
- Reicht die Luft für den Höhenflug?
Martin Schulz hat in die politische Landschaft eingeschlagen wie ein Kugelblitz. Die SPD wirkte zunächst wie berauscht, doch schon im Saarland folgte der erste Dämpfer. Droht jetzt der Absturz? Oder hält der Höhenflug an? Cicero hat die Thermik um den Kanzlerkandidaten geprüft
Manchmal ist nichts so alt wie das Cover des vorigen Heftes. „Wozu noch wählen?“ stand auf dem Titel der Februarausgabe von Cicero. Eine Wahlurne war zu sehen, in die man reinwerfen konnte, was man wollte. Heraus kam immer eine Merkel.
So war die Lage in Deutschland. Und dann wurde mit einem Schlag alles anders. Der Verzicht von Sigmar Gabriel auf die Kanzlerkandidatur und den SPD-Vorsitz erwies sich als disruptive Tat. Martin Schulz hat in die politische Landschaft eingeschlagen wie ein Kugelblitz. Mit einem Mal sieht die sichere Siegerin vergleichsweise alt aus, müde und abgekämpft. Und ein SPD-Apparatschik aus Brüssel – Glatze, Bart, Kassengestell – ist plötzlich die heißeste Nummer des ganzen Politikbetriebs.
Wofür steht Schulz eigentlich?
Was ist passiert? Was hat die Sozialdemokraten wie auf Droge gesetzt? Was lässt Martin Schulz in den Meinungsumfragen zu einem Höhenflug ansetzen, wie er noch nie zuvor beobachtet wurde? Und was ist mit der CDU los, die über Wochen wie in Schockstarre verharrte? Könnte es sein, dass sich in Wahrheit schon länger eine Wechselstimmung breitgemacht hatte, ein Überdruss an der Kanzlerin, den nur niemand wahrnahm, weil Sigmar Gabriel immer an ihrer Seite war und daher als Alternative nicht infrage kam? Vor allem aber: Wofür steht der Mann eigentlich, den man bisher nur als denjenigen kannte, der Silvio Berlusconi im EU-Parlament einmal den Marsch geblasen hat?
Für Antworten auf diese Fragen habe ich mich in den vergangenen Wochen auf eine Reise durch Deutschland gemacht, in dem nach dem Saarland noch zwei Landtagswahlen in Schleswig-Holstein am 7. Mai und dann vor allem in Nordrhein-Westfalen am 14. Mai zeigen werden, ob die Luft schon wieder raus ist. Oder ob die Thermik Martin Schulz weiterträgt. So viel sei verraten: Ich habe gemerkt, dass ich alt geworden bin. Weil ich mich an 1994 erinnert gefühlt habe – und manchmal auch an 1998.
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