Der Plenarsaal des Deutschen Bundestages ist im Sucher einer TV-Kamera zu sehen / picture alliance

Demokratiepädagogik - Lernen am (schlechten) Beispiel

Demokratien sehen sich weltweit neuen Bedrohungen ausgesetzt. Bereits an den Schulen sollen unsere Kinder daher zu guten Demokraten erzogen werden. Doch diese naive politische Idee gerät schnell an ihre Grenzen, wenn Politiker ihre demokratische Vorbildfunktion missachten.

Autoreninfo

Ewald Kiel ist Ordinarius für Schulpädagogik an der LMU München und war Direktor des Departments für Pädagogik und Rehabilitation sowie Mitglied des Universitätssenats. Zur Zeit ist er Dekan der Fak. 11 der LMU.

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Demokratie ist in der Krise! Steven Levitsky und Daniel Ziblatt gehen der Frage nach, so ihr Buchtitel, „Wie Demokratien sterben. Und was wir dagegen tun können“. Der US-Historiker Timothy Snyder titelte sogar noch vor dem Ukrainekrieg ähnlich: „Der Weg in die Unfreiheit. Russland, Europa, Amerika“. Demokratie-Indizes sehen seit den 2000er Jahren Rückschritte, was die Umsetzung demokratischer Prinzipien anbelangt.

Die Nachrichten lehren uns, dass in Staaten wie z.B. Israel, Polen und Ungarn an den Grundfesten demokratischer Werte gerüttelt werde. Alle genannten Staaten strebten auf die eine oder andere Weise danach, die Gewaltenteilung, seit Montesquieu eines der zentralen Prinzipien demokratischen Denkens, zumindest einzuschränken, indem sie die richterliche Unabhängigkeit beschränken.

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Jens Böhme | So., 2. Juli 2023 - 16:38

Das eine ist die Theorie. Das andere die Praxis. Wenn man Wahlen rückgängig macht (Thüringen), versprochene Neuwahlen nicht stattfinden (Thüringen), Bürger von Wahlen ferngehalten werden (Berlin), falsche Wahlzettel (Berlin) Wahlergebnisse geschätzt werden (Berlin), den Bürgern erklärt wird, man wähle die Falschen (u.a. Sonneberg), Kinder durch Impfung, Isolation und fundamentaler Angstmache krank machen - dann glaubt irgendwann der Nachwuchs, so muss das beste Deutschland, dass es je gab (Bundespräsident 3.10.2020) sein. Da braucht man keine Demokratiepraxisausübung und auch keine graue Theorie lehren.

Gunther Freiherr von Künsberg | So., 2. Juli 2023 - 17:21

hat erkannt: Nichts vereinfacht das Leben so nachhaltig wie die Diktatur.
Deshalb ist Demokratie lernen nicht nur komplizierter und setzt nicht nur Lernfähigkeit voraus. Es muss auch der Wille da sein so etwas Kompliziertes wie Demokratie erlernen zu wollen. Nicht förderlich sind auch Verhaltensweisen von (gewählten) Repräsentanten der Demokratie, die diktaturähnliche oder zumindest als solche empfundene Verhaltensweisen versuchen politisch umzusetzen (Habeck, Graichen, Heizungsgesetz mit der Brechstange). Das Schlimmste aber sind Ideologen die keine andere Meinung zulassen und deshalb sektenähnliche diktatorische Verhaltensweisen an den Tag legen. Dieser Vorwurf trifft diese Politiker, die dem Bürger erhebliche wirtschaftliche Einschränkungen zumuten obwohl bei 100-%iger Klimaneutralität Deutschlands (höchstens 2 % des CO2 Ausstoßes) sich am Klima nichts ändern wird. Wer da keine Kompromisse zulässt schadet der Demokratie und gibt kein gutes Beispiel für den Lernwilligen ab.

Walter Bühler | So., 2. Juli 2023 - 19:53

... wird der politische und gesellschaftliche Friede auch heute wieder durch die politische Klasse bedroht, die an der Macht ist.

Nur selten ist es das gemeine Wahlvolk, das Böses will. Gewöhnlich ruiniert das führende Personal selbst das eigene Ansehen, und damit leider auch das Ansehen des Staates. Lautes mediales Geschwätz - gerade wenn es von Moral trieft - kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass schlicht die notwendige Kompetenz, die Begabung oder der ernsthafte Fleiß fehlt, alles Dinge, die zur Leitung großer Organisationen notwendig sind.

