Solarpark und Windpark bei Morschheim / picture alliance

Dekarbonisierung - Scholz' Wirtschaftswunder ist eine Illusion

Das von Olaf Scholz verheißene Wirtschaftswachstum durch die beschleunigte Dekarbonisierung wird es nicht geben, im Gegenteil. Umso wichtiger ist es, so günstig wie möglich zu dekarbonisieren.

Prof. Dr. Stefan Kooths

Autoreninfo

Prof. Dr. Stefan Kooths ist Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) und Professor für Volkswirtschaftslehre an der BSP Business and Law School Berlin.

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Die Transformation der Wirtschaft hin zu CO2-Neutralität binnen einer Generation könnte ambitionierter kaum sein. Denn die bisherige Dominanz fossiler Energien hat einen einfachen Grund: Sie sind günstig zu haben, sofern von externen Effekten abgesehen wird. Auf sehr lange Sicht würde die Weltwirtschaft mit knapper und damit teurer werdenden fossilen Rohstoffen von allein auf andere Energieformen umsteigen. Damit gingen jedoch noch CO2-Emissionen einher, die aus klimapolitischen Gründen vermieden werden sollen. Entweder muss daher ein Großteil der fossilen Rohstoffe im Boden bleiben oder das bei ihrem Einsatz austretende CO2 abgeschieden werden (CCS).

Umso erstaunlicher klingt die Aussicht auf eine doppelte Dividende, wonach der politisch beschleunigte Dekarbonisierungsprozess ein „Wirtschaftswunder“ bescheren könne „mit Wachstumsraten wie in den 50er und 60er Jahren“ (Olaf Scholz). Diese Verheißung wird eine Illusion bleiben, denn das Wirtschaftsleben kennt keine Wunder. So zeigt sich in den damals hohen Wachstumsraten lediglich das Aufholen nach der Verwüstung im Zweiten Weltkrieg. Ein sofortiger Ausstieg aus fossilen Energien (Abschalten aller Kohlekraftwerke und Stopp der Öl- und Gasimporte) würde dieses Muster wohl replizieren. Allerdings ginge den hohen Wachstumsraten erneut ein ökonomischer Zusammenbruch voraus, und die Wirtschaftsleistung bliebe auf lange Zeit unter dem sonst möglichen Niveau. Ein gradueller Prozess vermeidet solche Brüche, lastet aber auf den Wachstumsraten.

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Armin Latell | Di., 8. August 2023 - 20:27

Ein wirklich unglaubliches Märchen. Niemand zweifelt an dieser 'bösen CO2' Erfindung. Ohne diese Spurengas kein Leben auf diesem Planeten. In seiner Geschichte gab es schon nachweislich wesentlich höhere Anteile in derAtmosphäre, ganz ohne den Menschen. Die Klimascharlatane haben ausser selbst erstellten Klimamodellen keinerlei Basis für ihre Religion. Dem Rest der Welt ist es nur recht, wenn die weltweiten Besserwisser sich selbst aus dem Rennen schießen. Auch für den Autor scheint das Märchen leider die Wahrheit

Armin Latell | Di., 8. August 2023 - 20:33

der Professor recht: das behauptete Wirtschaftswunder ist eine Illusion, besser noch, eine Lüge. Schon alleine deswegen, weil die zugrunde liegende Behauptung des Klimawandels durch CO2 eine Lüge ist.

Hans Jürgen Wienroth | Di., 8. August 2023 - 22:30

Bei der Energiewende in Deutschland müssen sich nicht nur die Investitionen in Wind- und Solarkraftwerke rentieren, was bei Wirkungsgraden von geschätzt unter 25% der nominal installierten Leistung schon schwer wird. Es müssen auch zusätzlich Back-up-Lösungen in Form von konventionellen Kraftwerken vorgehalten werden, die ebenfalls nur in Teillast laufen. Bei dem neuen Gasturbinenkraftwerk in Bayern wird eine Betriebsdauer von ca. 1500 h (das Jahr hat ca. 8800 h) erwartet. Damit lässt sich kein Geld verdienen. Wird der Strom mit Gasturbinen aus Wasserstoff produziert, dann steigen die Kosten durch schlechte Wirkungsgrade auf ein Vielfaches.
Damit lässt sich im internationalen Wettbewerb keine Industrie betreiben. Von der fehlenden Energiemenge (auf Deutschlands Fläche lässt sich nicht ausreichend Energie aus Wind und Sonne produzieren) will ich nicht reden.
Unsere Politik hat Visionen, die nichts mit der Realität zu tun haben.

