Emmanuel Macron, der französische Präsident
Emmanuel Macron kommt in der französischen Realität an / picture alliance

Emmanuel Macron - Vom Leitstern zur Sternschnuppe

Emmanuel Macron galt als Hoffnungsträger Europas. Jetzt droht der französische Präsident mit seinem politischen Projekt zu scheitern. Eine Chance aber bleibt ihm noch

Stefan Brändle

Autoreninfo

Stefan Brändle ist Frankreich-Korrespondent mit Sitz in Paris. Er berichtet regelmäßig für Cicero.

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Emmanuel Macrons Aufstieg mutete märchenhaft an. Dem charmanten, wohlhabenden und intelligenten Mann wollte einfach alles gelingen. Schon als Jugendlicher hatte er nach Höherem gestrebt, mit 16 erklärt, er werde seine Theaterlehrerin heiraten. Was er dann auch tat. Seine Vorhersage, er werde einmal Staatspräsident seines Landes werden, hielt er ebenfalls. Das Glück ließ ihn nie im Stich: Wie durch ein Wunder schalteten sich seine Widersacher, ob nun Alain Juppé, François Fillon oder François Hollande, eigenhändig aus. Und als zum Schluss nur noch die böse Hexe Marine Le Pen übrig blieb, flogen die Herzen dem wackeren Mann scheinbar fast von selbst zu.

Dieses Märchen konnte weiter gehen, als Emmanuel Macron bereits König in seinem Schloss, dem Elysée-Palast war. Mit flammenden Europareden in Athen und an der Pariser Sorbonne-Universität wurde der Staatschef gerade jenseits der Landesgrenzen und insbesondere in Deutschland zum Heilsbringer des Kontinentes verklärt. Der neue Fixstern am europäischen Himmel verkündete eine „kopernikanische Revolution“, deutsche Medien entdeckten einen „Visionär“. In Frankreich hingegen herrschte weniger Euphorie. Aber man ließ den gewählten Präsidenten zunächst gewähren, als er die angekündigten Reformen – zuerst des Arbeitsmarktes, dann des hoch symbolischen Eisenbahnerstatuts – souverän durchzog.

Frühe verbale Ausrutscher

Schon in jenem Sommer 2017 gab es aber, wenn man genau hinhörte, verstörende Signale. Der linke Abgeordnete François Ruffin, ein rauer Rebell, ein Robespierre der neuen Zeit, schrieb in einer Kolumne: „Sie sind verhasst, verhasst und nochmals verhasst – bei den Rechtlosen, den Vergessenen, den Leuten ohne Rang.“ Macron hörte darüber hinweg. Lieber theoretisierte er über die „Vertikalität“ des Staatsaufbaus, natürlich mit ihm zuoberst. Ab und zu begab er sich unter das Volk, zum Beispiel in einen Bahnhof, „wo man Leute kreuzt, die Erfolg haben, und andere, die nichts sind“. Er hatte nicht gesagt: die nichts haben, sondern: die nichts sind.
 
Der Satz war Macron rausgerutscht, so wie er auch schon Schlachthofarbeiterinnen als „Analphabetinnen“ bedauert hatte. Die Franzosen dachten sich ihren Teil, sagten aber nichts. Schließlich wollten sie, dass ihr Präsident verwirklichen konnte, was er versprochen hatte: mit dem alten Frankreich aufräumen, eine neue Epoche jenseits der alten Rechts-Links-Querelen einweihen. Macron hatte Mut, er hatte Schneid, und er tat Gutes: Zum Beispiel verkleinerte er die Zahl der Schüler in jenen Vorstadtklassen, wo blutjunge Banlieue-Bewohner rasch einmal auf die schiefe Dschihadisten-Bahn geraten, wenn sich ihnen keiner annimmt.

Der Schlossherr hatte anderes zu tun

Gewiss, als Macron die Vermögenssteuer auf den Immobilienbesitz reduzierte, schluckten viele Citoyens. Doch Macron erklärte ihnen, das geschehe, um die Leute mit Geld im Land zu behalten und mit ihren Investitionen Jobs zu schaffen. Einige seiner Berater fragten ihn, ob man im Gegenzug nicht auch den Geringverdienern ein Steuergeschenk machen müsse – vor allem auch, weil im Land nun Rufe erschallten, Macron sei der „Präsident der Reichen“.

