Fast leerer Geldbeutel
Trotz guter Vorsorge droht vielen im Alter Armut / picture alliance

Digitalisierung - Das Ende der Mittelschicht

Im Zuge der Digitalisierung können wir nicht davon ausgehen, im Alter noch genügend Geld zu haben. Auf die Altersversorgung rollen gleich drei bedrohliche Entwicklungen zu. Ein gewaltiger Systemwechsel muss her. Sind Politik und Gesellschaft dazu in der Lage?

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Daniel Goffart ist Autor und Chefkorrespondent des Magazins FOCUS.

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Wenn die DAX-Konzerne ihre Bilanzen präsentieren, schlägt regelmäßig die Stunde der Populisten. Denn in den Zahlenwerken der Unternehmen tauchen neben Umsatz und Gewinn auch die Vergütungen für die Top-Manager auf. Zwar hat sich die Öffentlichkeit inzwischen an die Millionengehälter der deutschen Vorstände gewöhnt. Aber wenn mal wieder jemand ausrechnet, dass beispielsweise VW-Chef Herbert Diess 2018 nur drei Tage arbeiten musste, um das durchschnittliche Jahresgehalt seiner Beschäftigten zu verdienen, regt sich stellenweise doch noch Unmut – vor allem wenn wie zuletzt bei VW satte Konzerngewinne zusammen mit Plänen zum Abbau von 7000 Stellen verkündet werden.

Wie weit die Einkommensschere in Deutschland inzwischen auseinander geht, lässt sich bei den 30 größten Konzernen im Lande besonders gut beobachten. Die Dax-Vorstände erhalten heute sage und schreibe zehnmal mehr Geld als noch vor dreißig Jahren. An den normalen Arbeitern und Angestellten hingegen ist diese wundersame Geldvermehrung spurlos vorbeigegangen. Im gleichen Zeitraum sind ihre Realeinkommen nur sehr moderat gestiegen; jahrelang mussten die Durchschnittsverdiener in Deutschland sogar Stagnation oder Reallohnverluste verkraften.

Sinkender Lebensstandard

Ähnlich mau sieht es bei den Sparguthaben und beim Anteil der Arbeitnehmer am Wachstum des Gesamtvermögens aus. Dessen Verteilung zeigt, dass die Reichen immer reicher werden. Der Mittelstand und die Bürger am Ende der Gehaltsskala können da nicht mithalten. Inzwischen besitzen 45 Super-Reiche in Deutschland so viel wie die ärmere Hälfte der gesamten Bevölkerung. Obwohl wir seit Jahren ein konjunkturelles Dauerhoch erleben und uns über Rekordbeschäftigung freuen, blicken immer mehr Bürger sorgenvoll in die Zukunft. Wie tief sich die Verunsicherung inzwischen in die Mittelschicht hineingefressen hat, zeigen Umfragen, wonach jeder Zweite um die Wahrung seines Lebensstandards fürchtet.

Es sind vor allem zwei Dinge, die das klassische Lebensmodell der Mittelschicht bedrohen und für Unsicherheit sorgen: Die Sorge um den Bestand des Arbeitsplatzes im digitalen Wandel sowie die Angst, im Alter nicht genügend Geld zu haben. So kann nur ein ganz kleiner Teil der jetzt noch arbeitenden Bundesbürger darauf hoffen, als Rentner seinen gewohnten Lebensstandard halten zu können. Der größte Teil der heutigen Arbeitnehmer muss mit einer geringen und in der Tendenz eher sinkenden Versorgung auskommen. Die im Jahr 2017 ausgezahlte Regelaltersrente betrug im Durchschnitt gerade einmal 902 Euro. Wenn man davon als Rentner noch Miete bezahlen muss, gerät man schnell in finanzielle Schwierigkeiten – erst recht, wenn man in einer teuren Großstadt lebt.

Leider trifft dieses Problem die Mehrzahl der Menschen: Trotz Bausparverträgen und Baukindergeld ist Deutschland ein Mieterland geblieben. Nur 45 Prozent der Bürger verfügen über Wohneigentum, das ist die niedrigste Immobilienquote in Europa. Ein sinkendes Rentenniveau und steigende Mieten sind ein toxischer Mix für den sozialen Frieden.

