Angela Merkel, Alice Weidel
Es gibt und es wird Zusammenarbeit geben / picture alliance

Zusammenarbeit mit Rechten - Spiel nicht mit den Schmuddelkindern!

Die Republik streitet nicht nur wegen des NPD-Skandals in Hessen über die Frage, ob man generell mit Rechten zusammenarbeiten darf. Dabei gilt: Je höher die politische Ebene, desto rigider die Moral. Und umgekehrt

Autoreninfo

Moritz Gathmann ist Chefreporter bei Cicero. Er studierte Russistik und Geschichte in Berlin und war viele Jahre Korrespondent in Russland.

So erreichen Sie Moritz Gathmann:

Es klingt banal, aber so banal ist Kommunalpolitik nun mal oft genug. Auf die Frage, wie es kommen konnte, dass der bekannte rechtsextreme NPD-Politiker Stefan Jagsch einstimmig von CDU, SPD und FDP zum Ortsvorsteher des Ortsbeirates Altenstadt-Waldsiedlung in Hessen gewählt wurde, antwortete Norbert Szilasko, CDU-Mitglied in eben jenem Ortsbeirat, die Entscheidung sei aus der Not geboren gewesen: „Da wir keinen anderen haben – vor allem keinen Jüngeren, der sich mit Computern auskennt, der Mails verschicken kann.“

Als der Fall öffentlich wurde, schrillten deutschlandweit mit leichter Verzögerung die Alarmglocken, besonders bei den Parteioberen in Berlin. Auf Twitter und vor den Mikrofonen überboten sich die hauptstädtischen Führungskräfte in Beteuerungen, nicht mit Rechtsextremen zusammenzuarbeiten und gelobten, dafür zu sorgen, dass der Ortsbeirat die Entscheidung rückgängig machen werde. Den letzten Meldungen zufolge wird es darauf wohl auch hinauslaufen.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Helmut Bachmann | Do., 12. September 2019 - 09:29

Entweder sie findet einen Weg, die Teile der AfD einzubinden, die sowieso nur vormerkelanische CDU-Politik machen wollen, oder sie bildet wie zur Zeit mit den Grünen und der SPD einen linken Block und wird zunehmend beliebig. Blockpartei, ausgerechnet im Osten! Und die AfD die einzige Opposition dagegen...

...mit der CDU zu vergleichen; nicht mit der CDU von gestern, von vorgestern, nicht vor zehn oder zwanzig Jahren.
Sicher: Auch in der CDU wurde schon mal der Stammtisch bedient, gab es markige Töne. Leute vom Schlage eines Hoeckes, eines Kalbitz usw. wären längst hochkant aus der Partei geflogen.
Keine Frage: Der Einstieg in die Zusammeanarbeit zwischen CDU und AfD wäre der Anfang vom Ende der Demokratie in Deutschland.
Konservative wurden schon mal schwach und halfen rechten Brandstiftern in die Regierung - daraus wurde ein Weltkrieg, der zu Millionen Opfern führte.
Die AfD ist zwar noch keine NS-Partei, aber die Richtung, in die sich die Partei entwickelt, ist eindeutig. Deswegen daruf und wird es kein Einknicken der CDU geben - eine solche Schwäche würde die Partei sprengen.

Diese Weltuntergangshymnen hören wir schon seit vielen Jahren. Unberührt von ihren ideologischen Vorlieben wird es langfristig darauf hinauslaufen, die Wähler der AfD zu akzeptieren. Die etablierten linken Meinungsmacher werden schon dafür sorgen. Was den immer wieder zitierten Vergleich mit dem "Dritten Reich" betrifft ,bleibt festzustellen, dass der eine oder andere offensichtlich im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst hat.

Herr Thorhauer.

Eine Entwicklung der AfD in Richtung NSDAP zu sehen, erfordert arg viel – boshafte – Phantasie.

Auch bei inflationärem Gebrauch, wird diese Taktik hier nicht ziehen, im Gegenteil, sie erregt nicht mal mehr ein mitleidiges Lächeln.