Der Schlossherr hatte anderes zu tun. Er konzentrierte sich auf den Handshake mit Donald Trump, beeindruckte Wladimir Putin im Spiegelsaal von Versailles, bemühte sich um Angela Merkel und ihre Antwort zu seinen Europa-Ideen. Die Affäre um seinen Leibwächter Alexandre Benalla unterschätzte er, weil er die politische Sprengwirkung der Konstellation – hier die Pariser Privilegienreiter, dort die fernen Provinzproleten – in seinem Palast missachtete. Ab und an äußerte er sich aus der Distanz noch über seine Landsleute; den Dänen erzählte er etwa von den „widerspenstigen Galliern“. Wieder zu Hause, bedeutete er denselben, sie sollten sich „weniger beklagen“; denn in Frankreich brauche man, wie er ein andermal tönte, „nur über die Straße zu gehen, um einen Job zu finden“. Drei Millionen Arbeitslose, die vom Existenzminimum leben, dankten für die Aufklärung.

Warnwesten als letzter Warnschuss

Die anderen Franzosen, die, die hart arbeiten, aber am Ende des Monat trotzdem vor einem leeren Konto stehen, stieß Macron dann mit seiner Benzinsteuererhöhung vor den Kopf. Die Steuer, begründet unter anderem mit Umweltschutz, wird jedoch nicht zweckgebunden verwendet und ist insofern wiederum auch schlecht mit Umweltschutz begründbar. Dieses Kernfrankreich, bestehend aus Globalisierungsverlierern an den Stadträndern und der tiefen Landesprovinz, holte die Warnwesten aus ihren Autos und schreit nun im Chor das, was Ruffin schon im Sommer 2017 geschrieben hatte: Macron, wir haben genug von den Steuern, genug von dir!

Einmal, auf dem Höhepunkt der Benalla-Affäre im Sommer 2018, erklärte der Präsident seinen Citoyens: „Sollen sie mich doch holen kommen!“ Jetzt sind sie gekommen. Vergangene Woche musste Macron 89.000 Polizisten im Land aufbieten, 8000 allein in Paris, damit sie ihn nicht im Elysée holen konnten, wo er sich mit ein paar Getreuen verschanzt hielt. Einer der wenigen Parteigänger, die ihm noch die Wahrheit zu sagen wagen, bedeutete ihm ohne Umstände: „Sie wollen Ihren Kopf auf der Lanze sehen.“

Erst jetzt schien bei Macron der Groschen zu fallen. Einen Tag später trat er vor die TV-Kameras und verschenkte mit samtweicher Stimme Sozialmaßnahmen im Wert von mehr als zehn Milliarden Euro. Das Volk zu beschwichtigen, die Revolte zu ersticken, die ihn auf dem falschen Fuß erwischt hat. Aber es ist zu spät. Die Franzosen, die sich insgeheim nichts so sehnlich wünschen wie einen „homme de providence“, einen Mann der Vorsehung à la Ludwig XIV., Napoleon oder de Gaulle – sie träumen wieder von Königsmord. „Macron, schau auf deine Rolex – es ist Zeit zu gehen“, hatte auf den Champs-Elysées einer auf den Rücken seiner gelbe Weste geschrieben. Und das ist noch einer der freundlichen Sprüche, die Macron als Emmanuel I. karikieren, und Brigitte als Marie-Antoinette.

Unpopulärer als Sarkozy und Hollande

Die Wut der Franzosen auf Macron ist eine Mischung persönlicher, sozialer und politischer Aversionen. Alles wendet sich nun gegen den Präsidenten. Gegen seinen Dünkel, den der Pariser Eliten, denen er seit dem Besuch des Nobel-Gymnasium Henri-Quatre angehört, gegen den Abbau der Vermögenssteuer. Er büßt auch für die Versäumnisse anderer: Auf einem Verkehrskreisel in Orléans sagte eine „gilet jaune“, sie rebelliere gegen „dreißig, vierzig Jahre verfehlter Politik“. So lange steigt die Arbeitslosigkeit schon. So lange hat Frankreich kein ausgeglichenes Haushaltbudget mehr zustande gebracht, obwohl die Steuern und Abgaben mittlerweile 46 Prozent des Bruttosozialproduktes erreichen – europäischer Rekord.

Und das Volk, es soll dazu nichts sagen. Es bekommt nur die Folgen zu spüren: Seine Kaufkraft stagniert, und zugleich steigen die Steuern, sodass den wackeren Kleinbürgern unterm Strich immer weniger bleibt. Dabei hat sich Macron mit acht neuen Steuern und Abgaben im Vergleich zu seinen Vorgängern noch zurückgehalten. Dennoch ist er unpopulärer als Nicolas Sarkozy und François Hollande – und das will etwas heißen.

