
- Lockstoff namens Lockerung
Die Bundesregierung bereitet die Bevölkerung zunehmend auf ein Ende der harten Maßnahmen vor. Das Strategiepapier einer Forschergruppe für das Kanzleramt, das „Cicero“ exklusiv vorliegt, gibt Hinweise auf die Kriterien der vergangenen und künftigen Entscheidungen. So könnte es weitergehen.
Woche um Woche fordert der verordnete Lockdown zum Schutz vor dem Coronavirus mehr und mehr Opfer in anderen Bereichen. Ob es sich dabei um wirtschaftliche, soziale oder andere gesundheitliche Folgen handelt – jeder weitere Lockdown-Tag lässt mehr Fragen nach dessen Verhältnismäßigkeit aufkommen, insbesondere dann, wenn die sogenannte Reproduktionsrate unter 1 fällt. Das weiß auch die Bundesregierung, weshalb sie in Abstimmung mit den Bundesländern vom Lockdown auch allmählich zur Lockerung übergeht – vorausgesetzt ein erneuter Anstieg der Fallzahlen bleibt aus. Eine Strategie, die von der Regierung immer wieder als „Fahren auf Sicht“ bezeichnet wurde.
Eine Gruppe von Wissenschaftlern berät die Bundesregierung hinsichtlich dieser Strategie, darunter Professoren des Helmholtz-Zentrums, der LMU München und vom Max-Planck-Institut. In einem 21-seitigen Papier, das Cicero vorliegt (hier können Sie das komplette Dokument einsehen), beschreiben die Forscher unter den Schlagworten Kreativität – Verantwortung – Transformation „grundlegende Voraussetzungen für die progressive Lockerung des COVID-19 Lockdown“. Nach Cicero-Informationen hat die Bundeskanzlerin das Papier selbst gelesen. Es ging außerdem nicht nur an das Bundeskanzleramt, sondern auch an das Bundesinnenministerium und die Ministerpräsidenten. Teile der Empfehlungen des interdisziplinären Forscherteams finden sich bereits jetzt im Handeln und Kommunizieren der Regierenden wieder.