Die Ausbildung unserer Berufspolitiker (sprich der Parteifunktionäre) ist offensichtlich miserabel. Dafür sind aber die Universitäten mitverantwortlich, insbesondere die Sozial- und Politikwissenschaften.

Wissenschaftliche Qualifikation muss sich in klarer Orientierung auf die Wahrheit und auf Objektivität zeigen, und nicht in lauten Bekenntnissen zu irgendwelchen "Haltungen" und Ideologien.

Nur an ihren Taten könnt ihr sie erkennen!

Tomas Poth | So., 2. Juli 2023 - 20:03

Zwei der Bedrohungen kommen direkt aus der UN:
- unverantwortlicher Umgang mit wissenschaftlichen Arbeiten und einseitige Festlegung auf einen angeblich ausschließlich menschengemachten Klimawandel!

- unverantwortlicher Umgang mit dem Coronavirus!

Beides zerstört die Demokratie von innen heraus. Große Vermögen steuern über die UN, NGO's und Medien die Märkte, um ihr Kapital und die Profite daraus zu abzusichern.

Ein weiteres Problem ist die Chinaisierung der westlichen Demokratien. China mit seinem wirtschaftlichen Erfolgsmodell, bei gleichzeitiger Beschränkung der Freiheitsrechte, animiert den "Westen" es gleich zu tun.
Corona war der Anfang, CO2-Totalitarismus wird ein weiterer Schritt sein die Demokratien auf den Müllhaufen der Geschichte zu entledigen.
Das ist Alternativlos, Merkel war der Vorläufer.

Zu guten Demokratien erziehen heißt zukünftig:
Die Wissenschaft und die sie vertretenden/lenkenden Parteien haben immer Recht, du bist nur ein kleines Licht und hast zu folgen.

Wilhelm Herbst | So., 2. Juli 2023 - 22:54

Demokratieerziehung geschieht dadurch, dass Kinder lernen, wie man sich vorbildlich verhält. Dazu gehört, den eigenen Kindern das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. So lernt man Toleranz und Beachtung der voraussetzungslosen Menschenwürde. Das Kind sieht aber auch, dass das Geschwisterchen ebenso willkommen ist. Hier wird kein kleiner Prinz, keine kleine Prinzessin erzogen, sondern ein Bruder, eine Schwester, der bzw. die auch aufpassen oder zurückstecken muss. So wird Verantwortung, Fairness und Frustrationstoleranz gelernt. Ebenso gehört dazu, der oder dem lieben Kleinen zu spiegeln, wenn das gezeigte Verhalten wünschenswert oder daneben ist. So werden Maßstäbe erworben und eingeübt. Unmoral im Politischen ist zeitlos und muss aufgedeckt und geahndet werden. Natürlich werden auch aus der großen Politik gute wie schlechte Vorbilder generiert. Die weit wirksamste Prägung für die Demokratie geschieht im ersten Bewegungsraum des Individuums, in der Familie lernt man Grundsätzliches.

ich kann nur zustimmen.

Der Schulunterricht kann jedoch manchmal auch zu einer guten Erziehung beitragen, wenn Lehrer eine gute Beziehung zum Kinde aufbauen können und in ihrem alltäglichen Verhalten wirkliche Vorbilder für Moral und Toleranz sind.

Vorgedruckte Zettel oder Bildchen an der Wand (oder im Mitteilungsheft) und vorformulierte Texte im Munde des "professionellen" Lehrers bewirken bei den Schülern dagegen nur Missmut, Verdruss und Langeweile - jedenfalls keine Toleranz oder Moral, auch wenn auf den Zetteln und in den mündlichen Phrasen tausendmal davon die Rede sein sollte.

Ingo Frank | Mo., 3. Juli 2023 - 05:41

Ist der Moral gewichen. Und die Moral bestimmt das Grün Linke Spektrum. Bestes Beispiel: die Begründung des Durchpeitschen des GEG durch die Grüne Fraktionsvorsitzende gestern Abend in
heute direkt.
Wir haben längst große Teile unserer Demokratie aufgegeben und Schuld ist der satte, sich für nichts interessierende Wähler.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik