Der ukrainische Präsident Selenskyj auf Truppenbesuch
„Die militärischen Realitäten, die sind nun mal hart“: Der ukrainische Präsident Selenskyj auf Truppenbesuch / dpa

Ukraine-Krieg - „Der Krieg lief für die Ukraine noch nie so gut wie jetzt“

Vor wenigen Wochen standen die russischen Truppen noch vor Kiew. Mittlerweile haben sich die Kämpfe in der Ukraine in den Osten und Süden verlagert. Im Gespräch erklärt der Militärökonom Marcus Matthias Keupp, wo derzeit die entscheidenden Frontlinien verlaufen, warum der Ukraine-Krieg nicht Ursache für den Hunger in der dritten Welt ist, weshalb er ein Öl- und Gasembargo gegen Russland für unsinnig hält und warum es nur eines gibt, was die Ukrainer wirklich brauchen: mehr schwere Waffen.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

So erreichen Sie Ben Krischke:

Marcus Matthias Keupp ist ein deutscher Militärökonom und Künstler, wohnhaft in der Schweiz. Er leitet die Dozentur für Militärökonomie an der Militärakademie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (MILAK), wo er unter anderem Offiziere und Offiziersanwärter schult. Zuletzt sind von ihm die Bücher „Die Illusion der Abschottung: Brexit, Lockdown und die Zukunft“ und „Defense Economics: An Institutional Perspective“ erschienen.

Herr Keupp, in Deutschland wird seit Wochen über den Sinn und Unsinn, die Chancen und Gefahren deutscher Waffenlieferungen an die Ukraine diskutiert. Sie sind im Jahr 2004 in die Schweiz ausgewandert. Wie nehmen Sie diese Debatte von außen wahr?

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Jens Böhme | So., 5. Juni 2022 - 09:48

Nun kommt doch ein Artikel mit Interview im Cicero, wie die Ukrainer, wir Deutschen oder die Russen den Ukrainekrieg gewinnen könnten. Das kommt ähnlich wie damals:"Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt..." und es folgten Siegesmeldungen und heldenhafte Frontgrabenverteidigungen.

Martin Falter | So., 5. Juni 2022 - 15:48

Antwort auf von Jens Böhme

das sie so überhaupt nicht dem Artikel und dessen Tragweite folgen können.....

Jens Böhme | So., 5. Juni 2022 - 19:13

Antwort auf von Martin Falter

Es geht mir um den Teil, wo Frontberichterstattung und Generalstabsstrategien erörtert werden. Dass die deutsche Regierungen nicht regieren sondern hilf- und ziellos agiert (in allen Bereichen), ist ja altbekannt. Und dass ein Großteil der Bevölkerung dies nicht bemerkt und unterstützt - geschenkt.

S. Elsen | So., 5. Juni 2022 - 10:21

„Wenn Ihnen wirklich gelegen ist an ihrer westeuropäischen Werteordnung [sic!] … Denn die Ukrainer führen im Moment den Krieg für den gesamten Westen. Was der für sich so hehr in Anspruch nimmt, wird aktuell in der Ukraine verteidigt.“
Das bedeutet meiner Meinung nach nicht anderes, als daß seit 2014 in der Ukraine ein Proxy War/Stellvertreterkrieg geführt wird, welcher auf einem Argumentum ad populum beruht!?

Kai Hügle | So., 5. Juni 2022 - 10:25

„In Deutschland gibt es außerdem ein sehr großes Reservoir von ‚Putinverstehern‘ und ‚Russlandverstehern‘, die behaupten, dass das ja alles nicht so einfach sei; dass es auch legitime russische Sicherheitsinteressen in Zusammenhang mit dem Überfall auf die Ukraine gebe. Mir wird, ehrlich gesagt, schlecht, wenn ich diese Leute reden höre.“

