Metropolit Onufrij
Der moskautreue Metropolit Onufrij überraschte mit einer Ansprache, in der er den russischen Einmarsch verurteilte / dpa

Orthodoxe Kirchen in der Ukraine - Einheit in der Spaltung

Putins Rechnung ist nicht aufgegangen. Er dachte, dass die russischen Truppen auf eine kampfunfähige ukrainische Armee und auf eine demoralisierte Zivilbevölkerung treffen würden. Es kam aber anders: Die ukrainische Bevölkerung stellt sich hinter ihre Führung. Und die in der Ukraine vertretenen orthodoxen Kirchen stehen an der Seite ihres Volkes.

Autoreninfo

Nathan Giwerzew ist Journalist in Berlin.

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Die ganze Welt blickt in diesen Tagen auf die Russisch-Orthodoxe Kirche. Ihr Oberhaupt, der Moskauer Patriarch Kirill, versteht den aktuellen Krieg aber nicht einmal als einen Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Für den früheren KGB-Offizier ist er vielmehr ein interner Konflikt innerhalb der „Rus“. Die Russische Föderation wird daher gar nicht erst als Aggressor im Krieg gegen die Ukraine benannt. Stattdessen macht er ominöse „böse Kräfte“ verantwortlich, die „immer gegen die Einheit der Rus und der Kirche gekämpft“ hätten – und deren baldigen Untergang er sich herbeiwünscht. Man braucht nur eins und eins zusammenzuzählen, um zu verstehen, wer damit gemeint ist: Wenn die Ukraine Teil der von ihm beschworenen „Rus“ ist, setzt er die prowestlich eingestellten Ukrainer mit den ominösen „bösen Kräften“ gleich, für deren Untergang er betet. Auch wenn er für ein Ende des Blutvergießens plädiert: Deutlicher könnte in religiöser Sprache die Parteinahme für den Kreml kaum ausgedrückt werden.

Die ukrainischen Kirchen stehen derweil alle gegen den „brudermörderischen“ russischen Einmarsch zusammen. Das ist gerade deshalb nicht selbstverständlich, weil sich vor drei Jahren innerhalb der Ukrainischen Orthodoxen Kirche ein Schisma vollzogen hat. Um dessen Wurzeln zu verstehen, lohnt es sich, zunächst einen Blick 30 Jahre zurück zu werfen.

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Christa Wallau | Di., 1. März 2022 - 14:46

Artikel, der Nationalismus gesehen wird, sogar bei Kirchenmännern. Da erscheint es als ganz selbstverständlich, daß, wie es im Tex heißt: " ...ukrainische Nationalisten ... Kirchen des moskautreuen Patriarchats überfallen hätten".
In D dagegen wird jeglicher Nationalismus als schlimmste Bedrohung f. den Staat angesehen.

Treuebekundungen der Kirchenführer zu eigenen Regierungen in allen Kriegen sind beileibe nichts Neues.
Dabei gehörten gerade s i e längst auf den Schrottplatz der Geschichte. Kirchen haben sich r a u s zu halten aus der Politik, ob russisch oder ukrainisch orthodox, ob katholisch oder evangelisch!

Gläubige Menschen beten für den FRIEDEN, und die Vertreter der Kirchen sollten nichts anderes tun. Allenfalls als neutrale Friedensvermittler (wenn man sie denn ruft) dürften sie auftreten.

Wer - wie jetzt die ukrainischen Metropoliten -
im Krieg behauptet "Wir haben die Wahrheit auf unserer Seite" ist in meinen Augen kein Mann Jesu Christi, sondern ein Aufwiegler.