Hau-ab-Rufe vor den Europawahlen

Nach dem Hochmut der Fall: Macrons himmelhoher Politanspruch weit über den Parteien schrumpft nun zum bloßen Kampf um das eigene Überleben. Er, der im Präsidentschaftswahlkampf selber davon profitiert hatte, dass die Franzosen alle Rechts- und Linkspolitiker auf den Mond wünschten, wird nun selber von dieser „Hau ab“-Welle (auf Französisch: „dégagisme“) eingeholt.

Der Glückspilz wird zum Pechvogel. Macrons ehrgeizige Europa-Pläne prallen an Vorgängen außerhalb Frankreichs ab: In Deutschland zieht Angela Merkel nicht mit, und in Italien ist Macron statt des erhofften Alliierten ein neuer Gegner in der Person von Matteo Salvini erwachsen. Bei den Europawahlen von 2019 wollte der 40-jährige Franzose einen dritten Mitteblock zwischen Konservativen und Sozialisten zimmern. Aber auch bei den Liberalen, wie der deutschen FDP, stößt er auf heftigen inhaltichen Widerspruch, obwohl er sich mit Ihnen für die Europawahlen nun verbündet hat. Es könnte eine Schicksalsgemeinschaft werden, die sich beide Seiten ganz anders vorgestellt hatten.

Wirtschaftliche Probleme nehmen zu

Langsam lahmt auch Frankreichs Konjunktur, die nach Macrons Wahlsieg vor anderthalb Jahren noch von der guten ökonomischen Weltlage profitiert hatte. Die Bilder von Chaos und Gewalt zerstören die Anstrengungen des Präsidenten, Frankreich als modernen, attraktiven Standort zu präsentieren. „France is back“, hatte er noch anfang des Jahres in Davos deklamiert – angesichts der Gelbwestenproteste sagen nun sogar Touristen ihre Frankreichreisen ab.

Die Investoren haben sich vom Abbau der Vermögenssteuer bisher auch nicht bezirzen lassen. Dafür ist der Präsident nun als „neoliberal“ verschrien. Dabei trifft das nicht einmal zu: Macron verhält sich in vielem konservativ und tritt für einen starken Staat ein. Dessen Ausgaben hat er in seinen ersten Haushalt trotz anderslautender Wahlversprechen sogar noch erhöht. Das war, noch bevor er den Gelbwesten Geldgeschenke von mehr als zehn Milliarden Euro machte. So handelt schon Jacques Chirac vor zwanzig Jahren.

Macron braucht sein Volk mehr denn je

Den Ruf eines Erneuerers hat Macron damit weitgehend eingebüßt. Aber ist er auch politisch bereits erledigt, obwohl er noch bis 2022 gewählt ist? Die Stellung des französischen Präsidenten ist zwar verfassungsmäßig beinahe unanfechtbar. Aber ohne das Volk kann Macron nicht regieren, noch weniger reformieren: Politisch isoliert zwischen den Blöcken, ohne Rückhalt durch seine ebenso unerfahrene Partei „La République en marche“ (LRM), ist Macron sogar mehr denn je auf diese Volksgunst angewiesen, die er nie in vollem Umfang hatte, und die nun auch bei den eigenen Anhängern verliert.

Seine am schwierigsten durchzusetzende Reform, die der so unterschiedlichen Rentensysteme, von denen viele Franzosen profitieren, steht ihm noch bevor. Er hatte sie für Anfang 2019 angekündigt. Derzeit kann er aber nicht einmal daran denken, die Vorlage zu präsentieren. Selbst populäre Vorhaben wie die Reduktion der Zahl der Abgeordneten (von 577 auf 404) musste er bereits mehrfach aufschieben.

Hoffen auf die Schnelllebigkeit

Macron hat noch mehr als drei Jahre vor sich im Elysée-Palast. Die französische politische Stimmung ist wankelmütig, heute zudem extrem schnelllebig. Einer geschickten Hand ist es möglich, die Stimmung in Frankreich zu wenden, die Franzosen auf die eigene Seite bringen. Dazu muss sich Macron aber zuerst selber läutern. Er muss vom hohen Ross steigen und den Franzosen den Sinn seiner Politik nahebringen. Wenn er es schafft, seinen fast autistisch anmutenden Starrsinn in eine politische Hartnäckigkeit zu verwandeln, ohne die Leute vor den Kopf zu stoßen, kann er auf Reformkurs bleiben.