Allerdings zieht diese Taktik - auch große Teile der Medien wenden sie ja an – bei vielen Menschen in diesem Lande, die geschichtlich auch nicht so aufgepasst haben oder schlicht nur wenig Geschichtsunterricht hatten.

Menschen, die eins zu eins die AfD – Politik gut finden und sich nicht trauen, sie zu wählen.
Ich habe das hier schon sehr oft geschrieben.

Ich bin mir sicher, dass sonst locker eine "2“ oder gar "3" vor dem bundesweiten Ergebnis stehen würde.

Gegen diese Art der medialen Wählermanipulation lässt sich wenig machen.

Aber man muss im engen Umkreis standhaft und offener seine Meinung vertreten, das beeindruckt zumindest und wer weiß,...

Sehr geehrter Herr Lenz,

es kommt auf die Sichtweise an, Ihre ist durch riesige Scheuklappen exrem eingeengt. Deshalb sind Sie auch nicht in der Lage vorurteilsfrei die politische Lage in inserem Land zu bewerten.

Manfred Bühring | Do., 12. September 2019 - 09:47

Als die Grünen noch die Schmuddelkinder waren, prägte der unvergessenen hessische MP Holger Börner (SPD) die Art des Umgangs: Solche Typen (gemeint waren Typen wie Joschka Fischer) habe man früher auf dem Bau mit der Dachlatte erledigt. Nachdem die Grünen sich von der giftigen Raupe zum schönen Schmetterling gehäutet haben, können sie sogar Kanzler und CDU-Partnerschaft.
Wenn die AfD sich "häutet", also vom radikalnationalistischen und rassistischen Flügel trennt, wird sie natürlich Koalitionspartner werden. Denn in einer parlamentarischen Demokratie müssen letztlich alle gewählten und nicht verbotenen Parteien koalitionsfähig sein.

Wilfried Düring | Do., 12. September 2019 - 20:25

Antwort auf von Manfred Bühring

Weil Sie den Ex-Bundesminister Fischer erwähnen: Ein Joschka Fischer mußte sich bisher für seine Prügelorgien (7. April 1973) und seine mutmaßliche Beteiligung beim Mordanschlag auf Polizeimeister Jürgen Weber (10. Mai 1976) nie verantworten. Meiner Ansicht nach wird es Zeit, daß er endlich vor ein deutsches Gericht gestellt wird. Auch 'schöne Schmetterlinge' und (durchaus fähige) Politiker können sich als extrem 'toxisch' erweisen! Menschen sollten weniger nach ihrem Parteibuch als nach ihrem polizeilichen Führungszeugnis beurteilt werden. Ich erwarte - im Regelfall - von Mandatsträgern, daß sie ohne Vorstrafen und ihr Führungszeugnis ohne Eintrag ist. Sollte das bei Herrn Stefan Jagsch der Fall sein, spricht nichts dagegen, daß er Mandat und Amt ausübt.

Ronald Lehmann | Do., 12. September 2019 - 23:47

Antwort auf von Manfred Bühring

Herr Bühring, mit Ihrer Meinung vertreten Sie die sogenannten Volksparteien bzw. die Medien & die bekannten Kommentar-Schreiber. Sorry - Nein.
Ich bin ein Gegner von Häutung!!!!!, weil ich trotz total anderer Meinung (auch sehr schlechten Erfahrungen) nicht
Gleiches (!!!) mit gleichen vergelte!
Ich spreche aus, was unbequem ist & zeige andere Wanderwege an.
Und führe mich nicht in Versuchung, sondern......
Nur weil ich eine andere Meinung habe & auch diese mit meiner ganzen Kraft, Überzeugung & Leidenschaft vertrete.
Respekt, Ehre, Gewissen uvm. sind für mich nicht nur Worte.
FREIHEIT IST DIE FREIHEIT DER ANDERS DENKENDEN
Außer Sie verstoßen gegen eines der Gebote Gottes.
Kurioser Weise konnte man gerade in der Nachkriegszeit D. richtig deftig debattieren. Heutzutage ist wieder ein Kurs der "Anpassung" & des "Untertanes" voll im Kurs. Ja, gute Argumente sind genau so schwer zu finden/ zu verstehen, wie gute Speisepilze. Man muss schon suchen, um fündig zu werden. MfG

