Kevin Kühnert
Will er sich in seinen Wohlfühlträumen einfach nicht von der Realität stören lassen? / picture alliance

Kevin Kühnert - Die neue politische Romantik

Kevin Kühnert begibt sich mit seinen Äußerungen zum Kapitalismus vom politischen Denken weg ins Reich der Wohlfühlträume. Leider scheint nicht nur er sich in politischen Schwärmereien zu verirren. Vielmehr trifft er damit den romantischen Zeitgeist

Autoreninfo

Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist. Er veröffentlichte u.a. „Hypermoral. Die neue Lust an der Empörung“. Zuletzt erschien „Vom Wald. Eine Philosophie der Freiheit“ bei Claudius.

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In der ersten Phase der kommunistischen Gesellschaft, schreibt Lenin in seinem 1917 verfassten Text „Staat und Revolution“, „wird es nicht mehr möglich sein, die Produktionsmittel, die Fabriken, Maschinen, den Grund und Boden usw., als Privateigentum an sich zu reißen“.

Noch vor wenigen Jahren konnte man sicher sein, dass führende Linke solche Klassiker verinnerlicht hatten. Ob Kevin Kühnert, allzu großer Theoriearbeit eher unverdächtig, seinen Lenin kennt, ist hingegen fraglich. Hätte er den großen Revolutionstheoretiker gelesen, so wüsste er, dass die Vergemeinschaftung von Produktionsmitteln – vulgo: die Enteignung – ohne Revolution nicht zu machen ist. Erst die Machtergreifung durch das Proletariat, dann die Abschaffung von Privatbesitz. Umgekehrt geht das nicht. Wer, wie der Juso-Vorsitzende, meint, den Kapitalismus durch Enteignungen überwinden zu können, gibt sich piefigen Kleinbürgerphantasien hin. Lies nach bei Lenin!

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Ernst-Günther Konrad | Sa., 4. Mai 2019 - 10:29

Ihr Artikel wiedermal Herr Grau. Was mich mit Sorge umtreibt ist das Verharmlosen seiner Aussagen durch die SPD-Verantwortlichen und das Versagen der übrigen Parteien laut und vernehmbar dieser Utopie eine Absage zu erteilen. Wo ist der fulminante, der alles übertönende Widerspruch gerade der anderen Parteien, die sich sonst bei AFD-Äußerungen ständig mehrfach und ungefragt selbst zu Worte melden. Wer eine Änderung der Wirtschaftsform der BRD anstrebt, kann dies nicht einfach über Wahlen erreichen, er muss das politische System abschaffen, um so den von Kühnert genannten demokratischen Sozialismus einzuführen. Niemand lässt sich so einfach sein Eigentum per Wahlentscheid wegnehmen. Sind solche Aussagen nicht deshalb grundgesetzwidrig? " Wären die Jusos und Teile der SPD nicht ein Fall für den Verfassungsschutz? " fragt Alice Weidel von der AFD. Die "bürgerliche" CSU fordert ein Signal der SPD-Spitze zu den Aussagen von Kühnert. Uih, die wagen sich aber was. Achso, Kühnert ist links.

Hans Jürgen Wienroth | Sa., 4. Mai 2019 - 10:59

Die erste „vernünftige“ Auseinandersetzung mit Kevins Fantasien. Bisher haben alle Journalisten, deren Analyse ich gelesen habe, diese zumindest als „nachdenkenswert“ bezeichnet. Dass durch „Vergemeinschaftung“ nur bestehender Wohnraum bezahlbar bleibt aber kein neuer entsteht, bleibt weitestgehend unbeachtet. Das ist Pech für die, die keinen Wohnraum haben und auch so schnell kleinen bekommen werden. Den Sozialismus hat bisher immer die Mangelverwaltung geprägt, weil niemand wegen seiner Leistung einen Vorteil erhielt. Denn das wäre ja wieder Kapitalismus.