Vielleicht ist das zu optimistisch. Aber Macron hat gar keine Wahl. Sonst kann der erklärte Reformer gleich zum Daumendrehen übergehen. Und zusehen, wie er, der angebliche Leitstern am europäischen Himmel, als bloße Sternschnuppe verglüht.

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Bernhard K. Kopp | Mo., 17. Dezember 2018 - 12:58

Die Franzosen entscheiden ob Macron ein guter Präsident für sie ist. Seine Zustimmungswerte geben die Antwort. Für Europa war Macron immer nur der Darling der Medien - es gibt ja auch viele Journalistinnen. Sachlich hat Macron zu Europa noch nicht ein vernünftiges Wort gesagt. Finanzminister und Budget sind nicht nur heimtückische Ideen um an anderer Leute Geld zu kommen, sie sind eine Beleidigung der europäischen Völker, denen von oben ein weiteres Stück elitärer, institutioneller Diktatur verpasst werden soll. Die Idee von transnationalen Parteilisten ist noch absurder. Niemand wird sich mit einer Parteiliste identifizieren, und sich von den eventuell Gewählten repräsentiert fühlen, wenn auf der Liste eine Sammlung von MEPs aus 27 Ländern, in 21 Sprachen stehen, die niemand kennt, und die meist unter noch viel obskureren Methoden auf die Listen kommen wie die Kandidaten der SPD.

Willy Ehrlich | Mo., 17. Dezember 2018 - 13:18

Für mich ist es ganz offensichtlich, dass ein großer Teil der Gelbwesten - zumindest die randalierenden Chaoten - auch schon zum G20-Gipfel in Hamburg "tätig" war. Oder gibt es da gegensätzliche Kenntnisse und Erfahrungen?

Das glaube ich so nicht. Ich denke, dass die Gelbwestenbewegung ganz massiv von Chaoten unterwandert wurde. Man hat ja auch in Chemnitz und anderswo gesehen,
wie schnell linke und rechte Chaoten eigentlich friedliche Demonstrationen diskreditiert haben. Möglicherweise ist das den Regierenden sogar Recht.

Die randalieren Zertrümmernden ("casseur") kommen meistens aus den Problem-Vorstädten; für die ist es eine ideale Gelegenheit, sich abzureagieren und zu plündern.

gabriele bondzio | Mo., 17. Dezember 2018 - 13:34

...aber braucht sein Volk ihn? Schon zu seiner Wahl stand dies nicht klar zu Tage. Betrachtet man realistisch das Lager der Ihn-nicht-wählenden und das Nichtwählerlager. Leitstern war er nie in den Augen seines Volkes, sondern eher in den Augen weiter Teile der europäischen Etablierten. Die ihn, gemeinsam mit der Presse umschmeichelt haben. Er war der Hahn im Korbe und hat dies auch zu Hause demonstriert. Flammende Reden sind auch keine Garantie für eine gute Politik. Sonst wären wohl kaum seine Bürger zu flammenden Handeln übergegangen

Gerdi Franke | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:02

und Umverteilung. Er drückt sich eben nur etwas vornehmer und verklausulierter aus. Und seinem Land geht das eben nicht schnell genug!

@Frau Franke: Das ist wohl der Punkt. Und was der Blödsinn mit Steuererhöhungen soll, erschließt sich mir auch nicht. Sozialisten wie Hollande: okay, die wissen’s nicht besser und sind’s ihrer nicht allzu gebildeten Klientel schuldig. Aber ein Ex-Banker? Was lernen die auf der angeblich so tollen ENA eigentlich? Das Niveau dieser französischen „ Eliteschmiede“ scheint mir nicht höher zu sein als das einer Gewerkschaftsschule, Grundkurs „Sozialistische Volkswirtschaft“.

Bernhard K. Kopp | Di., 18. Dezember 2018 - 19:24

Antwort auf von Dr. Roland Mock

Das akademische Programm sollte man nicht unterschätzen, aber Politik orientiert sich am Sachzwang. Die gegenwärtigen und statistisch erfassten Sozialverpflichtungen ( Renten, Pensionen, Gesundheit) sind so gigantisch, dass sie nur mit gigantischen zusätzlichen Schulden bezahlbar werden. Deshalb die unerbittliche Suche nach burden sharing (Militär, wenn möglich ) und Euro-Bonds, oder Varianten davon. Die französischen Bedingungen sind ähnlich den italienischen, nur dass dort die Schulden heute schon deutlich höher sind.

Christoph Richtig | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:04

@Willy Ehrlich
Sie vermischen hier zwei Themen die abgesehen von den Ausschreitungen in absolut keinem Zusammenhang stehen. Weder lassen sich die Proteste in Frankreich "links" oder "rechts" einordnen noch haben sie den gleichen Adressaten. Wie für Sie hier ein Zusammenhang "ganz offensichtlich" erkennbar ist sollten Sie dann schon etwas genauer erklären. Die Proteste in Frankreich richten sich gegen die nationale Politik der Regierung-Macron und kommen mitten aus der Gesellschaft. Die Proteste und Krawalle in Hamburg waren von linken Sammelbewegungen und "Berufs-Chaoten" ala Antifa organisiert und richteten sich nicht gegen die deutsche Politik als einzelne.

Birgit Fischer | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:10

Die Makrone ist verputzt. Noch ein paar Monate und der Typ ist Geschichte! Jetzt noch einen harten Brexit und die EUdSSR ist gelutscht. Dann können wir wieder frei atmen.

Heiko Holzmann | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:11

Emmanuel Macron hat noch ganz andere Probleme.
General Antoine Martinez ,unterstützt von einem ehemaligen Verteidigungsminister, zehn Generälen, einem Admiral und einem Oberst hat sich in einem offenen Brief vehement gegen die Unterzeichnung des UN Migrationspakt gewandt.
Im Orginaltext bei "Resistance Minurne", in zusammengefasster Übersetzung in den "acta diurna"

Wolfgang Tröbner | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:15

Doch wohl nur bei deutschen Politikern von CDU, SPD und Grünen sowie vielen deutschen Journalisten. Bei großen Teilen der deutschen Wähler jedoch eher nicht. Wie kann auch jemand als Hoffnungsträger Europas gelten, der zwar unendlich viele Visionen bezüglich Europas hat, von Anbeginn aber klar gemacht hat, dass seine angedachte Party fast ausschließlich von den Deutschen zu bezahlen ist? Wer Augen hatte, konnte schon bei seiner Amtseinführung sehen, dass dieser selbstverliebte eitle Geck nur heiße Luft produziert.

Tomas Poth | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:50

ohne Auswirkungen auf uns. Frankreich wird sich höher verschulden und damit die Euro-Probleme verstärken.
Es ist an der Zeit mit einer generellen Reform der EU die Fehlentwicklungen wie Euro, quasi gemeinsame Schuldenhaftung und anders mehr zurückzuschrauben. Sonst entstehen dramatischere Konflikte als die der Gelbwesten.

Christa Wallau | Mo., 17. Dezember 2018 - 14:52

... lassen die Franzosen ihren Politikern eben
keine Fehler durchgehen. Sie reagieren relativ schnell mit Abwahl und/oder massiven Protesten.

Man darf nicht vergessen, daß Macrons Beliebtheit bei der eigenen Bevölkerung nie so hoch war, wie sie in Deutschland gejubelt wurde.
Die Beteiligung an der Stichwahl war gering.
Viele Franzosen sahen in Macron von vornherein den abgehobenen Banker, der von der Hochfinanz unterstützt wurde. Und nur die Angst vor einer "rechten" Präsidentin (Marine le Pen)
bescherte der Bewegung "En Marche" einen gewissen Auftrieb.
Von uns Deutschen hatte sich Macron eindeutig mehr Solidarität für seine Arbeitslosen (gemeinsame Kasse!) erhofft, um Druck aus dem Kessel in seinem eigenen Land zu nehmen. Dies ist ihm - Gott-sei-Dank - (noch) nicht gelungen,
und so steigen ihm die abhängten Franzosen eben jetzt rabiat auf's Dach.
Die vielen Geringverdiener und Minijobber in D kämen nie auf die Idee, Angela Merkel derart zu attackieren.

Kostas Aslanidis | Mo., 17. Dezember 2018 - 15:10

die neoliberale Presse. Ein Rothschild Banker, Eingebildet wie ein Pfau. Noch hält die Mauer gegen Le Pen, die Risse sind aber sichtbar.