Martin Reims | Fr., 13. September 2019 - 08:33

Antwort auf von Manfred Bühring

Lieber Herr Bühring,
Schön wäre es, wenn die AfD sich Ihres rechtsextremen Teils endledigen würde, so wie damals die Grünen ihre kommunistischen und linksfundamentalistischen Wurzeln gekappt haben.
Leider entwickelt sich die AfD in die entgegengesetzte Richtung: Von einer liberal-konservativen, ordoliberalen Partei unter Lucke zu einer rechtspopulistischen Partei, für die unsere demokratische Grundordnung nur Mittel zum Zweck ist und die mit dem stärker werdenden rechtsextremen „Flügel“ endgültig die Gemeinschaft der demokratischen Parteien zu verlassen droht. Das Schlimme ist: Die AfD ist mit dieser Strategie beim Wähler erfolgreich, weil die etablierten Parteien sich oft von der Lebenswirklichkeit der Menschen entfernt haben und die AfD als „Kümmerer“ auftreten kann.
Ermutigend ist das nicht.

Armin Latell | Fr., 13. September 2019 - 11:13

Antwort auf von Manfred Bühring

...vom radikalnationalistischen und rassistischen Flügel trennt...
Entschuldigung, Herr Bühring, eine der ständig wiederholten, niemals erklärten oder gar bewiesenen hohlen Phrasen von Hinz und Kunz, deren Rezitieren es einfach macht, auf Kosten anderer auf der "moralisch richtigen" Seite zu stehen, ohne sich selbst darüber Gedanken machen zu müssen.
"Denn in einer parlamentarischen Demokratie müssen letztlich alle gewählten und nicht verbotenen Parteien koalitionsfähig sein". Ihr Schlusssatz ist zwar richtig, trifft aber nicht den Punkt: koalitionsfähig ist nicht gleichzusetzen mit koalitionswillig, denn was nützen die schöngeistigsten Worte, wenn sie nicht in die Praxis umgesetzt werden. Und daran hapert es bei den Konsensparteien gewaltig.

Jürgen Keil | Do., 12. September 2019 - 10:20

Die Berliner Politik erscheint mir abgehobener und ideologisierter denn je. Die Angst, in den Verdacht zu geraten, man sei nicht ausreichend klimaschützend, "flüchtlingsfreundlich", energiewendend und AFD- ablehnend genug, treibt diese Politiker dazu, grüner, moralischer, "weltoffener" (was ist das eigentlich?) und haltungssteifer zu sein und als der Andere. Die Vernunft bleibt da auf der Strecke. Gott sei Dank scheint an der Basis, bei den Werteschaffenden, der Virus der Hochmoral nicht anzustecken. Ich stimme dem Artikel im Wesentlichen zu. Was aber ist an der Ablehnung eines Flüchtlingsheimes (Migrantenheim wäre richtiger) ideologisch? Die Ablehnung der praktizierten Migrationspraxis ist vernünftig. Die Ablehnung eines Migrantenheimes somit nur folgerichtig.

Christa Wallau | Do., 12. September 2019 - 10:27

Es ist ein völlig absurdes Stück, das
derzeit in Deutschland aufgeführt wird:
Allen Ernstes werden Menschen, die bisher nie negativ aufgefallen sind, n u r wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Partei ( frei wählbar!!!) von politischer Zusammenarbeit auf kommunaler Ebene ausgeschlossen.
Dies stellt eine derartige Ausgrenzung deutscher Bürger dar, daß der Tatbestand der schweren Diskriminierung erfüllt ist, ein Fall für das BVG.

UNFASSBAR, was - im Namen einer hochnäsig u. willkürlich festgelegten Moral durch die CDU- und andere Partei-Vorsitzende - geschieht: Menschen, mit denen man vorher als Nachbarn, Mitarbeiter, Kollegen prima zusammengearbeitet hat, sollen plötzlich zu Parias werden, weil sie der AfD angehören? VIele von ihnen waren sogar vorher in der CDU. Plötzlich sollen diese Leute wie Dreck behandelt u. nur noch mit Mundschutz angesprochen werden, während man für Wildfremde, in deren Köpfe man gar nicht schauen kann, großzügig die Türen aufsperrt?
Geht es noch verrückter?

