
- Alles Nazis außer Mutti
Markus Söder rückt die FDP in die Nähe der AfD, weil die Liberalen Angela Merkel Panikmache vorwerfen. Eine durchschaubare Attacke des bayerischen Ministerpräsidenten, die am Ende nur den politischen Gegner stärkt.
Markus Söder war einmal Generalsekretär. In solch einem Parteiamt ist kein Platz für Zimperlichkeiten, da heißt es einzudreschen auf den politischen Gegner. Und zwar gern auch mit einer Wortwahl, die nicht für das diplomatische Parkett ersonnen wurde. Aber Söder ist eben seit 13 Jahren kein Generalsekretär mehr, sondern seit März 2018 bayerischer Ministerpräsident. Und außerdem seit bald zwei Jahren Vorsitzender der CSU. Dennoch scheinen bei aller selbstauferlegten Zurückhaltung seine alten Haudrauf-Reflexe manchmal zurückzukehren – zumindest in angespannter Lage. Souverän wirkt das nicht, insbesondere vor dem Hintergrund möglicher Kanzlerschaftsambitionen.
Was ist passiert? Nachdem FDP-Vizechef Wolfgang Kubicki einen für ihre Verhältnisse dramatischen Corona-Appell der Bundeskanzlerin als „Verzweiflungstat“ bezeichnet hatte und Angela Merkel vorwarf, sie verbreite Angst und Schrecken, sah Söder offenbar seine Zeit gekommen: „Es gibt nicht nur die AfD, [sondern] auch andere politische Kräfte, die tagtäglich versuchen, die gesamten Maßnahmen zu relativieren und die Bevölkerung nahezu aufzurufen, nicht mitzumachen“, ereiferte sich der bayerische Alleinherrscher gestern vor einem Partei-Meeting. Und weiter: „Ich rufe nochmal ausdrücklich die FDP auf, zu überlegen, ob ihr Kurs, den sie sich gemeinsam mit der AfD auferlegt haben, wirklich der richtige ist.“