Alter in Armut

Insbesondere die hohe und ständig wachsende Zahl der heute prekär Beschäftigten entwickelt sich in wenigen Jahren zur tickenden Zeitbombe für die gesetzliche Rentenversicherung. Rund 7,7 Millionen Menschen sind derzeit gering oder befristet beschäftigt, haben Minijobs oder sind auf Leih- und Zeitarbeitsverträge angewiesen. Das betrifft rund 20 Prozent der arbeitenden Bevölkerung – Tendenz stark steigend. Anders gesagt: Jeder fünfte Arbeitnehmer kann wegen seiner prekären Beschäftigung später nicht auf eine auskömmliche Rente hoffen. 

So werden alle Beschäftigten, die den Mindestlohn von 9,19 Euro erhalten, auch nach 45 Jahren Arbeit in Vollzeit eine Rente unterhalb der Grundsicherung erhalten. Entgegen landläufiger Meinung zählen hier nicht nur die Geringqualifizierten zum Kreis der Betroffenen. Laut DGB weisen zwei Drittel der Niedriglohnbezieher eine abgeschlossene Berufsausbildung auf; weitere 10,3 Prozent sogar einen Hochschulabschluss. Aber auch in den mittleren Gehaltsklassen stehen oft nur bescheidene Erträge. Kleine Renten an der Schwelle zur Armut sind zu einem realen Problem für große Teile der Mittelschicht geworden.

Sinnloses Sparen

Davon unabhängig rollen auf die Altersversorgung in den nächsten Jahren gleich drei bedrohliche Entwicklungen zu. So gehen erstens ab 2022 die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Das bedeutet, dass dann immer mehr Alte von immer weniger Arbeitnehmern finanziert werden müssen. Anders formuliert: Wenn die Babyboomer demnächst in der Rentenversicherung ankommen, verwandelt sich die demografische Lücke in einen regelrechten Krater.

Zweitens schlummern in den Bilanzen der Lebensversicherer milliardenschwere Risiken. Was viele Angehörige der Mittelschicht als zusätzliche Absicherung für das Alter angespart haben, dürfte in der einst versprochenen Höhe nur in wenigen Fällen zur Auszahlung kommen. Gerade bei den kapitalbildenden Lebensversicherungen, dem Lieblingsprodukt der deutschen Angstsparer, lösen sich die in Aussicht gestellten Ablaufzahlungen gerade in Luft auf. Grund dafür ist die lang anhaltende Niedrigzinsphase. Sie bringt auch viele betrieblichen Altersversorgungen in eine gefährliche Schieflage. Das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht sah sich Mitte 2018 bereits gezwungen, angesichts der deprimierenden Zahlen eine deutliche Warnung auszusprechen. Doppelt bitter für die Betroffenen ist außerdem die Tatsache, dass von dem zusätzlich Ersparten für den Lebensabend bei Auszahlung noch Steuern und bei einigen Lebensversicherungen sogar doppelte Sozialversicherungsbeiträge gezahlt werden müssen – ein Umstand, der mit Blick auf die drohende Schieflage der privaten Altersvorsorge dringend geändert werden sollte.

Der Jobkiller Künstliche Intelligenz

Das dritte Problem wird bislang weder in der Politik noch bei den Finanzdienstleistern offen diskutiert: die Folgen der Digitalisierung. Wenn es zutrifft, das Künstliche Intelligenz und die Vernetzung aller Produkte und Lebensbereiche in wenigen Jahren hunderttausende, ja sogar Millionen Jobs vernichten, ist die gesetzliche Altersversorgung in ihrer bisherigen Struktur nicht mehr zu halten. Das auf den Beiträgen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern beruhende Umlagesystem würde jetzt schon ohne den jährlichen 90-Milliarden-Zuschuss des Bundes zusammenbrechen. Wenn aber die derzeitig herrschende Rekordbeschäftigung einmal einer größeren Arbeitslosigkeit weicht, wird die Lage schnell unbeherrschbar.

Wir wissen heute nicht, ob die Digitalisierung wirklich zum Jobkiller wird, wie viele Studien prognostizieren. Klar ist aber, dass die Zahl der wegfallenden Stellen im einfachen und mittleren Tätigkeitssegment die Zahl der neu entstehenden Jobs im High-Tech-Bereich deutlich zu übertreffen droht. Vor allem wird das Phänomen der „Ungleichzeitigkeit“ Spuren in den Sozialversicherungen hinterlassen: Diejenigen, die ihren Job in der alten analogen Welt verlieren, dürften kaum in der Lage sein, den Anforderungen der neuen Arbeitswelt 4.0 gerecht zu werden.

