
- „Ohne jeden Anstand“
Bei „Hart, aber fair“ wird am Montagabend versucht, eine mögliche Ampel-Koalition zur natürlichsten Sache der Welt schönzureden. Und der alte FDP-Kämpe Gerhart Baum schilt die Union für den schlechten Umgang mit ihrem eigenen Kanzlerkandidaten. Immerhin gibt es auch die eine oder andere realistische Einsicht.
An der Zusammensetzung mancher Talk-Runden im deutschen Fernsehen kann man mitunter ermessen, wie bei den einzelnen Parteien die Lage gerade ist. Insofern war „Hart, aber fair“ an diesem Montagabend sehr aufschlussreich: keine Teilnehmer von CDU und SPD, die Grünen entsenden einen im Rest der Republik weitgehend unbekannten Landespolitiker (Felix Benaszak aus NRW). Und im Namen der FDP durfte das sozialliberale Urgestein Gerhart Baum noch einmal ins Scheinwerferlicht traben. Anders gesagt: Mehr war für Frank Plasberg nicht zu holen.
Warum nicht? Die CDU, wenn sie überhaupt gefragt worden ist, befindet sich in einer derart schlimmen Lage, dass sie auf gar keinen Fall irgendwelches Spitzenpersonal damit beauftragt, sich vor laufenden Kameras für das aktuelle Chaos zu rechtfertigen. Die Union kann bei allem was sie tut einfach nur verlieren und hat dies mit einem Restbestand an Professionalität sogar erkannt. Sozialdemokraten, Liberale und Grüne hingegen befinden sich derzeit in erfolgsversprechenden Sondierungsverhandlungen und werden einen Teufel tun, diese durch irgendwelche vorschnellen Statements zu gefährden. Die Tatsache, dass aus den Lagern der drei potentiellen Ampel-Partner nichts nach außen dringt, soll ja gerade von den Medien und der Öffentlichkeit als Signal der staatstragenden Ernsthaftigkeit gelesen werden. Wie weit es damit her ist, steht auf einem ganz anderen Blatt.