Dorothee Sehrt-Irrek | Sa., 4. Mai 2019 - 11:33

irgendwelcher Widersprüche überführen, auch nicht mit Marx.
Ich würde viel eher versuchen, KK in unserer Zeit zu sehen.
Den Beginn machte evtl. Merkel mit dem Jahr 2015.
Grundlegende Weichenstellungen wurden von oben nach unten, die Bevölkerung teils überrumpelnd, teils mitreissend, aber auch gegen ihren Widerstand durchgesetzt.
Teils im Namen Gottes, teils im Namen der Humanität, dann des kategorischen Imperativ.
Merkel wurde m.E. alles zugeschrieben.
Wir leben seither abwechselnd in einm Gottesstaat, dem Humanismus und in der Vernunft, verkörpert von Frau Merkel.
Wen wundert es da, wenn KK evtl., zuvor vlt. Habeck, eine neue Republik ausruft als Ökovernunft oder Sozialstaatswalten?
Mit dem Kapitalismus hat das Ganze womöglich gar nichts zutun, wohl aber mit dem Eintreten des Menschen in seine "Selbstherrlichkeit"?
Solange es verbunden bleibt mit parlamentarischer Demokratie und gesellschaftlicher, auch Verantwortung dem Denken gegenüber, ist es vlt. sogar unausweichlich?

Bernd Muhlack | Sa., 4. Mai 2019 - 17:04

Auch hier, wie bei dem Giffey-Artikel, ein gar treffliches Bild.
Mir fiel dazu der geniale Film "Der Totmacher" aus 1995 ein. Götz George spielt den Massenmörder Fritz Haarmann, das ist genial! Ein Verhör: drei Schauspieler, der Täter, der Staatsanwalt u ein Protokollführer; fast wie ein Theaterstück. PERFEKT!
OK, nun ist KK kein Massenmörder, jedoch ist die Situation auf dem Bild die gleiche wie beim "Totmacher".
Verschränkte Arme, ein Glas Wasser u an die Decke gucken. "Herr KK, Sie müssen sich nicht äußern, Sie haben das Recht zu schweigen!"
Ganz im Gegenteil, Herr KK äußert sich, redet sich quasi um Kopf und Kragen! Damals bei Fritz Haarmann führte das zur Hinrichtung, was natürlich bei KK zum Glück nicht der Fall sein wird.
Im Gegenteil: es finden sich inzwischen zusehends Unterstützer seines geistigen Erbrechens!
Die SPD geht rigoros gegen Herrn Sarrazin vor, warum auch immer; der "Schädling" (sorry!) ist jedoch KK.
Quo vadis SPD?
Heute im Briefkasten: Wahlunterlagen!

Sie treffen genau meine Art von Humor und haben wie so oft recht. Sie haben ihre Wahlunterlagen bekommen, ich auch. Mir fehlte nur die Gebrauchsanweisung dazu. Mist jetzt muss ich doch tatsächlich selber denken und entscheiden.

Bernd Muhlack | Mo., 6. Mai 2019 - 17:15

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

… und WIR sind nur die Kandidaten! Na klar, Hape Kerkeling, HURZ!

Herr Konrad, Sie hatten mir kürzlich eine ähnliche Antwort zukommen lassen, vielen Dank. Jedoch ist dieses Posting nicht humoresk gemeint, wie könnte das auch mit dem Bezug zum "Totmacher" der Fall sein?
PC? Ich bin zwar oft derb, zynisch, sarkastisch, jedoch kenne auch ich Grenzen!
Es ist doch so, dass KK keinen Jota zurückrudert, im Gegenteil, er sattelt weiter drauf! Und dann gibt es etwa eine Frau Barley, welche das "Überlegens- bzw Beachtenswert hält." Frau Barley kann sich als Pole-Position auf der SPD für Europa ja eigentlich alles erlauben, oder? Es sei denn, sie sagt "Jehova!"
Herr Konrad, Sie brauchen eine Gebrauchsanweisung für Ihren Wahlzettel?
Kein Problem: fragen Sie den Abgeordneten Karl-Heinz Stiegler; ein Fels in der Brandung unserer Demokratie! ACH? Natürlich Loriot!
https://www.youtube.com/watch?v=y3ibMpND67o

& bei Kommunalwahlen kann man sogar panaschieren sowie kumulieren! ACH?

