Teufelskreis: Taut der Permafrost auf, werden dabei etliche Tonnen Treibhausgase freigesetzt, die den Klimawandel noch weiter befeuern / dpa

Permafrost - Tauende Tiefkühltruhe

Noch vor 20.000 Jahren lagen über weiten Teilen Nordamerikas, Europas und einigen Gebieten im Westen von Sibirien mächtige Gletscher. Die Dauerfrostböden Sibiriens und Nordamerikas erzählen von dieser längst vergangenen Zeit. Doch seit der Klimawandel den hohen Norden viel schneller als den Rest der Welt aufheizt, steigen in dieser Tiefkühl­truhe die Temperaturen. Die gefrorenen Böden entpuppen sich so als Spielmacher des Klimawandels.

Autoreninfo

Roland Knauer ist Journalist und promovierter Naturwissenschaftler.

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Nicht nur im Winter ähneln die endlosen Weiten der nördlichen Teile Sibiriens und Nordamerikas einer überdimensionalen Tiefkühltruhe. Auch wenn manchmal die Sommerluft bei Temperaturen über 30 Grad Celsius flimmert, Heerscharen fliegender Plagegeister gnadenlos jeden Millimeter ungeschützter Haut malträtieren und das Land sich in eine unwirtliche Sumpflandschaft verwandelt, bleibt der Boden meist schon in wenigen Dutzend Zentimetern Tiefe das ganze Jahr über fest gefroren. Zumindest heute noch. Seit der Klimawandel aber den hohen Norden viel schneller als den Rest der Welt aufheizt, steigen in dieser Tiefkühl­truhe die Temperaturen. Und zwar nicht nur in der Luft, sondern auch im dauerhaft gefrorenen Boden. Der Eiskeller der Erde beginnt langsam aufzutauen. Und könnte so in einem fatalen Kreislauf das Klima weiter aufheizen.

Schließlich sind die in Sibirien zum Teil mehr als einen Kilometer tief gefrorenen Böden ein kaltes Erbe der Eiszeiten. Noch vor 20.000 Jahren lagen über weiten Teilen Nordamerikas, Europas und einigen Gebieten im Westen von Sibirien mächtige Gletscher. Die Kälte von diesen Eiskappen flutete auch die riesigen Regionen im Norden, die nicht von Eis bedeckt waren. Trotzdem boomte in diesen kalten Steppen das Leben, dort weideten Wollhaarmammuts, Wollnashörner, Moschusochsen, Saiga-Antilopen, Steppenbisons und Wildpferde. Nach ihrem Tod landeten etliche dieser Tiere und gigantische Mengen der dort wachsenden Pflanzen im Boden, in dem sie bald einfroren.

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Ronald Lehmann | Sa., 21. Mai 2022 - 23:24

Demut & Aktionismus sind so verschieden, wie die Liebe & die Gleichgültigkeit.

Und so wie ein jeder als Einzelner für das tagtägliche handeln Verantwortung trägt, so trägt aber auch die Gesellschaft (feinen Pinkel) für die Rahmenbedingungen Verantwortung für IHR handeln.

Und das geht los mit dem Unwort KLIMANEUTRAL, wo Gas über Dieselschiffe & Kälteanlagen & alles natürlich auch wieder klimaneutral herangeschippert werden soll.
Zumal sind die anderen keine Diktatoren? Ach nein, auf einmal alle gute Bubis bis zur nächsten Schneeballschlacht.

Was ich persönlich nicht nachvollziehen kann, ist folgende Tatsache:
Trotz techn. Entwicklung der letzten 50Jahre hat der durchschnittliche Mensch weniger Lebens-Freizeit & auch nicht mehr Glück zur Verfügung!
Worum wird er weiter ins Hamsterrad eingesperrt & die Geschindigkeit nimmt zu, wenn er von diesen Fortschritt nicht profitiert?????

Aber dort, wo handeln für Mutter Erde gut tun würde, dort sehen wir bewusst weg bzw. es wird kaschiert!

Ernst-Günther Konrad | So., 22. Mai 2022 - 08:57

Ein hochinteressanter Artikel, leicht verständlich und nachvollziehbar. Nur entsprechen Ihre Aussagen nicht dem grünen Narrativ deutscher Politiker. Die Menschen schlechthin sind es und die Deutschen im Besonderen, sind für den Anstieg des CO² verantwortlich. Deshalb muss ja das Klima gerettet werden und das am besten mit Steuern dafür, das wir leben und arbeiten und dabei angeblich das böse CO² vermehren. Deshalb ist es wichtig, den Staat und sein Volk auf allen Ebenen einzubremsen und mit unbewiesenen und lenkenden politischen Fantasien zur Umkehr des "Klimawandels" zu bewegen. So sehr Ihre Aussagen für mich richtig sind, desto weniger interessiert es die Politik, die gegen naturgegebene Veränderungen in lächerlicher Weise sich selbst die Luft zum Atmen nimmt. Das Klima hat sich seit Entstehung der Erde gewandelt und wird es weiter tun. Dennoch glauben die religiösen Fanatiker der Grünen der Natur vorzuschreiben, wie sie sich verändert. Mal sehen was Wind und Sonne dazu sagen.

Achim de Jong | So., 22. Mai 2022 - 09:02

Es gibt auf dieser Erde weder einen Thermostaten noch einen Hygrometer.
Wir leben in einer Warmzeit innerhalb einer Eiszeit. Und mag der Autor, in seinem blühenden Garten umschmeichelt vom lauen Frühlingswind, in romantischen Bildern von Großtieren auf eisiger Steppe schwärmen, so ist doch der Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Luft von fast Nichts auf etwas Mehr, und der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um läppische 1,5 C unser geringstes Problem.
Alle Hochkulturen sind aufgeblüht, als es warm war und untergegangen, als es kalt wurde.
Das Klima wandelt sich immer, und das fordert Anpassungsleistungen vom Menschen. Ändern werden wir daran nichts. Fragen Sie mal die Eichen Ihres Vertrauens, oder die Tomaten in Ihrem Garten, was sie von einem höheren CO2 Gehalt der Luft und wärmeren Temperaturen halten.
Die Meinung von Rentieren und Polarfüchsen wird überbewertet.

Fritz Elvers | So., 22. Mai 2022 - 18:17

mit Russland sollte ungeachtet des Krieges ungehindert weitergehen bzw. umgehend wieder aufgenommen werden.

Ich dachte immer, das sei Konsens, wie eben auch auf der ISS.

Auch sollten Wissenschaftler von den absurden kriegerischen Handlungen freigestellt sein. Das sollten die Irren dieser Welt doch unter sich ausmachen, ohne denkende Menschen damit zu behelligen.

Übrigens, ein sehr aufschlussreicher Artikel, obwohl das Forum offenbar wenig Wissensgewinn davon hatte.