
- Ein politisches Trauerspiel
Die CDU/CSU nimmt ihre Aufgabe als Oppositionspartei nicht ernst, indem sie für die Bundespräsidentenwahl keinen Gegenkandidaten zu Frank-Walter Steinmeier aufstellt. Einzig die Linke hält diese demokratische Gepflogenheit aufrecht.
Von der Linken lernen, heißt nicht zwangsläufig siegen lernen. Aber die CDU/CSU könnte bei der Linkspartei durchaus Anschauungsunterricht nehmen, wie man das Beste aus einer aussichtslosen Situation macht. Die Linke verfügt in der Bundesversammlung, die den Bundespräsidenten wählt, lediglich über 71 der 1472 Stimmen. Aber sie geht mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen: dem parteilosen Arzt und Hochschullehrer Gerhardt Trabert. Der hat sich in seiner Heimatstadt Mainz und weit darüber hinaus einen Namen gemacht als selbstloser Helfer von Obdachlosen und Flüchtlingen.
Natürlich handelt die Linke mit dieser Nominierung nicht selbstlos. Der Kandidat will seine Kandidatur nutzen, „um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in diesem Land hinzuweisen“. Das ist ganz im Sinne der um ihr Profil als Anwalt der „Mühseligen und Beladenen“ bangenden Linkspartei, die es nur dank dreier Direktmandate wieder in den Bundestag geschafft hat.
Die Wahl des Bundespräsidenten wird durch eine solche aussichtslose Kandidatur keineswegs entwertet. Im Gegenteil. Die Linke verhindert sogar, dass dem Einheitskandidaten von SPD/Grünen/FDP/CDU/CSU lediglich ein mehr oder weniger rechtsradikaler Bewerber der AfD entgegentritt. Zu einer echten Wahl wird die Veranstaltung am 13. Februar dadurch nicht. Immerhin wird so dem in der Bevölkerung weitverbreiteten Eindruck entgegengewirkt, „die da oben“ steckten ohnehin alle unter einer Decke.