Inge Meier | Sa., 4. Mai 2019 - 18:19

Vielleicht gibt es irgendwie eine Sehnsucht nach neuen Religionen , eine Greta Welle, vielleicht jetzt auch eine Vergemeinschaftungswelle, aber der Zeitgeist ist wahrscheinlich viel zu instabil um sich eindeutig und geradlinig in eine Richtung zu bewegen.

Christoph Kuhlmann | So., 5. Mai 2019 - 10:15

seit Merkels Willkommenskultur muss man damit rechnen, das irgendein(e) hypothetische(r) CDU Kanzler(in) das ideologische Vakuum iher/seiner Partei mit irgendeinem Zeigeistmüll vom Kirchentag oder sonstiger Foren auffüllt und derart unreflektierte Forderungen nach der Verarmung dieses Landes tatsächlich umgesetzt werden. Sonst wäre Kühnerts Programm ja eher ein Warnzeichen für die Arbeitnehmer in dieser Gesellschaft. Auch Gerhard Schröder hat sich als Jusochef als Marxist bezeichnet und dann Hartz IV eingeführt und der hatte immerhin eine Berufsausbildung.

Heidemarie Heim | So., 5. Mai 2019 - 11:44

Sie wissen schon verehrter Herr Dr. Grau, das Sie mit solchen Einträgen ins Poesiealbum des hier genannten Mitschülers und all seiner Co-Romantikern, diesen möglicherweise (Wahl)-Albträume bescheren? So viel Realismus in Zeiten der Romantik? Wo doch Aktiengesellschaften aus Sicht "der das Pferd von hinten aufzäumend wollenden Zeitgeist-Revoluzzer" scheinbar wieder des Teufels sind;-)
Lohnsklavende Sparer, Riesterlinge, Aktieninhaber, Fondmanager, gar die Eigner, alles Feinde des Proletariats!
Im Falle der Revolution mithin halt bedauerliche Kollateralschäden der Umverteilung. Wer danach aber die "Gleicheren" unter den "Gleichen" sind lehrte uns schon die Erfahrung. Die eben so "Einige" scheinbar leider nicht klüger hat werden lassen!
Wie ging der Spruch mit dem "vergeblichen Kampf der Götter" noch mal? MfG

Norbert Heyer | Mo., 6. Mai 2019 - 07:21

Wenn es dem Esel zu wohl geht ... dann kann man die Deutschen besonders leicht für krude Gedanken und Ansichten begeistern. Herr Kühnert von der SPD, ein Mensch ohne jede reale Arbeitserfahrung, wünscht die wirtschaftliche Gleichschaltung, die Grünen liebäugeln mit Enteignung von Wohneigentum und die heilige Greta leidet für uns alle. Keiner, wirklich keiner hat den Mut, über Greta das zu sagen, was es in Wahrheit ist: Kindesmissbrauch der übelsten Art. Greta und die ihr hörigen Kinder und Jugendlichen sind ein Glücksfall für alle Zerstörer unserer Gesellschaft. Gerade die Grünen, Linken und die SPD sind zum Umbau Deutschlands bereit und würden damit unser Land zum dritten Mal in den letzten hundert Jahren in die Katastrophe reiten. Der Kapitalismus hat nach dem Ende des Kommunismus sein wahres Gesicht gezeigt, hier müsste die Politik ansetzen und Auswüchse wieder zurückführen, leider fehlt ihr dazu die Kraft und in weiten Teilen auch der notwendige Wille. Das nutzen die Zerstörer aus.

