
- Krieg der Worte
An britischen Universitäten kippt die Vision einer neuen Selbstbestimmtheit für alle LGBTQ+-Personen in eine autoritäre Dystopie. Feministische Professorinnen beschreiben ein Klima der Angst und fürchten um ihre Lehrstühle. Auf der Strecke bleibt der akademische Diskurs.
Selina Todd hat ihre Stimme verloren. Nicht etwa in einem Schreiduell mit Studierenden in einem Hörsaal. Die feministische Professorin für Moderne Geschichte an der Universität Oxford ist nur schwer erkältet. Deshalb tippt sie beim Video-Interview mit Cicero wortlos ihre Antworten in den Chat: „Ich lasse mich nicht zum Schweigen bringen – weder von einem Schnupfen noch von verschnupften Studierenden.“
Todd gehört zu jener Gruppe feministischer Professorinnen in Großbritannien, die von Transgender-Aktivisten auch physisch unter Druck gesetzt werden. An den britischen Universitäten tobt ein Kampf, der das – ursprünglich – progressive Lager spaltet. Im Kern geht es um die Frage, die auch und gerade die scientific community beschäftigt: Gibt es ein biologisches Geschlecht? Oder ist das Geschlecht eine Frage selbstdeklarierter Identität?