Christoph Kuhlmann | Mi., 9. August 2023 - 01:41

Die Dekarbonisierung ist auch umweltpolitisch wenig sinnvoll, wenn man sie global betrachtet. Die Kohlenstoffe bleiben nicht in der Erde, denn wenn die Nachfrage sinkt, werden sie billiger und damit steigt die Nachfrage andernorts. Solange es kein globales Preisregime gibt, schwächt die CO₂ Bepreisung den Wirtschaftsstandort Europa und muss deshalb Maßvoll eingesetzt werden. Natürlich ist ein Stimuli zum vermehrten Einsatz dezentraler, regionaler Energiequellen sinnvoll, wenn man nicht alle paar Jahrzehnte eine Energiekrise erleben will, oder potenziellen Aggressoren Hochwertziele auf dem Silbertablett liefern will, jedoch ist gerade der Umbau kostspielig. Die Investition privaten Kapitals darf nicht erzwungen werden, sondern muss aus Überzeugung geschehen. Doch gerade dazu muss man den Menschen genug Geld lassen.

Peter Sommerhalder | Mi., 9. August 2023 - 09:29

Dort wo es windet den Wind nutzen, wieso nicht?
Dort wo die Sonne scheint die Sonne nutzen, wieso nicht?

Aber doch nur als Zusatz. Deutschland, diese grosse Industrienation, ist doch auf bezahlbare, konstante/zuverlässige Energie angewiesen.

Ist denn das so schwer zu verstehen...?

Keppelen Juliana | Mi., 9. August 2023 - 11:30

Antwort auf von Peter Sommerhalder

aber nicht mit der Brechstange und ohne zu wissen wie man die Materialien die man in die Welt setzt nachhaltig wieder entsorgt. Alte Windräder vergraben und alten Photovoltaikschrott nach Afrika ist keine Lösung.

Hans Jürgen Wienroth | Mi., 9. August 2023 - 11:53

Antwort auf von Peter Sommerhalder

Wenn wir dem Wind mit tausenden von Windrädern Energie entziehen, wer fügt diese wieder zu? Gilt in der Meteorologie der Energieerhaltungssatz nicht? Hat es keinen Einfluss auf Wetter und Klima, wenn Windräder die Luftströmungen behindern oder umleiten?
Sind das alles nur Wahrheiten von reichen „Philantropen“?

Brigitte Miller | Mi., 9. August 2023 - 13:33

Antwort auf von Peter Sommerhalder

"nutzen". Leider haben die "Erneuerbaren" etliche hochschädliche Nebenwirkungen auf die Natur, ja, sie sind nachgerade Naturzerstörerisch, dies bei Ineffizienz. Also besser nicht , jedenfalls nicht im angestrebten grossen Stil.

Dr. Ronaldf Barker | Mi., 9. August 2023 - 12:25

Und lieber Herr Sommerhalder, was ist so schwer am Gesetz von Betz zu verstehen...? ...-:)

Tomas Poth | Mi., 9. August 2023 - 12:53

Eine Wirtschaft die einen erhöhten Einsatz, einen Mehraufwand erfordert, um das gleiche Ergebnis, nämlich die durchgängige Energieversorgung, zu erzielen, ist eher eine wunderliche Wirtschaft!
Wer will gerne die doppelte Arbeitsleistung oder mehr erbringen, um den Lebensstandard halten zu können?

Die Erzählung vom bösen CO2 wird bei Zeiten durch ein neues Schreckensszenario abgelöst.
Das CO2 tritt in den Hintergrund. Eine neue Erzählung wird den Menschen zu erneutem Wirtschaftswachstum/Arbeitsleistung antreiben, damit kein Müßiggang, keine Langeweile aufkommt.