Marine Le Pen
Marine Le Pen nach der Verkündung der ersten Hochrechnungen am Sonntag / dpa

Präsidentschaftswahl in Frankreich - Der Kelch

Gerade noch mal gut gegangen. Der bittere Kelch ist vorübergezogen, ohne dass er getrunken werden musste, weder von den Franzosen noch von den Europäern. Emmanuel Macron ist für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt. Nicht strahlend, aber doch mit 17 Prozent Vorsprung vor seiner rechtspopulistischen Gegenkandidatin. Auf seinen Lorbeeren ausruhen darf er sich jetzt allerdings nicht.

Kay Walter

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Kay Walter arbeitet als freier Journalist in Frankreich

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Glück gehabt. Viel Glück. Das muss dazugesagt werden. Mehr, als es der Abstand von 17 Prozentpunkten aussagt. Und das gilt noch am wenigsten für den wiedergewählten Präsidenten selbst. Der hat nämlich – unabhängig davon, wie viele Fehler er sicher auch begangen hat und wie man sein Auftreten bewertet – ganz im Gegensatz zur regelmäßig veröffentlichten Meinung eine ziemlich annehmbare Bilanz seines ersten quinquennats, seiner ersten fünfjährigen Amtsperiode, vorzuweisen, sowohl was die ökonomischen Kennziffern der Wirtschaft als auch die Resultate seiner Sozialpolitik anbelangt.

Zu den Klängen der Europahymne, Beethovens „Ode an die Freude“, zog der wiedergewählte Amtsinhaber gegen 21 Uhr 30, begleitet von Jugendlichen, auf das Champ de Mars, wo seine Anhänger den Sieg feierten. Eine große Geste. Macron ist gerade auch wegen seiner Pro-Europa-Agenda mit einem zweiten Mandat ausgestattet worden.

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Tomas Poth | Mo., 25. April 2022 - 11:15

... zur Reform der EU und des Natobündnisses wurde somit wieder einmal vertagt.
Es darf also weiter aus dem gewohnten bitteren Kelch ausgeschenkt werden.

Günter Johannsen | Mo., 25. April 2022 - 11:23

gegenüber der überbordenden Okkupation islamischer Migranten hat Frankreich gespalten.
Die Islamisten dominieren und terrorisieren in großen Städten wie Marseille inzwischen die einheimische Bevölkerung. Das wird in unserem Land auch passieren (schauen wir auf Bln.-Neukölln; Hamburg; Bremen), wenn die Zuwanderungsströme überwiegend aus islamischen Ländern nicht gestoppt werden!
Den Flüchtlingen aus der Ukraine muss jetzt geholfen werden, dafür muss man endlich die Syrer, Marokkaner, Afghanen ohne Aufenthaltserlaubnis konsequent nach Hause schicken!

Gerhard Lenz | Mo., 25. April 2022 - 11:31

und der braune Kelch ist an Frankreich vorübergegangen.

Gut für Frankreich, gut für Europa, gut für Deutschland.
Die Rechtspopulisten und -extremisten in der AfD und sonstwo werden sich natürlich grämen: Erneut hat es eine Hoffnungsträgerin nicht geschafft.

Frau Le Pens Möglichkeiten zur Zerstörung der EU sind gering. Sie wird auch nicht mehr unbeschwert auf Putins finanzielle Unterstützung zurückgreifen können - was ihre Partei durchaus in Schwierigkeiten bringen könnte.

Dabei ist Macron höchstens mäßig beliebt. Bei den Linken verachtet man ihn wegen seiner marktorientierten Wirschaftspolitik, die Rechten sehen in dem EU-Anhänger naturgemäss den Verräter am Vaterland.

Aber: Die Abneigung gegen Macron wurde noch von der Unlust zu linken Experimenten (mit Melenchon) und der Abneigung gegenüber rechtsextremer Politik (Le Pen/ Zemmour) übertroffen.