gabriele bondzio | Mo., 6. Mai 2019 - 08:40

...wenn sie ihn in seiner Illusion nicht stört."...so lange sich ein Protagonist, der Realität verweigert. Ist es durch aus zu vernachlässigen.
Eine lebendige Demokratie sollte dies abdecken. Wobei aber die Gegenseite nicht so großzügig denkt. Was am Fall einer Pädagogin (Kristie Higgs) in der Grafschaft Gloucestershire zu sehen ist. Die auf Facebook zwei Kinderbücher kritisierte, in welchen die Ehe zwischen Mann und Frau als “scheinheilige” Institution dargestellt wird. Und daraus gekündigt wurde.
Aber wenn sie schreiben, Herr Grau:".. dem zeitgenössischen Politromantiker hingegen geht es bevorzugt um die Menschheit,...".Ist das so auch nicht richtig. Denn in allen sozialistischen Staaten, welche existieren und existiert haben. Ging es existenziell schnell das Bächel runter, betroffen waren die zuerst, welche am wenigsten hatten. Siehe aktuell Venezuela. Es geht im Prinzip immer nur um die Macht.

helmut armbruster | Mo., 6. Mai 2019 - 08:46

Diese Kühnerts und Co. wissen wahrscheinlich selber, dass sie nicht das Zeug haben umzusetzen, was sie da so wortreich anpreisen.
Und das brauchen sie auch gar nicht. Ihnen genügt vermutlich ein Ministersessel oder wenigstens ein Mandat im BT oder EU-Parlament.
Damit wären Einkommen und Versorgung gesichert
Und mehr wollen die wahrscheinlich sowieso nicht.
Für Kampf und Revolution fehlen ihnen die nötigen Eier.
Gott sei Dank!

Ernst-Günther Konrad | Mo., 6. Mai 2019 - 12:34

Antwort auf von helmut armbruster

Man sollte Kühnerts wohl kalkulierten und mit Sicherheit auch mit den Parteispitzen abgesprochen Vorstoß nicht einfach nur als hirngespinnst oder nicht durchführbar abtun. Er erfüllt für mich die Funktion des nützlichen Idioten. Das ganze hat System. Die Diskussion ist im Volk und nicht wenige SPDler unterstützen diese Gedanken, wenn auch nicht offen, aber durch relativieren, durch abtun als Hirngespinnst, durch verharmlosen. Sicher schadet es einerseits der SPD, es hilft aber vor allem den Linken und den Grünen. Der Samen des Gedankes ist ausgebracht. Auch wenn dieser Samen nicht überall anwächst - so wird er da und dort - inselhaft gedeihen. Wenn es den konservativen nicht gelingt, durch pragmatische Politik, den sicher vorhandenen Auswüchsen des Kapitalismus wieder einen vernünftigen Rahmen zu geben, dann sehe ich durchaus schwarz. Kühnert's Aussagen sind in der Welt und sie werden diskutiert. Auch wenn nur ein bischen Kühnert sich durchsetzt, ist ein Anfang gemacht. Uffpasse

dietmar thorhauer | Di., 7. Mai 2019 - 15:09

Zu gerne würde ich die Aussagen Kühnerts als gehaltloses spätpubertäres Geschwafel abtun und einfach ignorieren. Aber auch mir fällt auf, dass die Allerwenigsten, leider vor allem die Jungen, das Lesen, inbesondere von Primärliteratur, nutzen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Übernahme der Meinungen von Gesinnungfreunden oder das Nachschlagen bei "Wikipedia" erscheint weniger mühsam. Dieses Klientel hat wenig Problem damit, Rattenfängern wie Kühnert zu folgen. Der wiederum wird, in der Gewissheit seiner Anhänger, bald im Machtzirkel angekommen sein,

Lisa Werle | Di., 7. Mai 2019 - 15:39

... in den Schlagzeilen der letzten Tage: Kühnert, Giffey, Chebli - und nun auch noch die islamistische Unterwanderung. Super Wahlwerbung, Frau Nahles. Weiter so.