine in Schweden wohnhafte Foristin, die meinte, sie habe noch nie eine Maske tragen müssen - was sie wohl tatsächlich als Beweis für die erfolgreiche Strategie der Schweden wertete."

Diese Aussage ist nichts anderes als eine Unterstellung.
Deshalb hier die Richtigstellung:
Ich halte die schwedische Strategie keineswegs fuer richtig nur weil ich keine Maske tragen muss sondern weil ich mich an die FAKTEN halte!
DAS ist etwas was ich Ihnen nur empfehlen kann.
Wer in diesem Zusammenhang von"krachend gescheitert" spricht , gibt seinem Wunschdenken Ausdruck aber nicht der Realität.

Gerhard Lenz | Fr., 15. Januar 2021 - 16:22

Antwort auf von Ann-Kathrin Grönhall

Schweden: 518.783 Fälle, 10.185 Tote.
Ein dünnbesiedeltes Land mit 10 Mio. Einwohnern, flächenmässig grösser als Deutschland
Das sind bei 1 Mio. Einwohnern 1019 Tote.

Deutschland: 2 Mio Fälle, 45.200 Tote (83 Mio Einwohner)
Ein dichtbesiedeltes Land mit 83 Mio. Einwohnern.
Das sind bei 1 Mio Einwohnern 545 Tote, also halb soviel wie in Schweden, trotz dichter Besiedlung

Nur zum Vergleich, Schwedens Nachbarn...

Finnland: 39.593 Fälle, 616 Tote (5,5 Mio Einwohner)
Norwegen: 57.736 Fälle, 511 Tote (5,3 Mio Einwohner)

Das heisst, im Klartext: In Schweden gibt es mehr als zehnmal soviel Tote als in Finnland oder Norwegen

Aber dafür trägt man in Schweden beim Friseur keine Maske!

Philippe Schannes | Do., 14. Januar 2021 - 09:27

Ich wollte nur hinzufügen, dass
1. Restaurants, Cafés etc. weiterhin geschlossen sind (irgendwie in meinen Augen verständlich, da man da ja schließlich keine Masken trägt, auch wenn es für manchen Restaurantbetreiber den Ruin bedeutet)
2. Geschäfte haben offen, ja, aber unter noch strengeren Regularien (weniger Menschen, etc.).
3. Sport ist auch unter extrem strengen Regeln möglich (bsp. sind Gruppenduschen untersagt).
4. Die Schulen haben in den höheren Stufen(ab 10. Klasse) alternierend Homeschooling und Präsenzunterricht, um die Zahl an Schülern zu reduzieren.

Ob das alles was bringt, bleibt abzuwarten. Für die Psyche der Menschen ist es allerdings schon mal viel wert, auch wenn man sich privat nur mit maximal 2 Personen treffen darf.

Ernst-Günther Konrad | Do., 14. Januar 2021 - 10:35

Die Regierung in Luxemburg ist ihren Bürgern verpflichtet, hat ihre Maßnahmen an ihren eigenen Maßstäben auszurichten, hat ihre eigenen Kennzahlen zugrunde zu legen und ist letztlich nur ihren Bürgern verpflichtet. Wie jede Regierung hat sie die Verhältnismäßigkeit und Angemessenheit ihrer Maßnahmen für ihre Bürger zu bewerten. Wie kommen wir Deutschen - hier die saarl. Regierung - wieder mal dazu, sich moralisierend über die Nachbarn zu erheben und denen indirekt Vorschriften zu machen. Die Luxemburger Politiker müssen das gegenüber ihren Bürgern verantworten. Punkt.
Wenn Hans das für nicht gut hält, soll er doch die Grenzen schließen, Kontrollen ins und aus dem Nachbarland machen. Er kann Schnelltestzentren an der Grenze einrichten. Natürlich auch wieder Familien trennen, die auf der einen Seite leben und auf der anderen Seite arbeiten. Ob es richtig oder falsch ist mag die Zukunft erweisen. Jedenfalls richtet man sich an den aktuellen eigenen Erhebungen, ob die stimmen oder nicht.

gabriele bondzio | Do., 14. Januar 2021 - 11:23

wie verzweifelt manche Menschen am Rande ihrer Existenz sind. Öffnen wollen, trotz Strafandrohung (Bußgeld) Unter Einhaltung sämtlicher Hygiene-Maßnahmen: „Wir haben deutlich mehr positives als negatives Feedback bekommen“, sagt Hans Becker (bayerische Gastwirt). Kann man sich besser vorstellen, was betroffene Bürgen derzeit so durchmachen. Es dann doch lassen, weil sie persönliche Drohungen (u.a.„Deine Tochter ist auch noch dran.“) erhalten.
Es bleibt da nicht bei der sachlichen Auseinandersetzung, sondern es mündet in unsachliche Drohungen. Was eine Fortsetzung, der schon vor Corona, bestehenden Verrohung der Gesellschaft ist.
Da haben die Luxemburger durchaus recht, Blind – Kopien sind nicht zielführend. Erinnert sei da an Maßnahmen (Schrotflinte ballert ins Dunkle) die auch in DE nicht greifen.