Wissen ist Macht und Computermodelle ein bisschen Wahrsagerei / dpa

Computermodelle und ihre vermeintliche Unfehlbarkeit - Das Orakel der Moderne

Computermodelle haben sich in Wissenschaft, Technik und zunehmend auch im gesellschaftlichen Leben fest etabliert. Doch blindes Vertrauen bei Laien und starre Modellgläubigkeit bei Experten führen auch zu politischen Fehlentscheidungen oder direkt ins ökonomische Desaster.

Bernd Simeon

Autoreninfo

Bernd Simeon forscht und lehrt als Mathematikprofessor an der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU). Seine Thesen speisen sich aus Erfahrungen, die er in zahlreichen interdisziplinären Projekten bei der Entwicklung numerischer Simulationsverfahren gewonnen hat. Zum gleichen Themenkreis erscheint demnächst sein Buch „Die Macht der Computermodelle: Quellen der Erkenntnis oder digitale Orakel?“.

So erreichen Sie Bernd Simeon:

Am 16. März 2020 veröffentlichte Neil Ferguson mit seiner Arbeitsgruppe am Imperial College in London einen Bericht, der eine Simulation der gerade heraufziehenden Corona-Pandemie zum Inhalt hatte. Für Europa wie auch die Vereinigten Staaten prognostizierte das Computermodell binnen weniger Wochen ein horrendes Infektionsgeschehen und enorm hohe Opferzahlen.

Im Nachhinein stellte sich dies als weit übertrieben heraus, aber die im Bericht als unbedingt notwendig erachteten Maßnahmen, darunter Schulschließungen und das starke Herunterfahren des öffentlichen Lebens, dienten den Regierungen weltweit als Entscheidungsgrundlage für unverzügliches und drastisches Handeln. Das verwendete Computermodell enthält die stattliche Anzahl von 940 Parametern, von denen in jenem Anfangsstadium der Pandemie die wenigsten auch nur näherungsweise bekannt waren.

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Tomas Poth | Mo., 6. März 2023 - 16:07

Das CO2-Computermodell zum Klimawandel, der menschengemachte Klimawandel, das ist so ein Modell, das, zu mindestens in Deutschland, ins ökonomische Desaster führt.

Wer stoppt unsere Dummköpfe in Politik und Medien, die Orakel- und Modellgläubigen, unser Land mit Windmühlen und Solarpaneelen gegen die Wand zu fahren?

Der Wähler muß es tun, wohl an bei den diesjährigen Landtagswahlen, stoppt die rotgrünen Spinner.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 6. März 2023 - 16:09

Danke für diesen anregenden Beitrag. Die Aussage von Churchill hat offenbar weiterhin Gültigkeit: "Wir werden mit großer Wahrscheinlichkeit die alten Fehler nicht mehr machen, aber wir werden mit ebenso großer Wahrscheinlichkeit jede Menge neuer Fehler machen".

Hans Jürgen Wienroth | Mo., 6. März 2023 - 16:36

In der Technik werden Computermodelle i. d. R. durch Versuche verifiziert, sofern möglich. Oft dienen dazu Teilmodelle, die zu einem Ganzen zusammengesetzt werden, jedoch immer noch mit Unsicherheit belastet sind. Je ferner der Modellentwickler vom Thema entfernt ist, je weniger die Theorie sich verifizieren lässt, umso schlechter das Modell. Da die Unsicherheiten jedes Modells mit der Komplexität stark zunehmen, wendet man in der Technik zusätzlich eine systematisierte Risikoanalyse mit Fachleuten an und verifiziert diese sich durch Produktbeobachtung.
All das scheint bei den Klimavorhersagen nicht zu geschehen, man gründet sie auf ein 150 Jahre altes Modell, dessen Komplexität man nicht verstanden hat, aber Änderungen genau prognostizieren kann. Aufgrund dieses Modells zerstört man die Wirtschaft eines Landes, baut die Energieversorgung um, ohne den Einfluss dessen zu kennen oder auch nur ins Kalkül zu ziehen.
Das ist wie Roulette: Alles auf die „0“. Das Risiko kann jeder abschätzen.

Prof. Dr. Dr. Ulrich Derigs | Mo., 6. März 2023 - 16:41

Hinter dem in der Coronakrise häufig verwendeten Credo „Follow the Science“ stand präziser formuliert die noch weiter verengende Forderung „Follow the Model“. Nun muss man sich jedoch insbesondere, wenn die Modelle oder besser die Ergebnisse der Modellrechnungen so schwerwiegende Handlungen empfehlen, deren Konsequenzen sich nicht einfach operativ evaluieren (=falsifizieren) lassen - Erkenntnis durch Theorie und Experiment -, zuvorderst klarmachen, dass Modelle stets Konstruktionen (!) sind, die die subjektive Sicht des Modellierers auf das was man so salopp mit „Wirklichkeit“ bezeichnet repräsentieren (sollen). Es handelt sich also gerade nicht um ein „programmierte (s) Nachbilden der Wirklichkeit“, wie Sie schreiben.
Problematisch ist auch nicht der durch die Komplexität der Modelle resultierende enorme Rechenaufwand, sondern die immanente Subjektivität des Modells und die oft nicht präzise Nachvollziehbarkeit der angewendeten Algorithmik. Und diese Problematik der selbsternannten „

H.Stellbrink | Mo., 6. März 2023 - 16:49

"All models are wrong, but some are useful." (George E. P. Box). Nach eigenen Erfahrungen mit mathematischer Modellierung von Infektionsprozessen muss ich verschämt feststellen, dass man in der Tat bei geschickter Wahl der Eingangsparameter den Elefanten mit dem Rüssel wackeln lassen kann. Da die meisten modellierten Vorgänge in einem hohen Maße von komplexen wechselwirkenden Wahrscheinlichkeiten abhängen, sind viele Modelle nicht die Stromkosten wert, die ihre Berechnung erforderte. Sie weisen oft nur darauf hin, dass es erstens anders kommen kann und zweitens als man denkt.

