Sitz der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin / Linus Lintner

697 Millionen für Parteistiftungen - Kartell der Selbstbediener

Hunderte Millionen Euro Steuergeld schieben die Parteien jedes Jahr ihren Stiftungen zu. Unter anderem betreiben die ein weltumspannendes Netz aus Stiftungsbüros, die als parteipolitisch agierende Schattenbotschaften dienen. Doch nun gerät das System ins Wanken.

Daniel Gräber

Autoreninfo

Daniel Gräber leitet das Ressort Kapital bei Cicero.

So erreichen Sie Daniel Gräber:

Bei den Genossen gilt ein ehernes Gesetz: Wer sich für die SPD aufopfert, hält danach die Hand auf. Irgendetwas muss hinterher doch noch drin sein – ein schöner Posten zum Beispiel, der vor dem Fall in die Bedeutungslosigkeit bewahrt. So war es auch im Jahr 2012, als Kurt Beck seinen Rücktritt vom Amt des rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten ankündigte, um seiner jüngeren Nachfolgerin Malu Dreyer Platz zu machen. 

Für ihn war klar: Die deutsche Sozialdemokratie schuldet ihm dafür etwas. Er wollte den Chefsessel der Friedrich-Ebert-Stiftung. Im Stiftungsvorstand kam es deshalb zum Eklat. Denn eigentlich sollte und wollte der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck, der die SPD-Stiftung seit zwei Jahren führte, Vorstandsvorsitzender bleiben. Als Struck im Dezember 2012 an den Folgen eines Herzinfarkts starb, war der Weg für Kurt Beck frei. Inzwischen ist Martin Schulz Vorstandsvorsitzender der Stiftung. Auch er musste – nach seinem aufopferungsvollen und aussichtslosen Kampf als Kanzlerkandidat – nach sozialdemokratischer Tradition versorgt werden. Bei anderen Parteien läuft es ähnlich.

Cicero Plus weiterlesen

  • Monatsabo
    0,00 €
    Das Abo kann jederzeit mit einer Frist von 7 Tagen zum Ende des Bezugzeitraums gekündigt werden. Der erste Monat ist gratis, danach 9,80€/Monat. Service und FAQs
    Alle Artikel und das E-Paper lesen
    • 4 Wochen gratis
    • danach 9,80 €
    • E-Paper, App
    • alle Plus-Inhalte
    • mtl. kündbar

Bei älteren Beiträgen wie diesem wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen. Wir bedanken uns für Ihr Verständnis.

Luigi | Mo., 4. Dezember 2023 - 08:31

Bravo. Mir war schon klar, dass die Parteienstiftungen prima Versorgungsposten für abgehalfterte Parteisoldaten bieten. In Zeiten knapper Kassen trotz Rekordsteuereinnahmen ist es wichtig dass auf solche Auswüchse hingewiesen wird. Der Ausschluss der Pariapartei AfD verstößt gegen das allgemeines Gerechtigkeitsempfinden des Souveräns. Dafür muss man kein AfD Fan sein. Typisch, dass keine Deckelung der Budgets vorgesehen ist. Transparenz ist wichtig. Cicero muss weiter an dem Thema dran .bleiben

Urban Will | Mo., 4. Dezember 2023 - 08:44

nicht verwunderlich. Immer wenn in Deutschland das Wort „Demokratieförderung“ oder „ für die freiheitlich demokratische Grundordnung“ fällt, muss man sehr aufpassen.
Wir sind ja längst zur Bananenrepublik verkommen und somit sind solche Dinge zu erwarten. Aber was am meisten ärgert: Immer noch hockt der größte Teil des Michels da mit seiner Mütze und lässt es geschehen. Allerdings: der Anteil dieser Spezie Michel scheint abzunehmen, immer weniger lassen sich für dumm verkaufen.
Diese Stiftungen sind das genaue Gegenteil von „Demokratieförderung“ und dass sie sogar nonchalant auch mit Verbrechern und Chaoten zusammenarbeiten setzt dem ganzen die „Krone“ auf.
Dass sogar das höchste Gericht da mitspielt und quasi sagt: Hey, Ihr Altparteiler, so einfach aus der hohlen Hand heraus geht das Ausgrenzen der AfD nicht, aber macht doch einfach ein Gesetz, das die „Bösen“ leer ausgehen lässt und gut is.
Aber gut, es wird auch ohne reiche Stiftung möglich sein, diesen Saustall auszumisten.