Auslaufmodell Festanstellung

Natürlich wird in allen politischen Sonntagsreden jetzt die Nebelkerze namens „Umschulung“ gezündet. Aber ein 50-jähriger Trucker, dessen Lkw künftig autonom fährt, lässt sich nur in den wenigsten Fällen zum Web-Designer umschulen. In Deutschland gibt es derzeit mehr als eine Million Berufskraftfahrer – und das ist nur ein Beispiel von vielen anderen. US-amerikanische Arbeitsmarktforscher gehen davon aus, dass künftig jeder, der heute noch vor einem Computer sitzt und Routinetätigkeiten ausübt, bald von Algorithmen und selbst lernenden Computern ersetzt wird.

Hinzu kommt, dass in der digitalen Zukunft die klassische Lebensgrundlage der Mittelschicht immer mehr erodiert, denn die Festanstellung mit sozialer Absicherung droht zum Auslaufmodell zu werden. Auch für diejenigen, die sich in der digitalen Welt behaupten können, wird sich die Struktur der Arbeit vollkommen verändern. Die verbleibenden Arbeitnehmer verwandeln sich in „Projektteilnehmer“. Die noch von Menschen zu erledigenden Dienstleistungen werden in immer kleinere Einheiten zerlegt und in weitaus stärkerem Maße als bisher an Fremdfirmen beziehungsweise Selbstständige vergeben.

Systemwechsel dringend notwendig

Die Arbeit der Zukunft findet nach den Prognosen der Arbeitsmarktforscher entweder in Mega-Konzernen oder Mikro-Unternehmen statt, die auf ein industrielles Ökosystem mit Millionen wertschöpfender Einzelunternehmer zurückgreifen können. Die heutigen Click-Worker der Plattform-Ökonomie sind bereits die Vorboten der neuen Arbeitswelt. Entstehen wird ein Heer von frei arbeitenden Digital-Nomaden, die ihre mobile und jederzeit verfügbare Dienstleistung zum günstigsten Preis anbieten müssen. Die von der Mittelschicht erkämpften Errungenschaften wie Arbeitnehmerrechte und Sozialversicherungspflicht gehören dann der Vergangenheit an – mit entsprechenden Folgen für die sozialen Sicherungssysteme.

Die große Zukunftsaufgabe der Politik muss also darin bestehen, einen gewaltigen Systemwechsel zu organisieren. In der alten, analogen Welt hing die soziale Absicherung der Menschen einzig und alleine vom Faktor Arbeit ab. Auch die Wertschöpfung, der Vermögensaufbau und das Wachstum waren wesentlich von der Arbeit bestimmt. In der digitalen Welt hingegen werden diese Faktoren ihre Bedeutung verlieren. Rohstoff und Treiber des digitalen Wachstums sind die Daten der Menschen. Die kaum nachvollziehbaren Milliardenwerte kleiner Start-Ups an den Börsen sind sichtbarster Ausdruck für diese Verschiebung. Hier muss die Politik ansetzen, wenn sie nicht ohnmächtig dem Entstehen eines riesigen Digital-Prekariats zusehen will. Die großen Vermögen von Google, Apple, Facebook und Amazon und entstehen an den Aktien- und Absatzmärkten, werden dort aber kaum oder gar nicht besteuert. Auch auf ihre Gewinne zahlen die GAFAs in Europa nur lächerlich wenig Steuern. Nicht zuletzt ist der enorme Wertzuwachs der Aktien in vielen Fällen so gut wie steuerfrei.

Neues Modell gefragt

Das gilt auch für fast alle anderen Internet-Konzerne, die Dimensionen sind gewaltig. Sie erwirtschaften Milliardengewinne, beschäftigen aber kaum Festangestellte und bedienen sich aller Steuervermeidungstricks. Vor allem verursachen sie mit dem unaufhaltsamen Vordringen der Plattform-Ökonomie und des datengetriebenen Überwachungs-Kapitalismus laufend neue Verlierer des digitalen Wandels. Diese Menschen müssen dann von den Steuern und Beiträgen derjenigen finanziert werden, die noch dem herkömmlichen Modell verbunden sind, in der klassischen Industriewelt arbeiten und nicht auf Steueroasen ausweichen können.

Das kann so nicht weitergehen. Ob man künftig Börsen-; Transaktions- oder Mindeststeuern erhebt oder ob man den Unternehmen unabhängig von der Zahl ihrer Beschäftigten eine allgemeine Sozialversicherungsabgabe auferlegt, die sich alleine an Umsatz oder Gewinn orientiert, ist eine Entscheidung der Politik. Denkbar sind viele Modelle, auch für einen staatlich abgesicherten und steuerlich begünstigten Vermögensaufbau von Arbeitnehmern durch Unternehmensbeteiligungen. Nur eines steht jetzt schon fest: Alleine mit einer Respektrente für Arme wird man den Abstieg der arbeitenden Mitte in der digitalen Welt nicht aufhalten können.

