
- Billiger als Pappkulissen
Nazis, Russen, Cops und Serienkiller: Die deutsch-kanadische Serie „The Defeated“ hat von allem etwas - und genau das ist das Problem. Das Drehbuch wirkt, als wäre es von einem Algorithmus geschrieben worden.
Fernsehserien seien das neue Kino, hieß es vor einiger Zeit, die inzwischen unendlich lange her scheint. Inzwischen sind Fernsehserien eher die neuen Groschenromane, mit denen Sender und Streamingdienste in der Corona-Zeit ihre Programme und ihre Bandbreite füllen müssen, um dem nicht nachlassenden Bedarf der Zuhausebleiber und Stubenhocker nachzukommen. Dabei ist die Zahl der originellen Ideen endlich, und manch ein Format scheint von ebenjenen Algorithmen geschrieben zu sein, mit denen etwa auf Netflix die Zuschauerinteressen analysiert und in ein Empfehlungssystem umgegossen werden: Wenn Sie Serie X gesehen haben, dann könnten Ihnen auch Serien Y und Z gefallen.
Ein jüngstes Beispiel ist „The Defeated“, eine deutsch-kanadische Koproduktion unter Beteiligung des ZDF, geschrieben und inszeniert von dem schwedischen Regisseur Måns Mårlind („Die Brücke“), mit dem Kanadier Taylor Kitsch und der Deutschen Nina Hoss in den Hauptrollen. Kitsch spielt den Polizisten Max McLaughlin vom New York Police Department, der im Nachkriegsberlin von 1946 beim Aufbau der Polizei helfen soll, Nina Hoss ist seine deutsche Kollegin Elsie Garten. Gleichzeitig ist Max aber auch auf der Suche nach seinem Bruder Moritz (sic!), der nach dem Vorbild der sieben Streiche in Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ ehemalige Nazis zur Strecke bringt. Es stellt sich nämlich heraus, dass Max und Moritz McLaughlin eine deutsche Mutter hatten, die offenbar Wilhelm Busch so sehr liebte, dass sie ihre beiden Söhne nach dessen berühmten Lausbuben benannte. Warum dann allerdings der ältere Bruder Moritz heißt und der jüngere Max, obwohl es umgekehrt doch naheliegender wäre, bleibt eines der vielen Rätsel dieser Kolportage.