Irgendwie nicht so abwegig, dass Parteien zur Selbstkontrolle Parteimitglieder einsetzen. Hin und wieder gibt es gelegentliche Meinungsverschiedenheiten. Aber alle eint das Interesse, die Einnahmen ihrer Organisationen zu maximieren und die Macht auszubauen. Und da wird mit allen Tricks versucht die Konkurenz klein zu halten. Denn wer immer der "Monopolist" ist, bestimmt wo es lang geht.
Natürlich können diese Steuer-Ausbeuter nicht mit Gewalt regieren, sie müssen durch "Meinungsmache" regieren. Die Bevölkerung muss dazu gebracht werden, die Machenschaften zu akzeptieren und als normal zu empfinden.

dass wir in einer Bananenrepublik leben, Leute wie Sie und einige wenige im AfD-Umfeld einerseits verstehen, was wirklich los ist in diesem Land, Sie aber andererseit nur von Dummköpfen umgeben sind, die Sie konstant als blöde Michels bezeichnen....

Ok, ich verstehe schon, Sie können nicht anders....in in Ihren "Beiträgen" soll verbale Holzhackerei Argumente ersetzen. Wer nichts zu sagen hat, macht eben Radau..

Ihr verbales Herumgepolter können Sie sich gerne für Heim und Hof aufsparen, gehen Sie doch damit Ihrer Familie oder Ihren Parteigenossen auf die Nerven, denen Sie doch garantiert ständig und übereifrig vor die Füße werfen, dass nur die "blauen Konservativen (sic) uns noch retten können.

Und lernen Sie, wie man argumentiert. Dann müssen Sie nicht mehr so viel pöbeln..

„auf die Nerven gehen“ könnte, nur „leider“ sind viele davon meiner Meinung – ohne, dass ich sie hierzu hätte überreden müssen. Meine Älteste, Erstwählerin bei der Bayernwahl, wählte voller Überzeugung die Blauen. Sie hat jetzt schon die Schnauze voll von diesen Irren in Berlin oder München.
Und wegen Ihres tollen 47000 – Vergleiches... Wir könnten ja mal vergleichen, ob ich öfters über die Bananenrepublik geschrieben habe als sie Ihren immer gleichen Sermon über die Blauen heraus lassen.
Ich glaube, da sind Sie mir weit voraus.
Und bitte... machen Sie sich nicht noch lächerlicher als Sie es eh schon sind... Reden bitte Sie nicht über „Herumpoltern“ oder Pöbeln. Ich lasse mich ja gerne kritisieren, aber nicht von Gestalten wie Ihnen, deren einzige Argumente nur im Herumpoltern bestehen.
Ach ja... die „Dummköpfe“.Bisher habe ich Sie da ja heraus gehalten. Aber da Sie immer noch nicht kapiert haben, wen ich damit meine, muss ich meine Einstellung wohl revidieren.

Gerhard Lenz | Mo., 4. Dezember 2023 - 09:15

wer sich denkt, Herr Gräber beginne sein vernichtendes Urteil über Parteistiftungen rein zufällig mit der angeblichen Geldverbrennung durch Sozialdemokraten, Denn selbstverständlich sind Konservative oder Liberale kein Deut "besser" oder "schlechter". Und selbst die rechtsextreme AfD möchte gerne Gleiches tun.

Natürlich ist die Kritik am angeblich weltumspannenden Netz von Stiftungsbüros eine höchst plakative und durchaus übertriebene Aussage, die bei manchem, zu Dauererregung neigenden Cicero-Foristen, eben schneller die gewohnte Betriebstemperatur einstellen dürfte. Stiftungen haben durchaus ihren Sinn. Und wenn sie in Ländern wie Russland, dessen Entwicklung zu einem faschistischen Staat in DE lange gerne übersehen wurde, schon mal den Finger in die Wunde legen, ist das durchaus sinnvoll.

Etwas mehr Differenzierung wäre angebracht. Sonst bleibt wieder nur der Geschmack des Schlechtschreibens und des üblichen "Bashings" zurück.

Günter Johannsen | Mo., 4. Dezember 2023 - 12:06

Antwort auf von Gerhard Lenz

Bei bestimmten Stiftungen, die Linksextreme frühere Stasi-Mitarbeiter in er Leitung haben, kann man doch gut sparen. Die gewisse IM-Victoria-Stiftung wird jährlich mit rund 2,5-Millionen vom Steuergeld "gesponsert". Oder auch: China bekommt jährliche Zuwendungen "Fast 10 Milliarden Euro seit 1979. 630 Millionen Euro: Warum Deutschland Entwicklungshilfe an Weltmacht China zahlt... " (Focus)
Genau da muss Scholz/Lindner zuerst sparen, bevor dieses Ampel-Kabarett Steuern erhöhen will!

Walter Bühler | Mo., 4. Dezember 2023 - 14:57

Antwort auf von Gerhard Lenz

was die Parteistiftungen in Moskau in den vergangenen Jahrzehnten getan haben, um den "faschistischen Staat" zu verhindern. In meinem Gedächtnis ist davon nichts hängen geblieben. Putin hat doch trotz der deutschen Parteistiftungen, die (Ihrer Meinung nach) so tapfer "ihren Finger in die Wunde gelegt" haben (?), die Macht behalten.

Könnte es vielleicht nicht sogar sein, dass die Stiftungs-Arbeit vielleicht auch dazu beigetragen hat, dass sich Russland vom Westen immer stärker bedroht gefühlt hat?

Na ja, und die Wiederbelebung der Erb-Feindsschaft zwischen Deutschland und Frankreich durch die Heinrich-Böll-Stiftung ist doch irgendwie keine wirkliche Heldentat.

Aber Sie haben ja Recht, ich will kein Schlechtschreiben und Bashing betreiben. Das machen unsere medialen Obrigkeitsbüttel in der Tat ja schon in ausreichendem Maße!

Sabine Jung | Di., 5. Dezember 2023 - 10:56

Antwort auf von Gerhard Lenz

mir fällt bei Ihrem Beitrag nur eines ein: Getroffene Hunde bellen, wauw wauw.
Das ist schon unangenehm, wenn einem dann am Ende der Sessel weggezogen wird, auf welchem man doch so herrlich bequem Platz genommen hatte.
Der kluge Cicero-Leser hat das aber erkannt.

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 4. Dezember 2023 - 09:16

Machen die parteinahen Stiftungen Deutschlands mit ihren Aktivitäten im Ausland nicht z. T. genau das, was der CIA vielfach vorgeworfen wurde? Sind deshalb diese Stimmen leiser geworden? Sind die dt. Stiftungen ggf. auch an Umstürzen in anderen Ländern beteiligt? Diese Frage könnte berechtigt sein, wenn man dies liest. Allein das wäre ein Argument, die Unterstützung aller Stiftungen einzustellen.

Am perfektesten nutzen die Grünen darüber hinaus das außerparlamentarische politische System. Sie leiten neben ihrer Parteistiftung inzwischen auch (fast?) alle staatlichen „Energieagenturen“ mit ihren (Ex-) Politikern, haben den Verbraucherschutz „gekapert“ und besetzen immer mehr Spitzenpositionen bei den Gewerkschaften mit dem entsprechenden politischen (und juristischem?) Einfluss.
Ist die grüne Ideologie als neue Religion („Opium des Volkes“) das Verbindungsglied, gegen das kein (noch so fundiertes) Argument zählt?

Walter Bühler | Mo., 4. Dezember 2023 - 09:23

Nun, so sehen es jedenfalls Berufspolitiker bzw. Parteifunktionäre.-

Die Partei-Stiftungen dienen aber nicht nur der Alterversorgung führender Funktionärskollegen und der Neben-Außenpolitik der Regierungsparteien (übrigens genau wie die bequemen Sessel im Europa-Parlament).

Sie möblieren auch die ideologische Blase, in der Funktionäre denken und agieren. Die Stiftungs-"Wissenschaftler" schmieren ihren Mutterparteien nur Honig um den Bart, statt sie mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Und die (wenig kritischen!) Funktionäre sind nur allzugerne bereit, diesen "wissenschaftlichen Honig", diese ideologisch verfälschte Wirklichkeit für bare Münze zu nehmen.

Parteistiftungen sind in diesem Sinne staatlich finanzierte "Think-Tanks" für Berufspolitiker, und richten in dieser Funktion viel Schlimmes an.