Klaus Funke | Mo., 17. Dezember 2018 - 15:41

Auf die Mainstream-Medien, die ja Teil des derzeitigen europäischen Systems der Herrschenden sind, hört man besser nicht. Das seien nur Chaoten und Gewalttäter. Das stimmt im Kern nicht, wenn sich auch ein paar Krawallmacher darunter gemischt haben, aber die gab es schon 1789 in Frankreich. Die Gelbwesten sind eine schnell gewachsene Bewegung , der nur noch die politische Führung fehlt - Le Pen bemüht sich diskret, aber auch Melanchon - diese Bewegung wird in andere Länder des europäischen Machtkartells überschwappen und ist schon dabei. Davor haben die z.Z. unbeschränkt Herrschenden wie Merkel, May u.a. panische Angst. Ihre Argumente sind überall dieselben: Die Gelbwesten wären Chaoten und Anarchisten. Nein, das sind sie nicht. Die Gelbwesten sind die letzte Hoffnung der europäischen Völker vor dem völligen Abbau der Demokratie. Vor einem Sozialabbau hinter dem Deckmantel der Migration, vor einem europäischen Krieg gegen Russland, in den uns die USA treiben wollen. CICERO vielen Dank!

Henrik Thörner | Mo., 17. Dezember 2018 - 15:58

Macron galt überhaupt nicht als "Hoffnungsträger Europas" Europa hat ihn nie gekannt und nie gewählt. Die Franzosen haben ihn gewählt. Und auch hier wurde er hauptsächlich gewählt, um LePens FrontNational abzuwehren. Macron erhielt im ersten Wahlgang gerade mal 24%. Unter Beachtung der Wahlbeteiligung von 74% haben also gerade mal ein Fünftel der Franzosen für ihn gestimmt. Auch war Macron ja kein unabhängiger Neueinsteiger sondern Wirtschaftsminister der sozialistischen Vorgängerregierung. Macron ist ein neues Gesicht der außenpolitisch größenwahnsinnigen und innenpolitisch (derzeit) linksideologischen westlichen Elite. Macron hat nichts geändert und wird nichts verbessern. Ich wünschte nur, die Demonstrierenden würden lieber Bücher lesen, anstatt Zeit auf der Straße zu verschwenden. Denn es das eine, Veränderung zu fordern. Aber es ist etwas anderes, die Wege zu Verbesserung zu kennen.

Lothar Thürmer | Mo., 17. Dezember 2018 - 16:15

Es reicht in der Demokratie nicht, "nur" einen richtigen Weg zu gehen. Politik muss eine Mehrheit der Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Ohne Akzeptanz kein Erfolg!

Erfolgreiche Politik ist das Ergebnis eines funktionierenden Zusammenspiels von inhaltlicher Ausrichtung, Stil und Kommunikation.

Man kann Macron nur wünschen, dass er die Krise als Chance begreift und diese nutzt!

Sepp Kneip | Mo., 17. Dezember 2018 - 16:35

Es mag sein, dass sich unter die Demonstranten in Frankreich auch Randalierer gemischt haben. Die Intention der Proteste ist jedoch eine politische. Eine Absage an die Abgehobenheit eines Präsidenten, der mit dem Bürger nichts mehr gemein hat. Macron hatte den Boden unter den Füßen verloren. Die Franzosen waren es leid, von Politikern regiert zu werden, die nur ihre eigene Glorie im Kopf haben.

Wer auch immer hinter Macron und seiner "En marche" steht, hat nicht mehr viel Freude an beiden. Der Phönix, der aus der Asche kam, ist wieder in die Asche zurück gefallen. Zu "phantastisch" erwiesen sich seine Vorstellungen und Visionen. An der realen Welt sind sie zerschellt. Sein Aufstieg war ohnehin unwirklich und zu sehr von Kräften gesponsert, die mit dem einfachen Franzosen nichts am Hut haben. Macron hat auch direkt in die Kerbe dieser Globalisten geschlagen und wurde von seinen Bürgern zurück gepfiffen. Aber ist es mit Merkel nicht auch so? Aber die Deutschen pfeifen leider nicht.

dem Sie sprechen funktioniert bei uns wohl nicht.
Nach den beiden fehlgeschlagenen Projekten der Welteroberung 14/18 und 33/45 läuft nun unter Madame das Projekt Weltenrettung. Darunter gefallen wir uns viel besser. Aber wie es so typisch ist, wir überheben uns mal wieder.

.. eine Lichtgestalt. Er war von Anfang an ein Blender. Nichts weiter als ein aufgeblasener Frosch.