..ständig auf die anderen einzudreschen und sich selbst eine weiße Weste zu bescheinigen sollte man in der AfD vielleicht endlich mal anfangen, darüber nachzudenken, warum man isoliert am rechten Rand steht. Da spricht ein Gauland tatsächlich einerseits von Verrückten in seiner Partei, protegiert aber andererseits stramm Rechte wie einen Hoecke oder Kalbitz. Da gibt es im Osten angeblich hier und da Verbindungen zu Identitären, Hooligans und anderen Militanten. Da spricht der zurückgetretene NRW-Chef von Leuten mit NS- Fantasien usw usw usw Aber immer schön provozieren - und gleichzeitig das ewige Opfer spielen. Eine solche Parte disqualifiziert sich selbst.

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 12. September 2019 - 10:28

ihrem ureigensten Thema angelangt sein könnte, dem Kampf gegen den Rechtsextremismus.
Daraus zog die DDR stark ihre Legitimation, gerade im Vorgehen gegen vermeintlich solcherart Identifizierte.
Und wieder steht Frau Merkel auch die Zeit zur Seite, denn in der Tat gibt es ein Erstarken der sogenannten Rechten.
Es fällt mir nur schwer, darin den bei diesen "NATÜRLICH" anzunehmenden Trieb des Bösen auszumachen, der die gute Sache in seinem Lauf stören möchte.
Das ist in meinen Augen unterstes intellektuelles Niveau.
Wohl ist mir bei der AfD nicht wegen der Betonung des Nationalen, wohl ist mir nicht bei der CDU, die evtl. eine Art "Gottkanzlerin" walten und kämpfen lässt, gerne im eigenen Land, wohl ist mir nicht mehr bei den Grünen seit Greta, "Handeln aus Panik" und dem Wort der in etwa "guten
Ökodiktatur", wohl ist mir nicht bei den Linken seit ich die DDR sah.
In allen Parteien gibt es gute Leute, bei der AfD weiss ich es nicht, aber angenehm sind mir nur SPD und noch FDP.

Wenn Frau Merkel wirklich so gegen Rechtsradikalismus ist bzw. wäre, warum werden da die größten Feinde Israel ohne Hürden wie Ausweise mit "Willkommenspakete" nach D. geschleust? Einfach mal über die Mauer schauen. Auch für das Wahlergebnis ist jede Partei selber Schuld, Werte Frau D. Sehrt-Irrek. PS: z. B. Feldmarschall Paulus wurde auch vom Sozialismus "bekehrt". Man muss nur abschwören. Wie Galileo. Dann wird aus Braun Rot ;-)
Und wer nicht, der wird aus Blau zum Braunen Buhmann gemacht. So einfach können Wahrheiten sein.

..scheinen für manchen subjektiv zu sein. Es würde mich mal interessieren, ob Sie jeden einzelnen Flüchtling auf seine Gesinnung hin geprüft haben, um zu der Aussage zu gelangen, es handele sich Feinde Israels.
Auch wurden die, die Sie so pauschal verurteilen, zu keiner Zeit mit Willkommenspakteten illegal ins Land geschleust.
Solche Rhetorik qualifiziert sich selbst, weil sie den Boden der Ernsthaftigkeit verlässt und ins Reich der ideologiegefärbten Fantasie einzieht.
So wird, in der Tat, ganz leicht blau als braun erklärbar.

Dann fragen Sie mal einen chrislichen gebildeten Syrer(Arzt),
was er hier als Christ in D. von seinen Landsleuten erdulten musste & unsere sogenannten "Helfer" (Behörden) nur die Hände hebten.
Ihre Doppelmoral ist mir einfach zu wieder!
Entschuldigung, aber ich kann da nicht anders .....
MfG