Das Ende der Mittelschicht  Daniel Goffarts, Das Ende der Mittelschicht. Abschied von einem deutschen Erfolgsmodell, Piper Verlag, 400 Seiten, 22 Euro

 

 

 

 

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Henning Magirius | Do., 4. April 2019 - 11:18

Zu den von Herrn Goffart genannten kommenden Problemen, zu denen die derzeitige Bundesregierung noch keinerlei Lösungsansatz vorgelegt hat, kommt noch das geplante Klimaschutzgesetz, das von technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen ausgeht, die entweder nicht existieren (Reduzierung CO2-Emissionen im Gebäudesektor um 67%) oder zur endgültigen Wohlstandsvernichtung der Mittelschicht führen werden, da deren Ausgaben für Energie, individuelle Mobilität und Steuer- und Sozialabgabenlasten enorm steigen werden.

Joachim Brunner | Do., 4. April 2019 - 17:59

Antwort auf von Henning Magirius

Sehr richtig Herrr Magirius,
es reiht sich im Bereich des vermeintlichen Klimaschutzes
eine Absurdität an die Nächste. Gigantische Ausgaben wie für den Kohleausstieg wodurch die Gesellschaft keinerlei Vorteile haben wird.
Am schlimmsten derzeit im Bereich Automobil wo ideologisch motivierte Grenzwerte und eine ganze Industrie und eine der größten sozialen Errungenschaften der Moderne in Gefahr bringen. Schlüssige Antworten auf die Widersprüchlichkeiten technischer und ökonomischer Natur bleiben aus!

Benno Pluder | Do., 4. April 2019 - 11:53

Die Gesellschaft wäre das. Die Politik nicht.
Solange sich die gewählten Volksvertreter nicht die geringste Sorge um ihre Altersbezüge und deren ausreichende Höhe machen müssen, fehlt jeglicher Antrieb, das Problem aktiv anzugehen.
Man kommt schon auf die Jahre, welche Pensionsansprüchen zugrunde liegen.
Und die Unverfrorenheit, mit welcher man dieses Nehmen zelebriert, wird derzeit drastischst mit der Unfähig- oder Unwilligkeit zu einer Reform des Wahlmodus demonstriert. Über 800 Abgeordnete sollen künftig in den Bundestag einziehen. Dieser Zahl steht die runde 650 eigentlich zu wählender gegenüber. Mit Macht drängt man zur Futterkrippe.
Das nenne ich schamlos.

Constantin Bögner | Do., 4. April 2019 - 11:57

wird doch schon seit vielen vielen Jahren diskutiert, damals gab es die GAFAs noch gar nicht in dieser Dimension. Damals nannte man es "Maschinensteuer", weil in den Fabriken immer Menschen durch Maschinen ersetzt wurden, die keinen Urlaub, kein Gehalt, keinen Krankenstand kennen. Also sollte doch so eine Maschine, die der Fabrik praktisch in einem 3-Schicht-Modell zur Verfügung steht und Gewinne erwirtschaftet, auch die "Sozialversicherungsbeiträge" leisten, die 2-3 durch sie ersetzte Menschen geleistet hätten. Dieses Modell erschien mir damals als vernünftig und diskussionswürdig. Ob man jetzt (zusätzlich) auch noch die GAFAs und sonstige "Dienstleister des Internets" wie auch immer besteuert, könnte dann ebenfalls ein wichtiger Baustein sein. Schlussendlich wird das Thema aber lauten: wie finanziere ich das Leben von abermillionen Menschen, für die keine bzw. viel zuwenig Arbeit zur Verfügung steht? Womit beschäftige ich sie, um den sozialen Frieden zu wahren?