Karin Zeitz | Mo., 17. Dezember 2018 - 16:38

war nie ein Leitstern, sondern nur eine Verlegenheitslösung für die Franzosen,die nur die Wahl zwischen le PEN und ihm hatten, also zwischen Pest und Cholera. Der große Medienhype führte dazu, dass sie Cholera gewählt haben und nun keine Lust mehr haben, die Folgen zu tragen.

Renate Genth | Mo., 17. Dezember 2018 - 17:20

Diesen Hype um Macron habe ich von Anfang an nicht verstanden. Diese eitle Selbstinszenierung wie in einem Spiegelsaal, in dem er vor allem sich selber wiedergespiegelt sieht. Wie sich herausstellt ist er vor allem ein selbstgefälliger, erfahrungsloser Blender und Geck. Diese Unverschämtheit,mit der er über erfolglose Landsleute gesprochen hat und auch zu ihnen, erscheint mir einfach als dumm. Er scheint über eine gewisse Partialintelligenz zu verfügen, aber jemand, der sich in diesen Zeiten als Wiedergeburt von Louis XIV fühlt, scheint mir ein wenig ... na ja. Diese Selbstgefälligkeit ist einfach grotesk. Vor allem hat sie die deutschen medialen Traumtänzer beeindruckt. Mit war der Herr von Anfang zum Kopfschütteln.

Heidemarie Heim | Mo., 17. Dezember 2018 - 17:27

Trotz akribisch durchgestyltem Auftritt mit anmutig majestätischer Kulisse oder gerade deswegen?, ist sein Stern schneller gesunken als er und seine Bewunderer aus EU und den Medien sich auch nur denken konnten in ihrer gewohnten Abgehobenheit. Wobei er sich was die eigene Fehlerkultur betrifft, in nichts von seinen Kollegen(innen) unterscheidet. Man vergisst scheinbar bei dem mehr oder weniger rasanten Aufstieg die einfachsten Stilmittel um sich denen da unten, gemeinhin das Volk genannt, mitzuteilen. Und unter mitteilen verstehe ich keine Verordnungen ohne jedwede Erklärung und samt Verhinderung unbequemer Nachfragen mit dem Hinweis das es das einfache Begriffsvermögen eh` übersteigt. Le President formulierte zwar sehr viel leidenschaftlicher als unsere Grand Dame mit ihrem "Wir schaffen das...!", jedoch unterschätzte er a)die Geduld seiner aufständischen Bürger mit dem "Adel", und b)das unflexible wie eigennützige Beharren einer EU-Bürokratie samt seiner Mitglieder. MfG

Karin Wolter | Mo., 17. Dezember 2018 - 17:42

Was für ein außergewöhnlicher Artikel. Ein kleines Kusntwerk und informativ obendrein. Vielen Dank für den Lesegenuss.

Marc Gause | Mo., 17. Dezember 2018 - 18:46

Frankreich dem es so schlecht geht kann einen höheren Mindestlohn einführen als Deutschland?

Das Frankreich dem es so schlecht geht kann Überstunden ohne Steuern und Abgaben einführen während das reiche Deutschland seinen Arbeitnehmern Steuern auf Überstunden erhebt?

Die Franzosen müssen meht wert sein als wir Deutsche.

Uns gönnt die Elite nicht solche tollen Sachen, stattdessen sollen wir mehr Geld für diese EU und EUro geben.

Maria Fischer | Mo., 17. Dezember 2018 - 19:33

Sehr geehrter Herr Brändle,
ich stimme Ihnen vollkommen zu. So sieht die Situation in Frankreich aus. Sehr gut beschrieben.

Hochmut gegenüber dem Bürger und Eitelkeit auf dem außenpolitischen Parkett.
Das sind leider auch die Hauptprobleme von Frau Merkel.

Dimitri Gales | Mo., 17. Dezember 2018 - 20:20

die Rettung Macrons sein könnte, denn die seit langem ätzenden Sozialprobleme schalten sich nicht von alleine aus, es gärt seit über 40 Jahren. Und vor allem: Es hat sich nichts zum Guten verändert, ganz im Gegenteil. Der frisch gewählte Präsident Chirac sprach in den 90iger Jahren von der "fracture sociale" - Spaltung der Gesellschaft, um diese Worte dann schnell wieder zu vergessen. Die Franzosen sehen jetzt vor der Wahl: Entweder sie zwingen die Macron-Regierung zu einem bürgernahen und sozialen Kurs, oder es drohen autoritäre Massnahmen seitens der Regierung, um der Nation die ultraliberale Richtung, die auch Brüssel-Europa mitbestimmt, aufzuzwingen. Im letzteren Fall drohen dann Verelendung derjenigen, die nicht in das neue Gewinner-und Verlierer-Wirtschaftssystem hineinpassen - und das sind eine ganze Menge.