Da sind Sie nicht der Einzige, Herr Keupp, und stechen damit in dieses Forum wie in ein Wespennest.
Ihre Ausführungen über den desolaten Zustand des russischen Militärs decken sich übrigens mit den Einschätzungen anderer Experten, z. B. Philips O‘Brien, Professor für strategische Studien an der schottischen Universität St. Andrews (in der Süddeutschen Zeitung von gestern): „Sie [die Russen] haben so viele Kampfpanzer und andere Fahrzeuge verloren, dass ihnen schlicht die Möglichkeit fehlt, schnell vorzustoßen. Die Verluste an Fahrzeugen sind extrem. Und sie haben weiter Logistikprobleme.“
Daher gibt es kaum Geländegewinne für Putins Soldateska.

Christoph Kuhlmann | So., 5. Juni 2022 - 10:28

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, nützen Russland die hohen Ölpreise mehr als ihm der EU-Ölboykott schadet. Im Gegenteil durch den Boykott steigen die Rohölpreise noch mehr und die Profite steigen. Es wäre also wesentlich sinnvoller, die Steuereinnahmen, die aus einem Wirtschaftswachstum auf Basis niedriger Energiepreise resultieren in Waffen für die Ukraine anzulegen. Das Problem ist ja, sobald es ein bisschen kybernetisch wird schnallen 90% der Leute ab.

hermann klein | So., 5. Juni 2022 - 10:47

Der Krieg läuft für Karriere von „Wolodimyr, Oleksandrowytsch, Selenskiy“ so gut wie nie.
In allen Medien als Messias gefeuert.
Bevor der russische Einmarsch in die Ukraine erfolgte waren seine Werte als Präsident gewaltig gesunken.
Eine Wiederwahl im nächsten Jahr wäre nach Prognosen aussichtslos - wegen reichhaltige Zerwürfnisse – gewesen.
Ein weiter so, wird für die gesamte Welt ein furchtbares Erwachen geben.

Der " gefeuerte" Messias Selenskiy! Verwechseln Sie, werter Herr Klein ihn nicht mit der Handlung eines amerikanischen Spielfilms? Ein Präsident beginnt einen Krieg um von innenpolitischen Problemen abzulenken. Das würde aber dann viel besser auf den Aggressor passen. Das ist nicht Herr Selinskiy

Armin Latell | Mo., 6. Juni 2022 - 16:51

Antwort auf von Karla Vetter

Putin ist merkwürdigerweise bei seinen Wählern, dem russ. Volk, wesentlich höher im Kurs als hierzulande ein Olaf Scholz oder eines der anderen "Politikschauspieler*innen". Warum wohl? Vielleicht, weil die Russen, im Gegensatz zu Ihnen, wissen, um was es wirklich geht?

Bernhard Homa | So., 5. Juni 2022 - 11:38

mit recht forschem Tonfall. Nur so viel: die Gefahr eines Einsatzes von Nuklearwaffen halten andere MIlitärexperten – auch schon im Cicero interviewt – keineswegs für "völligen Unsinn". Auf die Idee kann man nur kommen, wenn man immer noch an das unveränderliche "Mutual Assured Destruction" des Kalten Krieges glaubt. Als "Militärökonom" sollte man vielleicht mal überlegen, ob sich da nicht inzwischen die Grundlagen deutlich geändert haben ...

Arne Zinner | So., 5. Juni 2022 - 11:44

und wenn das halbe Land verloren ist, wird Selenskyj wahrscheinlich zu dem Schluß kommen, daß er gesiegt hat..

Christoph Schnörr | So., 5. Juni 2022 - 13:02

Vielen Dank. Es wäre schön, wenn diese Stimme auch in der "Mainstreampresse" und "-Talkshows" gehört würde, wo "Faktenfinden" oft auf das Gegenteil hinausläuft.

