
- Die Akte Abou-Chaker
Der Prozess gegen Ex-Bushido-Manager Arafat Abou-Chaker verdeutlicht das Ringen der Ermittler mit den arabischen Clans. Es geht um Drogen- und Waffenhandel, Zuhälterei, Schutzgelderpressung, Geldwäsche. Und das Gewerbe hat feste Regeln, da ist man ganz deutsch
Wie getrieben hetzt der Angeklagte über den Gerichtsflur. Die Augen huschen wütend hin und her, fixieren Justizbeamte, Journalisten, Passanten; sein Gesicht wird erhellt durch Kamerastrahler und Blitzlicht. Er stürmt in den Gerichtssaal. Man ahnt: Hier geht es um einen Angriff statt um Reue und Demut. Arafat Abou-Chaker steht nicht zum ersten Mal als Angeklagter vor dem Berliner Amtsgericht Tiergarten. Rechtskräftig verurteilt wurde der Clan-Pate nie. Ermittler sehen den Grund darin, dass er Anwälte bezahlen kann, die ein Honorar von 300 Euro die Stunde oder mehr berechnen, und sich Zeugen vor einer Aussage gegen ihn ängstigen. Verhandelt wird an diesem Tag also mehr als eine Gewalttat: Arabische Clans sind eine Metapher geworden für den schwachen Staat, der vor kriminellen Migranten einknickt. Ein Prozess als Politikum – der Rechtsstaat gegen seine ärgsten Herausforderer. Eigentlich können alle Beteiligten dabei nur verlieren.
Was Arafat Abou-Chaker (42) vorgeworfen wird: Er soll am 7. März 2018 in einer Praxis für Physiotherapie Streit mit dem Hausmeister gehabt haben, weil der ihn nicht grüßte. „Kurze Zeit später stach der Angeschuldigte dem Zeugen B. grundlos mit zwei Fingern in dessen Augen“, heißt es in der Anklageschrift. Zudem soll Abou-Chaker den Mann per Kopfstoß und Tritten so traktiert haben, dass der eine Platzwunde und einen Nasenbeinbruch davontrug. Kriminologen sagen: Für Gangster fühlen sich solche Momente erst einmal wie kleine Siege an. Ich schlage, also bin ich.