von Israel, als wenn sie noch in Syrien wären?
Ich persönlich würde die Interessen Israels am Syrien-Konflikt nicht zu tief hängen.
Ich halte sie gewissermassen für nachvollziehbar als Sicherheitsinteressen.
Andererseits denkt Merkel evtl. weniger vom Ende her, als es sinnvoll wäre und zuwenig in Zusammenhängen oder Wechselwirkungen?
Völlig der Realität enthoben wäre aber eine Vorstellung, dass man von Deutschland aus den Nahen Osten und Afrika lenken und leiten könne.
Und das nach dem Holocaust und dem Kolonialismus, von denen her sie dann einen Führungsanspruch "negativ", im Sinne des Rechtes auf uns, herleiten würde - alles nur hypothetisch.
Vlt. gibt es selten global fähige Einzelwesen mit einem exorbitanten Sendungsbewusstsein, wie früher Alexander der Große oder Cäsar, die ich sehr kritisch sehe, aber ich habe die DDR gesehen nach dem Fall der Mauer, auch schon früher, v.a. DDR-Fernsehen und wage zu sagen, dass Merkel sich evtl. nach strategischer Größe sehnt, JEDOCH...

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 12. September 2019 - 11:04

geschrieben, sehe ich die AfD im bürgerlichen Bereich, Schwerpunkt Nationale Identität und Selbstbestimmung.
In der alten Bundesrepublik waren diese Bereiche abgedeckt durch SPD/FDP und CDU/CSU.
Die besondere Ausprägung der AfD sehe ich heute vor allem in der Reaktion auf Frau Merkel und die Erfahrungen in der DDR.
"Ach Gott, die paar Jahre, Schwamm drüber", ich glaube nicht, dass das so funktionieren wird und Frau Merkel ist für mich nicht eindeutig CDU.
Die Herrschenden in der DDR konnten evtl. nicht schalten und walten wie sie wollten, die DDR war besetzt.
Das kann man so und so sehen.
Einerseits waren ihnen die Hände gebunden in Richtung Selbstbestimmung, sie konnten evtl. aber auch ihren "Rigorismus" nicht so ausleben, wie es ihre Macht eigentlich zuliess?
Mit der DDR hat die deutsche Linke evtl. ihre Unschuld verloren, vielleicht ihre Opferrolle, die sie durch das 3. Reich automatisch hatte.
Die "Herrschaft des Guten" ist für viele keine Option mehr.
Kritische Vernunft

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 12. September 2019 - 11:16

Es könnte sein, dass ich nicht überzeugt sein werde, wenn Frau Merkel nun sagte, Vernunft? ICH bin und werde sein.
Das Pathos, das Überzeugtsein von sich selbst, das alles traue ich ihr zu, aber Vernunft?
Wir werden sehen, ich hoffe aber sehr, dass Politik über den Kampf hinweghilft und uns leuchtet.
Danach werde ich die neuen Vorsitzenden der SPD mitwählen.
Wie oft wurde die SPD angegriffen von links und von rechts oder konservativ.
Ihre Bilanz tröstet mich ein bisschen über die mannigfaltigen Fehler und Grauen der Geschichte.
Eine kleine These von mir, die SPD könnte so schwach sein, weil KAMPF unsere Gesellschaft zu stark prägt.
Sie ist m.E. die Partei der ZIVILEN GESELLSCHAFT und NÖTIGER DENN JE.
In ihrem Frieden werden alle gedeihen, ohne sie, ohne Frieden, könnte alles nichts sein.
Nur überlegt, aber stark so empfunden.

Urban Will | Do., 12. September 2019 - 20:08

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

jetzt antworte ich Ihnen schon wieder...

Ich lese Ihre Beiträge, soweit es meine Zeit zulässt, immer mit Interesse.

Ihre Einschätzung, dass die Schwäche der SPD auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass "Kampf" unsere Gegenwart prägt, teile ich nicht.

Zumal ich nicht der Überzeugung bin, dass es wirklich „Kampf“ ist, der unsere Gesellschaft derzeit bestimmt, es ist mehr die Show, die zum Kampf stilisiert wird.
Wirklichen Kampf können viele gar nicht mehr, der Gegner wird schon im Vorfeld stigmatisiert und in eine Ecke geschoben. Man wendet sich ab.

Denken Sie nur an die Reaktionen auf Gaulands Satz „Wir werden sie jagen“, nichts anderes als eine legitime Kampfansage an den politischen Gegner.