Dorothee Sehrt-Irrek | Do., 4. April 2019 - 12:19

schon wieder fängt sie an:)
Und spielt der SPD, gerade Andrea Nahles "in die Karten"!
Die Wirtschaftsfachleute halbieren die Wachstumsprognose, ich verabschiede mich also von der Idee, die Sozialdemokraten könnten sich schon mal in eine wirklich verdiente Verschnaufpause verabschieden.
Damit nicht irgendeine Medienkampagne mal zackbumm Andrea Nahles aus dem Amt kippen kann, so geht ja teils Politik heute, wäre es sinnvoll, wenn sich jetzt vermehrt Unterstützer zu ihr gesellen.
Ich plädiere für die gesamte Legislaturperiode "Gro"Ko.
Weil das für mich gleichbedeutend ist mit Verantwortung übernehmen.
Der Autor schrieb über Peer Steinbrück?
Nichts gegen alle Eure Beschäftigungen nach Eurer aktiven Politikerphase, aber jetzt steht die SPD auf der Agenda, weil ...
Die Auseinandersetzung mit den Versäumnissen erspare ich mir jetzt.
Wichtig sind VOR ALLEM gute Konzepte und Lösungsvorschläge.
ad Herrn Pohl:
Habermas ist "Struktur"denker der Aufklärung.
Ähnlich einem Foucault!

Karl Kuhn | Do., 4. April 2019 - 13:44

... wie man Partizipation am Wohlstand organisiert, wenn wesentlich Teile dieses Wohlstands ohne menschliche Arbeit erzeugt werden können. Es ist nicht jedermanns Sache, in den direkten 'Dienst am Menschen' einzutreten, sei es Callcenter, Pflegedienst, Lehrer oder Sportcoach. Gerade für eher handwerklich orientierte, introvertierte Männer ist das gar nix. Und selbst diese Tätigkeiten werden von Automatisierung nicht völlig verschont bleiben.

Stefan Jurisch | Do., 4. April 2019 - 14:29

behaupte ich einfach: die Gesellschaft ist zu vielem in der Lage, jedoch glaube ich selbiges von der Politik kein Stück. Politiker sind heute weder Macher noch fachlich versierte Menschen. Ebensowenig hören Sie auf ebenjene mit der Fachkompetenz. Da aber nun einmal Politiker das Land lenken, befürchte ich, wird Deutschland genau an ebendiesen Politikern scheitern und noch binnen dieses Jahrhunderts zugrunde gehen. Die nächste wirtschaftliche und politische Großmacht wird nach meiner persönlichen Einschätzung ein Verbund aus China und Russland sein. Und genau dieser Verbund wird sich des in sich festgefahrenen Europas - und damit Deutschlands - über kurz oder lang bemächtigen.

Dennis Staudmann | Do., 4. April 2019 - 14:54

mir eine der Lieblingsphrasen ein, die Merkel und fast alle Statistiker und "Experten" in Deutschland von sich geben: "Noch nie ging es den Deutschen so gut wie heute." Auch ein Grossteil der Bevölkerung klatscht Beifall dazu, auch wenn sie es noch selbst erlebt haben, dass vor 30 Jahren oft ein oder anderthalb Einkommen einer Familie mehr Wohlstand brachten, als man es heute erreichen kann, obwohl beide Elternteile in Vollzeit arbeiten. Wahrscheinlich ist es typisch deutsch, so zu tun, als sei man Teil der ca. 70% der Deutschen, die lt. Umfragen "völlig zufrieden sind mit ihrem Einkommen." Das mag auch daran liegen, weil einem suggeriert wird, dass man sonst zu den "Abgehängten" gehört.

(Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie anderswo in der Eile als "Frau" angesprochen habe!)

Die Deutschen sind Meister im SICH-ETWAS-VORMACHEN !
Sie w o l l e n glauben, was man ihnen erzählt, weil sie sich scheuen, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen und damit auch ihre eigenen Fehleinschätzungen zugeben zu müssen.

Es ist sehr viel dran am Volkscharakter der Deutschen, der von Nachbarvölkern immer schon als romantisch-versponnen und obrigkeitshörig beschrieben wurde.

Die Wiederwahl einer Kanzlerin, die es sich erlaubt hat, den Bürgern "Wir schaffen das!" zuzurufen und damit nichts anderes meinte als: "Ihr habt das gefälligst zu schaffen!", und die unentwegt davon schwafelt, wie g u t es den Deutschen geht,
während die Mittelschicht immer prekäreren Verhältnissen entgegengeht, ist deshalb wohl nur in Deutschland möglich.

ideologisch programmiert, infantil-naiv, moralinsauer und ja nicht zu sich selbst stehend, wenn das den Status als everybody's darling gefährdet. "Schaut mal, wie gut wir sind - und deshalb dürfen wir auch alle andren belehren." Gibt es noch ein Land auf der Welt, in dem eine Partei wie die der grünen Spaßbremsen und Selbsthasser 20%+ an Wählerstimmen bekommt?