Walter Bühler | Mo., 6. März 2023 - 17:17

Dieses Motto von Karl Popper ist mir beim Lesen eingefallen.

Im komplexen Leben der Moderne helfen uns Computermodelle beim Lösen von komplexen Problemen. Sie sind " ... wie Leitstrahlen, die ein Objekt oder unbekanntes Gelände abtasten. Sie zeigen Pfade in die Zukunft auf.

Dabei fokussieren sie nur auf bestimmte Ausschnitte der Realität, bilden aber deren wesentliche Eigenschaften ab und repräsentieren eine mittlerweile unverzichtbare Quelle der Erkenntnis, für neue Technologien wie auch für belastbare gesellschaftliche Weichenstellungen."

Sie entlasten uns also keineswegs völlig von der Aufgabe, am Ende selbst Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen zu müssen! Das Risiko bleibt.

Wer glaubt, sich im modernen Schlaraffenland GANZ auf Maschinen, Programme und einige wenige Experten verlassen zu können, ist auf dem Holzweg.

Man muss aber alles tun, damit es in Deutschland weiterhin Menschen gibt, die solche Systeme erstellen können.

Mathematik ist und bleibt wichtig!

Sonntag, Manfred | Mo., 6. März 2023 - 17:38

Vielen Dank für diesen außergewöhnlichen und guten Artikel. Im Bereich der Politik (z.B.: Pandemie) werden mit rechnergestützten Simulationen Ergebnisse für Manipulanten "errechnet" um "Beweise" zu schaffen welche es nicht gibt und geben kann, die aber politisch gewollt sind. Wir kennen alle noch die Aussagen der Frau Prof. Brinkmann bezüglich Covid und der zugeordneten Genspritze. Jetzt stellt sich heraus das alles Budenzauber war. Die Pfizer Files belegen jetzt, dass wahrscheinlich ein Verbrechen gegen die Menschheit begangen wurde, das in seinem Ausmaß präzedenzlos ist (https://www.achgut.com/artikel/die_pfizer_files). Wer verifiziert und validiert eigentlich noch in der Wissenschaft? Bei der mRNA Spritze wurde offensichtlich gelogen und betrogen, die Modelle errechneten Lockdowns wie gefordert, der PCR Test ist untauglich und bei den Klimamodellen sind Wunschdenken und Panik die wesentlichen Eingabeparameter.
Noch Fragen, Kienzle?

Urban Will | Mo., 6. März 2023 - 18:32

spiel – in der Skepsis, Diskussion oder gar – siehe Sokrates – offener Dialog gefragt sind.
Wann der Punkt da war, wo sich die Wissenschaft der politischen Dogmatik unterwarf, weiß ich nicht so genau.
Aber es ist nun so und was Corona über einen gewissen Zeitraum, ist das Klima für eine ganze Epoche. Die nächsten Jahre wird für viele Staaten, in denen die Politik sich voll und ganz dem Klima – Thema ergeben zu haben scheint, was nichts anderes heißt, als dass gewisse politische Kreise die Macht, die einem das lemminghafte Hinterherrennen fast der gesamten Öffentlichkeit hinter der Klima – Hysterie gibt, voll und ganz ausnutzen, gravierende Veränderungen bringen. Die irrsinnige EU wird sich wirtschaftlich daran zugrunde richten, allen voran wieder mal D.
Man wird erfolgreiche Technik vernichten, unbezahlbare Bauvorschriften erlassen, große Teile d Bevölkerung in die Zahlungsunfähigkeit schicken.
Am Weltklima ändern wird sich: NICHTS.
Viele wissen das und rennen trotzdem mit d Herde.

Ernst-Günther Konrad | Di., 7. März 2023 - 08:17

Es wird der Tag kommen, da bricht die Computerwelt zusammen. Warum? Es braucht Strom und die gerade die Ampel ist dabei uns den Stecker zu ziehen. Es muss wahrscheinlich so kommen, damit auch denen der Saft ausgeht.

Walter Bühler | Di., 7. März 2023 - 11:40

Antwort auf von Ernst-Günther Konrad

Lieber Herr Konrad, jedes Wunder, das der Mensch vollbringt, hat auch eine Achillesferse. Kein menschliches Wunderwerk kann vollkommen sein. Und trotz Verwendung vieler (und schwerer) Steine sind schon viele Kulturen untergegangen.

Aber es stimmt - es ist schwer vorstellbar, wie irgendwelche späteren Kulturen einmal eine Archäologie unserer Kultur betreiben wollen, wenn wir unser gesamtes kulturelles Können und Wissen in die bizarre Welt der Cloud exportieren.

Den gegenwärtigen Bedeutungsverlust der Bibliotheken erlebe ich deshalb durchaus als gefährlich.

Michael Kohlhaas | Di., 7. März 2023 - 09:19

...mit dem oligoprenen Sektierertum der Grünen in allen Ebenen Deutschlands wirtschaftlicher Untergang...

Wie ruiniert man z.B eine gesunde Firma...?
- durch saufen, das geht am schnellsten
- mit Glücksspielen, das ist am nachhaltigsten
- und durch Computer, das ist am sichersten