Helmut Bachmann | Mo., 25. April 2022 - 12:06

dass der Autor nicht versteht, warum diese dramatische Situation überhaupt entstehen konnte. Le Pen ist nicht die Ursache für die Probleme Frankreichs, sondern ein Symptom. Wenn in diese Richtung nicht nachgebessert wird, dann kommt eben sie oder jemand vergleichbares in 5 Jahren dran. Man kann nicht auf Dauer ungestraft blind linksradikal sein. Ok, in Deutschland schon.

Karl-Heinz Weiß | Mo., 25. April 2022 - 15:52

Antwort auf von Helmut Bachmann

@Herr Bachmann, richtig angemerkt. Mangels intakter Parteienstruktur wählen offenbar viele Franzosen "aus dem Bauch heraus". Der große Staatsführer soll es dann richten. Exemplarisch zeigt sich die Realitätsverweigerung beim Thema Renteneintrittsalter. Das Projekt wird auch diesmal scheitern, denn Macron wird alles daran setzen, als Napoleon IV in die Geschichte einzugehen. De Gaulle sah seine Landsleute immer realistisch: Ein Volk mit 700 Käsesorten kann man nicht regieren.

Bernd Windisch | Mo., 25. April 2022 - 12:42

Diese Floskel kennen wir noch aus der vermerkelten Zeit besonders um 2015.

Nun denn, liebe Franzosen ihr habt gewählt! Jetzt hört gut zu was euch der Grande Marodeur einer ehemaligen französischen Parteienlandschaft zu erklären hat und bisher nicht geschaft hat.

Der mächtigste Mann Europas (deutsche Presse) legt ab sofort wieder Platten auf.

Da können die abgehängten Deutschen nur neidisch zuschauen.

Ich frage mich ob Vertreter der deutschen Schreiberzunft Frankreich in den letzten Jahren einmal besucht haben. Auf der Route des Grandes Alpes kann der Niedergang der "Grande Nation" eindrücklich besichtigt werden.

Bernd Windisch | Mo., 25. April 2022 - 12:42

Diese Floskel kennen wir noch aus der vermerkelten Zeit besonders um 2015.

Nun denn, liebe Franzosen ihr habt gewählt! Jetzt hört gut zu was euch der Grande Marodeur einer ehemaligen französischen Parteienlandschaft zu erklären hat und bisher nicht geschaft hat.

Der mächtigste Mann Europas (deutsche Presse) legt ab sofort wieder Platten auf.

Da können die abgehängten Deutschen nur neidisch zuschauen.

Ich frage mich ob Vertreter der deutschen Schreiberzunft Frankreich in den letzten Jahren einmal besucht haben. Auf der Route des Grandes Alpes kann der Niedergang der "Grande Nation" eindrücklich besichtigt werden.

Ingo Frank | Mo., 25. April 2022 - 14:52

Tja, wenn damit um das Postengeschacher um EU- Vorsitz und Chef der EZB gemeinsam mit der über allen Schwebenden ansieht und die unbezahlbaren (Und wenn bezahlbar, dann möglichst von D) Visionen gemeint sind, sollte er sich weiter ausruhen…. auf den Lorbeeren.
Ich denke mal, der Herr badet sehr lau.
Mit freundlichen Gruß aus der Erfurter Republik

nun machen sie mal nicht den Wehner. Der hatte zunächst Angst, in Moskau als Verräter verhaftet zu werden. Erst als ihm jemand vom KGB versicherte, seine Akte sei geschlossen, lebte er wieder auf und stänkerte gegen seinen Chef, gegenüber Presseleuten in einem sog, Hintergrundsgespräch.

Jedenfalls weiß man nicht von Frau LePen, ob sie nicht als Kind zu heiß gebadet wurde. Bei dem Vater, nicht ausgeschlossen.

Wie auch immer, der Spuk ist vorbei.

Markus Michaelis | Mo., 25. April 2022 - 15:39

der Artikel zählt die guten Gründe auf (hier für LePen), warum die Abneigung groß ist. Das ist auch ok, es gibt gute Gründe.

Meine Frage wäre: jenseits des politischen Bekenntnisses, wen man mag oder nicht mag, wäre es doch interessant zu verstehen, was gesellschaftlich passiert. Ist wirklich alles so sonnenklar, dass alle Menschen in den Grundsätzen einig sind, nur einige zu dumm das zu verstehen, andere zu vernachlässigt um teilzuhaben? Ist das alles?

