
- Warum ein Ende nicht in Sicht ist
Seit fünf Monaten schon herrscht Krieg in der Ukraine – doch jegliche Hoffnung auf ein baldiges Ende ist trügerisch. Denn Russland hat zunehmend Erfolg damit, sich neue Verbündete zu suchen und die Sanktionen des Westens zu umgehen. Außerdem wäre ein Friedensschluss bei jetziger Lage für keine der beiden Kriegsparteien vertretbar. Und die westlichen Ukraine-Unterstützer haben auch kein Interesse an einem Status quo.
Abgesehen von dem zermürbenden Krieg in der Ukraine, deuten die diplomatischen Schritte Russlands darauf hin, dass es in naher Zukunft keine Verhandlungslösung anstrebt. Seit den ersten Tagen der Invasion bemüht sich Moskau um den Aufbau eines Bündnisses. Als Zielscheibe westlicher Sanktionen muss Russland weiter exportieren, um seinen Haushalt stützen und der angeschlagenen heimischen Industrie beispringen zu können. Und weil es von westlicher Hochtechnologie abgeschnitten ist, braucht es Partner, die bei der Einfuhr strategischer Güter über Drittländer helfen. Die Bemühungen des Kremls um den Wiederaufbau einer stabilen wirtschaftlichen Basis, die „unfreundliche“ Länder ausschließt, sind für den künftigen Verlauf des Krieges nicht weniger wichtig als das, was auf dem Schlachtfeld geschieht.
Die erste Verteidigungslinie Russlands ist der bekannte postsowjetische Raum. Die von Russland geführte Eurasische Wirtschaftsunion spielt dabei eine entscheidende Rolle. Trotz des Krieges hat sich Wladimir Putin die Zeit genommen, um die wirtschaftspolitischen Leitlinien für die Mitgliedstaaten der Eurasischen Wirtschaftsunion für die Jahre 2022 und 2023 zu entwickeln und zu überwachen. Die Allianz verstärkt auch ihre Bemühungen um den Ausbau ihrer Handelsbeziehungen, zuletzt mit Indonesien und dem Iran. Letzte Woche wurde ein Abkommen über eine erweiterte Zusammenarbeit mit der Regierung Usbekistans unterzeichnet, das Beobachterstatus hat.