Wie ich woanders schon sagte, wir haben verlernt, Dinge auszuhalten, verlernt zu kämpfen.

Man bedenke auch, dass Gabriel in die Oppo wollte um die AFD"zu bekämpfen". Das war bevor er von dem Totengräber der SPD in die KOA gedrängt wurde. Zu jagen, zu bekämpfen. Politiker sollen nicht jagen oder den Gegner bekämpfen sondern das tun, zu dem der Souverän sie gewählt haben: POLITIK für das gesamte Volk und nicht nur für eine Klientel.

Habe überlegt und würde meine These noch "verschärfen".
Das, was wir derzeit sehen ist Kampf mit härtesten Bandagen, allein den evtl. Protagonisten fehlt teils die politische Macht, da "Mitstreiter" an die Gesetze des Landes und meist zur Rücksicht auf Koalitionen gebunden sind. Umsomehr wird auf ""asymmetrische"" Politik gesetzt durch NGOs, Thinktanks und Stiftungen, obgleich deren Stellenwert in unserer Gesellschaft ein normaler! ist, bei ihnen aber leichter/unbemerkter durchgegriffen werden kann?
Teils und Gott sei Dank ist unsere sowohl zivile, als auch politische und transzendentale Gesellschaft so stabil und fortgeschritten, dass diese Leute evtl. nur begrenzten gesellschaftlichen Rückhalt haben.
Gleichzeitig wird der gesellschaftliche Zusammenhalt politisch nicht unbedingt durch die Parteien aufgegriffen und fortgesetzt.
Deshalb bin ich sehr wohl für mehr Elemente der direkten Demokratie, zumal NGOs oder Verbände z.B. auch durch Lobbyarbeit sich stärker einsetzen können.

Urban Will | Do., 12. September 2019 - 20:10

Antwort auf von Dorothee Sehrt-Irrek

Die SPD ist schwach, so meine Überzeugung, weil sie es nicht geschafft hat, authentisch zu bleiben.
Und weil sie nicht lassen konnte von der Macht.
Die Ausrede mit der „Verantwortung“ für das Land akzeptiere ich nicht. Man hätte 2017 unbedingt in die Opposition gehen müssen, Merkel in eine Minderheitsregierung schicken oder was auch immer.

Dem Land geht es seither nicht gut. Wir sind tief gespalten.
Das ließe sich aushalten, wenn wir wirklich „kämpfen“ könnten, was ich immer mit Fairness im Umgang verbinde.

Kampf müsste die SPD gewohnt sein und ab können als älteste der Familie.
Brandt, Schmidt, ganz besonders Schröder und Wehner, viel kämen noch dazu. Das waren Kämpfer.

Wie sehr wünschte ich, der Kämpfer Schröder hätte Merkel 2005 doch noch geschlagen.

Ob die SPD „nötiger denn je“ ist, weiß ich nicht. Derzeit könnte man auf sie verzichten, aber das sage ich vielleicht zu leicht dahin, da ich mit dieser Partei abgeschlossen habe.
Vorerst.

Urban Will | Do., 12. September 2019 - 11:16

muss man sich wirklich fragen, ob wir in Deutschland das mit der Demokratie wirklich verstanden haben.
Nicht der Sonnenkönig Söder oder sonst wer entscheiden, wer regiert, sondern der Wähler.
Und wenn das - um FJ Strauß zu zitieren- „ Narrenschiff Utopia“ - weiter stramm Kurs hält, wird es nicht zu verhindern sein, dass die Blauen über mehr als nur Umgehungsstraßen mit entscheiden.

Roland Völkel | Do., 12. September 2019 - 17:56

Antwort auf von Urban Will

nicht ein „ Narrenschiff Utopia“ sondern eine "Irrenanstalt unter freien Himmel" und mit offenen Grenzen.

