
- Verdammte Jugendsünden
Der neuen Sprecherin der Grünen Jugend fliegen derzeit alte Tweets um die Ohren. Dabei ist Sarah-Lee Heinrich nicht die erste und wird auch nicht die letzte öffentliche Person sein, die sich für Vergangenes im Netz rechtfertigen muss. Um der Empörungsspirale zu entkommen, hilft nur eins: mehr Ignoranz.
Im zarten Alter von 14 Jahren musste ich eine Nacht auf einer Polizeiwache schlafen. Die Beamten hatten mich zuvor mit zwei Mädchen gleichen Alters auf einem Parkplatz entdeckt. Wir hatten beschlossen, die Nacht durchzumachen. Und ich war dumm genug, den Polizisten von unserem Plan zu erzählen. Meine Ehrlichkeit kostete mich nicht nur eine vielleicht ziemlich aufregende Nacht, sondern meine Mutter auch viele Nerven, als sie morgens den Anrufbeantworter abhörte. „Hier spricht die Polizeidirektion Landsberg am Lech, wir haben ihren Sohn.“ Manche werden mit Kaffee geweckt, andere mit einem Anruf der Polizei. Teenager sind wahrlich kein Segen.
Hinterher ist man immer schlauer, will ich damit sagen. Vor allem, wenn das Vorher in die Pubertät fällt. Dieses eine Erlebnis war freilich nicht die einzige Dummheit, die sich meinem jugendlichen Leichtsinn zurechnen lässt. Daher, Gott sei Dank, bin ich froh, dass es Ende der Neunziger, Anfang der Zweitausender noch kein Twitter gab und auch sonst kein nennenswertes soziales Medium, über das ich mich hätte blamieren können. Meine verdammten Jugendsünden sind nur Notizen in meinem Kopf und in den Köpfen derer, die dabei waren. Und weil das so ist, bin ich vielfach fein raus.