
- Schlechte Verlierer
Verschwörungstheorien, Drohungen und große Forderungen: Das Merz-Lager in der CDU gibt nach der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer zur Vorsitzenden keine Ruhe. Damit aber gefährden sie den Erfolg der Partei
Zu den Zumutungen der Demokratie gehört es, dass es am Ende eines Wahlkampfes nicht nur Sieger, sondern auch Verlierer gibt. So gleich alle Beteiligten im Verfahren behandelt werden, so gerecht die Regeln auch sein mögen, am Ende wird abgestimmt. Und nur mit Demut vor dem Souverän lässt sich diese Zumutung ertragen – sowie mit dem Wissen, dass es auch anders herum hätte kommen können. Dass die Sieger auch die Verlierer hätten sein können und die Verlierer die nächsten Sieger sein könnten. Vor allem dann, wenn das Ergebnis so knapp ist wie bei der Wahl der neuen CDU-Vorsitzenden. Wobei, so knapp war es dann auch wieder nicht. Eine Stimme kann in der Demokratie den Ausschlag geben, bei der Wahl von Annegret Kramp-Karrenbauer waren es bei insgesamt 1001 Stimmen immerhin 35 Stimmen, beziehungsweise ein Vorsprung von 3,5 Prozentpunkten. Man könnte also auch von einem eindeutigen Votum der Delegierten sprechen.
Doch das politische Theater, das die Anhänger von Friedrich Merz in der CDU derzeit aufführen, zeigt, dass es auch schlechte Verlierer gibt, die genau diese Demut nicht aufbringen. Was wurde in den vergangenen Tagen alles an Argumenten gegen den Ausgang der Vorsitzendenwahl bei der CDU und gegen die Siegerin Annegret Kramp-Karrenbauer vorgetragen. Das Mikrofon sei leise gestellt worden bei der Rede von Friedrich Merz und die Fragen an Annegret Kramp-Karrenbauer bestellt, die Anhänger von Friedrich Merz hätten in der Parteitagshalle keinen Wahlkampf mehr machen dürfen, und die Anhänger von Annegret Kramp-Karrenbauer hätte im Wahlkampf unvorteilhafte Geschichten über den Konkurrenten verbreitet.