Herr Walter steht für eine offene Gesellschaft, an der jeder teilhaben soll und kann - nach den universellen Werten, die alle Menschen teilen.

Andererseits findet auch Herr Walter, wie die meisten Menschen, etwa 50% der anderen Menschen (jetzt 41,5%) dumm und/oder zum Kotzen - umgekehrt genauso.

Wäre es da nicht interessant besser zu verstehen, welche verschiedenen Sichtweisen hier aufeinanderstoßen?

Natürlich gibt es die Beispiele der Dummköpfe und Menschenfeinde. Aber reicht das als Erklärung?

... so sehe ich das auch. Und ich sehe auch immer wieder und allerorten, dass von der "offene(n) Gesellschaft, an der jeder teilhaben soll und kann - nach den universellen Werten, die alle Menschen teilen" fast ausschließlich die reden, die entweder immer, lange schon oder halt soeben "oben" sind und an Privilegien aller Art teilhaben, auch wenn nach offiziellen Statistiken gerade auch in den hochentwickelten Ländern immer größere Teile "aller Menschen" hinter die Entwicklung bei den wirklich Reichen zurückfallen und sich mächtige Konzerne und Lobbyverbände immer unverfrorener durchsetzen können. Und das meine ich definitiv nicht aus Neidgründen, sondern vor dem Hintergrund der von Ihnen aufgeworfenen Fragen.

Sabine Lehmann | Mo., 25. April 2022 - 18:13

Viel übrig blieb ja nicht von Emmanuels "en marche". Die eine Hälfte der Franzosen wartet noch heute auf die Umsetzung, die andere war eh dagegen und wollte in die entgegengesetzte Richtung marschieren. So hätte man LREM schon längst um deklinieren können in "LMAA".
So hinterlässt diese Wahl die bittere Erkenntnis eines zutiefst gespaltenen Frankreichs, denn 42 % der Franzosen wollten statt Macron lieber nach rechts mit Le Pen. Das wäre das krasse Gegenteil von Macron, das wäre eher die französische Variante des Brexits. Womit die französische Nation besser fährt, wird sich zeigen. Zumindest sollte man es vor allem als Journalist unterlassen fast jeden zweiten Franzosen zum Depp zu erklären, nur weil diese eine Le Pen gewählt haben! Das nennt man Demokratie!
So bleiben uns zumindest die herrlichen Sketche mit Kroymann, die als "Bridschitte" ihren Emmanuel abends nach seinen Hausaufgaben fragt. Nur leider klingelt im entscheidenden Moment immer Emmanuels Handy und Angela ist dran;-)

peter luders | Mo., 25. April 2022 - 18:43

Es ist schon erstaunlich, dass in keinem dt. Medium, weder Presse, Funk, noch TV, und trotz der zahlreichen Menge von Journalisten vor Ort der Name "Jean Luc Melonchon" so gut wie nie auftaucht; Le Pen, Le Pen, Rechtsextremismus, Putin Freundin... Vom linksextremistischen Populisten Melonchon und seiner Partei "La France Insoumie" wird in den dt. Medien so gut wie nie berichtet. Dieser hat aber die grosse Chance bei den anstehenden Parlamentswahlen als Sieger hervorzugehen und dann wird nicht nur in Frnkreich, sondern auch D'land Katerstimmung herrschen... Mit Macron als Präsident ist das generelle über der "Extremen" noch lange nicht vom Tisch...

Karla Vetter | Mo., 25. April 2022 - 19:04

Oder doch besser regieren? Das Misstrauen vieler Franzosen gegenüber der städtischen Eliten ist groß. Die Diskrepanz zwischen Stadt und Land eklatant. Man muss kein Le Pen-Freund sein um das zu erkennen. Wenn auch ihre Putinnähe und Deutschfeindlichkeit abstoßend ist, die im Moment regierende Arroganzia a la Macron ist es auch. Solange man nur als Absolvent einer Elitehochschule überhaupt präsentabel ist, ändert sich da wohl auch nichts.