Ernst-Günther Konrad | Do., 12. September 2019 - 12:19

Dies würde erfordern lieber Herr Gathmann, dass man zuerst die Realitäten erkennt, benennt, Ursachenforschung betreibt und mit einem vernünftigen Konzept Politik macht unter Einbeziehung des Volkes, je nach Problemstellung.
Und genau da liegt der Hase im Pfeffer.
Die Parteien wollen das gar nicht, weil es bedeutet zu zugeben, dass sie geirrt, falsch beurteilt oder gehandelt haben. Fehler machen die aber nicht. Und jetzt? Wer auf Phönix die Livediskussionen im BT verfolgt und zeitgleich den Liveticker z.B. bei Focus, erlebt hautnah den Realitätsverlust auch bei den Medien. Jede noch so harmlose Kritik eines AFDler ist geätzt, gehetzt, populistisch. Jede Antwort eines anderen ist gekontert, amüsiert erwidert, klare Kante usw. Das sprachliche Hamsterrad es dreht sich weiter. Die haben sich darin so verrannt, dass die meisten gar nicht mehr anders können. Es sind schon ungesteuerte Reflexe bei denen. An der Basis, wo dem Bürger ins Auge geschaut werden muss, man sich kennt, da geht's.

Es gibt eben Mitbürger auch hier im Blog, die brauchen nur rechts hören, auch wenn sich dies z.B. auf die rechte Hand bezieht, dann fallen Scheuklappen und sie sind nicht in der Lage das Gesagte zu beurteilen. Hass trübt nun mal die Sichtweise und blockiert das Denken

Meinen Sie diejenigen, die für die Freiheit der Meinung anderer ihre RECHTEN Arm geben würden? Die im Konfliktfall einen REChTSanwalt nehmen? Die sich ihr RECHT einklagen wollen? Die RECHTSkonform handeln wollen? Ich könnte damit stundenlang weiter machen. Nur unser AFD-Kenner hier im Forum scheint einarmig zu sein. Sehen wir ihm deshalb nach, dass er mit einem fehlenden RECHTEN arm deshalb andere Sichtweisen hat. Alles Gute für Sie und die Mitkommentatoren, schönes Wochenende allen.

Stefan Bosel | Do., 12. September 2019 - 12:21

Immer wieder sage ich: Die AfD ist Fleisch vom Fleische der CDU, nicht von NPD oder Republikanern. Wenn eine Gesellschaft zu weit nach links getrieben wird, muss Opposition zwangsläufig "rechts" sein. Die jetzige CDU ist nicht mehr die Mitte, sie ist links der Mitte zu verorten. Grauenvoll Merkels gestrige Rede. Riesige Attitüden. Menschheitsaufgabe. Faust: Denn, wo Begriffe fehlen, stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein... Merkel denkt angeblich vom Ende her. Was ist dieses Ende? Ein deindustrialisiertes, energiebefreites Land, geflutet mit Millionen Sozialhilfeempfängern ohne Ausbildung? Und alle schauen zu mit Importstrom oder Stromabschaltungen. Wer sind die Schmuddelkinder? Unsere Altpolitikerkaste ist es! Ohne Verantwortung für die Zukunft des eigenen Landes, des eigenen Volkes. Hier wird ein ehedem wohlhabendes Land zugrunde gerichtet. Wie lange noch soll das Zerstörungswerk so weitergehen? An der Basis entsteht das Neue. Koalitionen, Bündnisse gegen die Macht des Bösen.

Ernst-Günther Konrad | Fr., 13. September 2019 - 07:51

Es ist relativ einfach, wenn man sich das mal in Ruhe überlegt. AFDler irgendwo in der Kommune, einem Kreistag, im Landtag oder BT in Verantwortung, würde einiges bedeuten. Sie würden zwangsweise hinter die Kulissen schauen können, sie würden feststellen, wie wenig Fachkompetenz der ein oder andere hat, sie würden herausfinden beim Bier oder Kaffee, wie manche Politiker der anderen Parteien wirklich ticken. Sie könnten die Tricks der Altparteien bei allen möglichen formellen Abläufen herausfinden. Alte Freundschaften aus gemeinsamen Tagen könnten wieder aufgewärmt werden oder neu entstehen. Gegenseitige Antragsunterstützungen könnten einen AFDler positiv erscheinen lassen. Sie könnten doch tatsächlich den BT verkleinern, für eine innere und äußere politische Kehrtwende sorgen. Zurück zu Vertrauen und alter Ordnung in dem Sinne, dass sich alle und jeder an Gesetze halten muss. Sie könnten Seilschaften durchbrechen und "Geheimnisse" der anderen erfahren und offenlegen. Und noch viel mehr

