
- Die plötzliche Bevormundung
Nach Wochen des Lavierens bei der Maskenpflicht ist die politische 180-Grad-Wende vollzogen. Noch immer will die Regierung den Eindruck vermeiden, sie könnte hier einen Fehler begangen haben. Doch die Bundeskanzlerin und ihr Gesundheitsminister kommen in Erklärungsnot.
Jetzt ist sie also da, die bundesweite Maskenpflicht. Als letztes verbliebenes Bundesland hat ihre Einführung heute der Stadtstaat Bremen angekündigt. Wobei diese Pflicht, wie etwa in Berlin, nicht generell gilt, sondern zum Beispiel nur für das Fahren in Bussen und Bahnen. Man muss nicht verstehen, warum der Besuch in Supermärkten, Drogerien oder Baumärkten weiterhin auch ohne Maskentragen erlaubt ist. Man würde aber gerne verstehen, woher dieser plötzliche politische Sinneswandel zu dieser neuen „Bevormundung“ kommt. Seit Wochen und Monaten war zu beobachten wie die Bürger anderer Staaten, ob sie nun Südkorea, Österreich oder Tschechien heißen, zum Maskentragen animiert worden sind.
Und die deutsche Regierung? Über Wochen und Monate hatten der Gesundheitsminister Jens Spahn, der RKI-Chef Lothar Wieler, der Generalbundesvirologe Christian Drosten und selbst die Bundeskanzlerin den Nutzen von Masken heruntergespielt, um zugleich zu sagen, sie seien nur wichtig und richtig für das Krankenhauspersonal. Dabei hatte niemand bestritten, dass die sensiblen Bereiche am besten ausgestattet sein müssen. Im Gegenteil, in jedem Pandemieplan war nachzulesen, dass es hierfür ausreichenden Vorrat geben muss. Es gab ihn aber schlicht nicht. Ein eindeutiges und belegbares Versäumnis der Verantwortlichen. Es sei jetzt nicht die Zeit von Schuldzuweisungen, sagten da viele. Klar, die Regierung brauchte offensichtlich die Unterstützung der Opposition, der Medien und der Bevölkerung. Aber darum geht es nicht. Es geht jetzt wieder um eine alte Normalität: Es geht darum, zu sagen, was ist. Und das tat die Regierung nicht.
Sie bemühte stattdessen samt ihrer Experten immer und immer wieder folgende Argumente:
1. Masken schützen nicht
So vehement wie Jens Spahn inzwischen eine Differenzierung zwischen sogenannten Alltagsmasken (Volksmasken) und FFP2-/FFP3-Masken einfordert, so beharrlich wurde eben diese Unterscheidung wochenlang von Seiten der Regierung ignoriert. Vollkommen verkürzt und vereinfacht wurde immer und immer wieder unters Volk gebracht, Masken würden gar nicht schützen. Korrekt, die einfachen OP-Masken oder selbstgenähte Dinger aus Stoff oder Staubsaugerbeuteln schützen nicht den Träger vor dem Virus, wohl aber die anderen. Wenn also jeder eine solche Maske trägt ist jeder zumindest besser geschützt. Normale Masken würden hingegen nur gegen den häufigen „Griff an Mund und Nase - also die Schmierinfektion“ helfen, sagte etwa der Virologe Christian Drosten. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, sagte, ein Mundschutz sei „reine Symbolpolitik“ und „hilft aber so gut wie gar nicht“. Und Ende Januar sagte Gesundheitsminister Jens Spahn gar zu Bild: „Ein Mundschutz ist nicht notwendig, weil der Virus gar nicht über den Atem übertragbar ist.“