Ernst-Günther Konrad | Mo., 4. Dezember 2023 - 09:29

(1) Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muß demokratischen Grundsätzen entsprechen. Sie müssen über die Herkunft und Verwendung ihrer Mittel sowie über ihr Vermögen öffentlich Rechenschaft geben.
Die Parteien haben sich längst dieses Staates bemächtigt. Es bedarf journalistischer Recherche, halbwegs offen zu legen, auf welchem Weg sich diese "Partei-Clans" finanzieren. Eigentlich gehören diese Parteienstiftungen abgeschafft oder für alle gleich gedeckelt finanziell beschränkt. Stattdessen dient es wie bei GEZ auch, "verdienten" Mitarbeitern eine üppige Versorgung zu garantieren. Dieser Staat ist inzwischen von Grund auf korrupt. Und was die AFD - Klage anbetrifft wird das BVerfG schon sehen, dass man die Schmuddelkinder vom Trog fernhält. Besser wäre es, diese Finanzierung abzuschaffen, aber wer würde das schon machen? Nicht mal die AFD, da sind sich alle Parteien einig.

Wolfgang Tröbner | Mo., 4. Dezember 2023 - 11:10

Die Altparteien SPD, Grüne, FDP, CDU/CSU und Linke sind nichts weiter als Raubritter und Wegelagerer, die sich den Staat zur Beute gemacht haben: Sie plündern die Staatskassen und damit uns Steuerzahler. Zu dieser Plünderung des Staates gehört die staatliche Parteienfinanzierung. Die Parteien beuten also den Teil der Bevölkerung aus, der arbeitet. Der Teil der Bevölkerung, der nicht arbeitet (insbesondere, weil er keine Lust dazu hat), profitiert allerdings von diesem Raubrittertum in Form von Bürgergeld. Das Ganze wird freundlicherweise von der räuberischen Politik kaschiert als "sozial". Machen wir uns nichts vor: Ein großer Teil der Politiker ist ungebildet und arbeitsscheu und hätte auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen auf einen lukrativen Job. So aber profitieren sie entweder vom Geld der Parteien, das sich diese vom Staat abzweigen, oder direkt vom Staat (gut bezahlte Posten). Man sieht mittlerweile sehr deutlich, wohin uns dieses System der nichtsnutzigen Raubritter führt.

Ronald Lehmann | Mo., 4. Dezember 2023 - 14:29

Danke - Chapeau lieber Herr Gräber, lieber Cicero

Ihr habt den richtigen Pfad eingeschlagen & dies ist schon am Kommentar von Herrn Lenz & sein Wolfsgeheul (ich weiß Herr Lenz, sie haben ein dickes Fell & können meine Aussage ertragen 😉) wunderbar erkennbar

& hier sind wir beim Hauptproblem angekommen

dem WERTVERFALL nach der Devise "HART, aber FAIR"

Heutzutage nur noch
"Orwell-Kuschlig weich & Stromlinienförmig angepasst"

Henri Lassalle | Mo., 4. Dezember 2023 - 15:56

sind ganz gut organisiert. Ohne Seilschaften wäre der ausgesprochen dienstbeflissene, geschmeidige und immer nett lächelnde Herr Schulz niemals Kanzlerkandidat der SPD geworden. Auch bei Merkel gab es so etwas: Man erinnere sich an die anteilnehmende Versorgung der Dame, die durch einen fragwürdigen Doktortitel in Verruf geriet. Wo Macht ist, da ist auch Geld und Geldverteilung. Allerdings sollte man in einem demokratischen System mehr Leistung und Persönlichkeit honorieren statt Zugehörigkeit zu einer Clique - in Deutschland ist dies nicht immer der Fall.

Heidemarie Heim | Mo., 4. Dezember 2023 - 16:15

Per Gesetz aus dem zahnlosen Tiger Bundesrechnungshof eine nicht durch die Politik zu besetzende, wirklich von der jeweiligen Regierung unabhängige Sonderbehörde machen. Mit umfassenden Vollmachten und Kontrollmöglichkeiten ausgestattet, die z.B. bei Ungereimtheiten eine sofortige Überweisungsmöglichkeit/Klage bei Gerichten bis zum Bundesverfassungsgericht zu ermöglichen. Ansonsten gehören ohne wenn und aber alle finanziellen Verstrickungen, staatliche Zuwendungen aller Art und die bisher nur ohne jedweder Konsequenzen übermittelten Verschwendungen, m.E. Veruntreuungen von Steuergeldern, Umgehungen, Lücken, Absprachen usw. JÄHRLICH! aufgedeckt und namentlich auf den Tisch! Nur so kann man diesen rund um die Uhr geöffneten Selbstbedienungsladen für NGOs, Stiftungen, Parteien, ÖRR, Kirchen, abgehalfterte Politiker usw. schließen! MfG