Monique Brodka | So., 5. Juni 2022 - 14:38

Wenn die Ukrainer die hierher gekommen sind erstmals erfassen was hier abgeht , wie die Politiker sich die Füße abputzen an unserer hochgelobten Demokratie, dann werden Sie gern verzichten auf das Tässchen Kaffee am
Prenzlauer Berg.
Kann gerade aus nächster Nähe beobachten wie groß der Kulturschock ist wenn in West Europa Gestrandete, zwar materiell voll ausgestattet, mit dem Hosenboden auf die hochgelobte Freiheit plumpsen.
Verbote en Regeln in ungekannter Form.
Was mich persönlich unglaublich aufstößt ist dieses Geschwafel über Freiheit, Demokratie und Werte. Etwa die Freiheit sich mit 14 die Gebärmutter heraus operieren zu lassen und die Brüste zu entfernen. Etwa sich „freiwillig“ einen Wirkstoff injektieren zu lassen der unerforscht ist. Etwa, dass der Durchschnittsbürger bald nicht mehr weiß wie er heizen soll oder von A nach B kommt. Etwa, dass in Brüssel und Berlin konsequent das Mitspracherecht des Souveräns ausgeschaltet wird.
Natürliche alles zu unserem Besten! Sonnenklar!

Urban Will | So., 5. Juni 2022 - 16:24

zwar einerseits recht unvermögend agiert, massive Verluste einsteckt, strategisch sehr große Defizite zeigt und somit wohl bald zurückgedrängt werden wird, andererseits aber sieht er im Falle einer Niederlage der Ukraine die Russen weiter gg d Westen voran marschieren.
Und ich frage mich, ob Herr Keupp als Fachmann den Unterschied zwischen einem Einsatz taktischer Atomwaffen und einem weltweiten Atomkrieg zu machen bereit ist. Kennen wird er ihn ja wohl.
Er scheint uns aber glaubhaft machen zu wollen, dass Russland nach solch einem lokal begrenzten Einsatz sofort, also innerh. von 30 min mit einem massiven Gegenschlag d USA zu rechnen hätte (was wiederum zur Auslöschung auch dieser führen würde).
Mit Verlaub, das halte ich nun wiederum für Blödsinn und somit auch die Argumentation von Herrn Keupp in Richtung Abnutzungskrieg für mehr als vage.

Seine Ausführungen zur Ernährungslage (Weizenexporte) und vor allem zu den Sanktionen ggü Russland überzeugen mich allerdings durchaus.

Ingo Frank | So., 5. Juni 2022 - 18:41

wie jetzt.“
So, so, der Krieg mit seiner Zerstörung, den Toten, Verwundeten, auf beiden Seiten läuft gut?
Pardon, dieser Satz ist an Menschenverachtung nicht zu überbieten.
Sind wir Deutschen innerhalb von gut 100 Tagen ein Volk von Kriegstreibern in einem friedliebenden Lang geworden? Ein Volk von Scheinheiligen die russische Energieträger gegen die aus Katar ausgetauschten? Oder Frackinggas aus USA.? Welches vor dem U Krieg verteufelt wurde?
Diese grün rot gelbe Farb- und Politikmischung wird hoffentlich genau so enden wie die Ära Schröder/ Fischer. Das Problem ist nicht das Ende, das Problem ist, wer und mit welchem Personal geht es weiter?
Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Herr Frank - volle Zustimmung
Und da spielt die Flagge für Schütze A auf beiden Seiten keine Rolle!

Wenn die Erden-Menschen aufgewacht wären, würden sie die Staats-Offiziere der Großmächte & Möchtegerne in ein Colosseum unter bringen, wo sie sich dann gegenseitig mal zum Vergnügen der einfachen Soldat auf die Mütze hauen können.

Armin Latell | So., 5. Juni 2022 - 19:35

kam folgendes "Statement":
"Denn die Ukrainer führen im Moment den Krieg für den gesamten Westen. Was der für sich so hehr in Anspruch nimmt, wird aktuell in der Ukraine verteidigt." Warum sehr spät? Ich hätte mir das Weiterlesen sonst erspart. Ein Land , das noch vor einem Jahr als das korrupteste von Europa genannt wurde. Welche Werte es wohl für uns verteidigt? Trotzdem: Dank an Herrn Krischke.