...sich vor Ort von den Fähigkeiten und Leistungen der politischen Vertreter selbst zu überzeugen. In meiner westdeutschen Stadt mit mehreren hunderttausend Einwohnern sind sowohl Linke als auch AfD - neben den anderen etablierten Parteien - im Stadtrat vertreten. Geht es um konkrete Vorhaben, lässt sich folgendes Verhalten bei den genannten Parteien beobachten: Die Linke versucht durchaus sich einzubringen, oft allerdings mit einer sozialen Komponente, die fern des Machbaren liegt. Die AfD ist an praktischer Politik überhaupt nicht interessiert, wenn sie an Diskussionen ausnahmsweise mal teilnimmt, versucht sie, Gespräche sofort auf das Thema Flüchtlinge zu lenken. Ansonsten gibt es meist nichts, höchstens die eine oder ander Provokation (und der Verweis auf Merkel, in einem Stadtrat!!!!!)
Es wäre in der Tat löblich, dass diejenigen, die noch beweglich in ihrem Denken sind und trotzdem unbegreiflicherweise der AfD zuneigen, sich die "Blauen" mal vor Ort anschauten.

zum einen gehe ich stark davon aus, dass Ihr Blick auf die AfD durch eine stark angefärbte Brille erfolgt.
Zum anderen ist der Stadtrat einer mittelgroßen Stadt nicht repräsentativ für die Bundespartei.

Ich schaue mir die AfD im Bundestag an und da liefert sie einiges.
Und ich schaue mir den Umgang der Altparteien mit der AfD an.

Auch meine Brille ist sicher nicht neutral, aber das ist nun mal so in der Politik.
Ihr Dauerkampf gegen die AfD in Ehren, aber „Demokraten“, zumal echte, respektieren die Existenz anderer Parteien und lassen sie mitspielen, fair mitspielen.

Das kann ich leider nicht erkennen im deutschen Parlament.

Norbert Heyer | Fr., 13. September 2019 - 09:40

Die Union, eigentlich durch kantige Leute mit Charisma wie Adenauer, Dregger oder Strauß konservativ geprägt, würde heute eher mit der SED-Nachfolgepartei koalieren, als mit der AfD, die Standpunkte der Union vertritt, bevor Frau Merkel den Umzug nach links ungehindert durchführen konnte. Die Spaltung unserer Gesellschaft wird weiter zunehmen, wenn die vereinigte Linke weiterhin die AfD wie ein Krebsgeschwür aussondert. Die Union sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass die Grünen mit ihnen eine Koalition eingehen, wenn die Möglichkeit für die radikalere Politik durch grün-rot möglich wäre. Dann waren die ganzen Verrenkungen von Frau Merkel nämlich vergeblich gewesen und sie hätte die Union völlig unnötig von allen ihren Idealen und Grundsätzen meilenweit entfernt. Damit würde dann auch die Ära Merkel enden und Union als Regierungspartei enden. Bevor das passiert, geht die Union mit der AfD bestimmt eine Koalition ein, denn Aussagen von Politikern darf man nicht zu ernst nehmen.

gabriele bondzio | Fr., 13. September 2019 - 13:52

oft genug Fleisch vom Fleische der christlichen Volksparteien."...wie im Artikel glaubhaft dargelegt, geht es hier weniger um politische Grundsatzentscheidung. Vielmehr um die Organisation lokaler Anliegen.
Aber das Brimborium in gehobenen-politischen Kreisen ist gleichzusetzen, mit dem berühmten Satz:"Wir schaffen das", obwohl nie klar war...wie!
Es ist für die etablierten Partein sicher auch eine Schlappe, dass Leute aus ihren Reihen, in einer anderen Partei Karriere machen. Und ihnen sozusagen, das Wasser abgraben. Die Flucht aus den eignen Reihen könnte, bei der Unzufriedenheit vieler ihrer Mitglieder, noch heftiger ausfallen.