Ich wollte gerade frisch aus einem Kruzurlaub zurück nach Lesen des Artikels in die Tasten hauen. Habe aber zuvor ihre Kommentare lesen können. Sie haben alle drei im besonderen Maße recht. Da wil die Regierung die Welt retten mit unserem Geld angeblich für die Menschheit, offenbar gehören wir als Volk nicht dazu. Mit dem Personal ohne eigen erlebte Lebens- und Berufsbiografie kann das einfach nichts werden. Das Sklavenvolk soll buckeln und arbeiten, den Rest macht Rauten-Angi und ihre Klatschhasen. Warum selber denken, man lässt denken, von selbsternannten "Experten". Einfach mal am realen Leben teilnehmen geht nicht. Danke für Ihre Kommentare.

Die '"Teilhabe am Wohlstand" ist ein Thema, daß nicht nur in Deutschland konsequent verdrängt wird.
Wenn es eine Lohn- und Gehaltsgerechtigkeit gäbe, bräuchten wir uns um die Versorgung der aus dem Arbeitsleben ausgeschiedenen wohl keine Sorgen zu machen. Aber leider ist es so, daß der Lohnabstand (Geringverdiener - Spitzenverdiener) immer krasser wird.
Und die Besserverdiener müssen sich gar nicht an der allgemeinen Vorsorge fürs Alter beteiligen.
Warum werden in einer Bürgerinnen- und Bürger-Rentenkasse nicht alle Einkommensbezieherinnen und -bezieher zur Zahlung herangezogen? Wenn alle in eine solche Rentenkasse einzahlen würden, gäbe es keine Ebbe in dieser Kasse. Aber das konnten die Besserverdiener ja bisher erfolgreich verhindern. Aus dem Bundeshaushalt werden zwar jährlich 90 Milliarden EURO in die Rentenkasse umgeleitet, nur: haben die Reichen und Superreichen daran überhaupt einen Anteil? Da gibt es die 25prozentige Abgeltungssteuer. Ein Klax für diese Klientel. Lachhaft!

eine Gesellschaft die sich der Droge der Realitätsverweigerung hingibt, hat dann auch keine rosige Zukunft zu erwarten.
Man kann überall beobachten (und hören), dass jegliche Warnungen vor dem gesellschaftlichen Niedergang als Pessimismus und Populismus wahrgenommen wird. Es wird von unendlichem Kredit ausgegangen, der allen Verwerfungen standhalten wird, obwohl die Anzeichen unübersehbar sind.
Viele der gutgläubigen Mittelständler wollen nicht sehen, dass flaschensammelnde Rentner ein Indikator für das Versagen der Regierung genauso wie Vorboten für die eigene Zukunft sind.
Vermutlich muss aber noch die Schwarz-Grüne Sau (oder gar die Grün-Schwarze) durchs Berliner Regierungsviertel getrieben werden, bis auch in der letzten „Wir schaffen das“-Familie angekommen ist, was das Fortsetzen dieser Politik insbesondere für den Nachwuchs bedeutet.
Hoffnung habe ich da wenig, zumal es ohnehin zu spät sein dürfte.

Manfred Sonntag | Do., 4. April 2019 - 15:32

In der ersten Hälfte dieses Jahrzehntes wurden die Grundlagen des UN Migrationspaktes in Davos ausgeheckt. Im vergangenen Jahr unterschrieben dann unsere neoliberalen nationalen und EU Eliten dieses Machwerk. Und jetzt ist die Katze aus dem Sack! Nichts anderes war und ist der Zweck dieser UN Vereinbarung: die Arbeitsnomaden können sich aussuchen ob sie zum nächsten Arbeitgeber zu Mindestlöhnen irgendwo auf der Welt weiterziehen oder arbeitslos, von Almosen lebend, sesshaft werden. Gewinne privatisieren – Kosten vergesellschaften! Jeder sollte sich bei den kommenden Entscheidungen daran erinnern, welche Parteien und Organisationen am lautesten den Pakt unterstützten.

Martin Böhm | Fr., 5. April 2019 - 10:16

Wieso registrieren die Digitalisierung viele erst jetzt? Ich denke die setzte schon vor Jahrzehnten ein und Berufe wie Technischer Zeichner gibt es schon lange nicht mehr. Es wird doch für die Mittelschicht nichts mehr getan, bald wird nur noch Mindestlohn bezahlt auch für früher gute Ausbildungsberufe und wenige Globalplayer teilen sich den Markt auf und kassieren Milliarden ohne nennenswert Steuern abzuführen.