Gerhard Schwedes | So., 5. Juni 2022 - 20:55

Alles sehr überzeugend. Vor allem verblüffen die enormen Detailkenntnisse. Es konsterniert vor diesem Hintergrund umso mehr, dass unsere Regierung so sehr von Dilettanten umgeben zu sein scheint. Den Angsthasen vor den Russen hat Herr Keupp auch kräftig den Pelz gewaschen - völlig zurecht. Eine Wohltat! Als Laie kann man natürlich seine Expertise nicht mit eigenem Faktenwissen belegen. Aber der Artikel mit seinen unglaublichen Detailkenntnissen macht einem Vertrauen, dass da einer nicht herumschwafelt, sondern weiß, was er spricht. Großen Respekt!

Sabine Lobenstein | Mo., 6. Juni 2022 - 10:15

Diese Frage sollte man sich mal stellen. Putin tritt freiwillig beschämt zurück und überlässt Russland den Oligarchen??? Das halte ich für unrealistisch. Putin (ein Diktator) wird das m.E. niemals akzeptieren. Wie sieht hier die Vision von Herrn Krupp aus. Was den Weizen angeht schließe ich mich allerdings an. Die Spekulation mit Lebensmitteln gehört m.E. abgeschafft, dann wäre der Hunger auf der Welt Geschichte. Was das Thema Öl- und Gasembargo angeht, hat er zu 100% Recht. Die Regierung will aber aus Grüner Sicht lieber teure Energiekosten und Verarmung mit der Konsequenz von weniger Konsum. Krieg als Beschleuniger von Grünen Phantasien...

Joachim Kopic | Mo., 6. Juni 2022 - 15:24

Vor allem für Selenkyj, denn ohne Krieg hätte er aller Voraussicht die nächste Wahl verloren ...

Inana | Mo., 6. Juni 2022 - 16:16

Das Problem an solchen Artikeln in Kriegen ist immer eins - es ist immer auch Zeichen von Kriegspropaganda, dass alles so dargestellt wird, als hätte man "schon fast gewonnen" und bräuchte nur noch dies und das - und dann ist der Sieg praktisch da.
Wie die Lage wirklich ist, ist dann teilweise eine andere Frage.
Dazu kommt, dass die Debatte eigentlich auch um etwas anderes geht und das ist, dass manche glauben, dass die Ukraine auch die Krim zurückholen will. Was durchaus Eskalationsgefahren bedeutet.
Der Autor bagatellisiert das, was ich fragwürdig finde.
Außerdem finde ich grenzwertig, dass man - hier bei uns dies oder das nicht sagen dürfte, weil es "defätistisch" wäre.
Das ist wohl kaum eine Basis für eine Analyse.

Hans Schäfer | Di., 7. Juni 2022 - 11:00

Verlängerung des Krieges = Mehr Tote=mehr Leid!

Wie viele weitere Tote halten Sie, für Ihre Mutmaßung,
…dann kommt als Nächstes „VIELLEICHT“
die Schwarzmeerküste dran, Odessa
und der Korridor nach Transnistrien.
Und so weiter….,
für einen solchen Abnutzung-Krieg für akzeptabel?
Unverständlich, so eine mutmaßliche Forderung! Die kann man auch kann nur im stillen Kämmerlein aufstellen.
Wie wäre es, wenn Sie sich für einen sofortigen Waffenstillstand und eine diplomatische Lösung stark machen?
„VIELLEICHT“ könnte man zu einer beiderseitigen akzeptablen vertraglichen Lösung kommen.

Allerdings, eine vertragliche Lösung muss auch für die Zukunft gelten und nicht bei einem
Reg.-wechsel, der in der Regel mit der Verfolgung anderer Interessen verbunden ist, einseitig außer Kraft gesetzt werden.
Wenn Sie verstehen, was ich meine!