Folkher Braun | Mo., 17. Dezember 2018 - 23:53

Macron ist der Zombie der französischen Elite, um zu verhindern, dass auch Frankreich sich aus dem Projekt EU verabschiedet. Das ist mit massivem medialen Einsatz ja auch gelungen.
Jetzt geht es aber an´s Fell, denn die offensichtliche Drangsalierung der Bevölkerung wird von derselben abgelehnt. Die 42 Punkte der Bewegung belegen das. Die Zerlegung der arbeitenden Bevölkerung ist vor 15 Jahren dem Schröder bei uns viel besser gelungen ist. Mit großer Unterstützung der Medien.
Ein Franzose ist aber nicht so schnell zu besch$$$en wie der Bundes-Earnie.

Brigitte Simon | Di., 18. Dezember 2018 - 12:27

"Er betritt einen Raum, sieht einen Stuhl und versucht, ihn zu verführen". So beschreibt die
"Washington Post" den französischen Präsiden-
ten. Macrons politische Verführungskünste machten es ihm leicht, sein Volk und die EU im Augenblick zu blenden. Das war sein Wahlkampf.
.Nun wachte Frankreich auf. Der Durchschnitts-franzose läßt sich nicht mehr blenden. Es verfällt
immer weniger der "Macronomie". Sie staunen über den Präsidenten. Mit arroganten Sprüchen macht er sich - nicht nur bei den Arbeitern -
unbeliebt. Sein Reformkurs zerfällt. Seinen innen-politischen Mißerfolg versucht er außenpolitisch zu kaschieren.
Der vermeintlich charmante Macron fand bei seiner "legendären Straßburger Rede" nicht nur Beifall. Er ignorierte die kleineren Mitgliedsländer.
Doch die EU besteht aus eigenständigen Mitglieds-
staaten, deren Bürger selbst bestimmen. Die Sorge
um den schleichenden Verlust der nationalen Sou-veränität an eine anonyme Bürokratie in Brüssel
muß ein Warnsignal

Brigitte Simon | Di., 18. Dezember 2018 - 13:00

für die deutsche Regierung sein. Beim Anblick seiner unreflektierten Arroganz erstaunt es nicht, daß Macrons vorgeschlagenes Reformprogramm für die EU, Euro-Finanzminister, Eurobudget, Eurobonds, Euroeinlagensicherung, Euro...trotz seiner gewesenen Dynamik bis jetzt nirgendwohin
geführt hat.
Gab es tatsächlich eine Macronomie, ist Frankreich
nun ernüchtert. Das wäre der schleichende Verfall
der staatseigenen Souveränität.

dieter schimanek | Di., 18. Dezember 2018 - 18:22

Mit Macron wurde nur in Deutschland und Brüssel gekuschelt, im Rest Europas wurde schnell erkannt mit welchen abstrusen Ideen er punkten wollte. Merkel kuschelte lieber mit, statt nachzudenken aber das kennt man ja. Eine positive Gemeinsamkeit haben beide, den Weg nach unten.

Alfred Kastner | Mi., 19. Dezember 2018 - 12:06

Emmanuel Macron ist im Mai 2017 als großer Hoffnungsträger Frankreichs und Europas angetreten.
Seit er Präsident wurde versucht er, die Deutschen für ein neues Europa zu gewinnen, wirtschaftlich und sozial eng verwoben, einig und selbstbewusst.
Bundeskanzlerin Merkel lässt ihn jedoch sitzen, wohl auch deshalb, weil sie ihm die Übernahme einer Führungsrolle in Europa aus eigenen machtpolitischen Erwägungen nicht gönnt.
Macrons „TGV-Hochgeschwindigkeitszug“ konnte und wollte die „alte, europapolitisch bereits eingerostete Dampflok“ aus Deutschland nicht folgen.
Macron droht aber auch wegen seiner eigenen Überheblichkeit zu scheitern.
Sein Image als "kaltherziger Banker", der ein "Handlanger der Finanzelite" sei, belastet ihn schwer.
Den Gegenbeweis konnte er mittels einer sozial ausgewogenen Politik bislang nicht antreten.
Macron gestaltet sich zusehends zu einem Präsident der Reichen und wird dadurch zu einem Wegbereiter von Marie Le Pen.