Man kennt sich, man hilft sich: Jury des Preises der Leipziger Buchmesse 2021 / dpa

Preisvergabe und Vetternwirtschaft - Der Kulturfilz

Der Bericht von Ronya Othmann und Juliane Liebert aus einer Literaturjury könnte nur die Spitze des Eisbergs sein. Darunter scheint ein bislang verborgener Selbstbedienungsladen zum Vorschein zu kommen.

Autoreninfo

Björn Hayer ist habilitierter Germanist und arbeitet neben seiner Tätigkeit als Privatdozent für Literaturwissenschaft als Kritiker, Essayist und Autor.

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Als Phalanx für die Freiheit, als Bastion für autonomes Denken und Pluralismus – so geriert sich der Kulturbetrieb nur allzu gern. Aus dieser Position heraus erheben seine Vertreter bewährt überall dort den Zeigefinger, wo Intoleranz die eigenen hehren Ideale bedroht.

Schwierig wird es hingegen, wenn man in den eigenen Reihen die nach außen propagierten Werte nicht lebt. So just zu beobachten bei der Vergabepraxis des Internationalen Literaturpreises des Hauses der Kulturen der Welt, in die ein Bericht der ehemaligen Jurymitglieder Juliane Liebert und Ronya Othmann bedenkliche Einblicke gibt. Sie seien beeinflusst worden, hätten Diversity-Belangen den Vorrang gegenüber ästhetischen Argumenten geben sollen. Dass sie die Interna ans Tageslicht der Öffentlichkeit brachten, wertet Andreas Platthaus in der FAZ als Tabubruch, handelt es sich doch um einen veritablen Verstoß gegen die Vetraulichkeit. Zugleich war er dringend nötig, als Stein des Anstoßes, um den ganzen Filz bei Preisvergaben und Jurybesetzungen in der Branche offenzulegen.

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Edwin Gaza | Do., 23. Mai 2024 - 18:01

Kultur ist Links.
Je linker im Zeitgeist, um so mehr Kunst.
Es war schon immer so und wird es bleiben.

Heidemarie Heim | Do., 23. Mai 2024 - 18:24

Da hab` ich ja noch mal Glück gehabt werter Herr Hayer;)! Denn ich bin eine ausgewiesene Kulturbanausin. Besonders was die Literatur betrifft. Ich habe mir in jungen Jahren einmal ein mit der Zeit tonnenschweres Buch Abo "Die Nobelpreisträger der Literatur" aufschwatzen lassen. Aber einen Tolstoi in 4 Wochen lesen und verstehen bis das nächste Werk kam konnte ich glattweg vergessen. Ich glaube das 1907er "Dschungelbuch" von dem bis dato jüngsten Träger des Preises Rudyard Kipling stellte keine dermaßen Überforderung für mich dar;)! Wie gesagt und wie ich Ihrem Beitrag entnehmen kann nix wissen bzw. die ein oder andere lebenslang gepflegte Literatur-Wissenslücke helfen
Enttäuschungen hinsichtlich aktueller preisgekrönter Häupter zu vermeiden. Ich sag mir immer: "Besser ein geringes als gar kein Niveau." MfG

Wolfgang Tröbner | Fr., 24. Mai 2024 - 10:26

bei nationalen Literaturpreisen ausgezeichnet werden? Wer hat schon mal ihre Werke konsumiert? Und sind die wirklich relevant? Und dann stellt sich auch gleich die Frage: Warum werden Autoren wie die jüngst in Großbritannien mit dem international renommierten Booker-Preis ausgezeichnete Jenny Erpenbeck hierzulande von den hiesigen Jurys so konsequent ignoriert? Warum findet man so selten in Mainstream-Medien Buchbesprechungen wirklich relevanter Autoren? Was ist das für ein schräger Kulturbetrieb ...